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Veröffentlicht am 15.04.2024

Gutes Buch über den sagenumwobenen Rhein

Loreley - Die Frau am Fluss
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Mitten in der Nacht hämmert es laut an die Tür des Pfarrers. Ein Bote steht davor und bittet ihn, ihm zu folgen. Sie eilen zur Kräuterfrau wo eine Sterbende auf den Geistlichen wartet. Sie möchte die Beichte ...

Mitten in der Nacht hämmert es laut an die Tür des Pfarrers. Ein Bote steht davor und bittet ihn, ihm zu folgen. Sie eilen zur Kräuterfrau wo eine Sterbende auf den Geistlichen wartet. Sie möchte die Beichte ablegen. Nie zuvor sah der Mann in ein solch schönes Antlitz.

Im Jahr 1817 sieht es an den Ufern des Rheins noch völlig anders aus als heute. In Bacharach arbeitet die junge Waise Julie in einem der wenigen Wirtshäuser längs des Flusses. Sie schuftet hart und kann sich nicht über Lob oder Anerkennung ihrer Herren freuen. Nur der Sohn des Hauses ist ihr gut gesonnen. Als sich dann der Pfarrer über sie beschwert, muss sie schweren Herzens den Ort verlassen.

Es heißt nicht ohne Grund, dass der „Vater“ Rhein sagenumwoben ist. Am mittleren Abschnitt, wo auch Bacharach liegt, gibt es etliche Burgen, die für Legenden herhalten mussten. Die Autorin hat einige Schriften zum Thema in ihrem Buch „Loreley-Die Frau am Fluss“ verarbeitet. Auch zeigt sie eindrücklich, wie hart die Zeiten damals für das einfache Volk waren. Ebenfalls die Verlegung des Flussbettes mit all ihren Schwierigkeiten, klingt hier an. Welche Auswirkungen dieses Eingreifen in die Natur hat, merken wir bis heute und ein Umdenken findet statt.

Neben den historischen Begebenheiten gibt es eine Heirat, die nicht von allen Beobachtern gerne gesehen wird. Auch wenn mir das Buch gut gefiel, gerne hätte ich mehr über die Loreley erfahren.

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Nichts ist grausamer als Krieg

Und Großvater atmete mit den Wellen
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Jedes Mal, wenn sich eine Panikattacke ihren Weg ins Unterbewusstsein bahnte, sagte die Krankenschwester zu ihm „Ganz ruhig, atme mit den Wellen“. Als ihr Schiff Anitra angegriffen und zum Kentern gebracht ...

Jedes Mal, wenn sich eine Panikattacke ihren Weg ins Unterbewusstsein bahnte, sagte die Krankenschwester zu ihm „Ganz ruhig, atme mit den Wellen“. Als ihr Schiff Anitra angegriffen und zum Kentern gebracht wurde, befanden sich auch Konrad und sein Bruder Sverre im Kugelfeuer. Konrad konnte sich retten und strandete nach 18 Tagen auf hoher See an einem Strand Indonesiens. Hier wurde Konrad liebevoll umsorgt und gepflegt.

Das Buch „Als Großmutter im Regen tanzte“ gefiel mir sehr gut und ich freute mich auf
„Und Großvater atmete mit den Wellen“. Der Roman beschreibt die Ereignisse des Krieges im fernen Indonesien und lässt sich ohne Kenntnis des ersten Romans mühelos lesen. Konrad gerät in Gefangenschaft und muss etliche Schikanen hinnehmen. Obwohl er sich in eine hier lebende Krankenschwester verliebt, sehnt er sich nach seiner Heimat Norwegen.

Es ist nicht nur diese anschauliche Sprache, die mich so sehr fesselte. Auch dass die Autorin viele Fakten damaliger Zeit einfließen ließ, machen das Buch so wertvoll. Immer wieder gibt es Ereignisse, die so nicht bekannt aber wichtig sind. Nur auf diese Weise wird die Historie Deutschlands und Europas verständlicher.

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Schöner Abschluss der Reihe

Der Klang des Windes
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Endlich ist er da. Der vierte und letzte Band der „Sehnsuchtswaldreihe“. Dieses Mal ist es
Anna-Lisa, die mit (oder gegen?) die Schatten der Vergangenheit kämpft. Schon als kleines Mädchen hatte sie den ...

Endlich ist er da. Der vierte und letzte Band der „Sehnsuchtswaldreihe“. Dieses Mal ist es
Anna-Lisa, die mit (oder gegen?) die Schatten der Vergangenheit kämpft. Schon als kleines Mädchen hatte sie den Wunsche, Malerin zu werden. So wie ihr Vorbild Henny. Fast wäre sie an ihren viel zu hoch gesteckten Zielen verzweifelt. Wie gut, dass sie einen Fotografen kennenlernt, der sie im wahrsten Sinne des Wortes an die Hand nimmt. Endlich weiß sie, wo ihre Stärken liegen.

