Profilbild von liesmal

liesmal

Lesejury Star
offline

liesmal ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit liesmal über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.02.2021

Gelegenheit macht Diebe

Ich weiß jetzt, was ich will
0

Gisela und Katrin, beide über 60 und Freundinnen, Gisela ist verheiratet, Katrin seit etwa einem Jahr verwitwet, doch fest entschlossen, sich noch einmal auf eine neue Beziehung einzulassen. Irgendwie ...

Gisela und Katrin, beide über 60 und Freundinnen, Gisela ist verheiratet, Katrin seit etwa einem Jahr verwitwet, doch fest entschlossen, sich noch einmal auf eine neue Beziehung einzulassen. Irgendwie kann das, was das Leben ihr bisher geboten hat, noch nicht alles gewesen sein. Doch es ist gar nicht so einfach, jemanden kennenzulernen – vielleicht hilft eine Annonce?

Was sich alles entwickeln kann, wenn eine Freundin versucht, der anderen zu helfen, das erzählt Ingrid Metz-Neun in ihrem Büchlein „Ich weiß jetzt was ich will“. Es ist eine Geschichte, wie sie nur das Leben schreibt: mit Hoffnungen und Wünschen, mit Herz und Schmerz und mit der Erkenntnis, dass das Gute oft so nahe liegt.

Mir gefällt die Geschichte mit dem leichten, lebendigen Schreibstil. Für mich ist sie eine, die man einfach mal so zwischendurch lesen kann – davon gibt es gar nicht so viele. Gefreut habe ich mich über den Anhang, in dem die Autorin ihre Freude am Kochen zeigt und auch einige ihrer Rezepte verrät.

Schon Udo Jürgens wusste in einem seiner Lieder zu berichten „Ich weiß, was ich will“. Und weil der Songtext sehr gut zu der kleinen Geschichte passt, hat Ingrid Metz-Neun ihn aufgenommen, er ist am Ende des Buches nachzulesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.01.2021

Kampf um Recht und Gerechtigkeit

Krone der Welt
0


„Ein großer Historischer Roman über den Ausbau Amsterdams zur Weltmetropole, über Liebe und Hass und den Drang, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.“

Dieser Satz aus der Buchbeschreibung zu „Krone ...


„Ein großer Historischer Roman über den Ausbau Amsterdams zur Weltmetropole, über Liebe und Hass und den Drang, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.“

Dieser Satz aus der Buchbeschreibung zu „Krone der Welt“ von Sabine Weiß hat mich neugierig gemacht auf die Geschichte der Niederlande und insbesondere auf das Werden Amsterdams. Es hat sich herausgestellt, dass die Neugier gut und das Buch ein echter Glücksgriff war.
Die Autorin versteht es gekonnt, mich mit ihrem fundierten Fachwissen zu begeistern und mit hineinzunehmen in die Geschichte um die Machtkämpfe der Engländer und Spanier um Leute, Land und Meer. Auch gerade kleinere Streitigkeiten im Namen der Religion werden sehr gut verständlich und anschaulich erzählt.
Im Mittelpunkt der Geschichte, die im Jahr 1585 beginnt, steht eine Familie, die ihre Heimat Antwerpen verlassen muss. Allein kommen die drei Kinder in Amsterdam an und müssen erst einmal ins Waisenhaus. Vincent möchte eines Tages Architekt werden, sein jüngerer Bruder träumt von Abenteuern auf See und die kleine Schwester Betje liebt die Arbeit in Küche und Haushalt. In all den Kriegswirren ist es gerade für Waisenkinder nicht leicht, sich zu behaupten. Immer wieder werden ihnen Steine in den Weg gelegt und sie müssen doppelt und dreifach kämpfen, um vielleicht dasselbe zu erreichen, was jemand „aus guter Familie“ ohne große Anstrengung bekommt, einfach aufgrund seines Namens oder seiner Herkunft. Da musste ich so manches Mal schlucken und erkennen, wie ungerecht es zugeht auf dem Weg nach Recht und Gerechtigkeit.
Sehr hilfreich war für mich die historische Landkarte der Niederlande um 1600 auf den Innenseiten des Covers, wo ich mit einem Griff immer wieder schnell Orientierung finden konnte, ebenso das Personenverzeichnis gleich zu Anfang, wo ich bei Fragen auf einen Blick erkennen konnte, wer zu welcher Gruppe gehört und ob es sich um historische oder um fiktive Personen handelt.
Ein toller und lehrreicher historischer Roman, eingepackt in eine unglaublich fesselnde Geschichte! Sehr gern empfehle ich das Buch weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.01.2021

Falsche Richtung - Teil 2 der Trilogie

Liebe ist stärker als Raum und Zeit – 2018
0

Etwas außerplanmäßig landet Lisa im Jahr 2018 und ist damit 30 Jahre ihrer Zeit voraus, aber immer noch 16 Jahre alt. Eine völlig neue Zeit beginnt für sie. Auch wenn ihr der Umgang mit einem Handy durch ...

Etwas außerplanmäßig landet Lisa im Jahr 2018 und ist damit 30 Jahre ihrer Zeit voraus, aber immer noch 16 Jahre alt. Eine völlig neue Zeit beginnt für sie. Auch wenn ihr der Umgang mit einem Handy durch Zufall schon bekannt war, ist doch der Umgang mit PC, WhatsApp, Instagram und all diesen technischen Dingen, die 2018 einfach zum Leben gehören, Neuland für sie. Kein Wunder, dass sie bald das Retro-Girl ist. Dabei will sie doch nichts weiter als herauszufinden, was aus ihrer Liebe zu Momo nach all der Zeit geworden ist.
Zunächst ist es etwas verwirrend – für Lisa ebenso wie auch für mich. Doch die Geschichte bleibt spannend wie im ersten Teil der Trilogie. Ganz oben steht die Beantwortung der Fragen: Wird es Lee gelingen, wieder in ihr „altes“ Leben zurückzukehren? Was ist mit Professor Ash, der vor 30 Jahren mit ihr aus der Zeit verschwunden ist? Wird er Macht über sie bekommen?
Für mich bleibt die Geschichte spannend und fesselnd. Was mich besonders fasziniert, ist die Tatsache, dass auch der Glaube in einer Geschichte, in der es um Zeitreisen geht, eine große Rolle spielt. Dass einer der Hauptprotagonisten plötzlich die Bibel als einen Lebensmittelpunkt für sich entdeckt hat, passt gut ins Bild.
Und mir gefällt, dass Lisa eine neue Freundin findet.
Mehr möchte ich nicht verraten – lest einfach selbst und lasst Euch überraschen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.01.2021

So hätte es gewesen sein können

Ich und der Andere
0

2021 jährt sich der 50. Todestag von Jim Morrison, Sänger und Frontmann der legendären Band der 60-er Jahre, The Doors. Vielleicht ist das der Grund, warum der Autor Jürgen Kaizik sich erinnert ...

2021 jährt sich der 50. Todestag von Jim Morrison, Sänger und Frontmann der legendären Band der 60-er Jahre, The Doors. Vielleicht ist das der Grund, warum der Autor Jürgen Kaizik sich erinnert und seine Gedanken an Jim Morrison in dem Buch „Ich und der Andere“ aus dem Verlag braumüller vereint.
„Ich“, das ist Jim, den Jürgen Kaizik seine Geschichte erzählen lässt, „der Andere“ ist der Mann, von dem sich Jim bei einem Auftritt gestört fühlt, nur weil der eines Abends scheinbar desinteressiert im Publikum sitzt. Das war noch zu der Zeit, als die Doors ihre Musik in Vorstadtspelunken machten. Der Andere lässt Jim nicht mehr los – vielleicht, weil er ihn an Hölderlin erinnert, einen Dichter aus längst vergangener Zeit, vielleicht sind es aber auch seine Notizen, die er an dem Abend am Tisch hat liegen lassen.
Mit seiner Erzählung ist es Jürgen Kaizik gelungen, meine Erinnerungen an die 60-er Jahre zu wecken und wieder lebendig werden zu lassen, weil vieles aus der Zeit sehr gut wiedergegeben wurde. Auch wenn der fiktive Anteil überwiegt, konnte ich mir gut vorstellen, dass die Geschichte von Jim Morrison so, wie Kaizik sie erzählt hat, hätte gewesen sein können.
Der Andere ist wie durch ein unsichtbares Band mit Jim verbunden und gehört darum zwingend zu seinem Leben, so mein Eindruck. Auch erscheint mir Jim oft als Träumer, dadurch hatte ich manchmal sogar den Eindruck, Jim und der Andere wären nur eine einzige Person.
Mir hat das Buch recht gut gefallen, auch wenn ich bereits ein Viertel der Geschichte gelesen hatte, bis sie mich so richtig gepackt hat. Zum Ende hin fand ich es ziemlich genial. Vor allem hat mir der ungewöhnliche Schreibstil gefallen, aber ich bin auch fasziniert von vielen aussagekräftigen Zitaten:
„Kein Ding ist von sich aus schon es selbst. Alle müssen sie erst von uns erfahren sein, damit sie es werden.“

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.01.2021

Das Kreuz bleibt ihr

Die Kannenbäckerin
0

„Nichts ist unmöglich, wenn man tut, was man liebt.“
„Die Kannenbäckerin“ von Annette Spratte ist ein historischer Roman aus dem Verlag Francke. Er spielt im Westerwald und führt zurück in die ...

„Nichts ist unmöglich, wenn man tut, was man liebt.“
„Die Kannenbäckerin“ von Annette Spratte ist ein historischer Roman aus dem Verlag Francke. Er spielt im Westerwald und führt zurück in die Zeit des 30-jährigen Krieges.
Nachdem sie zuerst ihre Mutter und Geschwister und jetzt auch noch ihren Vater an die Pest verloren hat, bleibt die 13-jährige Johanna allein zurück. Vor lauter Wut und Schmerz reißt sie dem Pfarrer, der mit ihr beten will, das Kreuz vom Hals und schwört sich, nie wieder zu beten. Dann bleibt ihr nur der weite Weg zu dem einzigen Menschen, der noch zu ihrer Familie gehört, ihrem unbekannten Onkel Wilhelm, einem Kannenbäcker. Eine Nachbarin hilft ihr dabei, sich als Junge zu verkleiden, damit sie sich unterwegs etwas sicherer fühlen kann. Es ergibt sich fast von selbst, dass Johanna sich bei Onkel und Tante nicht als Mädchen zu erkennen gibt, sondern Johann bleibt, um den Männerberuf des Kannenbäckers erlernen zu können.
Mit ihrem flüssigen, leicht verständlichen Schreibstil und einer spannenden Geschichte mochte ich das fesselnde Buch von Annette Spratte nicht aus der Hand legen. Besonders hat mir gefallen, dass der christliche Glaube eine große Rolle spielt, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Obwohl Wilhelm sehr streng ist und manchmal hart und ungerecht erscheint, hatte ich bald das Gefühl, dass in seiner Brust zwei Herzen schlagen. So bringt er Johanna bei, dass sie sich von niemandem etwas gefallen und sich nicht ungerecht behandeln lassen muss und sich vor allem niemals unterkriegen lassen darf.
Immer ist da in der Werkstatt der brummelnde Onkel, und dennoch spürt man, wie Johanna nach und nach – manchmal wie ganz nebenbei – alles Notwendige von ihm lernt. Es hat mich nicht losgelassen mitzuerleben, wie Johanna ihre ersten Modellierversuche macht, oder wie Wilhelm sie mitnimmt in den Wald, um Ton zu graben. Johanna: „Du meinst, hier ist überall Ton im Boden? Einfach so?“ – „Genau. Das ist Gott wohl so eingefallen.“ Gott ist immer dabei. Auch vor dem Brand bittet Wilhelm um Gottes Segen. Johanna erkennt zwar nicht, was Gott damit zu tun haben sollte, doch Wilhelm hat gute Antworten parat. Es ist eine teilweise knüppelschwere Arbeit, doch Johanna steht ihren Mann und kämpft oft bis zum Umfallen.
Natürlich gibt es neben der Kannenbäcker-Arbeit noch weitere Erzählstränge, die der Geschichte zusätzlich Spannung verleihen. Liebe und Freundschaft, aber auch Neid und Missgunst gehören dazu. Dennoch steht für mich im Mittelpunkt der Erzählung Johanna, die sich unter Wilhelms Führung zu einer starken Frau entwickeln könnte, wenn es in diesem von Männern dominierten Beruf möglich wäre und es nicht so viele Hindernisse zu überwinden gäbe.
Annette Spratte ist der Name einer Autorin, den ich mir auf jeden Fall merken werde. Das Buch hat mir sehr gut gefallen und ich gebe meine Empfehlung aus vollem Herzen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere