Profilbild von libri-amici

libri-amici

Lesejury Star
offline

libri-amici ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit libri-amici über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.01.2018

Die Süße und die Bitternis der Liebe – wie untrennbar sind sie doch miteinander verbunden!

Die Oleanderfrauen
0

Die Süße und die Bitternis der Liebe – wie untrennbar sind sie doch miteinander verbunden!

„Wir Terhovens in der weiblichen Linie sind Oleanderfrauen. Jede von uns musste lernen, das zur Süße der Liebe ...

Die Süße und die Bitternis der Liebe – wie untrennbar sind sie doch miteinander verbunden!

„Wir Terhovens in der weiblichen Linie sind Oleanderfrauen. Jede von uns musste lernen, das zur Süße der Liebe auch viel Bitternis gehört. Es ist wie in der alten Geschichte von Hero und Leander – die, die wir wirklich lieben, sind für uns unerreichbar.“

„In dieser anmutigen Pflanze wohnt der Tod. Sie ist immens giftig, die Blätter, die Blüten, die Wurzeln, einfach alles. Die Bitternis neben der Süße. Manche Leute behaupten ja, genau das sei das Charakteristikum der Liebe – die bei aller Schönheit stets auch sehr gefährlich sein kann.“

Sophie Terhoven ist siebzehn und führt als Tochter eines einflussreichen Kaffeebarons ein komfortables Leben in der elterlichen Villa in Hamburg. Ihre wunderschöne elegante Mutter Delia widmet sich bevorzugt ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen, ihr Vater Friedrich geht seinen Geschäften nach. Die unkonventionelle Sophie genießt ihren großen Freiraum, ihre beiden besten Freunde sind Malte Voss und Hannes Kröger. Während sie im feinsinnigen, sensiblen und äußerst intelligenten Malte eher einen engen Vertrauten und Kumpel sieht, wurde aus ihrer innige Kinderfreundschaft mit Hannes im Verlauf der Jahre die große Liebe ihres Lebens. Als unehelicher Sohn der Köchin der Familie Terhoven ist der charismatische junge Mann mit dem unwiderstehlichen Lächeln als Heiratskandidat jedoch völlig indiskutabel. Die beiden Liebenden leiden unter dieser Situation, ihr einziger Kontakt besteht in heimlichen Treffen im Gewächshaus zwischen den duftenden Oleanderpflanzen. Ein folgenschweres Ereignis sorgt schließlich dafür, dass Sophie und Hannes ihre Liebe nicht mehr verheimlichen können…

Teresa Simon erzählt in diesem prachtvollen Familienepos die Geschichte der Terhovens, umrahmt von den tragischen Ereignissen der Vorkriegszeit in Deutschland. Hierbei werden unter anderem auch der Fackellauf der Olympischen Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen, die Olympischen Sommerspiele in Berlin, die Unterdrückung und Verfolgung der Juden und anderer Minderheiten sowie der Ausbruch des spanischen Bürgerkrieges thematisiert. Die Autorin präsentiert einen von äußerst authentischen Figuren und ausgezeichnet recherchierten historischen Fakten getragenen Roman, der durch seinen einnehmenden Schreibstil und eine wunderschöne Sprache punktet.

Die Haupthandlung besteht aus zwei parallelen Erzählsträngen, die gegen Ende hin zusammengeführt werden. Während sich der erste Strang mit den Ereignissen der Gegenwart befasst, in der die dreißigjährige Barista Jule Weisbach um den Fortbestand ihres kleinen Cafés kämpft, handelt der zweite Strang von den Ereignissen der Vergangenheit, welche in Form von Tagebucheinträgen der Sophie Terhoven nach und nach aufgerollt werden. Durch diese sukzessiven Enthüllungen entsteht ein hoher Spannungsbogen, der konstant aufrecht gehalten wird.

