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Veröffentlicht am 12.07.2020

Große Gefühle mit Tiefengrund

Jeden Tag ein neuer Himmel
3

„Jeden Tag ein neuer Himmel“ heißt das Buch von Violet Thomas aus dem Verlag Lübbe, in dem Charlotte und Sam abwechselnd aus ihrer Sicht erzählen. Dabei scheinen es zwei ganz unterschiedliche Menschen ...

„Jeden Tag ein neuer Himmel“ heißt das Buch von Violet Thomas aus dem Verlag Lübbe, in dem Charlotte und Sam abwechselnd aus ihrer Sicht erzählen. Dabei scheinen es zwei ganz unterschiedliche Menschen zu sein. Charlotte ist eine junge Krankenschwester, die im Begriff ist, ihre neue Stelle in einem Londoner Kinderhospiz anzutreten. Fast ein Jahr ist es her, dass ihre Tochter Daisy verstorben ist. In ihrer Trauer hat sie kaum jemanden an sich herangelassen und blieb am liebsten ganz allein. Sam ist ein Straßenmusikant, der seine ganze Liebe zur Musik in seine Lieder legt. Wichtiger als vor einem Riesenpublikum zu spielen ist ihm, die Menschen mit seiner Musik zu berühren. Das gelingt ihm bei Charlotte mit seinem Song „Daisy“, der sie an ganz intensiv und gefühlvoll an ihre Tochter denken lässt.
Der Schreibstil von Violet Thomas ist anrührend, emotional – ihre Geschichte neben der Frage, ob Charlotte und Sam eine Beziehung eingehen und die Liebe ihres Lebens finden, äußerst vielseitig und tiefgründig.
Charlotte betreut im Kinderhospiz den kleinen Hamish, einen liebenswerten Jungen, der kein leichtes, aber ein aufregendes Leben hinter sich hat, und weiß, dass er bald sterben muss. Spannend finde ich den Umgang mit Fragen nach dem Tod – was sagt man einem todkranken Menschen, was behält man lieber für sich? Hamish, dieser tapfere kleine Junge mit einem großen Herzen, wird von Charlotte liebevoll in seiner letzten Zeit begleitet und ist auch Charlotte in ihrer Trauer eine große Hilfe. Er ist eine große Bereicherung für dieses Buch.
Neben Hamish gibt es noch viele Figuren, die durch ihr ganz eigenes Wesen dem Buch eine besondere Note geben, zum Beispiel:
Charlottes Freundin Emily, die eine tolle Familie hat, und mich beeindruckt mit ihrer
Auffassung, dass man Emotionen auch in der Öffentlichkeit einfach rauslassen darf.
Marc, der an seinen Bruder Sam und dessen Träume glaubt und ihn selbstlos unterstützt.
Stella – für mich ein ganz wertvoller Mensch mit großen Gefühlen, auch wenn es anders scheinen mag.
Es gibt in diesem Buch viele herzerwärmende Zitate. Einer meiner Lieblingssätze ist dieser Wunsch: „Reise mit den Sternen und finde jeden Tag einen neuen Himmel, tapferer Junge.“
Nur ab und zu lese ich mal einen Liebesroman. Dieser hat mich angesprochen durch das Cover mit dem vielversprechenden Titel und durch die Buchbeschreibung, die die Verbindung zum Kinderhospiz herstellt. Große Gefühle, die eine große Wirkung auf mich hatten. Sehr gern gebe ich eine Empfehlung für dieses Buch.

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Veröffentlicht am 16.10.2023

Ein magischer Adventskalender

Der Adventskalender zum Glück
2

Lust auf Weihnachten verspürt Fie ganz sicher nicht! Nachdem ihr Mann sich von ihr getrennt hatte, sie dadurch auch ihren gemeinsamen Arbeitsplatz verloren und obendrein zu ihrem Sohn kaum noch Verbindung ...

