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Veröffentlicht am 18.04.2017

Enttäuschend

AchtNacht
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Wie so viele hat auch mich die Beschreibung von "AchtNacht" sofort an "The Purge" erinnert - hierbei handelt es sich um eine 2013 gestartete Filmreihe, die bis jetzt drei Teile umfasst. Tatsächlich gibt ...

Wie so viele hat auch mich die Beschreibung von "AchtNacht" sofort an "The Purge" erinnert - hierbei handelt es sich um eine 2013 gestartete Filmreihe, die bis jetzt drei Teile umfasst. Tatsächlich gibt Sebastian Fitzek sowohl in seiner Vorrede als auch in der Danksagung an, dass er sich von diesen Filmen hat inspirieren lassen. Warum? Das Grundprinzip ist einfach faszinierend: Um die Kriminalitätsrate niedrig zu halten, führt die USA eine alljährliche 12-stündige „Säuberungs-Nacht“ durch, in der alle Verbrechen inklusive Mord legal sind. Polizei, Feuerwehr und Krankenhäusern sind nicht mehr erreichbar und nur die allerhöchsten Regierungsbeamten unantastbar. Das soll den Bürgern die Möglichkeit geben, ihre Probleme zu lösen oder einfach mal ihrem gewalttätigen Trieb nachzugeben, ohne mit einer Strafe rechnen zu müssen.

Ich jedenfalls bin ein riesengroßer Fan dieser Filmreihe, habe alle Teile im Kino und noch mehrmals zu Hause gesehen und warte schon sehnsüchtig auf die nächste Fortsetzung.

Kommen wir jetzt aber mal zurück zu "AchtNacht" und der ersten ernüchternden Erkenntnis: Das Buch spielt im ersten Jahr der Durchführung, die Todeslotterie ist also noch sehr unbekannt. Die meisten Menschen halten sie für fake, weil sie von einem unbekannten Internetbetreiber und nicht von der Regierung selbst organisiert wird. Noch dazu, muss man sich als Jäger anmelden und 10€ bezahlen, um später überhaupt für die Siegprämie in Frage zu kommen. Das heißt der Satz "Sie haben 80 Millionen Feinde." ist absoluter Schwachsinn, es sind höchstens ein paar Tausend.
Natürlich ist es super, dass Sebastian Fitzek wirklich seine eigene Geschichte geschrieben hat - und nicht nur das Szenario aus den USA nach Deutschland verlagert hat - aber spannungsmäßig reicht sie leider nicht annähernd an "The Purge" heran.

Auch nicht erwartet habe ich dieses ganze Drumherum: Auf den ersten 80 Seiten wird der Leser eigentlich nur in das erfolglose Leben des ersten Hauptprotagonist Ben eingeführt. Er schwimmt ständig im Selbstmitleid und zeigt ausschließlich unsympathische Charakterzüge, aber das ist erstmal nebensächlich. Viel mehr gestört hat mich dieser Schreibstil mit den ausführlichen Beschreibungen. Ich könnte Euch jetzt sicherlich an die 20 Straßennamen in Berlin aufzählen, nur weiß ich leider nicht, wofür die wichtig sind. Außerdem gibt es unglaublich sinnlose Gesprächsthemen, die sicher einiges an Recherche benötigt haben, aber einfach langweilig sind. Gegen Ende habe ich ganze Absätze überlesen.

Ein weiterer Kritikpunkt sind die verschiedenen Erzählperspektiven: Der Leser schlüpft sowohl in den Körper von Ben und Arezu - dem weiblichen Lotterieopfer -, als auch in den von Polizisten und Jägern. Leider haben mich deren Geschichte überhaupt nicht interessiert, sondern nur meinen Lesefluss gestört. Hinzukommend wirkte die Erzählgeschwindigkeit nicht rund: Manche Szenen kamen mir zu lang vor, andere hingegen wurden zu kurz abgehandelt, sodass ich nie in die Geschichte reinfinden konnte. Immer dann wenn es mal spannend wird, hört ein Kapitel auf und die Auflösung wird erst viel später in einer kurzen Zusammenfassung geschildert.

