Profilbild von littlesparrow

littlesparrow

Lesejury Star
offline

littlesparrow ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit littlesparrow über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.11.2022

Klug inszenierter Psychothriller

Fake – Wer soll dir jetzt noch glauben?
0

Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben? ist ein klug inszenierter Psychothriller. Den Lauf der Geschichte habe ich mit Spannung verfolgt. Obwohl ich ein großer Hörbuchfan bin, hätte ich Fake von Arno Strobel ...

Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben? ist ein klug inszenierter Psychothriller. Den Lauf der Geschichte habe ich mit Spannung verfolgt. Obwohl ich ein großer Hörbuchfan bin, hätte ich Fake von Arno Strobel diesmal lieber gelesen. Bereits der Anfang der Geschichte war spannend erzählt. Sascha Rotermund hat auch von Anfang an ordentlich Gas gegeben - und damit die Geschichte für mich etwas überreizt. Selbst die etwas angepassten Szenen hat Sascha Rotermund stimmlich mit soviel Spannung unterlegt, dass ich die Geschichte als anstrengend empfand. Etwas weniger wäre hier mehr gewesen.




Dennoch kam ich nach einiger Zeit im Geschehen an und konnte den Charakteren gut folgen. Im Verlauf der Geschichte kam mir jedoch immer mal wieder der Gedanke, dass mir die Geschichte bekannt vorkommt. Vielleicht war es lediglich "dasselbe Strickmuster", nachdem die Geschichte aufgebaut war, vielleicht, vielleicht.

Diese beiden Komponenten haben mein Lesevergnügen diesmal etwas geschmälert. Einen übertriebenen Spannungsaufbau haben Arno Strobels Thriller meinem Empfinden nach nicht nötig und warum mir die Geschichte so bekannt vorkam - ich weiß es nicht. Ich kann es nicht so recht greifen.



Fazit
Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben? ist ein spannender Psychothriller. Leser, die gern die Bücher von Arno Strobel lesen, werden jede Menge Freude daran haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.11.2022

Ein spannender und höchst interessanter Einblick in das Leben der Anita Berber

Die rote Tänzerin
0

Die rote Tänzerin ist ist ein biografischer Roman um die Protagonistin Anita Berber. Anita Berber ist Tänzerin, genau genommen Nackttänzerin, im Berlin der 1920er Jahre. In kurzen Kapiteln erhalte ich ...

Die rote Tänzerin ist ist ein biografischer Roman um die Protagonistin Anita Berber. Anita Berber ist Tänzerin, genau genommen Nackttänzerin, im Berlin der 1920er Jahre. In kurzen Kapiteln erhalte ich Einblick in das Leben der Künstlerin und ihrer Person.




Joan Weng lässt die Berber in klarer Sprache zu Wort kommen. Ungeschönt, gar ungeschminkt, trifft die Protagonistin ihre Äußerungen. Dabei kommt die Sprachbildung der 1920er Jahre wunderbar zur Geltung. Da hatte Frau noch Chuzpe, wenn sie mal eine nicht zurückhaltende Antwort parat hatte sondern sich schlagfertig in Szene setzte. Und in Szene setzen konnte Anita Berber sich.



"Morgenstern starrte einen Moment sprachlos, dann winkte er den Mädchen, die Teller wieder abzutragen. Leicht würde es mit der nicht, aber leicht machte auch keinen Spaß." - Seite 121



Obwohl Anita Berber nackt auftrat, hat sie sich nie so verletzlich gezeigt, wie sie eigentlich war und nach und nach zu Tage trat. Anfangs erschien mir die Berber unnahbar. Doch je mehr ich über Anita erfuhr, desto verständlicher wurde mir ihr Handeln, ihre Entgegnungen, ihre Show. Und zum Schluss, ja, zum Schluss war ich in Annis Art verliebt.

Dass es sich bei Die rote Tänzerin nicht um eine Biografie sondern um einen Biografischen Roman handelt, macht das Erleben für mich als Leser noch intensiver. In den Momenten, in denen sich Anita Berber ihrem Gegenüber öffnet, wird sie für mich nahbar. Und anhand der Erlebnisse im Geschehen kann ich in die Situation eintauchen und mit Anita mitfühlen. Gern möchte ich glauben, dass sich die Szenen in Anita Berbers realem Leben tatsächlich so abgespielt haben. Im Nachwort erzählt Joan Weng, wie viel Wissen und Wahrheit in der Geschichte steckt und was unserer eigenen Fantasie überlassen bleibt.



"Und Anita? Die hatte ihn sinnend unter halb gesenkten Lidern hervor betrachtet, hatte sich lüstern die Lippen geleckt, ihm dann "Ich bevorzuge jüngere Frauen" hingeknallt." - Seite 56



Nach dem Leseerlebnis von Die rote Tänzerin wird mir Anita Berber in guter Erinnerung bleiben. Oder, wie Anni so schön sagte: "Machen sie mich unsterblich, Herr Dix!"



Fazit
Die rote Tänzerin ist für alle, die gern biografische Romane lesen. Ein spannender und höchst interessanter Einblick in das Leben der Anita Berber und das Berlin der 1920er Jahre. Geschrieben von Joan Weng, die das Berlin zu Zeiten der Weimarer Republik sprachlich sehr bildhaft zum Leben erweckt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.11.2022

Dystopische und real anmutende Geschichte

Auf See
0

Auf See erzählt die dystopische Geschichte von Yada. Yada ist zu Beginn der Geschichte 17 Jahre alt. Sie wächst als Halbwaise bei ihrem Vater auf Seestatt auf. Die Welt, wie sie einst war, gibt es nicht ...

Auf See erzählt die dystopische Geschichte von Yada. Yada ist zu Beginn der Geschichte 17 Jahre alt. Sie wächst als Halbwaise bei ihrem Vater auf Seestatt auf. Die Welt, wie sie einst war, gibt es nicht mehr und so findet Yadas Leben auf See statt. Dort entzieht sich ihr Vater und alle, die ihm folgen wollen, dem Rechtsstaat unter dem Deckmantel des Helfenwollens.









Die Geschichte wird in sich abwechselnden Abschnitten erzählt, die mal aus Yadas Sicht erzählt werden, mal aus Helenas Sicht.

Helena ist eine junge Frau, die in der "kaputten" Welt lebt. Sie lebt und wirkt in Berlin und verdient ihren Lebensunterhalt mit ihren künstlerischen Darstellungen im Internet. Ihre Beiträge erlangen hohe Klickzahlen. Doch verantwortlich geht sie mit diesem Wissen und ihren folgenden Beiträgen nicht um. Während die Gemeinschaft sie als Sektenführerin ansieht, setzt sich Helena mit Themen auseinander, die sie beschäftigen. Ohne, dass sie sich der Wirkung ihrer Worte bewusst ist, gehen die Informationen an ihre Gefolgschaft heraus - und sorgen damit für jede Menge Trubel.

Neben den beiden Erzählsträngen von Yada und Helena erfahre ich immer wieder Wissenswertes aus sogenannten Archiveinträgen.

Theresia Enzensberger erzählt die Geschichte von Yada und Helena sehr direkt, ja schonungslos. Unter Verwendung zahlreicher bildungssprachlicher Begriffe werden mir die Inhalte anfangs quasi um die Ohren gehauen. Zunächst wusste ich gar nicht, wo mir der Kopf steht. Im Laufe der Geschichte spielt sich die Erzählart ein und wird etwas lockerer, so dass ich der dystopischen Reise und den Gedanken um den Fortschritt gut folgen konnte.

Es war eine Art Faszination des Unbekannten, Ungewissen, die mich an die Geschichte gefesselt hat. Ist so eine Art zu leben tatsächlich möglich? In kleineren Varianten finden wir immer mal wieder Zusammenschlüsse von Menschen, die auf kleinem Raum miteinander klarkommen müssen und voneinander abhängig sind. Diese Art der Sonderwirtschaftsform auf See hat mich gleichermaßen fasziniert wie abgeschreckt.

