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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.01.2020

So viel mehr, als "nur" ein Hörbuch

Die Jahre
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Als ich vor vielen Jahren den Song „Money“ von Pink Floyd zum ersten Mal hörte, war ich hin und weg. Das lag an dem ganz besonderen Effekt, den ich nur durch den Kopfhörer so richtig wahr nahm. Die Münzen ...

Als ich vor vielen Jahren den Song „Money“ von Pink Floyd zum ersten Mal hörte, war ich hin und weg. Das lag an dem ganz besonderen Effekt, den ich nur durch den Kopfhörer so richtig wahr nahm. Die Münzen purzelten vom rechten zum linken Ohr und dieses Erlebnis vergesse ich nie. So erging es mir auch bei diesem Hörbuch „Die Jahre“. Ich hörte das Buch mit dem Kopfhörer und die Stimmen wanderten von einem Ohr zum anderen. Toll. Dazu eine Musik, die das Gesagte perfekt unterstreicht.

Nein, das Buch ist nicht alltäglich, sondern außergewöhnlich. Wichtig ist, dass man sich auf diese Art der Darstellung einlässt. Es sind vier Frauen unterschiedlichen Alters, die hier aktiv sind. Sie reißen das Geschehen kurz an. Das heißt, dass sie nicht nur das Leben der Autorin zusammenfassen. Auch die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, der Kampf und die Emanzipation und die sexuelle Freiheit der Frauen ist ein Thema. Kurzum ein Hörbuch, das Bilder entstehen lässt, die für mich stimmig und nachvollziehbar sind. Es gibt also eine ausdrückliche Empfehlung für dieses beeindruckende Hörspiel verbunden mit der Hoffnung, dass es einen guten Platz bei der Wahl der Juroren erhält. Es gehört nämlich zur Shortlist des Hörbuchpreises 2020. Meine Stimme hat es auf jeden Fall.

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Veröffentlicht am 21.01.2020

Das Leben geht weiter, aber wie?

Jahre der Veränderung
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Die Not der Kriegsjahre ist vorbei und die Menschen in Berlin hoffen auf bessere Zeiten. So auch die drei Freundinnen, die wir im ersten Band der Hebammensaga bereits kennenlernen durften. Alle drei lieben ...

Die Not der Kriegsjahre ist vorbei und die Menschen in Berlin hoffen auf bessere Zeiten. So auch die drei Freundinnen, die wir im ersten Band der Hebammensaga bereits kennenlernen durften. Alle drei lieben ihren Beruf und privat bleiben sie nicht vor Rückschlägen und Enttäuschungen verschont. Die Klinik erfreut sich bei den werdenden Müttern großer Beliebtheit und Säuglingssterblichkeit nimmt ab. Jetzt sind es andere Problem, die unsere drei Hauptpersonen beschäftigen.

Berlin kommt nicht zur Ruhe. Es gibt immer mehr Arbeitslose und das wiederum bedeutet, dass Geld knapp ist. Auch jetzt herrscht Hunger und Wohnungsnot. Der Frust der Menschen schlägt sich in Aggressivität gegenüber Andersdenkenden nieder. Straßenschlachten werden zum Volkssport und sogar vor dem Schießen scheuen Fanatiker nicht zurück. Es sind vornehmlich die Anhänger von KPD und NSDAP, die sich gegenseitig malträtieren. Schwerverletzte sind keine Seltenheit.

Viele junge Mädchen oder an Geschlechtskrankheiten leidende Schwangere kommen zu den Beratungsstunden der Hebammen. Die Jungen prostituieren sich, weil sie auf schnell und rasch verdientes Geld hoffen. In der Klinik wird neben der Beratung auch die Ausgabe von Kondomen angeboten. Das allerdings ist in der Bevölkerung nicht immer gut angesehen. Abtreibungen sind verboten und wer es trotzdem macht und erwischt wird, muss ins Gefängnis.

