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Veröffentlicht am 29.11.2022

Dieses Buch hat mich wirklich bewegt

Brunnenstraße
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Natürlich gibt bereits der Klappentext einen kleinen ersten Einblick, dass es sich bei der hier vorliegenden Autobiographie der bekannten Schauspielerin Andrea Sawatzki um harten Tobak handelt. Dass mich ...

Natürlich gibt bereits der Klappentext einen kleinen ersten Einblick, dass es sich bei der hier vorliegenden Autobiographie der bekannten Schauspielerin Andrea Sawatzki um harten Tobak handelt. Dass mich die Schilderungen der Kindheit der Autorin dann allerdings tatsächlich derart bewegen und mitnehmen würden, hatte ich zugegebenermaßen nicht unbedingt erwartet! Die ersten Jahre ihres Lebens verbringt Andrea Sawatzki einigermaßen harmonisch, und das trotzdem ihre Mutter alleinerziehend und erwerbstätig war, was damals gegen Mitte und Ende der 60ger Jahre des letzten Jahrhunderts nicht unbedingt zu den üblichen Lebensmodellen zählte. Hervorgegangen aus einer langjährigen Affäre, die ihre Mutter mit einem verheirateten Mann hatte, bekennt sich dieser erst dann zu Frau und Tochter als seine erste Gattin stirbt. So bekommt unsere Protagonistin also erst einen Vater als sie bereits acht Jahre alt ist. Doch soll sich dieses traditionelle Familienleben nun alles andere als idyllisch gestalten, denn bei Günther Sawatzki, einem freiberuflichen Journalisten, wird schnell eine frühe Form von Alzheimer diagnostiziert. Nicht mehr arbeitsfähig muss er gezwungenermaßen das Haus hüten, Andreas Mutter kommt die Rolle der Familienernährerin zu, und die bald zehnjährige Tochter muss sich gezwungenermaßen um den kranken Vater kümmern. Dass sie dabei schnell an ihre Grenzen stößt, liegt wohl in der Natur der Sache. Günther Sawatzki wird aggressiv, schlägt seine Tochter, hat seine einfachste Körperhygiene nicht mehr im Griff, die Tochter versucht, dies alles mit ihm zu meistern, während die Mutter ihren Job Tag und Nacht als Krankenschwester erledigt. Andrea fällt in der Schule ab, da ihr der Vater nachts den Schlaf raubt, sie hat alles andere als eine normale Kindheit und Jugend, das halbwüchsige Kind ist mit dieser Aufgabe NATÜRLICH hoffnungslos überfordert. Aus heutiger Sicht denkt man, "und das ist niemandem aufgefallen? Wo waren Nachbarn, Lehrer und andere Wegbegleiter der Familie?" Aber die Mutter und Tochter sind Meister im Vertuschen, Andrea wohl eher gezwungenermaßen, um den Ansprüchen und Erwartungen ihrer Mutter gerecht werden will, die um nichts in der Welt den schwerkranken geliebten Ehemann in ein Heim geben möchte. Die spätere Schauspielerin lässt uns in dieser Autobiographie auf extrem offene und bewundernswerte Art und Weise daran teilhaben, wie sie um ihre Kindheit und Jugend betrogen wurde, ja wie sie verständlicherweise sogar den Tod des Vaters herbei sehnte, um endlich ein normales Leben in Freiheit nur mit ihrer Mutter führen zu können. In kurzen gut strukturierten Kapiteln, die einen das Buch nur schwer aus der Hand legen lassen, schildert Andrea Sawatzki, die eben nicht nur über schauspielerische, sondern auch schriftstellerische Fähigkeiten verfügt, die Jahre ihrer Kindheit und Jugend, die so massiv und leider vor allem negativ durch ihren Vater beeinflusst waren. Danke an die Autorin für diese Offenheit und ein großartiges Buch, das ich hiermit unbedingt empfehlen möchte!

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Veröffentlicht am 27.11.2022

Gelungene Fortsetzung - wieder ein Lesehighlight

Kinder des Aufbruchs
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Zwei Jahre ist es tatsächlich her, dass mir Claire Winter mit ihrem Roman "Kinder ihrer Zeit" ein Lesehighlight beschert hat. Nun knüpft sie mit der Fortsetzung "Kinder des Aufbruchs" unmittelbar daran ...

