Profilbild von lielo99

lielo99

Lesejury Star
offline

lielo99 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit lielo99 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.04.2024

"Ich lese, ich schreibe, also bin ich"

Eine Fingerkuppe Freiheit
0

Im Mai 1816 leben im Dorf Coupvray 453 Einwohner. Einer davon ist der 7jährige Louis Braille. Ein aufgeweckter Junge, der trotz seiner Beeinträchtigung eine Schule besuchen durfte. Das war damals nicht ...

Im Mai 1816 leben im Dorf Coupvray 453 Einwohner. Einer davon ist der 7jährige Louis Braille. Ein aufgeweckter Junge, der trotz seiner Beeinträchtigung eine Schule besuchen durfte. Das war damals nicht selbstverständlich. Louis war blind und das Wort bzw. die Maßnahme „Integration“ gab es damals noch nicht. Gut, dass der Abbé sich für ihn einsetzte. Er beriet sich mit dem Grundschullehrer und Louis wurde eingeschult.

Was macht ein aufgeweckter, intelligenter Junge, der so gerne lesen und schreiben möchte? Das aber nicht vermag, da er blind ist? Er erfindet eine Schrift, die bis heute hervorragende Hilfe für ebenfalls Betroffene ist. Dabei hatte es Louis Braille keineswegs immer leicht sich zu behaupten. Das schildert der Autor in „Eine Fingerkuppe Freiheit“ ausführlich und eindringlich. Beim Lesen des Titels stellte sich für mich die Frage, was Freiheit bedeutet? Ist es das Recht auf freie Meinungsäußerung oder freie Berufswahl? Nein, für mich heißt es in erster Linie, dass ein Mensch ohne körperliche Einschränkungen durchs Leben gehen darf.

Im Anhang steht: „Das vorliegende Werk ist eine Hommage an diesen genialen Erfinder“. Das beschreibt in einem Satz, was ich beim Lesen empfand. Auch der Kampf von Braille, bis seine Schrift von sehenden Gelehrten anerkannt wurde, berührte mich. Schon damals war es also nicht selbstverständlich, dass Genies als solche anerkannt wurden. Meine Empfehlung gilt ohne Einschränkung. Und bitte beachten, dass dieses Buch auch in Blindenschrift angeboten wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.03.2024

So nah liegen Glück und Leid nebeneinander

Eine leise Ahnung von Glück
0

So langsam reicht es ihr. Louisas Geduldsfaden ist gerissen und sie ist am absoluten Tiefpunkt. Wieder mal hat ihr Vater eine Pflegerin vergrault. Mit seiner schlechten Laune, seinem Starrsinn. Dabei versprach ...

So langsam reicht es ihr. Louisas Geduldsfaden ist gerissen und sie ist am absoluten Tiefpunkt. Wieder mal hat ihr Vater eine Pflegerin vergrault. Mit seiner schlechten Laune, seinem Starrsinn. Dabei versprach Louisa ihrer Mutter, sie würde für ihn sorgen. Aber, wie sollte das gehen? Sie muss arbeiten und außerdem versteht sie sich absolut nicht mit ihm. Da kommt zufällig die rettende Lösung in Form der Nachbarin zur Tür hereinspaziert.

"Eine leise Ahnung von Glück" wird in zwei Zeitsträngen erzählt. Einmal im Heute, wo der Vater seine Tochter nervt und dann in der Vergangenheit, während des Zweiten Weltkriegs in Frankreich. Dem Buch liegen viele Stunden der Recherche zugrunde und das macht für mich einen guten Historischen Roman aus. Zudem ist er lebendig und anschaulich geschrieben.

So viele Bücher las ich bereits über diesen Zeitabschnitt und immer wieder stelle ich fest, dass ich überrascht werde. Immer wieder lese ich von Situationen, die mir bis heute fremd waren. Wie gut, dass es Autoren wie Kerstin Lange gibt. Die Situation der „Franzosenkinder“ wurde sehr lange erfolgreich verschwiegen. Gut, dass es mittlerweile Hilfen und Gruppierungen Gleichgesinnter gibt. Diese wertvolle Lektüre empfehle ich ohne Einschränkung weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.03.2024

Spannend mit vielen Wendungen

Schatten im Glashaus
0

Sie ist fleißig und sowohl bei Auftraggebern als auch bei ihrer Chefin beliebt. Ihr Name: Kit Darling. Dass sie neugierig ist und in den leeren Wohnungen herumschnüffelt, kein Problem. Solange sich niemand ...

Sie ist fleißig und sowohl bei Auftraggebern als auch bei ihrer Chefin beliebt. Ihr Name: Kit Darling. Dass sie neugierig ist und in den leeren Wohnungen herumschnüffelt, kein Problem. Solange sich niemand beschwert. Aber. Wie passt ein Tatort mit viel Blut aber ohne Leiche zu dieser Frau? Das herauszufinden ist Aufgabe der Ermittlerin Mallory van Alst.

„Schatten im Glashaus“ überzeugt durch viele Wendungen und außerordentliche Spannung. Die Story wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Wobei die Historie nach und nach das Ausmaß der erlittenen Traumata zeigt. Und wenn man denkt, dass die Lösung klar auf der Hand liegt, zack schon wieder eine nicht vorhersehbare Wendung.

Nicht nur das Verbrechen spielt bei diesem Thriller eine Rolle. Die Botschaft geht tiefer. Wie wirkt sich Erfolg auf den Charakter eines Menschen aus? Über welchen Zeitraum wirken Traumata nach? Kann ein Mensch sie möglicherweise nie ganz überwinden? Klare Empfehlung für diesen spannenden Thriller.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.03.2024

Leben auf der Mühle gestern und heute

Mühlensommer
0

Maria freut sich aufs Wochenende. Sie und ihre beiden Töchter sind eingeladen. Von Freundin Bea und ihrem Mann. Die haben eine Hütte in den Bergen. Ruhe und Entspannung, das wünscht sich Maria so sehr. ...

Maria freut sich aufs Wochenende. Sie und ihre beiden Töchter sind eingeladen. Von Freundin Bea und ihrem Mann. Die haben eine Hütte in den Bergen. Ruhe und Entspannung, das wünscht sich Maria so sehr. Ihr Job ist anstrengend und die beiden Mädchen erwarten, dass sie sich nach Feierabend ganz deren Sorgen und Problemen widmet.

Endlich ist es soweit. Der Gang zum Haus ist zwar anstrengend, aber die gute Laune überwiegt. Die Freude währt aber nur kurz. Bereits vor dem Erreichen des Zieles macht ein Anruf von Marias Mutter einen Strich durch die Rechnung. Der Vater hatte einen Unfall und die Arbeit auf dem Bauernhof muss erledigt werden. Bruder Thomas ist im Urlaub, also fährt Maria nach kurzem Zögern zur Mutter.

Mühlensommer wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Maria schreibt von ihrer Kindheit auf dem Hof. Die Erzählungen wechseln zwischen unbeschwerter Freude und Scham. Scham darüber, dass sie das Kind eines Bauern war und von ihren Mitschülern gehänselt wurde. Berichte über die Gegenwart decken auf, welche Verletzungen durch Familienmitglieder viele Jahre verborgen lagen.

Ein humorvoll geschriebenes Buch, das aber auch zum Nachdenken anregt. Ausführlich wird die Hopfenernte beschrieben und ebenso der Umgang mit Mutterschweinen. Dass es immer wieder neue Wege in der Landwirtschaft gibt, darüber klärt das Buch ebenfalls auf. Hat mir gut gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.02.2024

Eine mutige Frau wendet sich gegen den Führer

Blonder Engel
0

Ursula heiratet. Es ist keine „normale“ Hochzeit und ihre Freude hält sich in Grenzen. Neben ihr sitzt nämlich nicht ihr Verlobter. Der kämpft an der Ostfront und bekam nicht einmal für diesen großen Tag ...

Ursula heiratet. Es ist keine „normale“ Hochzeit und ihre Freude hält sich in Grenzen. Neben ihr sitzt nämlich nicht ihr Verlobter. Der kämpft an der Ostfront und bekam nicht einmal für diesen großen Tag Heimaturlaub. Auf dem Stuhl liegt ein schlichter Stahlhelm. Das war damals kein Einzelfall und nannte sich „Stahlhelmtrauung“.

Die Frischvermählte arbeitet in einem Gefängnis. Das ist ihr Beitrag für´s Vaterland. In Plötzensee sind Frauen und Männer inhaftiert, die sich durch Äußerungen gegen das Regime strafbar machten. Neuerdings werden die reihenweise gehängt. Obwohl Ursula immer zum „Führer“ hielt, ihre Einstellung ändert sich zunehmend. Das liegt mit daran, dass täglich Bomber der Alliierten ihre todbringende Fracht über der Stadt abwerfen. Beim letzten Einschlag konnten vier Gefangene fliehen und Ursula überwindet ihre Furcht. Sie hilft einem von ihnen.

Die Bücher von Frau Kummerow lese ich gerne. Sie schreibt anschaulich und faktenreich. Das Geschriebene ist so realistisch dargestellt, dass ich immer wieder mit den Hauptpersonen zittere. Sowohl Spannung als auch erlösende Freude wechseln sich ab. Die Empfehlung von mir gilt ohne Einschränkung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere