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Veröffentlicht am 15.04.2024

Nichts ist grausamer als Krieg

Und Großvater atmete mit den Wellen
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Jedes Mal, wenn sich eine Panikattacke ihren Weg ins Unterbewusstsein bahnte, sagte die Krankenschwester zu ihm „Ganz ruhig, atme mit den Wellen“. Als ihr Schiff Anitra angegriffen und zum Kentern gebracht ...

Jedes Mal, wenn sich eine Panikattacke ihren Weg ins Unterbewusstsein bahnte, sagte die Krankenschwester zu ihm „Ganz ruhig, atme mit den Wellen“. Als ihr Schiff Anitra angegriffen und zum Kentern gebracht wurde, befanden sich auch Konrad und sein Bruder Sverre im Kugelfeuer. Konrad konnte sich retten und strandete nach 18 Tagen auf hoher See an einem Strand Indonesiens. Hier wurde Konrad liebevoll umsorgt und gepflegt.

Das Buch „Als Großmutter im Regen tanzte“ gefiel mir sehr gut und ich freute mich auf
„Und Großvater atmete mit den Wellen“. Der Roman beschreibt die Ereignisse des Krieges im fernen Indonesien und lässt sich ohne Kenntnis des ersten Romans mühelos lesen. Konrad gerät in Gefangenschaft und muss etliche Schikanen hinnehmen. Obwohl er sich in eine hier lebende Krankenschwester verliebt, sehnt er sich nach seiner Heimat Norwegen.

Es ist nicht nur diese anschauliche Sprache, die mich so sehr fesselte. Auch dass die Autorin viele Fakten damaliger Zeit einfließen ließ, machen das Buch so wertvoll. Immer wieder gibt es Ereignisse, die so nicht bekannt aber wichtig sind. Nur auf diese Weise wird die Historie Deutschlands und Europas verständlicher.

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Schöner Abschluss der Reihe

Der Klang des Windes
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Endlich ist er da. Der vierte und letzte Band der „Sehnsuchtswaldreihe“. Dieses Mal ist es
Anna-Lisa, die mit (oder gegen?) die Schatten der Vergangenheit kämpft. Schon als kleines Mädchen hatte sie den ...

Endlich ist er da. Der vierte und letzte Band der „Sehnsuchtswaldreihe“. Dieses Mal ist es
Anna-Lisa, die mit (oder gegen?) die Schatten der Vergangenheit kämpft. Schon als kleines Mädchen hatte sie den Wunsche, Malerin zu werden. So wie ihr Vorbild Henny. Fast wäre sie an ihren viel zu hoch gesteckten Zielen verzweifelt. Wie gut, dass sie einen Fotografen kennenlernt, der sie im wahrsten Sinne des Wortes an die Hand nimmt. Endlich weiß sie, wo ihre Stärken liegen.

Ja, die vier Bücher sind alle nach gleichem Schema aufgebaut. Und trotzdem, dieses Hinwenden zur unberührten Natur, machen jeden Band zu einem besonderen Ausflug ans Meer. Die Autorin schreibt im Anhang von „Der Klang des Windes“, dass sie keine Lesungen ausrichtet und gibt die Begründung dafür. Und das wiederum macht ihre Bücher so wertvoll. Ihre blumige Sprache und das Lenken der Aufmerksamkeit auf kleinste Dinge in der Natur zum Beispiel.

Nicht nur die Flora des Darß ist Teil der Erzählung. Auch der Umgang dieser mir zwischenzeitlich lieb gewordenen Akteure ist berührend. Nein, es gibt keine „schmalzige“ Lovestory. Realistisch und lebensnah, so empfinde ich alle Ereignisse auch in diesem letzten Band. Gerne würde ich noch mehr über die Menschen erfahren. Der Hinweis auf eine neue Reihe gibt mir die Hoffnung, dass ich einige Personen aus dem „Sehnsuchtswald“ dort wieder treffe. Schön wäre es.

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Veröffentlicht am 05.04.2024

Nie sollst du vergessen

Deportiert
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Andrea Löw ist Historikerin und mit „Deportiert“ schrieb sie ein Sachbuch, das so überaus wichtig ist. Viele Quellen in mündlicher und schriftlicher Form waren die Grundlage. Es ist der Lauf der Zeit, ...

Andrea Löw ist Historikerin und mit „Deportiert“ schrieb sie ein Sachbuch, das so überaus wichtig ist. Viele Quellen in mündlicher und schriftlicher Form waren die Grundlage. Es ist der Lauf der Zeit, dass es immer weniger Überlebende der Shoa gibt. Dabei sind nur sie in der Lage, dass sie uns, den nachfolgenden Generationen, ihr Schicksal glaubhaft zu übermitteln.

Es waren nicht die Fakten, die mich beim Lesen so sehr erschütterten. Vielmehr waren es die Worte der Betroffenen. Sobald man sie als Juden erkannte und im Pass kennzeichnete, kamen sie zu einer Gruppe, die in den Osten des „Reiches“ deportiert wurden. Viele starben unterwegs. Nicht wenige wurden von Nachbarn oder vermeintlichen Freunden in dieses Elend gebracht. Also verraten.

