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Veröffentlicht am 06.02.2022

Spannend, humorvoll und teils tiefsinnig

Der Mann, der zweimal starb (Die Mordclub-Serie 2)
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Alle meine Erwartungen wurden in dem Kriminalroman "Der Mann, der zweimal starb" von Richard Osman erfüllt. Es handelt sich um den zweiten Band, einer Reihe rund um den Donnerstagmordclub. Da mir schon ...

Alle meine Erwartungen wurden in dem Kriminalroman "Der Mann, der zweimal starb" von Richard Osman erfüllt. Es handelt sich um den zweiten Band, einer Reihe rund um den Donnerstagmordclub. Da mir schon der erste Fall, in dem der Club ermittelt hat, sehr gut gefallen hat, habe ich gehofft, dass sich der gute Start fortsetzt und wurde nicht enttäuscht. Um das größtmögliche Lesevergnügen zu haben, empfehle ich chronologisch vorzugehen. Grundsätzlich wäre es aber auch möglich mit Band 2 einzusteigen. Die Fälle sind in sich abgeschlossen, aber es würde einiges Insiderwissen über die Mitglieder des Donnerstagsmordclubs und ihre Erlebnisse fehlen.

Schreibstil und Erzähltempo gefallen mir sehr gut. Es wird ausreichend detailreich beschrieben, so dass ich mich in die Geschichte hineinversetzen konnte und selbst ein Teil davon wurde. Es macht riesig Spaß mitzufiebern und zu ermitteln. Neben teils spannenden, teils nachdenklich stimmenden Passagen, lebt die Handlung auch von den sehr spritzigen Dialogen, die mich so manches mal laut lachen ließen. Ich hatte Bilder im Kopf und wurde hervorragend unterhalten. Ich könnte mir die sympathische, pfiffige Truppe tatsächlich gut in einer Fernsehserie vorstellen. Auf jeden Fall aber freue ich mich auf weitere Bücher mit ihnen.

Doch wer sind eigentlich die Mitglieder des Donnerstagmordclubs?

Elizabeth ist eine ehemalige Geheimdienst-Mitarbeiterin, sehr intelligent und selbstbewusst. Sie hat eine entschlossene Art, "bei der sich irgendwer auf etwas gefasst machen muss und [bei der] jeder nur hoffen kann, es trifft nicht ihn." Ihren Freunden und ihrem demenzkranken Mann Stephen gegenüber ist sie sehr loyal. Durch ihre alten Kontakte und ihren wachen Verstand, bringt sie die Ermittlungen oft entscheidend voran.

Joyce, ehemalige Krankenpflegerin, ist mein heimlicher Favorit des Clubs. Sie wirkt wie eine niedliche, etwas naive alte Person, hat es aber eigentlich faustdick hinter den Ohren. Sie ist so etwas wie die gute Seele des Clubs und kümmert sich rührend um alle. Sie ist die einzige, die Teile der Handlung aus Ich-Perspektive in Tagebuchform erzählt.

Ron, ehemaliger Gewerkschafter, ist ein echter Lebemann. Er versteht es, alles nicht zu ernst zu nehmen und bereichert durch seine ganz eigene Art den Club.

Ibrahim ist ehemaliger Psychiater und selbst in sich gefangen. Er ist "immer so gut darin, alles im Voraus zu bedenken", dass er vergessen hat zu leben. Durch seine ruhige, besonne Art bildet er ein gutes Gleichgewicht zu "Rons chaotischer Ungezwungenheit, [...] Joyces fröhlichem Optimismus und [...] der kriminalistischen Schonungslosigkeit, die Elizabeth ausmacht."

Mir gefallen alle vier und auch einige Nebencharaktere so gut, dass ich gerne mit von der Partie wäre. Ich freue mich schon auf weitere Geschichten vom Donnerstagsmordclub. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 10.01.2022

Wann wird es endlich spannend?

Das Chalet
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"Was für eine Enttäuschung!" Leider war das mein Eindruck, nachdem ich "Das Chalet" von Ruth Ware beendet habe.

Nachdem die Autorin als Spiegel-Bestseller-Autorin angepriesen wurde und das Buch auch ...

"Was für eine Enttäuschung!" Leider war das mein Eindruck, nachdem ich "Das Chalet" von Ruth Ware beendet habe.

Nachdem die Autorin als Spiegel-Bestseller-Autorin angepriesen wurde und das Buch auch insgesamt sehr gute Bewertungen verzeichnen konnte, habe ich mich sehr auf das Lesen gefreut. Gleich zu Beginn war ich irritiert, weil ein BBC Webartikel zitiert ist, in dem es heißt: "Vier Briten starben, zwei wurden ins Krankenhaus gebracht." Ich habe gedacht, dass es ja wohl kaum ernst gemeint sein kann, dass das Ende schon vorweg genommen wird, weil die Handlung dadurch erheblich Spannung einbüßen würde. Leider war es ernst gemeint.

Auch beim Setting gab es keine großen Überraschungen, die Story an sich ist nichts neues. Schon Agatha Christie hat in ihrem Krimi "Und dann gab's keines mehr" ein ganz ähnliches Setting aufgemacht. Dennoch lese ich diese Art Spannungsromane gern, sofern es mitreißend und clever geschrieben ist. Ruth Ware lässt ihre 10 Protagonisten - Acht Leute aus dem Social-Media-Unternehmen Snoop und zwei Angestellte des Chalet - in den französischen Alpen durch eine Lawine von der Außenwelt abgeschnitten werden. Nach und nach verschwinden Mitglieder der Gruppe oder werden ermordet. An sich ein Garant für Höchstspannung, hier jedoch leider fad umgesetzt. Mindestens bis zur Hälfte des Buches plätscherte die Handlung nur so dahin. Es wird bemüht Spannung durch Konflikte zwischen den Snoop-Mitgliedern aufgebaut. Leider ist es aber genau das: bemüht. Wirklich mitreißend und spannend wird es nicht. Zur Mitte des Buches kommt ein wenig Spannung auf, da das erste Mitglied von Snoop ermordet wird und es erste Verdachtsmomente gibt. Sehr schnell fällt der Spannungsbogen jedoch wieder ab und die Handlung plätschert wieder eher gemächlich dahin, rutscht sogar teils ins absurde ab.

Ein weiterer Spannungskiller war, dass die Handlung im Wechsel aus zwei Perspektiven geschrieben wird, zum einen aus der Erins, einer Angestellten im Chalet, zum anderen aus der Liz', einer stillen Teilhaberin an Snoop. Ohne mathematische oder kriminologische Höchstleistungen zu erbringen, kann sich der geneigte Leser denken, dass eine der beiden am Ende noch leben muss - wer soll sonst die Geschichte erzählen? Dennoch hatte ich auch hier die stumme Hoffnung auf einen unerwarteten Twist. Auch wenn diese nicht erfüllt wurde, gab es zumindest ein wenig überraschende Handlungen. Insgesamt war das Buch jedoch eher eine Enttäuschung. Meiner Meinung nach ist es keinesfalls ein Thriller, nicht einmal ein besonders spannender Krimi. Dabei geht es mir keinesfalls darum, dass möglichst viel Blut fließt oder Menschen umkommen, sondern eher, dass der Plot psychologisch anspruchsvoll ist und man richtig mitfiebern kann.

Wer wirklich eine spannende Geschichte mit einem ähnlichen Setting lesen möchte, greife besser auf erwähntes Werk von Agatha Christie oder, wer's moderner mag, auf "Offline" von Arno Strobel zurück, denn da ist ultimative Spannung garantiert.

Einzig versöhnt mit "Das Chalet" hat mich die hübsche Farbschnittgestaltung von der Bücherbüchse. Ansonsten wäre das Buch wohl in einem öffentlichen Bücherschrank gelandet. Ich hatte mich wirklich auf das Lesen gefreut und habe bis zum Ende durchgehalten, in der Hoffnung auf eine Überraschung, zurück blieb nur Ernüchterung. Eine Leseempfehlung kann ich nicht überzeugt aussprechen.

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Veröffentlicht am 14.07.2021

Botschaft des Buches kommt nicht rüber

Die Erfindung der Welt
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"Mein Wunsch ist, Sie mögen in meinem Auftrag, doch in völliger literarischer Freiheit, einen Roman schreiben. [...] Der Roman soll das Leben zum Thema haben. [...] Das Leben - seine Geheimnisse, die offenkundigen ...

"Mein Wunsch ist, Sie mögen in meinem Auftrag, doch in völliger literarischer Freiheit, einen Roman schreiben. [...] Der Roman soll das Leben zum Thema haben. [...] Das Leben - seine Geheimnisse, die offenkundigen und die verborgenen."

Diesen Auftrag erhält die Schriftstellerin Aliza Berg verbunden mit der Vorgabe eines Gebietes, in welchem sie über das Leben recherchieren soll, und einem großzügigen Honorar. Von wem der Auftrag kommt, weiß sie nicht. Dennoch macht sie sich auf und bleibt eine ganze Zeit in dem festgelegten Gebiet um einen Roman über das Leben zu verfassen.

Thematisch war ich gleich von der Handlung in den Bann gezogen. Ich mag es, wenn Geschichten von Schriftstellern handeln oder es besondere Charaktere zu entdecken gibt. Beides schien der Roman zu versprechen. Leider wurde meine Begeisterung jedoch ziemlich schnell ernüchtert. Denn ich wurde mit der Handlung, den Charakteren und der Art des Erzählens einfach nicht warm. Letzteres liegt weniger an der Ausdrucksweise und Wortwahl, als an dem Aufbau und der Tiefe der Beschreibungen. Es wird mit Andeutungen gearbeitet, vieles poetisiert und nicht konkret benannt. Ich konnte keine klare Linie erkennen, mir fehlte etwas, was mich gefesselt und berührt hätte. Für mich hatte das Buch keine Aussagekraft, keine Botschaft, die in Erinnerung geblieben ist. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass es Leser gibt, die an anderen Punkten in ihrem Leben stehen und durchaus von der Geschichte angesprochen und abgeholt werden.

"Die Erfindung der Welt" von Thomas Sautner ist ein Roman, dessen Grundidee mir gefallen hat und der sprachlich ansprechend ist, mich jedoch nicht erreichen konnte. Daher verbleibe ich mit drei Sternen und einer zögerlichen Leseempfehlung für alle, die gern herausfinden möchten, ob ihnen der Roman etwas sagen wird.

Veröffentlicht am 20.06.2021

Besonderes Debüt

Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz
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Was für ein Roman! Diesen Gedanken hatte ich nachdem ich die letzte Seite von "Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz" von Andrew David MacDonald gelesen hatte. Dieses Debüt ist etwas Besonderes und vermag ...

Was für ein Roman! Diesen Gedanken hatte ich nachdem ich die letzte Seite von "Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz" von Andrew David MacDonald gelesen hatte. Dieses Debüt ist etwas Besonderes und vermag schnell zu fesseln und mitzureißen. Es ist einfach unmöglich das Buch aus der Hand zu legen, weil man so sehr emotional involviert ist und so sehr mit Zelda, der Erzählerin, mitfühlt.

Zelda ist eine junge Frau, die aufgrund des Alkoholkonsums ihrer Mutter in der Schwangerschaft einige besondere Bedürfnisse hat. Bereits seit einigen Jahren sind sie und ihr großer Bruder Gert auf sich allein gestellt. Gert gerät bei dem Versuch für sich und Zelda zu sorgen in Kreise, die keine Skrupel und keine Gesetze kennen. Zelda versucht ihren Bruder zu schützen und zu retten. Zugleich beginnt sie sich ein eigenes Leben aufzubauen, selbstständig zu werden. Eine intensive und spannende Zeit voller Herausforderungen.

"Im Grund [sind wir] doch alle verwirrte, unsichere Seelen, die stolperd versuchen, sich in einer unglaublich komplizierten, verwirrenden und manchmal feindlichen Welt zurechtzufinden." Ich glaube diese Aussage vermittelt gut, worin der besondere Zauber dieses Romans liegt. Die Geschichte von Zelda ist so unglaublich lebensnah erzählt. Es fühlt sich so an, als wäre man stets an Zeldas Seite und erlebte alles hautnah mit. Ihre Gedanken, Gefühle und Erlebnisse sind vertraut. Ein bisschen kann sich jeder in diesem Buch wiederfinden. Ein Buch, das tröstet, amüsiert, berührt und noch länger begleitet.

Eine klare Leseempfehlung für jeden, sich ebenfalls von "Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz" von Andrew David MacDonald berühren und begeistern zu lassen.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Wohlfühlkrimi

Adria mortale - Bittersüßer Tod
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Der Kriminalroman "Adria Mortale - Bittersüßer Tod" von Margherita Giovanni verbreitet ein wunderbar behagliches Urlaubsgefühl verbunden mit einem Schuss Spannung und sehr viel Humor.

Wie der Titel schon ...

Der Kriminalroman "Adria Mortale - Bittersüßer Tod" von Margherita Giovanni verbreitet ein wunderbar behagliches Urlaubsgefühl verbunden mit einem Schuss Spannung und sehr viel Humor.

Wie der Titel schon vermuten lässt, spielt der Kriminalfall direkt in Italien. In dem kleinen Dorf Pesaro del Monte piccolo Catolica wird der Lehrer leblos aufgefunden. Die Dorfbewohner setzen alles daran, den Toten einfach unauffällig beerdigen zu lassen. Dabei haben sie allerdings die Rechnung nicht mit der zugezogenen Hotelbesitzerin Signora Pellegrini gemacht. Denn ihr kommt der Todesfall komisch vor und sie sorgt beherzt dafür, dass die Polizei ins Dorf kommt und die Ermittlungen aufnimmt. Schnell kommt es zu einem "Teufelskreis, in dem jeder jeden für verdächtig" hält.

Das Buch verbreitet eine behagliche Wohlfühlatmosphäre. Die Landschaft, die Menschen und auch die Kulinarik wird sehr ausführlich und detailliert beschrieben. Man bekommt beim Lesen richtig Lust auch eine Reise an die Adria Italiens zu machen.

Die Charaktere sind sehr speziell, voller Schrullen und Geheimnisse. Für einige kann man Sympathien entwickeln, andere wirken eher verdächtig. Trotzdem liegt der Fokus des Romans weniger darauf Spannung zu erzeugen, als vielmehr darauf, dem Leser eine Reise durch Raum und Zeit zu ermöglichen - denn die Geschichte spielt im Italien der 1950er Jahre - feinsinnig zu amüsieren und in die Ermittlungen einzubeziehen.

Mir hat "Adria Mortale - Bittersüßer Tod" von Margherita Giovanni gut gefallen. Ich kann den Kriminalroman jedem empfehlen, der es schätzt nicht ständig unter Strom zu stehen, sondern einen Krimi auch genießen zu können.

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