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Veröffentlicht am 24.07.2023

Eine süße Geschichte mit Tiefgang

Hani & Ishu: Fake-Dating leicht gemacht
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Worum geht’s?

Hani, ein bisexuelles Mädchen mit bengalischen Wurzeln, ist äußerst beliebt an ihrer Schule in Dublin. Doch von ihren zwei engsten Freundinnen fühlt sie sich wenig verstanden; diese sind ...

Worum geht’s?

Hani, ein bisexuelles Mädchen mit bengalischen Wurzeln, ist äußerst beliebt an ihrer Schule in Dublin. Doch von ihren zwei engsten Freundinnen fühlt sie sich wenig verstanden; diese sind weiß und überhaupt nicht daran interessiert Hanis Kultur kennenzulernen. Hinzu kommt, dass wenn Hanni sich als bisexuell outet, sie ihr nicht glauben. Um den beiden ihre Queerness zu beweisen, erzählt Hani, sie sei mit Ishu zusammen. Ishu spielt, wenn auch widerwillig, mit bei der Lüge, mit der Bedingung, dass Hani mit ihrer Popularität Ishu dabei hilft Schulsprecherin zu werden. Ein lückenloser Plan, der von Gefühlen, Familien und Realisation durchkreuztet wird.

Meine Meinung

Das Cover ist in wunderschönen verbrannten Farben gestaltet; durch die Figuren darauf bekommen wir auch eine Vorstellung vom Aussehen der Protagonistinnen. Der Schreibstil ist unglaublich flüssig und auf realistischer Weise im jugendlichen Stil geschrieben, ohne dass es kindlich erscheint. Man schwimmt durch das Buch, wie durch Wasser, und kann sich kaum fortreißen, da der Aufbau der Handlung es einem erlaubt die gesamte Zeit in die Geschichte involviert zu sein.
Auffällig vom Anfang an ist natürlich der Blick auf die Kulturen: Erfahren wir was Neues? Wird es authentisch? Gestellt? Tatsächlich spielen die verschiedenen Faktoren der bengalischen Kultur, die hier vorgestellt wird, eine Nebenrolle. Dennoch bekommen wir traditionelle Rituale, Kleidung und Essen mit. Eine bedeutende Rolle spielt die Kultur jedoch, wie bei der Inhaltsangabe, bei Hani, die in Dublin, also einer vorwiegend hellhäutigen Gegend, aufwuchs und so Schwierigkeiten damit hat sich selbst in ihrer Kultur wiederzufinden, aber vor allem diese zu akzeptieren, da Vorurteile und Desinteresse diesbezüglich ihren Alltag begleiten.
kleine SPOILER Hani als Protagonistin zeigt sehr gut das Leben als Kind eines Migrantenpaares; die Unzugehörigkeit und vereinen zweier Kulturen. In ihrem Leben erkennen wir eine äußerst gesunde Beziehung zu ihren Eltern, auch die Gleichwertigkeit mit der sie von ihnen behandelt wird. Sie besitzt eine immense Unterstützung, doch durch den Pakt mit Ishu fängt sie an ihre eigene Person zu sein und teilweise ohne die Unterstützung ihrer Eltern klarzukommen. In ihrer Familie und Geschichte geht es ums Verzeihen und die Akzeptanz. Ishu als Protagonistin behandelt eher den traumatischeren Teil. Sie zeigt realistisch, wie sie als Kind von Migranten/innen mit unfairen Erwartungen ihrer Eltern klarkommen muss, da diese ihre Leben aufgegeben haben, um ihr eine faire Zukunft zu ermöglichen. Es wird gezeigt, wie man als Mensch, aber vor allem Kind in dieser Situation, daran zerbricht und bei Misserfolgen mit Kälte und Gleichgültigkeit konfrontiert wird. Auch wenn die vollkommene Realisation dessen in Ishu nicht vollkommen erfolgte, konnten wir einen Teil dieser Reise in dem Nebencharakter, nämlich Ishus Schwester, erkennen. Dementsprechend kann man auch im Hinblick auf die Nebencharaktere sagen, dass die Ausarbeitung diese ausgezeichnet geschah, durch deren Vielfältigkeit aber auch Tiefe.

Fazit

Dieses Buch ist mehr als nur eine oberflächliche Liebesgeschichte. Es behandelt Ängste, (Selbst-)Akzeptanz, die eigene Existenz als Mensch, vollkommen unabhängig von anderen, wie z.B. Eltern, und dass wir nicht alles ändern können; Vieles liegt außerhalb unseres Machtbereiches, doch as wir ändern können, ist unser Umfeld und den Einfluss, welchen dieser auf uns hat.
Eine klare Empfehlung von mir!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.01.2023

Wichtige Themen - Aber reicht das?

How do I tell them I love them?
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Worum geht’s

Lark Winter besitzt viele Träume, aber mindestens genauso viele Unsicherheiten. Geplagt von zu vielen Emotionen, zu vielen Gedanken und zu vielen Absagen von Agenturen, die deren Buch nicht ...

Worum geht’s

Lark Winter besitzt viele Träume, aber mindestens genauso viele Unsicherheiten. Geplagt von zu vielen Emotionen, zu vielen Gedanken und zu vielen Absagen von Agenturen, die deren Buch nicht veröffentlichen wollen, fühlt sich Lark in seiner Identität als ein junger nichtbinärer Mensch nicht ernstgenommen und unterdrückt. Doch plötzlich, wie aus dem nichts, geht Larks Tweet viral und gibt demm die Chance durch deren neuerlangte Berühmtheit den Traum vom Autor/innen-Dasein zu erfüllen. Aber was ist, wenn der Tweet gar nicht von Lark stammt, sondern von deren ehemaligen besten Freund? Lark muss sich entscheiden, ob dey eine Lüge leben will und herausfinden, was es mit Kasim auf sich hat…

Meine Meinung:

„How do I tell them I love them“ ist das zweite Buch von Kacen Callendar, das ich lesen durfte. Kacen, der selber transgender ist, sprach in den beiden Büchern wichtige Themen an, nämlich wie es ist trans, queer und noch dazu dunkelhäutig zu sein. Kacen stellt die Themen durch eigene Erlebnisse realistisch dar und verdeutlicht, wie wichtig es ist, sie zu thematisieren und die Benachteiligung und das Leiden der Minderheit anzuerkennen.
Der Schreibstil ist sehr flüssig, wodurch man sich in der Geschichte leicht verlieren kann und sehr schön war auch die genderfreunliche Sprache, die auf natürliche Weise eingebaut worden ist.
Nun zu Lark als Protagonist/in des Buches: Deren Charakter ist vielschichtig und überhaupt nicht einfach, was einen deutlichen Unterschied zu den meisten Young-Adult-Büchern darstellt. Es wird gezeigt, wie oft Jugendliche nur durch ihr Alter invalidiert werden und man ihnen die Tiefe eines Charakters abspricht, nur durch den Fakt, dass sie keine Erwachsenen sind. Das Buch bietet also nicht vielschichtige Charaktere, sondern auch die Verdeutlichung des Adultismus, was nicht oft behandelt wird. Lark wird am Anfang sehr unsicher und geplagt dargestellt, doch dey zeigt auch Facetten von Egoismus und Nachgiebigkeit, die dey nicht einsehen will. Die Charakterentwicklung ist definitiv vorhanden, dennoch kommt es sehr langsam und es ist an manchen Stellen sehr frustrierend.
Von der ersten Seite an merkt man den Konflikt, den Lark und Kasim haben, gerade durch die deutliche Charakterstärker Kasims und die Nachgiebigkeit Larks; Lark zeigt sich eher als der Typ Mensch, der Konflikte vermeidet, auch wenn dey Prinzipien besitzt, doch Kasim stellt sich Problemen, will sie behandeln und achtet dabei wenig auf die Meinung anderer Personen. Dadurch geraten beide an einander, doch man merkt die tiefe Verbundenheit, die beide besitzen.

Fazit:

Das Buch bietet die Sichtbarkeit für Themen, die keinen Platz in unserem Alltag finden, was es so bedeutend macht. BLM, Queer-Feindlichkeit und queere dunkelhäutige Identitäten, Mobbing, Mentale Gesundheit und die Komplexität der Gefühle, auch bei Jugendlichen, finden hier ihren Platz, den sie verdienen. Ich könnte mir vorstellen, dass genau diese Sichtbarkeit Vielen helfen kann sich hier zu finden. Wird es zu viel nach einer Weile? Nein, wenn man genug Verständnis aufweist, auch wenn ich zugeben muss, dass manche Dinge ziemlich eilig erscheinen. So werden gegen Ende noch neue Themen eingeführt und werden nicht sehr ausführlich behandelt, doch ansonsten habe ich nichts anzumerken.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 20.12.2022

Nett, doch mit einer wichtigen Message!

What I Like About You
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“Ich bin immer so besessen davon, das Richtige zu sagen, den perfekten Satz zusammenzubauen. Aber vielleicht ist es in Ordnung, wenn meine Worte manchmal chaotisch und verkehrt herauskommen, solange sie ...

“Ich bin immer so besessen davon, das Richtige zu sagen, den perfekten Satz zusammenzubauen. Aber vielleicht ist es in Ordnung, wenn meine Worte manchmal chaotisch und verkehrt herauskommen, solange sie wahr sind.”

Worum geht´s?

Halle Lewitt, im Internet auch besser bekannt als die Buch-Bloggerin Kels von @OneTruePastry, muss einige Überraschungen bei ihrem Umzug nach Conneticut erleben. Dort trifft sie nämlich auf ihren langjährigen besten Freund Nash, nur dass dieser keine Ahnung hat wer sie ist! Im Internet sind sie die besten Freunde und teilen alles, wie es scheint, doch Nash weiß nicht, wie Kels aussieht. Halle verwickelt sich in einem Netz aus Lügen und ihre neu entwickelten Gefühle für Nash machen es nicht gerade einfacher. Auch Nash ist verwirrt, wo er doch noch Gefühle für Kels hat. In Halle entsteht ein Kampf, zwischen ihren Identitäten.

Meine Meinung:

Das Jugendbuch „What I like about you“ ist der Debütroman von der Autorin Marisa Kanter. Da es wie schon erwähnt ihr erstes Buch ist, kann man schlecht mit ihren anderen Büchern vergleichen, doch das was ich gelesen habe, braucht ehrlich gesagt kein Vergleich. Ich vergleiche Bücher gerne mit anderen, wenn mir bei dem von mir rezensiertem Buch etwas unklar ist. Bei diesem Buch sind meine Gefühle ganz klar und ich kann ehrlich sagen, dass ich es ganz nett finde. „Ganz nett“ hört sich vielleicht schlecht an, doch es ist auf gar keinen Fall schlecht.
Die Geschichte an sich war nicht wirklich etwas Neues, doch mit all ihren Details dann wieder doch. Es wurden sehr viele Aspekte in der Geschichte untergebracht, wie bspw. die Religion, Verlust einer geliebten Person, die Sexualität, wie auch das Selbstbild, was man von sich erschafft. Durch all die verschiedenen Aspekte (und ich habe bei weitem nicht alle aufgezählt!) finde ich, dass diese Themen nur „angebissen“ worden sind. Natürlich wurden sie besprochen, es wurden Gefühle reingebracht, vor allem bei dem Thema „Selbstbild“, und die dazugehörigen Gedanken, doch es fehlte die Tiefe. Wenn man sich auf zum Beispiel zwei Themen konzentriert hätte, könnte man auch die Tiefe und die Wichtigkeit der Situationen erstellen. Der Schreibstil war sehr flüssig. Anfangs fiel es mir schwer, in die Geschichte einzudringen, doch wenn man erst mal drin ist, kann man sich nur schwer losreißen. Immer wieder nagen den Leser die Fragen „Wie geht es weiter?“, oder „Wann kommt die Wahrheit ans Licht?“. Die Protagonistin Halle und die Ausarbeitung ihrer Gefühlswelt ist für mich besonders bemerkenswert. Ich persönlich konnte ihr anfängliches Zögern, ihre Gedankengänge und ihr Tun vollkommen nachvollziehen, was, wie ich aber bei der Leserunde gemerkt habe, nicht bei allen so war. Für mich hat die Autorin hier etwas sehr Tiefes geschaffen (wenn ich ehrlich sein soll, war es das Interessanteste). Die anderen Charaktere, mit Ausnahme des Großvaters, waren mir zu flach. Man ist auch auf ihre Gefühlswelt eingegangen, doch nur ganz kurz, dass sie eigentlich wichtigen Themen ihre Bedeutung verloren, was sehr sehr schade ist.
Das Haupt-Thema kann jeder für sich anders definieren. Für mich ist das die Suche nach dem ich, das stellen der Frage: „Ist die Person, die ich erschaffen habe, immer noch ich, oder soll sie die Person darstellen, die ich sein möchte?“. Es ist die Selbstfindung, die Suche nach sich in dem Chaos aus Gefühlen und die Akzeptanz gegenüber den eigenen Fehlern. Das macht dieses Buch so besonders und genau das liebe ich hier.

Fazit:

Es ist ein sehr gutes Jugendbuch, das vielen Jugendlichen einen Einblick in sich selber schaffen könnte. Es regt zum Nachdenken an, wer man eigentlich ist und wer man sein möchte. Ich habe es genossen dieses Buch zu lesen, weshalb ich mit leichtem Herzen sagen kann, dass ich dieses Buch jedem Menschen (in jedem Alter) empfehlen kann, denn es ist nie zu spät, um herauszufinden, wer man eigentlich ist.
4,5 Sterne von mir!






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  • Cover
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 16.07.2022

Wichtige Themen und lockere Handlung

Fünfzehn Tage sind für immer
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Inhalt:
Ferien sind für Felipe das einzige, worauf er sich wirklich in seinem Schulalltag freuen kann, denn dass er dick ist, das weiß er. Dennoch hält das seine Mitschüler/innen nicht davon ab ihn immer ...

Inhalt:
Ferien sind für Felipe das einzige, worauf er sich wirklich in seinem Schulalltag freuen kann, denn dass er dick ist, das weiß er. Dennoch hält das seine Mitschüler/innen nicht davon ab ihn immer wieder daran zu erinnern – in der schlimmsten Art & Weise, nämlich Mobbing. Als die Ferien endlich kommen, freut Felipe sich schon auf die Serien und das Lesen, doch es konnte anders: Nach dem Nachhausekommen trifft er Caio, der nun die ganzen Ferien bei ihm verbringen soll. Was daran so dramatisch ist? Felipe ist in Caio verliebt und das schon seit er denken kann. Außerdem ist die Liste von Felipes Unsicherheiten unendlich lang. Das Überleben während der eigentlich ruhigen Ferien stellt eine größere Herausforderung dar, als gedacht…

Meine Meinung:
In hellen und auffälligen Farben gestaltet, zeigt das Cover die Jugendlichkeit des Protagonisten und der Aspekt des Wassers in der rechten Ecke oben, bekommt eine Bedeutung, je mehr von der Story man liest. Genauso wie das Cover auch, ist der Schreibstil sehr locker gehalten. Man liest es fließend und es wird selbst nach einiger Zeit nicht „zu viel“. Jedoch ist es teilweise störend, vor allem, da die Themen des Buches durchaus ernst sind; es geht um Homophobie, Fettphobie, Mobbing, Selbsthass etc.. Oftmals hat mir die benötigte Tiefe gefehlt, dennoch konnte man durch Interpretationen der Verhaltensweisen der Charaktere viel herausfinden, was teilweise einen Ausgleich bot.
Das Buch ist in Tage unterteilt, wie der Titel verrät, und obwohl die Storyline an sich nicht unbedingt neu oder spannend klingt, trägt die Unterteilung in Tage dazu bei, die Spannungskurve zu halten.
Der Protagonist Felipe ist, wie wir vom Klappentext wissen, dick, schwul und erlebt täglich Mobbing. Sein Umgang damit ist nicht sehr gesund und das Verdrängen wird schon am Anfang deutlich. Er ist sehr unsicher, was ein Resultat des Mobbings ist und sehr oft bei Menschen, die auch darunter leiden, zu finden ist. Felipe konzentriert sich so sehr darauf, wie er auf andere wirkt, wie er sich verhalten soll und was unpassend für ihn zu machen wäre, dass man kaum die tatsächlichen Intentionen hinter dem Verhalten anderer Charaktere mitbekommt. Er zeigt mit seinen Bemerkungen die Probleme, die die von Grund auf fettfeindliche Gesellschaft erstellt hat. Das ist etwas, was der Autor wirklich realistisch und passend dargestellt hat. Enttäuschend war für mich jedoch der Fakt, dass man im Laufe der Story nur eine winzige Charakterentwicklung bei Felipe bemerkte; die eigentlichen (mentalen) Probleme wurden zwar thematisiert, aber nicht wirklich behandelt. Das Thema der Behandlung wurde überraschender Weise angesprochen, nämlich in Form der Therapie. Das war eines der Aspekte, die mir am meisten gefallen haben, denn es zeigte, dass ein/e Therapeut/in nichts Ungewöhnliches ist, sondern sehr wichtig und hilfreich.
Der berühmt-berüchtigte Caio ist ein sehr süßer, wenn auch anfänglich verwirrender, Charakter. Auch er hat, zum großen Erstaunen von Felipe, Probleme mit seinem persönlichen Leben, auch wenn er dünn und attraktiv ist. Sehr gut stellte er die Verkörperlichung von der Realität dar, die Felipe für andere außer sich selber nicht besaß.
Die Ausarbeitung der Nebencharaktere war insofern bemerkenswert, dass wir Inklusivität and mentalen und äußerlichen Problemen bekamen, sodass jede/r etwas von sich in Teilen des Buches finden konnte.

Fazit:
Wer nach Antworten auf Probleme sucht, der/die findet sie nicht in diesem Buch. Jedoch Hoffnung, die jugendliche Verwirrung gefolgt von zarter Verliebtheit schon, was das Buch sehr gut für den Sommer und zwischendurch macht. Es ist Realität pur und beschönigt Dinge nicht, denn auch wenn gewisse Themen nicht sehr gut oder überhaupt behandelt werden, ist es akkurat, denn als Jugendliche/r kennt man die Antworten und Lösungen nun mal nicht; man bemerkt lediglich, dass sie existieren.

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 09.11.2021

Es bringt uns bei: Die Welt ist nicht nur schwarz und weiß, sondern besitzt unendlich viele Farben!

Felix Ever After
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Inhalt:
In seinen 17 Jahren Leben war Felix Love noch nie verliebt. Und noch dazu ist es seine größte Angst, dass sich der Wunsch verliebt zu sein nicht erfüllt, denn, was wenn er -braune Haut, trans, ...

Inhalt:
In seinen 17 Jahren Leben war Felix Love noch nie verliebt. Und noch dazu ist es seine größte Angst, dass sich der Wunsch verliebt zu sein nicht erfüllt, denn, was wenn er -braune Haut, trans, queer- die Kriterien nicht erfüllt? Was wenn er einfach nicht liebenswert ist? Als die Fotos von ihm vor seiner Transition und mit seinem Deadname in der Schule ausgestellt werden und er transfeindliche Instagram-Nachrichten bekommt, wird es zu viel für ihn. Ihm wird klar, er muss handeln, weshalb er dann seinem vermeintlichen Quäler/seiner vermeintliche Quälerin zurückschreibt, um herauszufinden, wer ihm das angetan hat.
Doch schon bald entsteht ein Geflecht aus ungeahnten Gefühlen, Identitätssuche und wahrer Freundschaft.

Meine Meinung:
Das Cover ist mit seiner Hommage an Marsha P. Johnson unglaublich bedeutungsvoll. Es ist in einem Salbeigrün gestaltet worden, wodurch sich das Selbstportrait von Felix hervorhebt.
Der Schreibstil ist sehr fließend, konzentriert sich dabei auf das Wesentliche, doch lässt keine wichtigen/interessanten Details aus. Man kommt beim Verlauf der Zeit auch mit und die Struktur hinter dem Schreibstil führt zu keiner Verwirrung, sondern wirkt eher einladend, sodass man noch weiter in der Welt von Felix verweilen möchte. Außerdem wird (erfreulicher Weise) gegendert, was sehr ungewohnt war, allerdings in keinster Weise störend. Wegen dem Schreibstil wurde der Spannungsbogen auch immer aufrecht gehalten, allerdings nicht übermäßig, was den Fluss der Geschichte sehr „natürlich“ zu lesen machte.
Der Protagonist, Felix Love, ist ein Teenager, der schon vieles erlebt hat, was zu seinen Selbstzweifeln und den Gedanken an seine angebliche Wertlosigkeit führt. Während der ganzen Geschichte wird gezeigt, wie er immer wieder seine Fehler bemerkt, den Überblick über sein Verhalten behält, was zu wenig, oder sogar gar keiner, Frustration führt. Genau das ist auch einer der Gründe für die Zufriedenheit, die man nach dem Lesen fühlt; am Ende stehen keine Fragen offen.
Man merkt an seiner Ausdrucksweise und der seiner Freund/innen, dass es nicht typische, oder eher gesagt alltägliche, Teenager sind, jedoch haben die meisten von ihnen Bedürfnisse, die irgendwo jeder von uns in sich trägt.
Der Ausbau der Nebencharaktere ist unglaublich bemerkenswert! Noch nie habe ich das so stark erlebt, wie hier. Kacen konnte diese Personen so ausbauen, wie wir andere Personen in unseren Leben erleben. Jede hatte ihre eigene Geschichte, eigene Gefühle und vor allem unterschiedliche Persönlichkeiten. Etwas was in anderen Büchern, egal welcher Genres, oftmals fehlt. Und auch wenn jede dieser Personen in irgendeiner Weise mit Felix involviert war, wurden ihnen genug Seiten geschenkt, um all die verschiedenen Facetten ihrer Leben, die mit Felix zu tun hatten und das Verhalten gegenüber Felix erklärten, zu erklären. Das machte den Spannungsbogen umso größer und erlaubte mir als Leserin vollkommen in die Story einzutauchen.
Eine der Hauptthemen war „Gender“ und die Suche nach der wahren Identität, selbst wenn es schien, als ob man es schon wüsste. Es war (aus der Sichtweise einer Cis-Person) unglaublich interessant darüber zu lesen, vor allem, weil der Autor Kacen Callender (Pronomen he/him, they/them) selbst etwas Ähnliches erlebt hatte und somit einen authentischen Blick auf die ganze Situation geben konnte.
Auch der Aspekt der Liebe und der Freundschaft wurde nicht vernachlässigt. Selbst als Leser/in wurde man Teil der Konversationen und Gefühle und fühlte die Verwirrung. Man weinte, lachte, fühlte die Schmetterlinge im Bauch und sorgte sich.
In gewöhnlichen Young Adult Büchern mit dem Schwerpunkt LGBTQIA+ wird meistens nur eines dieser Themen thematisiert und wenn mehr angesprochen wird, dann meist etwas oberflächlich. Hier werden Schattenseiten und so viele Blickwinkel gezeigt. Es wird gezeigt, dass Sexualität bei manchen Menschen nur ein kleiner Aspekt ist und ihre Handlungen und Gedanken/Gefühle mehr über sie aussagen als das.
Man sollte aber nicht denken, dass das Buch schlecht für „Einsteiger“, was die LGBTQIA+ Welt (aber auch Kultur an sich etc.)betrifft, ist, denn ganz hinten befinden sich Definitionen der benutzen Begriffe, also würde es Sinn ergeben sich das vorher durchzulesen, oder einfach während des Lesens, falls Verwirrung aufkommt, nach hinten blättern.

Fazit:
Dieses Buch beinhaltet mehr Wissen und Verständnis, als ich hier aufzählen kann. Man wird während des Lesens gebildet und das ohne es zu merken. Die Erkenntnisse, die man währenddessen sammelt, sind eindrucksvoll und helfen uns mit nur 354 Seiten die Welt ein kleines bisschen besser zu verstehen.
Es ist so unglaublich wichtig, denn es spricht Dinge an, über die die meisten von uns kaum nachdenken. Es lehrt uns Geduld, Mitgefühl, Menschen kennen zu lernen, bevor wir urteilen und sagt mit vielen Situationen: die Welt ist nicht schwarz und weiß, sondern hat unendlich viele Farben!
5 von 5 Sternen von mir.

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