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Veröffentlicht am 04.02.2020

Der "heilige Gral" der Naturwissenschaft

Das Evangelium der Aale
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Als wir vor über zehn Jahren ein Aquarium in Dänemark besuchten, konnten wir dort ein Becken mit vielen Aalen bewundern. Für mich gehören sie zu den faszinierendsten Tieren und ich war häufig beim Angeln ...

Als wir vor über zehn Jahren ein Aquarium in Dänemark besuchten, konnten wir dort ein Becken mit vielen Aalen bewundern. Für mich gehören sie zu den faszinierendsten Tieren und ich war häufig beim Angeln auf Aal dabei. Daher war ich gespannt, wie Herr Svensson dieses Thema zu einem interessanten Buch macht. Und das ist ihm meiner Meinung nach perfekt gelungen.

Das Buch beginnt mit einer kurzen Biographie der Aale. Diese wird aber im weiteren Verlauf noch wesentlich ausführlicher dargestellt. Herr Svensson schreibt über die Gedanken des Aristoteles genau so wie über jene des Herrn Freud. Beide sind schon lange tot und bis heute konnte die Wissenschaft deren Fragen nicht abschließend beantworten. Zwischen den Erkenntnissen bekannter Forscher über das Leben der Aale, kommen immer wieder auch Angelerlebnisse zur Sprache. Die hatte Herr Svensson mit seinem Vater und es sind Erinnerungen, die er nie vergessen wird.

Egal, wie lange sie forschten oder welchen Aufwand sie betrieben. Kein Wissenschaftler kann bis heute belegen, wie Aale sich fortpflanzen oder warum sie ausgerechnet in der Sargassosee laichen. Woher wissen sie, wann sie sich auf den Weg zur Vermehrung machen müssen? Wie erkennen sie ihren Weg, der lang und gefahrvoll ist? Die Natur lässt sich nicht umfassend ergründen und/oder katalogisieren. Das imponiert mir und daher mag ich den Aal so gerne. Nein, nicht nur zum Essen. Obwohl er, frisch geräuchert, eine Delikatesse ist.

Das Evangelium der Aale ist ein außergewöhnliches Buch und der Autor Akademiker. Er studierte unter anderem Literatur und das fällt beim Lesen positiv auf. Die Wortwahl hebt sich von vielen anderen Büchern wohltuend ab. Die Sprache ist gehoben aber nicht abgehoben und so bildhaft, dass ich mir die hier beschriebenen Plätze bestens vorstellen konnte. Aale sind eigensinnige Tiere, die leider auch vom Aussterben bedroht sind. Und das obwohl sie wesentlich länger auf der Erde leben als die Menschen. Das Cover ist übrigens ein Eyecatcher. So schön gestaltet, dass es wirklich häufig von mir betrachtet wurde. Am Schluss des Buches macht der Autor noch auf seine Quellen aufmerksam. Also, fünf Sterne plus und eine absolute Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 31.01.2020

Ein Buch, das ich nicht aus der Hand legen konnte

Die Spionin
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Nach dem Überfall auf Frankreich gab es immer mehr Menschen, die sich dem Widerstand anschlossen. Sie kamen aus vielen Milieus, sämtlichen Altersstufen und es gab sowohl weibliche als auch männliche Patrioten. ...

Nach dem Überfall auf Frankreich gab es immer mehr Menschen, die sich dem Widerstand anschlossen. Sie kamen aus vielen Milieus, sämtlichen Altersstufen und es gab sowohl weibliche als auch männliche Patrioten. Eine von ihren war Nancy Wake und diese tapferer Frau gab es tatsächlich. Ihre Aktionen während der Besatzung wurden jetzt in einem Roman zusammengefasst, den ich als äußerst gelungen ansehe.

Frau Wake war die meistgesuchte Frau Frankreichs und die Nazis wollten ein Kopfgeld von 5 Millionen Franc für sie zahlen. Dabei war ihnen egal, ob sie tot oder lebendig gefangen wurde. Da sie immer wieder Schlupflöcher fand und sie nicht überführt werden konnte, bekam sie den Namen „Weiße Maus“. Einer ihrer Hauptfeinde war ein Major, der in die Heimatstadt Nancys versetzt wurde, nach Marseille. Ihr Ehemann half dem Widerstand mit Geld und wurde verraten. Die Gestapo holte ihn ab und Nancy musste fliehen.

Das Leben schreibt die spannendsten Geschichten und dieser Satz gilt mal wieder für das Buch Die Spionin. Ihr Mut und ihr Kaltblütigkeit rettete vielen ihrer Mitkämpfer das Leben. Auch konnte sie mit ihren Kameraden deutlich dazu beitragen, dass die Alliierten nach der Landung in der Normandie den Feind niederrang. Am Ende des Buches schreiben die Autoren, was sie sich ausdachten und was tatsächlich geschah. Mir gefiel der Roman ausgesprochen gut. Gibt er doch wieder mal Zeugnis von einer Heldin unserer Zeit. Davon gibt es sehr viele und so langsam werden sie den Nachfahren der Kämpfer von damals vorgestellt. Fünf Sterne und eine ausdrückliche Leseempfehlung für dieses Buch, welches zudem hervorragend übersetzt wurde.

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Veröffentlicht am 30.01.2020

"Es pendelt zwischen Mythos und Realität"

Die Bücherschmuggler von Timbuktu
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Im Epilog schreibt der Autor des Buches Die Bücherschmuggler von Timbuktu, dass die Geschichte der Stadt sich in einer Art Pendelbewegung befindet. Sie schwingt hin und her zwischen Mythos und Realität. ...

Im Epilog schreibt der Autor des Buches Die Bücherschmuggler von Timbuktu, dass die Geschichte der Stadt sich in einer Art Pendelbewegung befindet. Sie schwingt hin und her zwischen Mythos und Realität. So verstand ich auch dieses Sachbuch. Thesen werden veröffentlicht und kurze Zeit später wieder widerrufen. Fest steht aber, dass Afrikaner keineswegs minderwertige Menschen und die Europäer ihnen haushoch überlegen sind. Diese Meinung galt damals und gilt leider auch heute noch und das nicht nur für die Europäer.

Timbuktu ist eine Stadt, die in der Phantasie vieler Menschen gebildet wurde. Ihr Reichtum, so hieß es, sei unübertroffen und die Häuser mit Gold behangen. Dass das nicht stimmt, wurde erst nach Jahrzehnten bekannt und ich glaube nicht, dass jeder die Fakten verinnerlichte. In diesem Buch geht es aber vornehmlich um Schriften. Also Aufzeichnungen, die vor tausenden von Jahren niedergeschrieben wurden und angeblich dem Feuer der Dschihadisten zum Opfer fallen sollten. Auch hier weiß niemand etwas Genaues. War es wirklich so, oder hatten einige Menschen mal wieder ihre Märchenstunde? Fakt ist aber, dass es viele Aufzeichnungen und Handschriften gibt, die von gläubigen Muslimen stammen. Sollten diese tatsächlich von ihren Glaubensbrüdern vernichtet werden? Wenn ja, warum?

Das Buch lässt sich gut lesen. Es bedarf allerdings einer gewissen Aufmerksamkeit, sonst verliert der Leser leicht den Faden. Es berichtet von der Geschichte des Ortes mit all den Versuchen von Reisenden, ihn zu erreichen. Der zweite Erzählstrang handelt von dem Überfall durch Dschihadisten im Jahr 2012 und die heimliche Rettung der alten Schriften. Die Hilfe der Franzosen im Kampf gegen die „Gotteskrieger“ ist ebenfalls erwähnt. Was mich ein wenig störte, das war das Hin und Her bei den Zeiten. Aber trotzdem gebe ich sehr gerne vier Sterne und eine Leseempfehlung für Menschen, die Afrika besser kennenlernen möchten.

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Veröffentlicht am 30.01.2020

Glaube ohne Liebe ist Fanastismus

Die Glaubenskriegerin
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Das Buch Die Glaubenskriegerin beginnt mit der furchterregenden Beschreibung eines Mobs von tobsüchtigen Menschen. Anders kann ich es nicht beschreiben und so empfinde ich das. Sie stehen vor Zakhiras ...

Das Buch Die Glaubenskriegerin beginnt mit der furchterregenden Beschreibung eines Mobs von tobsüchtigen Menschen. Anders kann ich es nicht beschreiben und so empfinde ich das. Sie stehen vor Zakhiras Haus und rufen: „Erschießt sie“ oder „Tötet sie“! Sie, das ist eine junge Frau von 21 Jahren. Sie ist die dritte Tochter der muslimischen Eltern und dem Vater seit der Geburt ein Dorn im Auge. Er wollte sie nicht, ein Junge war sein Wunsch. Seine Abneigung ließ er sie immer wieder spüren. Ein lieben Wort von ihm? Nein. Aber sie wollte ihm unbedingt imponieren und zu dem Zweck wurde sie eine fanatische Muslimin. Sie betete sogar 8mal am Tag und tat nichts, was Allah stören könnte.

Zakhira wollte studieren und setzte sich gegenüber ihren Eltern durch. Sie ging auf eine Hochschule. Irgendwann träumte sie von Jesus und dieses Erleben sollte ihr Leben verändern. Jedoch ist sie seitdem auf der Flucht vor ihrem Vater und seinen Freunden. Sie fürchtet um ihr Leben und das bereits seit über 10 Jahren.

Glaube ohne Liebe ist Fanatismus, das dachte ich auch beim Lesen dieses Buches. Jeder darf doch das glauben, was er möchte, so sehe ich das. Aber so etwas gibt es wohl in der Familie Zakhiras nicht. Ich habe Achtung vor ihr. Sie nahm so viel Unangenehmes auf sich, um als Christin leben zu können. Das Buch ist lebendig geschrieben und zeugt von Demut und Hingabe. Wer nun der wahre Gott ist und ob die Bibel oder der Koran stimmen, das kann wohl niemand belegen. Aber Zakhiras Buch verdient Beachtung und daher vergebe ich sehr gerne fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 27.01.2020

Eine starke Frau kämpft für ihr Recht

Die Nachtmalerin
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Die Nachtmalerin ist ein Debüt und wenn man das berücksichtigt, ein gelungener Roman. Hier fällt das Cover sofort ins Auge. Es passt zum Inhalt, zeigt es doch wunderschöne Tulpen, deren Heimat die Niederlande ...

Die Nachtmalerin ist ein Debüt und wenn man das berücksichtigt, ein gelungener Roman. Hier fällt das Cover sofort ins Auge. Es passt zum Inhalt, zeigt es doch wunderschöne Tulpen, deren Heimat die Niederlande sind. Die Autorin Carrie Callaghan schreibt über das Leben von Judith Leyster. Es ist das Jahr 1633 und der Ort des Geschehens ist Haarlem. Es gibt viele bedeutende Maler, die in Holland ihre ersten Werke schufen. Alle waren sie in einer Vereinigung, der Gilde, die aber nur für Männer vorgesehen war. Frauen hatten damals nicht viel zu sagen und als Malerin waren sie nicht willkommen. Davon ließ sich Judith nicht beeinflussen. Sie stellte sich mutig den Herren entgegen und wollte ihren Weg gehen. Leider musste sie aber einige Rückschläge hinnehmen bis sie erkannte, dass die Männer tatsächlich die Macht hatten.

Das Buch ist in lebendiger Sprache geschrieben und hier hat die Übersetzerin Sabine Schilasky gute Arbeit geleistet. Wie die Farben damals hergestellt und mit Öl gemischt wurden, ist bildhaft erläutert. Welche Auswirkung der Lichteinfall hat und wie wichtig ein helles, lichtdurchflutetes Atelier ist, ebenfalls. Grausam, wie damals mit Dieben und Einbrechern verfahren wurde und welche Erniedrigungen Frauen hinnehmen mussten. Ja, das Buch gefiel mir gut, hatte aber doch zwischendurch zu viele Längen. Daher ziehe ich einen Stern für die Bewertung ab. Eine Empfehlung gibt es trotzdem.

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