Ja, die vier Bücher sind alle nach gleichem Schema aufgebaut. Und trotzdem, dieses Hinwenden zur unberührten Natur, machen jeden Band zu einem besonderen Ausflug ans Meer. Die Autorin schreibt im Anhang von „Der Klang des Windes“, dass sie keine Lesungen ausrichtet und gibt die Begründung dafür. Und das wiederum macht ihre Bücher so wertvoll. Ihre blumige Sprache und das Lenken der Aufmerksamkeit auf kleinste Dinge in der Natur zum Beispiel.

Nicht nur die Flora des Darß ist Teil der Erzählung. Auch der Umgang dieser mir zwischenzeitlich lieb gewordenen Akteure ist berührend. Nein, es gibt keine „schmalzige“ Lovestory. Realistisch und lebensnah, so empfinde ich alle Ereignisse auch in diesem letzten Band. Gerne würde ich noch mehr über die Menschen erfahren. Der Hinweis auf eine neue Reihe gibt mir die Hoffnung, dass ich einige Personen aus dem „Sehnsuchtswald“ dort wieder treffe. Schön wäre es.

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Veröffentlicht am 05.04.2024

Nie sollst du vergessen

Deportiert
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Andrea Löw ist Historikerin und mit „Deportiert“ schrieb sie ein Sachbuch, das so überaus wichtig ist. Viele Quellen in mündlicher und schriftlicher Form waren die Grundlage. Es ist der Lauf der Zeit, ...

Andrea Löw ist Historikerin und mit „Deportiert“ schrieb sie ein Sachbuch, das so überaus wichtig ist. Viele Quellen in mündlicher und schriftlicher Form waren die Grundlage. Es ist der Lauf der Zeit, dass es immer weniger Überlebende der Shoa gibt. Dabei sind nur sie in der Lage, dass sie uns, den nachfolgenden Generationen, ihr Schicksal glaubhaft zu übermitteln.

Es waren nicht die Fakten, die mich beim Lesen so sehr erschütterten. Vielmehr waren es die Worte der Betroffenen. Sobald man sie als Juden erkannte und im Pass kennzeichnete, kamen sie zu einer Gruppe, die in den Osten des „Reiches“ deportiert wurden. Viele starben unterwegs. Nicht wenige wurden von Nachbarn oder vermeintlichen Freunden in dieses Elend gebracht. Also verraten.

Frau Löw schreibt sehr einfühlend und lebendig. Sie gibt den Überlebenden eine Stimme, die nie verstummen darf. Das Buch sollte in Schulen durchgesprochen und der Inhalt verbreitet werden. Nur so kann das, was die Autorin bezwecken wollte, auch erfolgreich sein. Obwohl es als Sachbuch benannt ist, es lässt sich ohne Schwierigkeiten lesen, da die Sprache ansprechend und gut verständlich ist.

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Ein bewegendes Buch über die Kraft der Musik

Annas Lied
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Was er nie für möglich hielt, musste Yitzhak nun erleben. Er wurde von Juden hassenden Männern verprügelt. Dabei floh er doch mit seiner Frau Bruche vor diesen Unmenschen. Aus Polen kamen sie und fühlten ...

Was er nie für möglich hielt, musste Yitzhak nun erleben. Er wurde von Juden hassenden Männern verprügelt. Dabei floh er doch mit seiner Frau Bruche vor diesen Unmenschen. Aus Polen kamen sie und fühlten sich in Dänemark so sicher. Toleranz war für die Dänen kein Fremdwort, sie lebten diese. Und als dann auch noch der älteste Sohn sich den Wünschen seiner Eltern widersetzte, ruhten alle Hoffnungen auf dem jüngsten Kind, der kleinen Hanna (Anna).

Standesdünkel gab es also auch bei den jüdischen Einwohnern Kopenhagens. Warum wäre es sonst so sehr wichtig, dass die Kinder sich einen Partner nahmen, der gleichen Glaubens war? Anna gehorchte trotz Herzschmerzen ihren Eltern. Die hatten einen jüdischen Jungen aus Frankreich für sie ausgesucht. Dabei war sie so sehr verliebt in einen Anderen.

Das Lesen von „Annas Lied“ war für mich sehr emotional. Zu sehr litt ich mit der Hauptperson. Wie ausgeprägt war ihr Pflichtbewusstsein und wie wäre doch ihr Lebensweg verlaufen, hätte sie auf ihr Herz gehört. Der Autor ist Großneffe Annas und nahm Großtante Annas Leben als Grundlage für diesen Roman. Selbst Musiker, verwob er die Macht der Musik mit dem Geschehen in Annas Leben.

Dieses Buch lebt von Gefühlen, die durch anschauliche Sprache das Herz der Leser gefangen nimmt. Die Übersetzung durch Ulrich Sonnenberg hat einen großen Anteil daran. Ich lege dieses Buch allen Lesern ans Herz, die anspruchsvolle Literatur mögen.

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