Zu guter Letzt hat mich der Mix aus allen möglichen Gesellschaftsproblemen gestört: Egal ob Mobbing, Suizid, Magersucht, Fakenews im Internet, skandalsüchtige Reporter, Ausländerfeindlichkeit oder Prostitution - Sebastian Fitzek muss wirklich alles kurz erwähnen und kritisieren. Weshalb nur? Auf mich wirkte das total gekünstelt und konstruiert, da Ben und Arezu für nichts eine Lösung finden.

Insgesamt war die Enttäuschung also mehr als groß. Ich habe mich unglaubliche 1,5 Wochen an diesem dünnen Buch aufgehalten und war mehrmals kurz vorm Abbruch. Auch wenn ich nicht viele Vergleichsmöglichkeiten habe, muss ich mich jetzt einfach entscheiden und vergebe knappe 2 Sterne.

Veröffentlicht am 13.04.2017

Tolle Unterhaltung mit viel Abwechslung, 4,5 Sterne

Königreich der Schatten: Die wahre Königin
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Aufmerksam geworden bin ich auf dieses Buch nicht nur wegen des kontrastreichen Covers - das perfekt zur Story passt - sondern auch aufgrund der Autorin. Bis jetzt habe ich nur eine Erfahrung mit Sophie ...

Aufmerksam geworden bin ich auf dieses Buch nicht nur wegen des kontrastreichen Covers - das perfekt zur Story passt - sondern auch aufgrund der Autorin. Bis jetzt habe ich nur eine Erfahrung mit Sophie Jordan gemacht, aber "Infernale" gehört zu meinen absoluten Lieblingsdystopien. "Die wahre Königin" geht nun eher in die fantastische Richtung, aber ich wurde trotzdem nicht enttäuscht, denn der Weltenentwurf ist wirklich genial: Eine Sonnenfinsternis, die seit Jahren andauert; Kreaturen namens Finsterirdische, die Menschen fressen; Riesenfledermäuse, die ein unheilbares Fieber über die Welt bringen; und am unheimlichsten: Menschen, die rein gar nichts Menschliches mehr an sich haben. Relhok ist ein unbarmherziger Ort, an dem nur die Grausamsten überleben können. Man kann das jetzt sehen wie man will, aber mich hat dieses brutale Bild sofort in den Bann gezogen.

Das nächste Abwechslung findet sich in unserer Hauptprotagonistin Luna, der seit ihrer Geburt das Augenlicht fehlt. Sie selbst empfindet ihre Blindheit nicht als Schwäche, denn ihre übrigen vier Sinne können alles ausgleichen. Von außen betrachtet ist sie fast ein ganz normales Mädchen, weshalb ich im Übrigen tatsächlich erst nach ca. 50 Seiten verstanden habe, dass sie nicht sehen kann.

Auch charakterlich ist sie eine wirklich außergewöhnliches junge Person. Sie ist manchmal naiv und kindisch, aber gleichzeitig unglaublich mutig. Empathie und Mitleid sind ihr nicht fremd - was sie eindeutig von ihren Artgenossen unterscheidet. Genau deswegen möchte ich an dieser Stelle nochmal den Vergleich zum Cover heranziehen: Meiner Meinung nach ist Luna die blühende Blume, das Licht im Dunkeln, der Weg in eine bessere Zukunft. Sie hat die Macht etwas zu verändern, denn sie ist die Königin von Relhok und bereitet sich darauf vor, den unrechtmäßigen Kanzler vom Thron zu stürzen. Er hat ihre Eltern vor 17 Jahren umgebracht und stellt den - zugegebenermaßen etwas blassen - menschlichen Antagonist dar.

Fowler stellt einen krassen Gegensatz zu Luna da: Er ist ein Krieger, tödlich und gefährlich, zum Töten bereit. Anfangs verachtet er sie für ihre Gefühle, sie begegnen sich gegenseitig in ständigen Konflikten. Ihre Beziehung entwickelt sich daher extrem langsam, aber ich habe diese vorsichtigen Annäherungen genoßen. Der Schreibstil ist nämlich sehr emotional und die Spannung entwickelt sich auf mehreren Ebenen, da im Hintergrund immer Lunas Geheimnis schwebt, dass durch ihre Adern adliges Blut fließt.

Zurückblickend muss ich trotzdem sagen, dass es im Buch kleine Längen gibt. Luna und Fowler befinden sich fast die ganze Zeit auf einer Reise, die nicht allzu viele Höhepunkte bietet. Nicht alle Wendungen haben mir zu Hundert Prozent gefallen, das "Gesamtergebnis" ist jedoch schön und die Geschichte schließt mit einem fiesen Cliffhanger ab, der Lust auf mehr macht.


Fazit:
Fans von Sophie Jordan und auch allen anderen kann ich sagen: Lest dieses Buch! Mich jedenfalls hat die düstere Atmosphäre mit dem erschreckenden Menschenbild sofort gefesselt. Ich habe mich sehr gefreut, zwei so gegensätzliche Protagonisten, die sich miteinander und füreinander entwickeln, auf ihrem Weg begleiten zu dürfen und fiebere nun der Fortsetzung entgegen. Einen halben Stern Abzug gibt es für die kleinen Längen im Mittelteil, die aber gut verwundbar sind.

Veröffentlicht am 23.03.2017

Deutlich schwächer als Band 1 "Zorn und Morgenröte"

Rache und Rosenblüte
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Wer sich besser in der Welt der Jugendbücher auskennt, weiß, dass "Zorn und Morgenröte" eine Geschichte ist, die stark polarisiert. Viele Leser fanden sie viel zu kompliziert und langatmig, aber ich zähle ...

Wer sich besser in der Welt der Jugendbücher auskennt, weiß, dass "Zorn und Morgenröte" eine Geschichte ist, die stark polarisiert. Viele Leser fanden sie viel zu kompliziert und langatmig, aber ich zähle nicht zu dieser Sparte. Ganz im Gegenteil, ich war nach 100 Seiten komplett überzeugt, konnte das orientalische Feeling genießen und habe 5 Sterne vergeben. An dieser Stelle würde ich gerne behaupten, dass es mir neun Monate später mit der Fortsetzung genauso erging - aber das wäre gelogen. Ich habe erwartet, dass der Einstieg schwer wird, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass er sich so unglaublich lang ziehen wird. Nicht nur, dass während des gesamten ersten Drittels rein gar nichts passiert, es gibt auch einfach keine Erinnerungsstützen. Wenn Autoren entscheiden, eine Reihe zu schreiben, müssen sie die Bücher entweder kurz hintereinander veröffentlichen oder Rückblicke einbauen. Renée Ahdieh konnte leider keine dieser beiden Aufgaben bewältigen und so hat es mich wirklich Überwindung gekostet, dass Buch nicht vorzeitig abzubrechen.

Nachdem die erste Hälfte also wirklich holprig war, entdeckte ich endlich das Licht am Ende des Tunnel:. Sharzad vertraut sich ihrer Schwester Irsa an, kurz darauf kommt es zu einem phänomenalen Zusammentreffen aller wichtigen Charaktere, wobei einer von ihnen schwer verletzt wird. Das Eis war endlich gebrochen, es kam Spannung auf und ich verspürte den Drang, weiterlesen zu wollen - und das hat sich zum Glück bis zum Ende des Buches nicht wieder geändert. Ganz besonders habe ich mich darüber gefreut, dass Shazi ihre Magie trainiert und der Fantasyanteil mehr Platz einnimmt.
Am Ende wird es dann so richtig dramatisch und ich musste meinen Tränen mehr als einmal freien Lauf lassen. Auch wenn es zu einer ungewohnten Problemverlagerung kommt und plötzlich nicht mehr der Fluch den "Feind" darstellt, empfand ich die letzten Kapitel als durchaus würdig. Sie sind sehr passend, besonders für eine Reihe, bei der so viel Wert auf Emotionen wie Wut und Rache gelegt wird.

Beim Schreibstiel bin ich ebenfalls zweigeteilter Meinung: Einerseits mag ich die verschiedenen Erzählperspektiven, denn so konnte ich die inneren Konflikte jedes Protagonisten mitverfolgen. Besonders die Monologe von Tarik sind total genial, denn sie zeigen, wie scheiße sich ein Nebencharakter fühlen kann, obwohl sich die Hauptgeschichte eines Buches positiv entwickelt. Außerdem würde ich seine Gedankengänge als sehr anspruchsvoll, metaphorisch und bildgewaltig beschreiben, was andererseits aber auch ablenkend wirken kann. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sich Renéeh Ahdieh selbst noch nicht entschieden hat, was sie eigentlich erzählen möchte und deshalb versucht, die Seiten mit schönen, aber leeren Worten zu füllen. So kam der wirkliche Inhalt nicht bei mir an und ich musste Abschnitte mehrmals lesen und verstand trotzdem nicht alles. Auch die Kulisse ist nicht ganz so überzeugend wie in Band 1, da eine Wüste nun mal nicht so viel Schönheit und Abwechslung bietet wie ein Khalifenpalast.