Die Autorin hat sowohl ihre Hauptakteure Jule, Sophie und Hannes, als auch die zahlreichen Nebenfiguren äußerst detailliert und authentisch gezeichnet. Meine ganz besondere Sympathie galt dem Lyrik- und Swingfan Malte Voss, der Sophie in aufrichtiger und rückhaltloser Freundschaft zugetan war. Bei den Ereignissen in der Gegenwart zählte Johanna Martens zu meinen favorisierten Nebenfiguren. Die unverheiratete ältere Dame findet unter dem Gerümpel auf dem Dachboden ein altes Tagebuch, dessen Inhalt sie nicht mehr loslässt – und das letztendlich ihr Leben verändert. Neben einigen weiteren Statisten spielt der attraktive, eiskalte und äußerst gefährliche SS-Offizier Hellmuth Moers eine bedeutende Rolle, er fungiert zudem als Antagonist dieses Buches.

Neben dem beeindruckenden Inhalt und einer übersichtlichen Gliederung besticht auch die optische Aufmachung dieses Buches. Eine vom Betrachter abgewandte elegant gekleidete Frau blickt zu einer wunderschönen Villa inmitten einer prachtvollen Gartenanlage, umgeben von zarten rosafarbenen Oleanderblüten. Der Autorenname wurde in warmen Rottönen dargestellt, der Buchtitel lenkt durch seine zentral platzierten erhobenen Lettern in dunkelroter glänzender Farbe die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich.

Mein einziger Kritikpunkt ist die Wahl der Schriftform bei der Darstellung der Tagebucheinträge der Sophie Terhoven. Die festgehaltenen Gedanken der Protagonistin werden im Buch als "steile, bisweilen schwer leserliche Jungmädchenschrift" beschrieben - und genau so wurde diese Schrift seitens Verlag auch dargestellt. Diese Authentizität geht jedoch leider zu Lasten der Leser. Da den Tagebucheinträgen viel Raum gewidmet wurde, gestaltet sich die Lektüre dieser Passagen auf längere Zeit gesehen als ziemlich anstrengend.

Fazit:

Teresa Simon hat mir mit dieser imposanten Familiengeschichte ein exquisites Lesevergnügen mit großen Emotionen und sehr hohem Spannungsfaktor bereitet. Ich möchte dieses Buch jedem Leser mit einem Faible für niveauvolle Familien- und Liebesromane und ausgezeichnet recherchiertem historischen Hintergrund ans Herz legen.

„Die Oleanderfrauen“ war mein erstes Buch dieser Autorin, aber mit Sicherheit nicht mein letztes. Ich freue mich bereits auf weitere Werke aus der Feder Teresa Simons.

Veröffentlicht am 06.01.2018

Tod im Höllental

Tod im Höllental
0

Der vierte Band um Serafina Stadlerin stellt einen Abschied, zugleich jedoch auch einen Neubeginn für die unerschrockene Freiburger Begine dar. Serafinas Abschied von den anderen Schwestern von Sankt Christoffel ...

Der vierte Band um Serafina Stadlerin stellt einen Abschied, zugleich jedoch auch einen Neubeginn für die unerschrockene Freiburger Begine dar. Serafinas Abschied von den anderen Schwestern von Sankt Christoffel und ihre Hochzeit mit dem beliebten Stadtphysikus Adalbert Achaz stehen kurz bevor. Eine Schmähschrift gegen die Gemeinschaft der Beginen sowie die Hetzreden des Dominikanermönchs und Wanderpredigers Thomas bereiten der jungen Frau jedoch große Sorgen. Nachdem die junge Lämmlein-Schwester Mia ermordet aufgefunden wird, hofft die Meisterin der Schwestern zu Sankt Christoffel, auf Unterstützung durch den Konstanzer Bischof und macht sich gemeinsam mit ihrer Mitschwester Hedwig von Üsenberg auf den Weg. Mutter Catharina soll Konstanz jedoch niemals erreichen. Ihre Begleiterin Hedwig wird schwer verletzt aufgefunden, Catharina bleibt verschwunden. Serafina startet gemeinsam mit dem Prior der Wilhelmiten-Mönche eine Suchaktion und folgt der Begine ins Höllental…