Theresia Enzensberger hat es sich nicht nehmen lassen, ihren Roman selbst einzulesen. Anfangs verschlug es mir regelrecht den Atem. Mit einer Stimme so rau und kühl wie die See erfahre ich die ersten Eindrücke von Yada. Eine monoton wirkende Distanziertheit macht es mir leicht, Yadas Ausführungen und ihre Eindrücke zu erfahren, ohne dass sie mir dabei zu nahe kommt. Tatsächlich empfinde ich die Erzählart schon nach kurzer Zeit für die Geschichte als angenehm.

Dennoch bleibe ich nach dem Roman mit gemischten Gefühlen zurück. Die Dystopie klingt einfach zu real und zu nah.



Fazit
Auf See ist für alle, die an dystopischen und dennoch real anmutenden Geschichten Geschmack haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.10.2022

Atmosphärisch düsterer Schwedenkrimi

Sturmrot
0

Sturmrot ist ein atmosphärisch düsterer Schwedenkrimi und der Auftakt der Trilogie um die Ermittlerin Eira Sjödin.











Eira Sjödin ist in ihr altes Heimatdorf zurückgekehrt, um ihre Mutter zu unterstützen. ...

Sturmrot ist ein atmosphärisch düsterer Schwedenkrimi und der Auftakt der Trilogie um die Ermittlerin Eira Sjödin.











Eira Sjödin ist in ihr altes Heimatdorf zurückgekehrt, um ihre Mutter zu unterstützen. Ihre Mutter ist dement und von ihrem Bruder Magnus hat Eira lange nichts gehört, so dass sie es sich - neben ihrer Polizeiarbeit - zur Aufgabe gemacht hat, sich um ihre Mutter zu kümmern.

Man sagt, dass Täter immer wieder an den Ort des Verbrechens zurückkehren. Doch was ist, wenn der Täter selbst zum Opfer wird? Wenn der Täter in den Verdacht gerät, weiter "aufzuräumen" ist alles klar. Doch wenn der Täter angegriffen wird, was ist dann noch Wahrheit?

Diesen Fragen stellt sich Eira Sjödin zu der Zeit als Olof Hagström in den Heimatort zurückkehrt und zugleich dessen Vater tot aufgefunden wird. Olof Hagström hat als vierzehnjähriger gestanden, die junge Lina vergewaltigt und ermordet zu haben. Noch zu jung, um ins Gefängnis zu kommen, kam Olof in ein Jugendheim - und verlor den Kontakt zu seiner Familie.

Eira Sjödin - zu der Zeit, als Lina und Olof von der Bildfläche im Ort verschwanden - noch zu jung, um Sachverhalte oder Beweggründe mitgeteilt zu bekommen - hat mit Olofs Rückkehr und dem Mord an seinem Vater jede Menge Aufklärungsarbeit zu leisten. Um sich einen besseren Überblick zu verschaffen, recherchiert sie nicht nur zum aktuellen Fall, sondern zieht auch zum damaligen Fall um Linas Verschwinden ihre Schlüsse.

Die ruhige, besonnene Art, die Eira dabei an den Tag legt, gefällt mir. Sie agiert umsichtig und rücksichtsvoll, lässt sich jedoch nicht beirren, wenn es um die Ermittlungsarbeit geht. Das gefällt mir.

Die Tatsache, dass ein minderjähriger Junge zu solch einer Straftat fähig sein soll und die Ermittlungsansätze der Polizei zur damaligen Zeit haben mich ganz schön erschreckt.

Tove Alsterdal unterstützt ihre Protagonistin mit ihrem runden, bildhaften Erzählstil. Die Geschichte geht zunächst ruhig an. Im letzten Drittel kann ich das Buch aber nicht mehr gelegentlich aus der Hand legen. Dann will ich wissen, wie die Fäden zusammenlaufen. Ob ich richtig liege, oder ob es am Ende doch noch eine Überraschung gibt.

Sturmrot hat mich gut unterhalten und zum Ende für ordentlich Spannung gesorgt. Die Charaktere sind vielschichtig. Und auch, wenn ich sie zu kennen glaubte, so hat der eine und andere doch noch ein Geheimnis in petto.

Fazit
Wer düstere Schwedenkriminalromane mag, ist mit Sturmrot gut beraten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.10.2022

Wohlfühlroman mit bunter Vielfalt

Das kleine Buchcafé an der Isar
0

Das kleine Buchcafé an der Isar spielt in dem fiktiven Kapuzinerviertel in München. Es wirkt wie ein kleiner, etwas verschlafener Ort in dem es ein kleines, unscheinbares Buchcafé gibt.











Es ...

Das kleine Buchcafé an der Isar spielt in dem fiktiven Kapuzinerviertel in München. Es wirkt wie ein kleiner, etwas verschlafener Ort in dem es ein kleines, unscheinbares Buchcafé gibt.











Es ist nicht gerade Marlenes Lebenstraum, in diesem in die Jahre gekommenen Buchcafé zu arbeiten, doch mit ihrem Doktortitel und ihrem Studium für Literaturwissenschaft findet sich gerade kein adäquater Job. So bleibt Marlene nichts anderes übrig als die Ladenbesitzerin Lotte Eigner um einen Job zu bitten, um weiterhin ihren Lebensunterhalt und die Miete für ihren WG-Anteil zu verdienen.

Mit den neuen Ideen, die Marlene in dem Buchcafé einbringt, kommen auch immer mehr Gäste. So lerne ich an Marlenes Seite nach und nach weitere Charaktere der Geschichte kennen.

Und dann steht eines Abends ein gut aussehender junger Mann vor der Tür des kleinen Buchcafés, rüttelt an der Tür und an Marlenes Herz. Johannes.

Der Schreibstil ist locker und sehr angenehm. Die Charaktere haben Tiefe und erlangen eine eigene Ausstrahlung. Sie sind authentisch und wachsen an ihren Lebenserfahrungen. Der eine langsamer, der andere schneller - eben ganz individuell und an das Geschehen angepasst.



"Amelie besaß trotz ihres jungen Alters Lebenserfahrung, die sie manchmal beinah weise erscheinen ließ. Nur, damit sie sich im nächsten Moment wieder wie eine Dreizehnjährige wegen einer schlechtgekleideten Cafékundin kaputtlachen konnte." - Seite 90



Es ist für mich spannend zu verfolgen, wie sie ihren Weg gehen - auch wenn nicht alles bis ins kleinste Detail erzählt wird. Das tut der Geschichte keinen Abbruch, sondern lässt Raum für eigene Überlegungen - oder Akzeptanz.

Mir gefällt vor allen Dingen die Charaktervielfalt, die ganz natürlich im Buch zum Tragen kommt. Emilia Thomas beschreibt sehr intensiv die Empfindungen. So kann ich Marlene wunderbar begleiten, mich mit ihr freuen, mit ihr neugierig sein und mit ihr den Schmerz teilen.



"Da war es wieder - dieses elektrisierende Gefühl. Als hätte man um ein Haar seine Lieblingstasse auf den Boden fallen lassen, aber sie dann noch in letzter Sekunde aufgefangen." - Seite 144



Das kleine Buchcafé an der Isar ist trotz ernster Themen vor allem ein Wohlfühlroman. Ich konnte ganz wunderbar den Alltag verlassen und in das Kapuzinerviertel in München abtauchen. In dem kleinen Buchcafé habe ich mich schnell sehr wohl gefühlt und in der 2er WG fühlte ich mich stets willkommen.



Fazit
Das kleine Buchcafé an der Isar ist für alle, die Wohlfühlromane mit bunter Vielfalt lieben.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl