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Veröffentlicht am 07.12.2020

Über das völlig zerstörte Heimatland

Zorn und Stille
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Zitat aus dem Buch „Zorn und Stille“:
„Alles, was wir machen, absolut alles, tun wir nur, um glücklicher zu werden. Selbst derjenige, der sich umbringt, tut das, weil er glaubt, im Tod glücklicher zu ...

Zitat aus dem Buch „Zorn und Stille“:
„Alles, was wir machen, absolut alles, tun wir nur, um glücklicher zu werden. Selbst derjenige, der sich umbringt, tut das, weil er glaubt, im Tod glücklicher zu sein.“

Als die Fotografin Billy Bana zur Beisetzung ihres Vaters fliegt, muss sie eine Weile am Flughafen warten. Dabei kehrt sie zurück in die Vergangenheit, denkt an Kindheit und Jugend sowie die Zeit, welche sie von den Eltern getrennt war. Sie denkt an ihren Bruder, von dem es bereits seit Jahren kein Lebenszeichen mehr gab.

„Zorn und Stille“ ist in vier Kapitel unterteilt. Zwei gehören der Tochter Biljanen, die sich den Künstlernamen Billy gab und die als Ich-Erzählerin agiert. Die beiden anderen sind jeweils der Mutter und dem Vater vorbehalten und wurden in dritter Person geschrieben. Das komplette Buch ist tatsächlich zeitweise zornig und dann wieder still. Beeindruckend für mich waren die Schilderungen über das untergegangene Jugoslawien. Hier lebten die Eltern Billys bis zu ihrer Ausreise nach Wien. Auch die Kleine war hier zuhause. Jedoch kann sie sich nicht mehr daran erinnern und weiß mit dem Begriff „Heimat“ nichts anzufangen. Sie denkt an den Strom der Flüchtlinge im Jahr 2015 und einem Satz Orbans: „Es gibt kein Grundrecht auf ein besseres Leben.“

Wie mag es den Menschen damals ergangen sein als der Krieg in Jugoslawien tobte? Ihre Städte und Dörfer zerbombt wurden und sie die Verheerung in den Nachrichten anschauten? Der Hass, oft von außen geschürt, zwischen Serben und Kroaten. Die Völkermorde und der Selbstmord vor laufender Kamera in Den Haag sind ebenfalls Ereignisse, die in dem Buch „Zorn und Stille“ thematisiert wurden. In Wien gingen die Menschen zum Protestieren auf die Straße und auch der Herr Haider lebte noch.

Sprachlich gefiel mir das Buch sehr gut und das Thema ließ mich nachdenklich zurück. Es gibt so viele Menschen, die aus einem anderen Land kamen. Wie geht es ihnen damit und welche Ängste und Sorgen schleppen sie mit sich herum? Haben sie Kriegstraumen, die sie nicht artikulieren können und wie kommen sie mit der Sprache und der Kultur des Einreiselandes zurecht? Ich gebe gute fünf Sterne und eine Leseempfehlung. Ja, und ganz besonders denen, die sich immer wieder über die „Flüchtlingsströme“ aufregen.

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Veröffentlicht am 05.12.2020

Das ist mal wieder ein typischer Rosenfeldt

Wolfssommer
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Wenn eine Mutter sich mit ihrem Kind unterhält und beide kurz vor dem Tod stehen, dann ist das kein normaler Beginn eines Thrillers. Ja, es sind Wölfe, die vergiftet wurden, aber der Autor beschreibt ihre ...

Wenn eine Mutter sich mit ihrem Kind unterhält und beide kurz vor dem Tod stehen, dann ist das kein normaler Beginn eines Thrillers. Ja, es sind Wölfe, die vergiftet wurden, aber der Autor beschreibt ihre letzten Gedanken so intensiv, dass das keine Rolle spielt. Die Tiere wurden vergiftet und ihr Todeskampf ist grausam. Als Fachleute den Mageninhalt der Kadaver untersuchten stellten sie fest, dass dieser Fleischreste enthielt, die von einem Menschen stammten. Die Ermittlerin Hannah Wester wird mit dem Fall beauftragt. Sie soll herausfinden, wer das vergiftete Fleisch auslegte und wie der Unglückliche heißt, der von den hungernden Wölfen gefressen wurde.

Das ist nicht mein erstes Hörbuch von Hans Rosenfeldt und ich wusste, was auf mich zukommt. Seine Bücher sind brutal und er beschreibt die Mordfälle sehr drastisch. Typisch für ihn ist ebenfalls, dass er etliche anschauliche Sexszenen beschreibt. Die Spannung baut er bereits im Prolog auf. Er gibt den Wölfen eine Stimme. Danach berichtet er über die Hitzewallungen der Kommissarin und deren Beischlaf mit einem Kollegen. Und nein, auch die privaten Probleme der Hauptpersonen geraten nicht in Vergessenheit. Wobei mir dabei die Tränendrüse zuweilen doch arg strapaziert wurde. Vier Sterne und ein Empfehlung zum Hören des Buches gebe ich. Aber Achtung! Hier gibt es einen echten Cliffhanger und ich weiß nicht, ob dieser allen Interessierten gefällt.

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Veröffentlicht am 04.12.2020

Nach Startschwierigkeiten durchaus lesenswert

Aus dem Schatten des Vergessens
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In dem Krimi „Aus dem Schatten des Vergessens“ sterben drei Menschen innerhalb weniger Tage. Die Todesfälle haben auf dem ersten Blick nichts miteinander zu tun. Diese Meinung ändert sich als Sergent-Détective ...

In dem Krimi „Aus dem Schatten des Vergessens“ sterben drei Menschen innerhalb weniger Tage. Die Todesfälle haben auf dem ersten Blick nichts miteinander zu tun. Diese Meinung ändert sich als Sergent-Détective Victor Lessard die Ermittlungen aufnimmt. Seine Kollegin Jacinthe Taillon, so heißt seine Partnerin, steht ihm dabei helfend zur Seite. Die beiden leben in Montreal und haben etliche Verdachtsmomente, denen sie mehr oder weniger intensiv nachgehen.

Es ist ein Krimi aus Kanada und der dritte Teil einer Serie. Dass hier bereits zwei Bücher davor die Hauptfiguren beschrieben, merkt man als Leser recht deutlich. Für mich war es nicht so einfach, in die Story zu finden. Aber ich hielt durch und wurde belohnt. Der Autor lässt sich mit dem Aufbau der Geschichte und seiner Akteure viel Zeit. Das war für mich ungewohnt aber nach einem Drittel setzte die Spannung ein. Es geht um Verschwörungstheorien und auch um Manipulation von Menschen. Gibt es sie wirklich in dem Maße, wie hier beschrieben? Wie kann man sich dagegen schützen? Wie arbeiten die amerikanischen Geheimdienste? Diese und noch einige andere Fragen kommen beim Lesen auf. Und nein, nicht alle werden beantwortet. Zum Ende des Buches gibt es zudem noch einen heftigen Cliffhanger. Aber okay, das ist wohl so üblich, wenn weitere Folgen geplant sind.

Fazit: Anfangs schleppend, später sehr spannend mit einigen unvorhersehbaren Wendungen. Vier Sterne und eine Leseempfehlung für Krimifans gibt es von mir.

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Veröffentlicht am 04.12.2020

Das Leid der Ketzerin

Die Kathedrale der Ketzerin
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Im Jahr 1219 gab es in der Stadt Marmande ein Massaker, welches an Brutalität kaum zu überbieten war. Und das im Auftrag des damals amtierenden „Stellvertreter Gottes“ auf Erden. Dem Papst Honorius III ...

Im Jahr 1219 gab es in der Stadt Marmande ein Massaker, welches an Brutalität kaum zu überbieten war. Und das im Auftrag des damals amtierenden „Stellvertreter Gottes“ auf Erden. Dem Papst Honorius III gab dazu den Auftrag, da er die „ketzerischen Anhänger“ der Katharer ausgemerzt haben wollte. Ausführendes Organ war der Regent Frankreichs. Blanka, die Königin des Landes und Gemahlin Ludwigs VIII, unterstützte ihren Mann in seinem Handeln. Sie widersetzte sich damit dem Wunsch ihrer engen Freundin Clara, der Hauptperson des Buches „Das Leid der Ketzerin“. Im Laufe der Handlung müssen beide lebensgefährliche Prüfungen durchstehen.

Obwohl ich sehr viele Historische Bücher lesen, dieses kannte ich noch nicht. Auch die Autorin Martina Kempff war mir unbekannt. „Das Leid der Ketzerin“ erschien bereits im Jahr 2009 unter dem Titel „Die Kathedrale der Ketzerin“. Wie gut, dass der Aufbau Verlag für eine erneute Herausgabe sorgt.

Der Roman gefiel mir sehr gut. Das liegt an der lebendigen Sprache, die mich völlig in das Geschehen eintauchen ließen. Von Natur aus neugierig schaute ich ebenfalls, welche Ereignisse denn nun tatsächlich von Historikern belegt sind. Und, siehe da, die Autorin hat sehr gründlich recherchiert und ich konnte meinen Horizont im Bezug auf Französische Geschichte perfekt erweitern. Sei es der Bau der Kirche „Notre Dame“, die Krönung Ludwigs VIII oder die Verfolgung der Katharer. Diese drei Fakten sowie etliche mehr, sind im Buch eingebunden. Die meisten Personen ebenfalls und die Autorin schreibt im Anhang sehr genau, welche Situationen eine Zugabe aus ihrer Fantasie sind.

Es lohnt sich also unbedingt, dieses Buch zu genießen. Ich bewerte es mit fünf Sternen und freue mich auf weitere Werke der Autorin.

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Veröffentlicht am 02.12.2020

Ein wenig Historie, gewürzt mit Spannung

Die Romanfabrik von Paris
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Im Klappentext des Romans „Die Romanfabrik von Paris“ wird angegeben, dass im Haus des Autors Alexandre Dumas etwa 70 Schreiber arbeiten. Sie wären zuständig für die Fortsetzungsgeschichte der Bücher „Der ...

Im Klappentext des Romans „Die Romanfabrik von Paris“ wird angegeben, dass im Haus des Autors Alexandre Dumas etwa 70 Schreiber arbeiten. Sie wären zuständig für die Fortsetzungsgeschichte der Bücher „Der Graf von Monte Christo“ und „Die drei Musketiere“. Beide sollen als Fortsetzungsgeschichte in der Tageszeitung Dumas´ gedruckt worden sein. Allerdings seien zwischen den Zeilen zersetzende Staatsgeheimnisse aufgetaucht sein.

Der Klappentext hat in meinen Augen nichts mit dem Inhalt des Buches zu tun. Alexandre kämpft, wie schon häufig, gegen seine Gläubiger. Als er die in seiner Villa empfängt, wird er zudem auch noch von einer Frau im Rollstuhl beschimpft. Sie hetzt ihm die Herren der Zensur auf den Hals. Ihrer Ansicht nach sind seine Werke von Obszönitäten gespickt und befeuern die Verrohung der Menschheit. Sie haben ihrer Ansicht nach nichts mit Literatur zu tun. Beide eint, dass sie einen gemeinsamen Feind haben und der ihnen beiden nach dem Leben trachtet. Die abenteuerliche Reise beginnt in Paris im Jahr 1849 und endet in Moskau im Jahr 1850.

Das Buch ist mit etlichen humoristischen Einlagen gespickt. Historisch sind hier die Beschreibung vom Leben der Einwohner Paris, London, Brüssel und Moskau. Es ist die Rede von bekannten Museen, Gefängnissen und auch die Königin Viktoria samt Sohn und Diener werden erwähnt. Für mich ist es eher eine erheiternde Geschichte mit historische Einlagen. Sehr schön finde ich das Cover, welches bereist auf ein Buch der Fantasy hinweist. Vier Sterne gibt es daher von mir und wer fantastische Einlagen in Romanen mag, wird seine Freude an „Die Romanfabrik von Paris“ haben.

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