Obgleich mir die Vorgängerbände dieser Buchreihe nicht bekannt sind, hat mich diese Geschichte um die wunderschöne Begine mit dem dunklen Haar und den tiefblauen Augen sofort in den Bann gezogen. Serafina Stadlerin wird als unerschrockene, hart anpackende und manchmal auch vorwitzige Frau dargestellt, die ihr großes Wissen rund um die Heilkunde immer wieder unter Beweis stellt. Als Protagonistin dieses Historischen Romans sorgt sie mit ihrer impulsiven Art für Spannung und Abenteuer, während ihr Verlobter Adalbert Achaz als ruhiger, bedächtiger und zurückhaltender Mann charakterisiert wird. Der studierte Medicus und Ratsherr in Freiburg genießt ein sehr hohes Ansehen, welches er sich als Fürsprecher für die Angelegenheiten der Beginengemeinschaften zunutze machen möchte. Die Autorin bringt mit Mutter Catharina und Bruder Matthäus sehr liebenswerte Nebenfiguren in die Handlung ein. Ein junger Mann namens Vitus, Mitglied der Gauklertruppe „Straßburger Compania“, Serafinas gutherzige Freundin Grethe und eine Köhlerfamilie am Rande der Höllenschlucht spielen ebenfalls wichtige Rollen in diesem Kriminalfall. Als einer der Antagonisten dieses Buches fungiert der krankhaft ehrgeizige Ratsherr Schneehas, dem die Laienschwestern schon lange ein Dorn im Auge sind. Im vorliegenden Roman taucht immer wieder auch ein tierischer Protagonist namens Michel auf – der süße Mischlingshund ist zwar nicht immer an der Seite Serafinas, sorgt jedoch durch sein unerschrockenes Auftreten für Aufregung und Durcheinander. Die handelnden Figuren sind mir sehr rasch ans Herz gewachsen, und dank des hilfreichen Personenregisters und des Glossars konnte ich mich auch mangels Vorkenntnissen innerhalb kürzester Zeit im Buch orientieren.

Der Autorin ist ein wunderschöner Schreibstil zu eigen, die gründlich recherchierten historischen Details und der durch den Kriminalfall konstant steigende Spannungsbogen bereiteten mir aufregende Lesestunden. Ich durfte tief in das Denken und Handeln der Menschen Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts eintauchen, erfuhr eine Menge über eine faszinierende Gemeinschaft christlicher Frauen, die sich Beginen nannten, ein religiöses, eheloses Leben führten und sich der Armen, Kranken und Sterbenden annahmen. Astrid Fritz berichtet zudem von deren Verfolgung als Ketzerinnen durch die kirchliche Obrigkeit und Ratsherren, denen das unabhängige Leben dieser Frauengemeinschaften ein Dorn im Auge war.

Die optische Gestaltung dieses Buches ist dem Verlag hervorragend gelungen. Die Darstellung einer Frau, die vom Betrachter abgewandt in eine tiefe Schlucht blickt, gleicht einem wunderschönen Gemälde, wirkt sehr aussagekräftig und harmonisch. Der dunkelrote Autorenname und der in goldener Prägeschrift gehaltener Buchtitel wirken elegant und stilvoll. Dieses Buch würde in einem Buchladen allein schon aufgrund seiner bemerkenswerten Optik meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Besonders hervorheben möchte ich das Personenverzeichnis - Dramatis Personae - zu Beginn, sowie das Glossar am Ende des Buches. Ich würde mir diese beiden wertvollen Details als Standardausstattung eines jeden Romans wünschen. Die Schrift für den Buchtext ist zwar ein wenig klein geraten, dies wird jedoch meiner Meinung nach durch den großzügigen Zeilenabstand kompensiert.

FAZIT: Als Quereinsteiger durfte ich die sympathische Begine Serafina Stadlerin durch das Buch „Tod im Höllental“ kennenlernen und an ihrer Seite ein spannendes Abenteuer erleben. Dieser historische Roman aus der Feder von Astrid Fritz hat mir ausgezeichnet gefallen und mir aufregende und interessante Lesestunden beschert.

Ich möchte mich abschließend ganz herzlich bei der Autorin für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars bedanken und freue mich bereits darauf, weitere Werke von Astrid Fritz zu entdecken!

Veröffentlicht am 17.04.2018

Level 9

Level 9
0

Frank Balenger, ein ehemaliger Ranger im Golfkrieg mit einem posttraumatischen Belastungssyndrom, hat gemeinsam mit seiner Lebensgefährtig Amanda die Schrecken des Paragon Hotels überlebt, bei weitem aber ...

Frank Balenger, ein ehemaliger Ranger im Golfkrieg mit einem posttraumatischen Belastungssyndrom, hat gemeinsam mit seiner Lebensgefährtig Amanda die Schrecken des Paragon Hotels überlebt, bei weitem aber noch nicht überwunden (hier bezieht das Buch sich auf den Vorgängerroman von David Morrell „Creepers“).

Im Zuge einer generalstabsmässig geplanten und mit Schauspielern überzeugend dargestellten Szenerie gelingt es einem psychopathischen Computerspiele-Entwickler, Amanda und vier weitere Personen zu betäuben und zu entführen. Alle Entführungsopfer haben eines gemeinsam: sie sind Überlebenskünstler und stellten dies in der Vergangenheit unter extremsten Bedingungen und Lebensgefahr unter Beweis. Und sie haben genau vierzig Stunden Zeit, das „Spiel“ zu gewinnen – ein Spiel, das für sie alle tödlich enden kann.

David Morrell versteht es, die Spannung gleich zu Beginn des Buches aufzubauen und steigert sie bis zum Ende des Buches. Das Ziel des Entführers ist einfach, jedoch arbeitet er mit sehr vielen Fährten und versteckten Hinweisen, dessen Auffinden und Verfolgen dem Leser zum reinsten Vergnügen gereichen.

Mir hat der prägnante Schreibstil des Autors gefallen - nicht zu lange und verschachtelte Sätze. Die Beschreibungen von Landschaft und Situation sind so eindrucksvoll, dass man beim Lesen die unbarmherzige Trockenheit am Tag, die grausame Kälte in der Nacht wie auch den Hunger und Durst der Flüchtenden zu spüren meint. Morrell zeichnet jede Szene mit liebevollen Details, neigt aber keineswegs dazu, sich dadurch zu verzetteln.

Durch die Vorgabe der vierzig Stunden, die den Geiseln Zeit blieb, das tödliche Spiel zu lösen, hört man als "Beinahe-Mitspieler" die Uhr ticken und ist versucht, die Protagonisten zur Eile anzutreiben. Mir hat der Schreibstil dieses Autors bereits bei seinem Vorgänger "Creepers" gefallen und ich wurde auch hier nicht enttäuscht. Morrell schafft es ein weiteres Mal, mich mit seinem Spannungsaufbau von Beginn an von seiner Geschichte zu begeistern und ich fühlte mich wie eine Mitspielerin dieses tödlichen Spiels, die sicher abgeschirmt von den turbulenten Abenteuern und tödlichen Bedrohungen auf ihrer Lesecouch sitzt.

Morrell lässt den Psychopathen seine Opfer geschickt auswählen und durch die Allmacht des Gamemasters sind sie gezwungen, sich gegenseitig ihre schlimmsten Ängste und Erlebnisse einzugestehen. Der Entführer sucht sich regelrechte Überlebenskünstler aus, die er interessant und vielschichtig zeichnet. Er jongliert auch mit Ängsten und es gelingt ihm dabei, den Druck auf die Psyche der einzelnen Personen innerhalb der festgesetzten Frist gekonnt darzustellen.

Die Protagonisten müssen sich wie schon in der Vergangenheit auch in der neuen Situation bewähren, finden wieder Extrembedingungen vor und es kommt nicht nur angesichts der vielen Bedrohungen von außen auch zu Konflikten innerhalb der kleinen Gruppe. An Bethany, die dem immensen Druck nicht standhält, wird ein Exempel statuiert und Morrell veranschaulicht dessen Auswirkungen auf die einzelnen Mitspieler. Er zeichnet sehr wohl auch Schwarz-Weiss, jedoch geht er dabei auf den Hintergrund, die Motive der Handlungen ein, die im Leser Verstehen bzw. Verständnis für die Handlung wecken. Angesichts der Relation zwischen ereignisreichem Plot und Seitenanzahl ist es Morrell jedoch nicht möglich, die Personen noch detaillierter zu zeichnen – und an diesem Punkt vermisse ich ein wenig ihre Vorgeschichten. Der Grund ihrer Auswahl, die dramatischen Vorfälle und ihr Überleben in Extremsituationen, wird zwar angeführt, aber zum Aufbau von Sympathie und dazu, sich mit den Personen noch mehr zu identifizieren, wird eine Spur zu wenig über sie erzählt.

Das vorliegende Taschenbuch hat ein Cover, das farblich an den Vorgänger „Creepers“ erinnert. Mich irritieren jedoch die durch ein Nachtsichtgerät betrachteten flüchtenden Personen zwischen Bäumen – im gesamten Handlungsverlauf kommt es zu keiner solchen Szene. Im Gegenteil – es ist einige Male von der weiten Sicht in dem Gebiet die Rede. Lediglich Frank Balenger, der zuletzt in das gefährliche Spiel einsteigt, bewegt sich kurzfristig in solcher Umgebung.

Fazit: Für mich als Thriller-Fan war "Level 9" ein aufregendes Abenteuer, in das ich tief eintauchen und das ich hautnah miterleben durfte. Erstklassiger Thrill, guter Spannungsaufbau, sorgfältig recherchierte Hintergründe und keine großen Überraschungen, aber dennoch ausgezeichnet konstruierte Szenen.

Veröffentlicht am 12.03.2023

Vergebung hat die Macht, die Welt zu verändern

Ein Himmel voller Freiheit
0

Vergebung hat die Macht, die Welt zu verändern

„Vergebung verändert nicht deine Vergangenheit, aber deine Zukunft!“

Simone Heintze und Julia Fiedler knüpfen mit ihrer aktuellen Neuerscheinung „Ein Himmel ...

Vergebung hat die Macht, die Welt zu verändern

„Vergebung verändert nicht deine Vergangenheit, aber deine Zukunft!“

Simone Heintze und Julia Fiedler knüpfen mit ihrer aktuellen Neuerscheinung „Ein Himmel voller Freiheit“ an den Vorgänger „Ein Himmel voller Segen“ an. Im vorliegenden Buch befassen sie sich mit einem schwierigen, sensiblen, aber auch wertvollen Thema: der Vergebung. Jemandem zu vergeben kann eine große Herausforderung für einen enttäuschten und verletzten Menschen darstellen, der Weg dahin äußerst schmerzhaft sein. Doch dieser Schmerz, angestaute Wut, Zorn und Rachegelüste erzeugen in erster Linie in jenem Menschen Bitterkeit, der sie hegt und nicht davon lassen kann. Echte und aufrichtige Vergebung ist schwer, aber elementar. Zu vergeben bewirkt eine Befreiung von schweren Lasten, die man oft jahrelang mit sich herumschleppt. Denn für das Verzeihen und innere Heilung gibt es keine schnelle, vorgefertigte Lösung, der Drang, an Groll und der eigenen Verletztheit festzuhalten ist stark.

Das vorliegende Buch stellt eine kleine Sammlung persönlicher Vergebungsgeschichten dar, Texte von verschiedenen Menschen, die Erfahrungen zum Thema wiedergeben. Sie erzählen vom langen Weg beginnend mit einer zugefügten Verletzung bis hin zu jenem Augenblick, wo man dem anderen die Hand zur Versöhnung reicht. Es kommen auch Personen zu Wort, die den letzten Schritt zur Vergebung bislang noch nicht geschafft haben und ihre Situation von allen Seiten beleuchten. So verschieden die Menschen und ihre Lebenssituationen sind, so vielfältig sind auch die persönlichen Erzählungen in diesem Buch. Fabian Vogt berichtet beispielsweise, wie es einem Häftling eines Konzentrationslagers gelungen ist, seinen Hass und seinen Zorn zu überwinden und seinem Peiniger die Demütigungen und Erniedrigungen zu vergeben. Eine liebevolle Geste seinerseits vermochte es, den zerstörerischen Erinnerungen nach vielen Jahren endlich ihre Macht über ihn zu nehmen. Neben Erlebnissen im Alltag, Streit innerhalb von Paaren, Familien oder Freunden thematisieren die beiden Autorinnen auch das Unverständnis und den Zorn auf Gott und die Frage nach dem „Warum“ angesichts des Todes geliebter Angehöriger. Und nicht zuletzt findet man in diesem Buch auch einige biblische Geschichten über Zorn und Vergebung – wie beispielsweise jene von Mose, der mordet und flieht, die Verleugnung Jesu durch seinen Jünger Simon Petrus oder die wohl größte Vergebungsgeschichte der Bibel: die Geschichte von Joseph und seinen Brüdern. Vergebung ist auch ein entscheidendes Thema bei der Geschichte vom verlorenen Sohn und spielt eine wichtige Rolle für Hagar und Ismael.

„Vergebung zu schmecken – obwohl man sie nicht verdient hat – ist eine der berührendsten Erfahrungen, die man im Leben machen kann.“

In der Bibel liest man viel über Vergebung. Im Vaterunser wird beispielsweise dazu aufgefordert, seinem Schudigern zu vergeben. Epheser 4,26 empfiehlt, die Sonne nicht über seinen Zorn untergehen zu lassen. Und in Sprüche 15,1 liest man, dass eine versöhnliche Antwort den Zorn abkühlt, ein verletzendes Wort diesen jedoch anheizt. Bereits das hebräische Synonym für „unendlich“ verdeutlicht in der biblischen Aufforderung „Sieben mal siebzig Mal“ zu vergeben – doch die Umsetzung im ganz persönlichen Umfeld ist angesichts vorangehender Verletzungen oft ein langwieriger und schwieriger Prozess. Durch dieses Buch werden dem Leser aber Einblicke in die Lebenserfahrungen anderer Menschen gewährt, die den Blickwinkel auf gewisse Dinge vielleicht verändern können.

Fazit: „Ein Himmel voller Freiheit“ war eine interessante und informative Lektüre, die mir sehr gut gefallen hat. Was meinen Lesefluss jedoch empfindlich stört ist das Gendern in Büchern, das ich rigoros ablehne. Des Weiteren empfinde ich die Verwendung von Kraftausdrücken in einem christlichen Sachbuch als deplatziert. Diese beiden winzigen Kritikpunkte fanden jedoch aufgrund des minimalen Vorkommens im Buch keinen Einfluss auf meine Bewertung – und ich kann diese Lektüre jedem ans Herz legen, der eine persönliche Last mit sich herumschleppt und noch darum kämpft, den ersten Schritt zur Vergebung zu gehen.

Veröffentlicht am 31.07.2022

Petition „Rettet die Rollschuhbahn“!

Stella rollt an
0

Petition „Rettet die Rollschuhbahn“!

„Los, nichts wie rauf auf die Skates! - „Das muss man mir nicht zweimal sagen!“

Das Rollschuhfahren ist die liebste Freizeitbeschäftigung der drei Freundinnen Stella, ...

Petition „Rettet die Rollschuhbahn“!

„Los, nichts wie rauf auf die Skates! - „Das muss man mir nicht zweimal sagen!“

Das Rollschuhfahren ist die liebste Freizeitbeschäftigung der drei Freundinnen Stella, Louisa und Nelly – und gemeinsam bilden sie die „Rolling Angels“. Die elfjährigen Gymnasiastinnen üben Pirouetten, Sprünge und Drehungen und lieben den Tanz mit ihren Rollschuhen. Als sie erfahren, dass die Freiluft-Rollschuhbahn in der vielgeliebten „Bezi“ – der Bezirkssportanlage Grünheide – abgerissen werden soll, beschließen sie, sich zu wehren. Sie verbünden sich mit der hockeyspielenden Gruppe „Skating Devils“. Obwohl eine gewisse Rivalität zwischen ihnen und den drei Jungs herrscht, schließen sie sich zusammen und versuchen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, gegen den geplanten Abriss vorzugehen. Im Laufe ihrer gemeinsamen Aktivitäten stellen die Rolling Angels nach und nach fest, dass sie in Eric, Ronni und Moritz nicht nur Gleichgesinnte, sondern vielmehr gute Freunde gefunden haben. Und zu guter Letzt wird aus den „Rolling Angels“ und den „Skating Devils“ das „Angels-Devils-Team.“

„Es geht nicht nur um mich. Es geht um die Angels, die Devils und alle Kinder, die gerne skaten. Du müsstest doch am besten verstehen, wie viel uns die Rollen bedeuten!“

Im Mittelpunkt von Angelika Hesses aktueller Neuerscheinung steht die Leidenschaft für das Skaten – sei es auf Rollschuhen, oder auf Inlinern. In einnehmendem Schreibstil und einer der jugendlichen Zielgruppe angepassten Sprache versteht sie es gekonnt, ihren Lesern die Faszination für diese Sportart zu vermitteln. Nebenbei weist sie durch den Kampf um das Weiterbestehen der Rollschuhbahn darauf hin, wie wichtig es ist, sich für ein gemeinsames Ziel zusammenzuraufen und bestehende Differenzen zu begraben. Freundschaft, Hilfsbereitschaft, aber auch Fairness und Vergebung sind wichtige Themen dieses Buches. Das verständnisvolle Verhalten, die Ermutigung und die tatkräftige Unterstützung von Stellas Eltern ist vorbildhaft, das Familiengefüge und der Alltag der Familie Vogel werden harmonisch dargestellt.

Die Geschichte wird im Präsens aus Sicht der Ich-Erzählerin Stella Vogel geschildert, ein lesefreundlicher Großdruck mit einem angenehmen Zeilenabstand und liebevollen Schwarz-Weiß-Illustrationen runden den positiven Gesamteindruck ab. Es handelt sich hierbei um den ersten Teil einer Trilogie, auf der ersten und letzten Buchinnenseite findet sich jeweils eine farbenprächtige Abbildung der sechs jugendlichen Protagonisten. Liebevoll gezeichnete Charaktere, charmante Nebenfiguren und eine interessante und abwechslungsreiche Handlung sorgen für ungetrübtes Lesevergnügen.

FAZIT: „Stella rollt an“, der erste Band der Stella-Trilogie aus der Feder von Angelika Hesse, ist ein amüsantes und abwechslungsreiches Jugendbuch, das mir sehr gut gefallen hat. Die Bemühungen von sechs Elfjährigen, die es sich zum Ziel setzen, ihre Rollschuhbahn vor dem Abriss zu retten, werden anschaulich beschrieben. Sympathische Charaktere und humorvolle Passagen bereichern darüber hinaus die Handlung, wichtige Werte im Leben werden dem jugendlichen Leser nahegebracht. Das „Angels-Devils-Team“ erkennt, dass man sein Ziel niemals aus den Augen verlieren, nichts für Unmöglich halten, und niemals aufgeben darf. Die Protagonistin Stella sieht den Wahrheitsgehalt hinter der vielzitierten Redewendung ihrer Mutter, die stets verkündet: “Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere“!

Von mir gibt es für dieses schöne Jugendbuch vier Bewertungssterne und eine Leseempfehlung für alle Kinder, Jugendliche und junggebliebenen Erwachsenen, die sich für Rollkunstlauf und Rollhockey begeistern und sich der Faszination des Laufens und Tanzens in Rollschuhen bzw. Inlinern nicht entziehen können!