Im Gegensatz dazu möchte ich aber unbedingt die Entwicklung der Charaktere loben. Shazi und Charzad sind erwachsen geworden, kümmern sich nun rührend umeinander und übernehmen Verantwortung. Es gibt eine leichte Annäherung zwischen Chalid und Tarik, die aber keinesfalls zu übertrieben ist. Ihre Dynamik liegt genau in der Mitte zwischen Hass und Akzeptanz, was zu der berühmt-berüchtigte "Ruhe vor dem Sturm"-Atmosphäre beiträgt. Außerdem war ich wirklich begeistert, Shazis Familie kennenlernen zu dürfen, da in Band 1 ständig über sie geredet wird. Besonders Irsa entwickelte sich zu einer meiner Lieblingsprotagonisten, wenn nicht sogar zu der Lieblingsprotagonistin.

Fazit:
Wer den ersten Band "Zorn und Morgenröte" schon nicht mochte, sollte von diesem Buch unbedingt die Finger lassen. Die verwirrenden Beziehungen und der anspruchsvolle Schreibstil treten noch mehr in den Vordergrund und verhindern den Lesespaß über die gesamte erste Hälfte. Danach wird das Buch von Seite zu Seite besser, aber auch das dramatische und emotionale Finale kann nicht alles wieder ausbügeln. Ich behalte die bittersüße Liebesgeschichte zwischen Sharzad und Chalid im Orient als sehr positiv in Erinnerung, aber werde diese Reihe wohl nie wieder lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Gefühle
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Originalität
Veröffentlicht am 20.03.2017

Typische Fortsetzung, die durchaus gut ist, aber nicht so auftrumpfen kann wie sein Vorgänger

The Sleeping Prince - Tödlicher Fluch
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Nur fünf Monate nach "Goddess of Poison - Tödliche Berührung" lag auch diese Fortsetzung in meinem Briefkasten und ich war sofort hin und weg. Das Cover ist unglaublich schön, weshalb ich das Buch noch ...

Nur fünf Monate nach "Goddess of Poison - Tödliche Berührung" lag auch diese Fortsetzung in meinem Briefkasten und ich war sofort hin und weg. Das Cover ist unglaublich schön, weshalb ich das Buch noch am gleichen Tag anlesen wollte. Aus 20 Seiten sind dann aber ganz schnell 100 geworden und mein ursprüngliches Buch musste ich erstmal ein paar Tage abbrechen. Das lag zum einen daran, dass im Prolog die "wichtigste" Sage der drei Königreiche wiederholt wird und den Leser so sofort fesselt, und zum anderen, kaum Erinnerungen an den Vorgänger benötigt werden. Die Katastrophe ist eingetreten, der Schlafende Prinz ist erwacht und König Merek und sein Reich sind ihm bereits zum Opfer gefallen. Das Buch wird also aus der Sicht einer ganz anderen Protagonistin erzählt und ich könnte mir gut vorstellen, dass es auch ganz ohne Vorkenntnisse, losgelöst lesbar wäre.

Errin lebt in Tregellan und als erstes ist mir aufgefallen, wie stark sich dieses Land von Lormere unterscheidet. Ein Rat regiert und die Bevölkerung glaubt vorrangig an die Wissenschaft und Vernunft. Trotzdem werden die Geschichten aus Band 1 ausgebaut, denn wenn eine fünfhundert Jahre alte Mythengestalt auferstanden und benachbarte Landstriche komplett in Schutt und Asche zerlegt hat, kehren auch unkonventionelle Menschen zurück zu ihren Wurzeln. Die düstere Märchenatmosphäre war somit nahezu perfekt, auch wenn ich zugeben muss, dass ich nicht immer alles verstanden habe. Die Erzählungen rund um Aurek, Aurelia und ihren Nachfahren haben meiner Meinung nach noch einige Lücken, die ich mir selbst zusammenreimen musste. Natürlich ist es nicht schlecht, wenn der Leser auch mal gefordert wird, aber manchmal hätte ich mir einfach gewünscht, dass Errin die entscheidenden Fragen stellt. Ich denke aber, dass wir hier auf Besserungen in Band 3 hoffen können.