Zwei Jahre ist es tatsächlich her, dass mir Claire Winter mit ihrem Roman "Kinder ihrer Zeit" ein Lesehighlight beschert hat. Nun knüpft sie mit der Fortsetzung "Kinder des Aufbruchs" unmittelbar daran an, und sofort war ich wieder mitten in der Geschichte. Wieder stehen die Zwillinge Alice und Emma im Mittelpunkt, mittlerweile 33 Jahre alt. Nach Alices gelungener Flucht aus der DDR leben nun beide im Westteil Berlins, Alice als Journalistin tägig, verheiratet mit Rechtsanwalt Max und der gemeinsamen Tochter Lisa, Emma ist Dolmetscherin, verheiratet mit Julius, beide bisher leider kinderlos, bis Julius erwachsene Tochter Sonja auftaucht, von deren Existenz Julius bis dato nichts wusste. Währenddessen kümmert sich Emma um Waisenkind Luca, der in einem Heim ein trauriges Dasein fristet, und den sie bei einem Einsatz als Dolmetscherin kennenlernt. Was verbirgt sich hinter dem Schicksal des verängstigten kleinen Jungen? In knappen kurzen Kapiteln, jeweils wechselnd aus der Perspektive der beiden Frauen und deren Ehemännern, erzählt die Autorin in flüssigem sogartigem und rasant spannenden Schreibstil die Geschichte der jungen Frauen im Deutschland Ende der 60ger Jahre. Es passierte damals so viel an politischen Umbrüchen, dass die Autorin nur wenig Fiktives dazu konstruieren muss. Es war eine rasante, teils dramatische Zeit, Studentenunruhen, der Schah-Besuch, der Tod von Benno Ohnesorg, und Emma und Alice mit ihren Familien immer mittendrin. Fluchtversuche aus der DDR spitzen sich zu, die beiden Schwestern erleben alles hautnah mit in ihren Freundeskreisen, der Roman mit seinem realen Hintergrund wird so atemlos und spannend erzählt, dass ich das Buch nur schwer aus der Hand legen konnte. Die Charaktere sind derart authentisch skizziert wie man es als Leser von Claire Winter gewohnt ist, ich war wieder einmal komplett begeistert und bedanke mich für absolut perfekte Leseunterhaltung. Dafür gibt es selbstverständlich die volle fünf Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 24.11.2022

Packende Biographie einer Top-Agentin

Agent Sonja
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Wow, dieses Buch entsprach genau meinem Beuteschema, ich bin nur so durch die Seiten geflogen! Eine mehr als gelungene Mischung aus packendem Thriller und Biographie, dazu viel viel politische Hintergründe ...

Wow, dieses Buch entsprach genau meinem Beuteschema, ich bin nur so durch die Seiten geflogen! Eine mehr als gelungene Mischung aus packendem Thriller und Biographie, dazu viel viel politische Hintergründe aus dem letzten Jahrhundert, alles jüngste Geschichte unseres Landes bzw. auch weltweites Geschehen und im Mittelpunkt eine starke Frauenfigur, da hat der Autor mich komplett abgeholt, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Protagonistin Ursula Kuczynski, Deckname Agent Sonja, geboren 1907 in Berlin (meiner geliebten Heimatstadt), Kind einer wohlhabenden gutbürgerlichen jüdischen Familie. Und doch trotzdem oder gerade deshalb ganz ganz früh ist sie überzeugte Kommunistin, engagiert, dabei aber nicht laut und auffällig, sondern im Hintergrund, so dass sie offensichtlich wie gemacht war für eine Tätigkeit als Top-Agentin des sowjetischen Geheimdienstes. Ihr Leben führte sie durch die halbe Welt, gemeinsam mit ihrem Ehemann, nach China, die Sowjetunion, Polen, die Schweiz, um nur einige Länder zu nennen. Wie Agentin Sonja all das unter einen Hut bekommt, immerhin war sie auch mehrfache Mutter, hat mich mehr als fasziniert, auch wenn ich ihre politische Einstellung in keiner Weise teile. Außerdem musste ich mir immer wieder vor Augen führen, dass es sich nicht um einen spannenden fiktiven Roman, sondern um Realität handelt, ein Stück tatsächlich passierte Geschichte! In meinen Augen ganz ganz großes Kino, ein Dankeschön an den Autor für perfekte Leseunterhaltung, großartige Recherchearbeit, deshalb selbstverständlich die volle Punktzahl und eine absolute Empfehlung!

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Veröffentlicht am 21.11.2022

Einfach ein geniales Sachbuch

Raben
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Irgendwie haben sie mich schon immer fasziniert, diese Vögel! Sie wirken so majestätisch, wenn sie durch meinen Garten schreiten, doch jetzt nach der Lektüre dieses Buches sind sie mir noch so viel näher, ...

Irgendwie haben sie mich schon immer fasziniert, diese Vögel! Sie wirken so majestätisch, wenn sie durch meinen Garten schreiten, doch jetzt nach der Lektüre dieses Buches sind sie mir noch so viel näher, u. ich sehe sie mit anderen Augen als bisher! Ich füttere rund ums Jahr Wildvögel mit drei Vogelhäusern, die ich vom Haus aus beobachten kann, und natürlich kommen da auch einige Vertreter der hier geschilderten Gattung und holen sich ihren Anteil. Dass sie Walnüsse von unserem Baum im Garten aufs Pflaster werfen, damit die Schale aufplatzt, hatte ich schon länger beobachtet, doch nun hat mir dieses Buch von Thomas Bugnyar bestätigt, wie schlau diese Vögel tatsächlich sind. Die geschilderten Einblicke haben mich sehr oft an Menschen erinnert, sie scheinen uns einfach in vielem so ähnlich. Der Autor entwickelt mit seinem niemals langweiligen Schreibstil förmlich eine Sogwirkung, dieses Buch ist nie langweilig, ich konnte es nur schwer zur Seite legen! Danke dafür und natürlich auf jeden Fall die volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung für alle, die diese Tiere genauso spannend und faszinierend finden wie ich.

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Veröffentlicht am 15.11.2022

Extrem gelungene Ronanbiografie

Ingeborg Bachmann und Max Frisch – Die Poesie der Liebe
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Bettina Storks, die ich bereits als Autorin des Buches über Dora Maar, Muse und Lebensbegleiterin des großen Pablo Picasso, in guter Erinnerung hatte, legt hier eine in meinen Augen extrem gut recherchierte ...

Bettina Storks, die ich bereits als Autorin des Buches über Dora Maar, Muse und Lebensbegleiterin des großen Pablo Picasso, in guter Erinnerung hatte, legt hier eine in meinen Augen extrem gut recherchierte Ronanbiografie über die beiden literarischen Größen Ingeborg Bachmann und Max Frisch vor, die eine vierjährige Liebesbeziehung verbunden hat, was ich zugegebenermaßen so gar nicht unbedingt wusste. Also dank der Autorin wieder eine Bildungslücke geschlossen. Zwar waren mir die beiden Literaten jeweils einzeln bekannt, vor allem Max Frisch kannte ich durch seine Werke Andorra oder Biedermann und die Brandstifter, doch mit "Poesie der Liebe", ein sehr romantisch klingender Titel, der mich neugierig gemacht hatte, hat Bettina Storks ein Zeugnis der Liebesbeziehung geschrieben, das mich perfekt unterhalten hat. In rasantem Schreibstil schildert sie, wie sich die beiden 1958 in Paris kennenlernen und auf heftigste Art und Weise in einander verliebt haben, und es ihnen dennoch aufgrund ihrer extremen, aber leider viel zu unterschiedlichen Charaktere nicht vergönnt war, länger als ein paar Jahre zusammen zu bleiben. Dieses Buch hat mich sehr bewegt, ich konnte es kaum aus der Hand legen, deshalb selbstverständlich die volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung. In meinen Augen ein Muss für jeden Literaturfan!

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