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Veröffentlicht am 03.10.2019

Durchaus gelungen, aber nicht ganz so überzeugend wie der erste Band

Die Schwestern von Mitford Manor – Gefährliches Spiel
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Band 2 der Reihe "Die Schwestern von Mitford Manor" mit dem Untertitel "Gefährliches Spiel" konnte nicht ganz mit dem Glanz des ersten Bandes mithalten.

Das Cover sieht wieder sehr edel aus und passt ...

Band 2 der Reihe "Die Schwestern von Mitford Manor" mit dem Untertitel "Gefährliches Spiel" konnte nicht ganz mit dem Glanz des ersten Bandes mithalten.

Das Cover sieht wieder sehr edel aus und passt wunderschön zu dem ersten Band.

Der Schreibstil ist flüssig, leicht lesbar und die Sprache ist authentisch für die 1920er Jahre. Es werden interessante zeitgenössische Fakten der Gesellschaft und der Lebensumstände mit fiktiven Handlungen verwoben und das Ganze in einen Kriminalfall eingebettet. Ich habe es als spannend empfunden, etwas über die damaligen Ermittlungsmethoden zu erfahren. Interessant waren auch die Schilderungen über Alice Diamond, der 'Queen of the Forty Thieves'. Gut gefallen hat mir zudem, dass dieser zweite Band in den späteren 1920er Jahren spielt und dadurch erneut eine veränderte gesellschaftliche Stimmung vermittelt wird. Es ist schön dies nebenbei einfließen zu sehen und so neue Kenntnisse zu erlangen.

Leider war einiges für mich nicht ganz nachvollziehbar und wirkte etwas unrealistisch. Einige Passagen waren langatmig und erschienen sehr bemüht, so als ob unbedingt noch ein paar Seiten gefüllt werden sollten. Zudem haben die Charaktere an Sympathie eingebüßt. Es hat mir nicht gefallen, dass alle, die einer anderen Gesellschaftsklasse angehören, in diesem Band sehr deutlich ihre Überlegenheit gegenüber anderen gezeigt haben. Es fehlte mir an Emphatie, Mitgefühl, Menschlichkeit.

"Was trennte sie denn, außer dem puren Glück der familiären Umstände, in die sie [...] hineingeboren waren?"

Wird in vergleichbaren Werken, wie Downtown Abbey, noch auf Gesten der Menschlichkeit und des Verständnisses zwischen Dienerschaft und Herren Wert gelegt, lässt dies "Gefährliches Spiel" leider missen.

Der erste Band der Reihe um die Schwestern von Mitford Manor hat mir besser gefallen und mich mehr überzeugt. Dennoch war auch Band 2 unterhaltsam und hat einige schöne Lesestunden geboten. Ich werde die Reihe weiter verfolgen und bin schon gespannt, ob der dritte Band wieder mehr überzeugt.

Empfehlen kann ich die Reihe allen begeisterten Lesern historischer Romane und allen Fans der Serie "Downtown Abbey" empfehlen.

Veröffentlicht am 29.09.2019

Gelungener Auftakt einer neuen Reihe historischer Romane um die Schwestern von Mitford Manor

Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht
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Band 1 der Reihe "Die Schwestern von Mitford Manor" mit dem Untertitel "Unter Verdacht" war ein großes Lesevergnügen.

Bereits das Cover finde ich unglaublich schön. Es passt wunderbar in die Jahre, um ...

Band 1 der Reihe "Die Schwestern von Mitford Manor" mit dem Untertitel "Unter Verdacht" war ein großes Lesevergnügen.

Bereits das Cover finde ich unglaublich schön. Es passt wunderbar in die Jahre, um 1920-1922, in denen die Handlung spielt. Zudem sieht es mit der Prägung und dem Golddruck sehr edel aus.

Auch inhaltlich ist dieses Werk von Jessica Fellowes ein wahres Schmuckstück. Obwohl es mit 496 Seiten recht lang ist, wurde es mir keine Sekunde zu langatmig und ich habe mich bestens unterhalten gefühlt.

Ich liebe Kriminalromane, die in den 20er Jahren in England spielen und war deshalb voller Vorfreude auf diese neue Reihe. Mir gefällt die damalige Art zu reisen, Autos waren noch nicht so gebräuchlich, sondern eher Züge und auch mal Kutschen. Außerdem konnte man nicht immer vernetzt sein, dadurch ist vieles in den Romanen noch spannender. Bis ein Brief oder ein Telegramm eingegangen ist, dauert es nunmal seine Zeit. Es gefällt mir auch der gesellschaftliche Umgang, die alten Stadtbilder (Laternen mit Gas u.ä.) und die alte Kleidung. Wie erhofft, findet sich all dies auch in dem Roman "Unter Verdacht" wieder.
Auf wunderbar detaillierte Art fließen Beschreibungen der damaligen Begebenheiten und Lebensumstände in den Roman ein. Es wirkt sehr authentisch und so konnte ich mir wunderbare Bilder in meinem Kopf ausmalen. Die Autorin Jessica Fellowes schrieb auch die Begleitbücher zu der weltberühmten TV-Serie "Downtown Abbey" und ist die Nichte des Drehbuchautors der Serie, Julian Fellowes. Schon die Serie habe ich geliebt und auch dieser Roman steht dem in keinster Weise nach.

Auch wenn ich rückblickend doch von Anfang an den richtigen Mörder von Florence Nightingale Shore im Blick hatte, gelang es der Autorin die Spannung aufrecht zu erhalten und mich so manches Mal mit einer neuen Entwicklung zu überraschen. Der Kriminalfall wird in zwei Handlungssträngen beleuchtet. Auf der einen Seite versuchen Lousia und die Tochter ihrer Herrschaft, Nancy, herauszufinden, was passiert ist. Auf der anderen Seite ermittelt der junge Bahnhofspolizist Guy, weil er sich damit ein Fortkommen seiner Karriere erhofft. Beide Stränge werden wunderbar verwoben ohne dass dies unrealistisch wirkt.

Neben diesem Kriminalfall geht ein besonderer Reiz davon aus, Louisas tägliches Leben in ihrer Stellung bei den Mitfords zu erleben. Es ist toll, die Schwestern von Mitford Manor kennenzulernen und eine Menge Details über das damalige Leben und die großen gesellschaftlichen Unterschiede zu erfahren.

Bei historischen Romanen finde ich es auch schön, wenn tatsächliche Begebenheiten und Personen mit der fiktiven Handlung verwoben werden. Auch diesem wird Jessica Fellowes gerecht. Tatsächlich wurde die Krankenschwester Florence Nightingale Shore 1920 in einem Zug angegriffen und getötet. Auch die Familie Mitford hat tatsächlich gelebt. Es empfiehlt sich das Nachwort zu lesen, um mehr über Realität und Fiktion herauszufinden.

Band 1 der Reihe "Die Schwestern von Mitford Manor" mit dem Untertitel "Unter Verdacht" bietet interessante zeitgenössische Porträts der Gesellschaft und der Lebensumstände mit wunderbar herausgearbeiteten Charakteren, eingebettet in einen spannenden Kriminalfall und versehen mit einer kleinen Liebesgeschichte.
Mir hat dieser Auftakt sehr gut gefallen und ich kann diesen Band allen begeisterten Lesern historischer Romane und allem Fans der Serie "Downtown Abbey" empfehlen.

Veröffentlicht am 24.09.2019

Poetry Slam mit Tiefgang für Jugendliche

Poet X
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"Poet X" von Elizabeth Acevedo ist ein besonderes Buch, das sich wirklich toll für Jugendliche eignet.

Der Einstieg in den Roman ist mir sehr leicht gefallen und ich war schnell so sehr berührt, dass ...

"Poet X" von Elizabeth Acevedo ist ein besonderes Buch, das sich wirklich toll für Jugendliche eignet.

Der Einstieg in den Roman ist mir sehr leicht gefallen und ich war schnell so sehr berührt, dass ich gerne wissen wollte, wie es für Xiomara weitergeht. Ein großer Unterschied zu klassischen Jugend-Romanen besteht darin, dass die Geschichte in diversen kurzen Poetry Slams erzählt wird. Mich hat dies vorab sehr neugierig gemacht und im Vergleich mit ähnlichen Werken, kann ich sagen, dass es hier wirklich gut gelungen ist, eine Geschichte zu erzählen und einen großen Zusammenhang herzustellen. Mich hat die Handlung bewegt und berührt. Zudem konnte ich einiges entdecken, was ich selbst als Jugendliche ebenfalls empfunden habe. Viele Themen, die junge Heranwachsende bewegen, werden thematisiert. Es geht um Geschwister, Familienstrukturen, das Erwachsenwerden und damit verbunden das Entwachsen aus den Rollenerwartungen, das Finden der eigenen Persönlichkeit. Es geht um die erste Liebe, um den Wert von Freundschaften und die Kraft der Worte.

"Vielleicht ist es das, was Freundschaft ausmacht.
Man hilft sich täglich gegenseitig,
die beste Version seiner selbst zu sein,
schafft einen Ort, eine Zuflucht, ein Zuhause,
wenn man es woanders verloren hat."

Einige der Verse sind sehr intensiv und emotional, einige eher alltäglich. Einige Verse zeugen von Stärke und Schlagfertigkeit, einige eher von Unsicherheit und Sprachlosigkeit. Junge Menschen haben die Möglichkeit sich und ihre Herausforderungen wiederzuerkennen, sich mit Xiomara zu indentifizieren.

Großen Respekt habe ich vor der Arbeit deutschen Poetry Slammerin Leticia Wahl. Es ist sicherlich eine Herausforderung den in Versform verfassten Text so zu übersetzen, dass die Poesie und Emotion der Sprache erhalten bleibt.

Mir hat "Poet X" sehr gut gefallen, ich werde noch einige Verse in Erinnerung behalten, weil sie mich berührt und nachdenklich gestimmt haben. Allen, die einen tollen Roman mit Tiefgang für Jugendliche suchen, der etwas besonderes ist, kann ich das Romandebüt von Elizabeth Acevedo empfehlen.

Veröffentlicht am 22.09.2019

Gelungener Auftakt einer neuen Küsten Krimi Reihe um Detektiv Raphael

Nordseenebel
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Ich bin sehr positiv überrascht und begeistert von diesem ersten Band "Nordseenebel" einer neuen Krimi-Reihe von Heike Denzau.

Bereits der Prolog war großartig. Dieser ist nur wenige Sätze kurz, aber ...

Ich bin sehr positiv überrascht und begeistert von diesem ersten Band "Nordseenebel" einer neuen Krimi-Reihe von Heike Denzau.

Bereits der Prolog war großartig. Dieser ist nur wenige Sätze kurz, aber dennoch sehr spannend. Ich war gleich ganz gefesselt und konnte mich gut in die Geschichte fallen lassen. Dazu beigetragen hat auch der angenehme Schreibstil. Die Charaktere werden gut beschrieben. Sie sind nicht perfekt, haben Ecken und Kanten. Ich kann mir vorstellen, dass es sie wirklich gibt, Gemeinsamkeiten entdecken und damit werden sie gleich sympathisch. Auch von der Umgebung habe ich durch die detaillierten, aber nicht überfrachteten, Beschreibungen ein gutes Bild. Mir gefallen zudem die Dialoge sehr gut. Sie sind witzig und schlagfertig, aber auch mal sehr emotional. Eine tolle Mischung!

Die Handlung ist voller größerer und kleinerer Rätsel. Es liest sich sehr leicht und spannend. Ich hatte großen Spaß am Mitermitteln. Besonders schön finde ich es, dass es ab und an eine unerwartete Wendung gibt. Es gelang der Autorin mich erfolgreich in die Irre zu leiten und zu überraschen.

Wie Johannes seinem Bruder Raphael rät, solle dieser ein Detektiv im Stile von Wilsberg werden. Und tatsächlich gibt es Parallelen zu dem Münsteraner TV - Detektiv. Beide haben einen gewissen Schlag bei Frauen, haben pfiffige Ideen und scheuen sich auch nicht vor ungewöhnlichen und nicht ganz rechtssicheren Ermittlungsmethoden, Hauptsache es dient der Sache. Genauso wie die TV-Serie hat mir dieser Detektiv - Krimi ebenfalls sehr gut gefallen.

Das Ende hat mich dann noch mal wirklich überrascht. Dachte ich zunächst noch, dass nicht mehr viel kommen kann, da der Fall gelöst war, wurde ich hier eines besseren belehrt. Es wurde nochmal sehr spannend. Die Entwicklung war unerwartet und hat mir sehr gut gefallen.

Trotz der spannenden Elemente konnte ich beim Lesen vor allem auch so manches Mal herzhaft lachen. Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt. Voller Vorfreude erwarte ich jetzt den nächsten Band dieser Küsten Krimi Reihe.

Empfehlen kann ich "Nordseenebel" von Heike Denzau allen, die die Detektive-Serie "Wilsberg" mögen und allen, die gern Detektivromane lesen bei denen die Ermittler auch ganz privat präsentiert werden und in denen so manch uriger Charakter vorkommt.

Veröffentlicht am 21.09.2019

Tief berührender Roman mit einzigartiger Sprache und wunderschönen Beschreibungen

Auf deinem Mond ein Feigenbaum
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Das Cover des Romans "Auf deinem Mond ein Feigenbaum" von Felix Söring hat mich sofort angesprochen. Ich finde es großartig! Es passt wunderbar zum Titel und spricht mich gerade durch die Schlichtheit ...

Das Cover des Romans "Auf deinem Mond ein Feigenbaum" von Felix Söring hat mich sofort angesprochen. Ich finde es großartig! Es passt wunderbar zum Titel und spricht mich gerade durch die Schlichtheit an und hebt sich damit von einigen andern Covern in diesem Jahr deutlich ab. Es ist eines meiner liebsten Cover in diesem Bücherjahr.
Sehr gut gefallen haben mir zudem die, an gut gewählter Stelle, in den Text aufgenommenen Zeichnungen. Ähnlich wie das Cover sind diese in ihrer Schlichtheit berührend und verstärken die Aussage des Textes.

Felix Söring wurde mit seinem Roman für den Deutschen Selfpublishing-Preis 2019 nominiert. Ich bin sehr gespannt, auf die Bekanntgabe der Gewinner am 18.10.2019. Aus meiner Sicht hat dieses Werk die Nominierung und auch den Gewinn definitiv verdient.

Die ganz große Stärke und Besonderheit bei diesem Werk ist die Sprache. Wie der Autor selbst sagt, verliebe er sich hin und wieder in Wörter, weil sie so schön klingen und lasse diese dann in den Text einfließen. Seine Sprache ist einzigartig. Es ist schön, dass sie so intellektuell und anspruchsvoll ist. Die oft verwendeten Fachbegriffe und besonderen Synonyme für Alltägliches sind wunderbar in den Text verwoben. Für mich, die ich Sprache liebe, ist es schön, dieses sprachliche Niveau zu lesen. Jedoch kann ich mir vorstellen, dass nicht alle Leser mit dem Sprachstil angesprochen werden können und für einige der Lesegenuss nicht gegeben ist, wenn sie nicht so mit Fachbegriffen und Fremdwörtern bewandert sind. Es gilt also für den Leser eine gewisse Bereitschaft mitzubringen, sich ganz auf die Sprache und deren hohes Niveau einzulassen.

Der Autor versteht es wortgewaltig die Emotionen, Gedanken und Hoffnungen seiner Protagonisten nahe zu bringen. Dadurch erhält der Leser tiefe Einblicke in das Auf und Ab der Gefühle, die natürlicherweise mit einer lebensbedrohenden Diagnose und später dem Verlust eines geliebten Menschen einhergehen. Die Beschreibungen sind sehr realistisch und intensiv, zudem aber auch wunderschön. Es werden einzigartige Bilder und Formulierungen geprägt, so dass es trotz all der Tragik eine Wohltat ist, der Geschichte zu folgen.

Die Handlung ist sehr komplex und tiefgründig. Die Schilderungen über das Begleiten von Krebspatienten sind realistisch und berührend. Auch die Trauer nach dem Tod von Carmela ist auf eine besondere, intensive Art herausgearbeitet. Es ist unglaublich gut und realistisch dargestellt, wie Jan und Matilda Schwierigkeiten haben, sich mit ihrem neuen Leben zu arrangieren. Bei Jan ist seine innere Zerrissenheit und Trauer zu spüren. "Manchmal kam es ihm vor, als säße er in einem leckgeschlagenen Ruderboot, durch dessen Perforation unaufhaltsam seine letzten Energiereserven wichen. Statt zu rudern, war er seit Monaten nur noch damit beschäftigt, sein mit Schwere geflutetes Herz fingerhutdosiert auszulöffeln und die viel zu große Leckage mit dem noch verbliebenen Rest an Zuversicht zu stopfen."
Nebenbei hat er die Verantwortung für Matilda, schafft es aber nicht, dieser ganz gerecht zu werden. Matilda ist mit ihrer Trauer allein und wird nicht von Jan aufgefangen, so dass beide sich immer mehr voneinander entfremden.

Für mich ein wenig die Lesefreude gedämpft, haben zwei Aspekte.
Zum Einen die Entscheidung Carmelas ihrer Tochter nichts von ihrer Krankheit zu erzählen, so dass Matilda sich nicht verabschieden konnte. Zum anderen die Art von Jan mit Matilda umzugehen. Diese ist mir persönlich nicht angenehm. Dies resultiert aus meinem persönlichen Empfinden und meiner Vorstellung, meinen Erfahrungen vom Umgang von Eltern mit ihren Kindern. Auch wenn es sich für mich nicht richtig angefühlt hat, möchte ich dafür keinen Punkt bei der Bewertung abziehen, da der Roman mich insgesamt überzeugt hat.

Dieses Buch werde ich mit etwas Abstand nochmal lesen, da es so viele besondere Gedanken und Beschreibungen beinhaltet. 
Es gibt eine klare Leseempfehlung von meiner Seite, da es ein Genuss war, es zu lesen und einiges noch länger in Erinnerung bleibt.