Auch Errin selbst ist ganz anders als Twylla. Sie ist ein einfaches Mädchen aus dem Volk und hält sich mit dem Verkaufen von harmlosen Heilkräutern bis hin zu tödlichen Giften über Wasser. Ihre Mutter hat eine außergewöhnliche Krankheit, wodurch wirklich Spannung aufkommt, denn man weiß nie, was ihr als nächstes passieren wird. Melinda Salisburys Schreibstil ist dabei sehr flüssig, aber das wirklich Besondere sind die Rückblicke, die sie immer wieder einbaut. Der Leser kann Errin unglaublich schnell kennenlernen und nachvollziehen, wie sie so geworden ist, wie sie nun mal ist, da es Sprünge zurück zu den prägnantesten Szenen ihrer Kindheit gibt. Dieses Schreibprinzip ist meiner Meinung nach richtig genial.

Neben Errin gibt es eigentlich nur noch einen wichtigen Charakter. Silas lebt in ihrem Dorf und rettet sie immer wieder aus der Not. Ihn umgibt bis zum Ende eine geheimnisvolle Aura, was zwar weiter Spannung aufbaut, ihn aber auch sehr undurchschaubar macht. Ehrlich gesagt konnte ich nicht ganz nachvollziehen, was Errin so anziehend an ihm findet. Alle anderen Charaktere spielen nur kurzzeitig eine Rolle, aber besonders als ein paar aus Band 1 aufgetaucht sind, habe ich mich wirklich gefreut. Ich will nicht verraten, wen der Leser wiedertreffen darf, aber es gibt ein paar tolle Heldenmomente.

Insgesamt muss ich trotzdem sagen, dass mich der Vorgänger mehr begeistern konnte. Das royale Feeling fehlte mir ein wenig, da Errin und Silas durchs Land reisen und sich nur in Wäldern, Höhlen und schmutzigen Hütten aufhalten. Es gibt keine prunkvollen Bälle, Palastintrigen oder politische Machtspielchen. Außerdem empfand ich manche Entwicklungen als einen Tick zu langsam und vorhersehbar. Ab und an habe ich mich einfach an andere Jugendbücher erinnert gefühlt, dabei war Band 1 eines der originellsten Bücher, das ich je gelesen habe. Das Ende und besonders der Prolog haben es dann aber wieder richtig in sich, sodass ich nun auf den finalen Band der Trilogie hinfiebere. 

Fazit:
Dies ist eine typische Fortsetzung, die durchaus gut ist, aber nicht so auftrumpfen kann wie sein Vorgänger. Es gibt einfach ein paar kleine Schwächen, die für sich genommen überhaupt nicht schlimm wären, aber zusammen zum Abzug eines Sternes führen. Die Erklärungen rund um den Schlafenden Prinz und seine Erben hätten etwas ausführlicher sein können, der männliche Hauptprotagonist charakterstärker und die Handlungen origineller. Trotzdem gebe ich eine große Leseempfehlung, denn die gefährliche Märchenatmosphäre und das Schreibprinzip machen dieses Buch ganz besonders. Ich fühlte mich durchgängig gut unterhalten und freue mich nun auf Band 3.

Veröffentlicht am 20.02.2017

Eine einzigartige Idee, die leider zu sehr durch eine unglaubhafte Lovestory verdrängt wird - 3,5 Sterne

Wir zwei in fremden Galaxien
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Noch selten hat mir die Psychologie eines Buches so gut gefallen, noch selten war ich so begeistert von einer geschaffenen Welt. Die Menschheit hat sich eine Lösung einfallen lassen, wie sie weit entfernte ...

Noch selten hat mir die Psychologie eines Buches so gut gefallen, noch selten war ich so begeistert von einer geschaffenen Welt. Die Menschheit hat sich eine Lösung einfallen lassen, wie sie weit entfernte Ziele erreichen kann: Ein autonomes Generationenschiff, auf dem momentan 2000 Personen wohnen, deren einziger Lebenssinn darin besteht, sich fortzupflanzen. Sie werden nie etwas anderes sehen als Metall und Glas, dürfen keine eigene Kultur gründen und müssen sich stattdessen durch Bücher, Filme usw. immer wieder vorhalten, wie toll es auf der Erde ist. Ihre Vorfahren haben entschieden und ließen ihren Nachfahren somit keine Chance. Sie wissen ja noch nicht einmal, ob ihr Endstation noch existiert und wenn ja, was sie dort vorfinden werden. Diese Vorstellung fand ich wirklich erschreckend! Ich fühlte mich oftmals an meinen Astronomieunterricht in der Schule zurückversetzt, wo wir gelernt haben, wie langsam selbst modernste Spaceshuttle sind und wie unendlich groß das Universum ist. Das Licht von Sternen oder anderen Himmelskörpern, das wir heute empfangen, wurde ja schon vor Jahrhunderten losgesendet.

Natürlich ist es da nur logisch, dass einige Passagiere unglücklich, ja fast schon lebensmüde sind. So auch Seren, denn sie kann mit ihrer eintönigen und sinnlosen Situation nicht umgehen, was ich gut nachvollziehen konnte. Für mich war sie eine ganz besondere Hauptprotagonistin, denn sie ist eigensinnige und kritisch. Sie sagt, was sie denkt und haut oftmals Bemerkungen raus, bei denen ich mir nur dachte "Oh nein, das hat sie jetzt nicht wirklich gesagt - oder?!". Da konnte ich doch glatt darüber hinwegsehen, dass sie gleichzeitig manchmal sehr naiv und unüberlegt handelt.

Auch wenn man es bei dem Klappentext nicht vermutet, lernt Seren Domingo erst am Anfang des Buches kennen und der Leser kann bzw. muss live dabei sein, wie sie sich verlieben. Ab jetzt liegt der Fokus auf ihrer Liebesgeschichte und ich muss zugeben, dass mich das etwas gestört hat. Es gibt genügend tolle Liebesromane und dafür hätte Kate Ling keine so überwältigende Kulisse gebraucht. So sehr ich auch versucht habe, ist es mir nicht immer gelungen, die beiden auszublenden und mich mehr auf die Ventura zu konzentrieren. Noch dazu wo ihre Dialoge zu übertrieben und dramatisch, zu kitschig und oberflächlich sind - ich war einfach nicht in der Lage, sie ernst zu nehmen. Außerdem blieb mir Dom zu blass. Ich weiß nicht wieso, aber ich konnte ihn kein bisschen einschätzen. Gerade deshalb habe ich mich nicht "mitverliebt", obwohl das so wichtig gewesen wäre.

Ansonsten fand ich den Schreibstil faszinierend. Er ist ernüchternd, melancholisch und total fesselnd. Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive erzählt und es gibt lange Sätzen, in denen Seren ihre Gedanken immer und immer wieder wiederholt, was sie für mich menschlich machte. Außerdem wird Spannung aufgebaut, durch die versteckten Hinweise, das es da noch ein großes Geheimnis geben muss. Die Kapitänin der Ventura hat irgendetwas zu verbergen und was das ist, kommt erst sehr spät ans Licht. Am Ende gibt es noch einen kleinen Cliffhanger, der Lust auf mehr macht. Ich freue mich auf Band 2 dieser Saga!

Fazit:
Eine einzigartige Idee, eine überwältigende Kulisse, eine Hauptprotagonistin mit eigener Meinung und ein faszinierender Schreibstil - all das bietet wirklich viel Potenzial. Trotzdem gibt es einen großen Schwachpunkt: Die Themenauswahl. Ich hätte viel lieber mehr über die Ventura erfahren, doch das Buch dreht sich konsequent fast nur um die Beziehung zwischen Seren und Dom. Liebesgeschichten gibt es wie Sand am Meer und die meisten sind deutlich glaubhafter als diese hier. Schade, aber ich muss leider eineinhalb von fünf Sternen abziehen und erhoffe mir für Band 2 deutlich mehr Action und Science-Fiction.

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