Frau Löw schreibt sehr einfühlend und lebendig. Sie gibt den Überlebenden eine Stimme, die nie verstummen darf. Das Buch sollte in Schulen durchgesprochen und der Inhalt verbreitet werden. Nur so kann das, was die Autorin bezwecken wollte, auch erfolgreich sein. Obwohl es als Sachbuch benannt ist, es lässt sich ohne Schwierigkeiten lesen, da die Sprache ansprechend und gut verständlich ist.

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Ein bewegendes Buch über die Kraft der Musik

Annas Lied
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Was er nie für möglich hielt, musste Yitzhak nun erleben. Er wurde von Juden hassenden Männern verprügelt. Dabei floh er doch mit seiner Frau Bruche vor diesen Unmenschen. Aus Polen kamen sie und fühlten ...

Was er nie für möglich hielt, musste Yitzhak nun erleben. Er wurde von Juden hassenden Männern verprügelt. Dabei floh er doch mit seiner Frau Bruche vor diesen Unmenschen. Aus Polen kamen sie und fühlten sich in Dänemark so sicher. Toleranz war für die Dänen kein Fremdwort, sie lebten diese. Und als dann auch noch der älteste Sohn sich den Wünschen seiner Eltern widersetzte, ruhten alle Hoffnungen auf dem jüngsten Kind, der kleinen Hanna (Anna).

Standesdünkel gab es also auch bei den jüdischen Einwohnern Kopenhagens. Warum wäre es sonst so sehr wichtig, dass die Kinder sich einen Partner nahmen, der gleichen Glaubens war? Anna gehorchte trotz Herzschmerzen ihren Eltern. Die hatten einen jüdischen Jungen aus Frankreich für sie ausgesucht. Dabei war sie so sehr verliebt in einen Anderen.

Das Lesen von „Annas Lied“ war für mich sehr emotional. Zu sehr litt ich mit der Hauptperson. Wie ausgeprägt war ihr Pflichtbewusstsein und wie wäre doch ihr Lebensweg verlaufen, hätte sie auf ihr Herz gehört. Der Autor ist Großneffe Annas und nahm Großtante Annas Leben als Grundlage für diesen Roman. Selbst Musiker, verwob er die Macht der Musik mit dem Geschehen in Annas Leben.

Dieses Buch lebt von Gefühlen, die durch anschauliche Sprache das Herz der Leser gefangen nimmt. Die Übersetzung durch Ulrich Sonnenberg hat einen großen Anteil daran. Ich lege dieses Buch allen Lesern ans Herz, die anspruchsvolle Literatur mögen.

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Veröffentlicht am 01.04.2024

"Ich lese, ich schreibe, also bin ich"

Eine Fingerkuppe Freiheit
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Im Mai 1816 leben im Dorf Coupvray 453 Einwohner. Einer davon ist der 7jährige Louis Braille. Ein aufgeweckter Junge, der trotz seiner Beeinträchtigung eine Schule besuchen durfte. Das war damals nicht ...

Im Mai 1816 leben im Dorf Coupvray 453 Einwohner. Einer davon ist der 7jährige Louis Braille. Ein aufgeweckter Junge, der trotz seiner Beeinträchtigung eine Schule besuchen durfte. Das war damals nicht selbstverständlich. Louis war blind und das Wort bzw. die Maßnahme „Integration“ gab es damals noch nicht. Gut, dass der Abbé sich für ihn einsetzte. Er beriet sich mit dem Grundschullehrer und Louis wurde eingeschult.

Was macht ein aufgeweckter, intelligenter Junge, der so gerne lesen und schreiben möchte? Das aber nicht vermag, da er blind ist? Er erfindet eine Schrift, die bis heute hervorragende Hilfe für ebenfalls Betroffene ist. Dabei hatte es Louis Braille keineswegs immer leicht sich zu behaupten. Das schildert der Autor in „Eine Fingerkuppe Freiheit“ ausführlich und eindringlich. Beim Lesen des Titels stellte sich für mich die Frage, was Freiheit bedeutet? Ist es das Recht auf freie Meinungsäußerung oder freie Berufswahl? Nein, für mich heißt es in erster Linie, dass ein Mensch ohne körperliche Einschränkungen durchs Leben gehen darf.

Im Anhang steht: „Das vorliegende Werk ist eine Hommage an diesen genialen Erfinder“. Das beschreibt in einem Satz, was ich beim Lesen empfand. Auch der Kampf von Braille, bis seine Schrift von sehenden Gelehrten anerkannt wurde, berührte mich. Schon damals war es also nicht selbstverständlich, dass Genies als solche anerkannt wurden. Meine Empfehlung gilt ohne Einschränkung. Und bitte beachten, dass dieses Buch auch in Blindenschrift angeboten wird.

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