Auch dieser zweite Band gefiel mir. Obwohl der erste in meinen Augen die Historie besser und ausführlicher beschrieb. Etliche Probleme der Menschen klingen an und dazu gehört auch die Diskriminierung der Juden. Alles in allem ein lesenswertes Buch, dem ich vier Sterne gebe und es auch als leichte Lektüre empfehle.

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Veröffentlicht am 21.01.2020

Wolfsburg und der "Führer"

Eine Familie in Deutschland
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Endlich ist es soweit. Hermann Ising, Besitzer der Zuckerfabrik in Fallersleben, hält eine Rede zum Richtfest. Wir schreiben das Jahr 1933 und die ganze Familie freut sich mit ihm. Ein großes Haus sollte ...

Endlich ist es soweit. Hermann Ising, Besitzer der Zuckerfabrik in Fallersleben, hält eine Rede zum Richtfest. Wir schreiben das Jahr 1933 und die ganze Familie freut sich mit ihm. Ein großes Haus sollte es werden, wo alle Kinder mit ihren Familien wohnen können. Selbstverständlich auch er selbst mit Frau und dem Jüngsten der Familie. Alle sind gekommen und neben seinen fünf Kindern zählen auch sein Schwager und einige Größen der Gesellschaft dazu. Niemand kann sich vorstellen, wie sich ihre Welt innerhalb weniger Monate verändern wird. Dunkle Wolken ziehen am Horizont auf und nur Horst, der ein treuer Nachfolger Hitlers ist, schaut froh in die Zukunft.

Es ist wohl der Name Hoffmann von Fallersleben, wodurch der Ort bei vielen Menschen bekannt ist. Der Dichter erblickte hier das Licht der Welt und lebte hier, bevor er des Landes verwiesen wurde. Heute ist der Ort ein Stadtteil von Wolfsburg. Welche Geschichte hinter dieser Entwicklung steht, wird von dem Autor des Buches Zeit zu hoffen, Zeit zu leben anschaulich beschrieben. Auch die Zeit des Nationalsozialismus und das Erleben aus Sicht der Menschen, kommt zum Ausdruck. Es gibt Menschen, die blind einer Ideologie hinterherlaufen und sich der Konsequenzen nicht bewusst sind. Dann gibt es Juden, die um ihr Leben bangen und das Land möglichst bald verlassen möchten.

Meiner Meinung nach hätte Herr Prange nicht so viele Schicksalsschläge in ein Buch packen brauchen. Zumal viele Dinge gar nicht bis zum Ende erzählt werden. Etwas mehr Tiefe hätte ich mir gewünscht. Die kurzen Kapitel sind zwar angenehm zu lesen, aber der ständige Wechsel zwischen Personen und Orten dient für meine Begriffe nicht dem Lesefluss. Was die historischen Gegebenheit betrifft so such ich immer noch die Quelle, wo steht, dass Leni Riefenstahl homosexuell war. Wer nicht viel Wert auf historische Richtigkeit legt und gerne mit vielen Spannungsbögen unterhalten werden möchte, dem wird das Buch gefallen.

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Veröffentlicht am 18.01.2020

Schwierig zu lesen und nicht stimmig

Das flüssige Land
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Das flüssige Land ist ein weiterer Roman, der auf den Shortlisten des Deutschen und Österreichischen Buchpreises von 2019 stand. Eine junge Physikerin wird mit der Nachricht konfrontiert, dass ihre Eltern ...

Das flüssige Land ist ein weiterer Roman, der auf den Shortlisten des Deutschen und Österreichischen Buchpreises von 2019 stand. Eine junge Physikerin wird mit der Nachricht konfrontiert, dass ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen. Nein, niemand bequemt sich und bringt ihr die Meldung persönlich. Es wird angerufen. Dann kommen enge Verwandte, die ihr die Ohren voll jammern und die sie bald bittet, dass sie sich aus ihrer Wohnung entfernen. Beim Denken an die Beerdigung und deren Gestaltung fällt ihr ein, was ihre Eltern irgendwann einmal äußerten: Sie wollten in Groß-Einland beerdigt werden.

Als gehorsame Tochter ohne Geschwister, macht sie sich also auf den Weg in den Ort. Leider ist er auf keiner Karte zu finden und auch im Navi gibt es ihn nicht. Ruth irrt umher und durch Zufall hört sie ein Gespräch, in dem der Name des Ortes fällt. Zwei Männer sind es, die sich unterhalten und sie fährt ihnen hinterher. Obwohl sie deren Auto schnell aus den Augen verliert, gelangt sie doch in den Ort. Dabei fährt sie ihren Wagen zu Schrott und muss ihn reparieren lassen. Sie bleibt viel länger in dem Ort als sie ursprünglich vorhatte.

Das Buch ist das Debüt der Autorin Raphaela Edelbauer. Für mich war es äußerst schwierig, ihren Gedankengängen zu folgen. Zu viele Fragen blieben offen und die die Erzählung für mich unrealistisch. Es folgten zu viele Wechsel in rascher Folge. Die Sprache soll wohl als gehoben gelten, war aber für meine Begriffe nur hölzern. Aus dem Grund gebe ich drei Sterne, denn schlecht ist der Roman nicht. Halt nicht das Richtige für meinen Geschmack.

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Veröffentlicht am 17.01.2020

Welch ein berührendes Buch

WHAM! George & ich
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Als an Weihnachten 2016 das Telefon bei Andrew Ridgeley klingelte, fiel für ihn eine Welt zusammen. Sein bester Freund war gestorben und die Anruferin war seine Schwester. Der beste Freund, das war George ...

Als an Weihnachten 2016 das Telefon bei Andrew Ridgeley klingelte, fiel für ihn eine Welt zusammen. Sein bester Freund war gestorben und die Anruferin war seine Schwester. Der beste Freund, das war George Michael. Wie leider gar zu oft, mutmaßte die Presse auch damals, welche angeblich mysteriösen Umstände zum Tod Georges führte. Dass es eine Erkrankung des Herzens war, erwähnte niemand.

Die Freundschaft von Michael und Andrew begann in der Schule und hielt wahrhaftig ein Leben lang. Ihre Gemeinsamkeit war die Liebe zur Musik und das verband sie so sehr, dass sie stets ein Ziel vor Augen hatten: die Gründung einer Band. Der Anfang war nicht leicht und sie mussten einige Rückschläge hinnehmen. Der Durchbruch kam dann aber doch schneller als erwartet und die Songs sind bis heute Dauerbrenner. Oder könnten Sie sich eine Advents- und Weihnachtszeit ohne „Last Christmas“ vorstellen? Ich nicht. Als Michael und Andrew auf dem Zenit ihres Erfolges ankamen, hörten sie auf. Ihr Abschlusskonzert gaben sie vor einem riesigen Publikum. Danach startete Michael dann seine Solokarriere, die auch erfolgreich war.

Das Buch WHAM! George und ich hat mich beeindruckt. Zeigt es doch, wie Fleiß und Durchhaltevermögen schließlich zum Erfolg führen. Auch die Bedeutung echter Freundschaft wird hier deutlich. Egal, was der Partner sagt oder macht, es wird ausdiskutiert und niemals versucht, den anderen zu verbiegen. Das haben die zwei so gut verstanden, dass sie auch die Lügen der Journalisten nie auseinander bringen konnte. Und das waren nicht wenige. Immer wieder wurden sie verfolgt von Paparazzi und hatten keinerlei Privatsphäre. Ich habe Achtung vor Andrew Ridgeley und danke ihm, dass er dieses Buch veröffentlichte. Gäbe es mehr als fünf Sterne, ich hätte sie vergeben.

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