Lust auf Weihnachten verspürt Fie ganz sicher nicht! Nachdem ihr Mann sich von ihr getrennt hatte, sie dadurch auch ihren gemeinsamen Arbeitsplatz verloren und obendrein zu ihrem Sohn kaum noch Verbindung hat, ist sie in ein tiefes Loch gefallen.
Was für ein Glück, dass Fie eine ideenreiche Schwester hat. Die wohnt zwar weit weg von Fie, aber sie hat einen Plan. Mit einem ganz besonderen Adventskalender will Sara ihre Schwester auf andere Gedanken und ins Leben zurück bringen. Es ist weder ein Adventskalender mit Türchen, von denen täglich eines geöffnet wird, noch hält er kleine Leckereien bereit: Fie bekommt von Sara ganz spezielle Aufgaben unterschiedlicher Art gestellt, die sie zu erledigen hat.
Damit beginnt eine wirklich schöne adventliche Geschichte. Was sich allein aus der Aufgabe ergibt, Kekse zu backen, ist so toll! Mir gefallen auch Lykke und deren Oma Klara, die allerdings auf den ersten Blick etwas chaotisch erscheinen. Lykke ist nämlich nicht nur äußerlich so ganz anders als Fie, und Klara mit ihrem Geschäft…
Auf jeden Fall entwickelt sich eine bunte, turbulente Geschichte mit mehr oder weniger merkwürdigen Aufträgen. Es macht wirklich großen Spaß, das Buch zu lesen und Fie bei der Bewältigung ihrer Aufgaben zu begleiten. Der Schreibstil macht gute Laune und es gibt viele Passagen, die lustig sind, ohne albern zu wirken. Doch auch Besinnliches, Erschreckendes und manchmal Trauriges kommen nicht zu kurz.
Wer in der Adventszeit gerne liest, ist mit diesem Buch mit den kurzen Kapiteln gut beraten. „Der Adventskalender zum Glück“ beschert die richtige Stimmung und unterhaltsame Stunden.

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Veröffentlicht am 13.03.2021

Fragen nach dem Warum

Geteilte Träume
2

„Geteilte Träume“ ist eine deutsch-deutsche Familiengeschichte von Ulla Mothes, erschienen im Verlag Lübbe.
Eigentlich wollte Ingke nur helfen, doch genau durch diesen Umstand hat sie zufällig erfahren, ...

„Geteilte Träume“ ist eine deutsch-deutsche Familiengeschichte von Ulla Mothes, erschienen im Verlag Lübbe.
Eigentlich wollte Ingke nur helfen, doch genau durch diesen Umstand hat sie zufällig erfahren, dass sie bereits im Säuglingsalter adoptiert wurde. Damals gab es noch die DDR. Total am Boden zerstört, kann sie nicht begreifen, warum ihre Eltern niemals mit ihr darüber gesprochen haben. Jetzt hat sie, inzwischen eine junge Frau, gefühlte tausend Fragen zu ihrer Herkunft, zu ihren leiblichen Eltern und, und, und… Sie begibt sich auf die Suche und spricht zunächst mit den Angehörigen aus ihrer jetzigen Familie, die alle gern versuchen, Ingke zu helfen, indem sie ihre eigenen Lebensgeschichten erzählen.
Es sind beeindruckende Schicksale, die Erzählungen reichen oft zurück bis in die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Ulla Mothes ist es gut gelungen, die Lebensumstände zu beschreiben und auch die politischen Verhältnisse und daraus resultierende Auswirkungen und Entscheidungen zu verdeutlichen. Ganz allmählich erschließen sich Ingke viele Zusammenhänge, doch ist sie auch bereit, sich auf ihre eigentliche Familie einzulassen? Und andersherum gefragt: Will ihre Mutter überhaupt etwas von ihr wissen?
Zu Beginn ist es mir schwergefallen, die vielen mitwirkenden Personen einzuordnen und zu sortieren. Nachdem ich allerdings ein Personenregister am Ende des Buches entdeckt hatte, war es übersichtlicher.
Ein gutes Stück deutscher Geschichte wird mit einer interessanten Familiengeschichte übermittelt. Sehr gern empfehle ich das Buch weiter.

„Jetzt weiß ich auch, warum die Stille hinterher viel schlimmer ist als der Knall. Die Stille ist die Einsamkeit!“

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Veröffentlicht am 25.02.2019

Spannendes Schicksal einer Zeidlerfamilie

Der Gesang der Bienen
2

„Der Gesang der Bienen“ ist ein historischer Roman, der im Jahr 1152 beginnt. Der Zeidler Seyfried lebt glücklich in seinem kleinen Haus mit seiner Ehefrau Elsbeth und seinen drei Kindern. Anna, die älteste ...

„Der Gesang der Bienen“ ist ein historischer Roman, der im Jahr 1152 beginnt. Der Zeidler Seyfried lebt glücklich in seinem kleinen Haus mit seiner Ehefrau Elsbeth und seinen drei Kindern. Anna, die älteste Tochter, ist sehr wissbegierig und gern mit ihrem Vater unterwegs im Wald, um ihm bei seiner Arbeit mit den Wildbienen zuzuschauen und auch schon mal zur Hand zu gehen. Elsbeth hat bereits als Kind die Liebe zu Heilkräutern und deren Wirkung entdeckt. Ihr Wissen hat sie erlangt bei den Beginen und bei ihrem Vater, einem Apotheker. Doch ausgerechnet ihre Arbeit als Heilerin wird ihr zum Verhängnis. Ihr wird vorgeworfen, im Pakt mit dem Teufel zu stehen, und sie wird zum Tode verurteilt. Nur die Fürsprache der damals schon berühmten Hildegard von Bingen könnte an Elsbeths Schicksal noch etwas ändern. So macht sich Seyfried auf den Weg zum Kloster auf dem Rupertsberg, wo Hildegard als Äbtissin lebt und wirkt. Für ihn beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, überall lauern Gefahren und lassen es schier unmöglich scheinen, dass sein Vorhaben in der Kürze der Zeit gelingen könnte.
Während Seyfried auf seiner Reise vollkommen ahnungslos bleibt, wie es seiner Familie geht, erfährt der Leser, was Elsbeth im Verlies und seine Kinder Anna und Jasper auf der Burg des Gottfried von Staufen erleiden und erleben. Dabei ist Anna ein ganz wunderbares Mädchen, das ihren kleinen Bruder beschützt und sehr mutig ist.
Das Kloster auf dem Rupertsberg wird bereits im Prolog thematisiert – auch hier spielen Bienen eine große Rolle.
Durch viele Perspektivwechsel reißt die Spannung nicht ab und es fällt schwer, das Buch mal zur Seite zu legen. Häufig gibt es Neues und Wissenswertes über die Zeidlerei zu erfahren und die Geschichte bleibt durch eine gute Mischung von Fiktion und historisch belegbaren Informationen und Erzählungen unglaublich interessant.
Die Bienen begleiten den Leser durch das gesamte Buch; zu Beginn jedes Kapitels sind sie als Zeichnung zu sehen und außerdem findet man dazu jeweils ein Bibelzitat oder auch ein Zitat der Hildegard von Bingen als Einleitung.
Eine umfangreiche Übersicht am Ende des Buches über alle Personen, jeweils mit Namen, Alter und einigen Informationen, ist ein kleines Nachschlagewerk und zeigt durch *-Kennzeichnung die Personen, die historisch belegt sind.
Das Buch des Autors Ralf H. Dorweiler aus dem Bastei Lübbe Verlag hat mich restlos überzeugt und ich empfehle es allen, die historische Romane und Bienen lieben. Sehr leicht zu erkennen ist das an dem liebevoll gestalteten Cover.

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Veröffentlicht am 20.05.2023

Von der Kunst, mit Worten zu malen

So viele Paradiese
1

„…aber seit er gehört hat, dass man in Amerika eine Statue als Tribut an die Freiheit errichtet hat, steht für Antonio fest: Er will mit dem Schiff in die Neue Welt.“ Nach diesem Satz der Buchbeschreibung ...

„…aber seit er gehört hat, dass man in Amerika eine Statue als Tribut an die Freiheit errichtet hat, steht für Antonio fest: Er will mit dem Schiff in die Neue Welt.“ Nach diesem Satz der Buchbeschreibung hatte ich erwartet, dass ich Antonio auf seiner Reise nach Amerika begleiten würde, aber vor allem war ich gespannt auf das, was er in Amerika erlebt, welches Leben er sich aufbaut, ob seine Erwartungen erfüllt werden…
Allerdings ist in der Inhaltsangabe auch zu lesen: „Seine Reise im Jahr 1923 gerät bald zur Odyssee, wechselvolle Ereignisse und ungewöhnliche Begegnungen bringen ihn in ebenso gefährliche wie haarsträubende Situationen.“ Und genau darum geht es in dem Roman von Giovanna Giordano.
Mit einem unglaublichen Facettenreichtum und einer Vielzahl an wunderbaren Zitaten beschreibt sie nicht nur Antonios ganz alltägliche Erlebnisse, sondern auch kaum zu glaubende Begebenheiten. Erzählungen über ungewöhnliche Orte, Menschen und andere Wesen, manchmal aus dem Reich der Fantasie, klingen traumhaft und ich fühle mich oft wie im Märchenland.
Sanftmütig, unglaublich tierlieb, aufgeschlossen und gutgläubig gegenüber allen, auch fremden Menschen und vor allem sehr freiheitsliebend – so sehe ich Antonio.
Als Roman und um es auf einen Rutsch zu lesen, macht mir das Buch nicht ganz so viel Spaß, weil die unglaublichen Dinge und Ereignisse sich einfach zu sehr häufen. Da ich allerdings Märchenbücher gern mag, empfehle ich, es mit diesem Buch so zu halten wie mit einem Märchenbuch: eine Geschichte zu lesen, wenn man Lust darauf hat. Das ist sogar sehr gut durchführbar, weil es ein Inhaltsverzeichnis gibt mit den jeweils mit einer Überschrift versehenen Abschnitten.
Auf jeden Fall bewundere ich, wie kunstvoll die Autorin mit Worten malen kann.

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