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Veröffentlicht am 04.08.2019

Tolles Buch für Groß und Klein - ob mit oder ohne Hund

Ein kleiner Herzensbrecher namens Nepomuk
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Ein wirklich schönes Buch, das zum Schmunzeln bringt und dennoch das Herz berührt.

Ein kleiner Herzensbrecher namens Nepomuk ist bereits das dritte Werk von Autorin Diana Hochgräfe und es wird deutlich, ...

Ein wirklich schönes Buch, das zum Schmunzeln bringt und dennoch das Herz berührt.

Ein kleiner Herzensbrecher namens Nepomuk ist bereits das dritte Werk von Autorin Diana Hochgräfe und es wird deutlich, mit wie viel Liebe und Freude sie Schriftstellerin ist. Meine Erwartungen wurden übertroffen.

Der Schreibstil und die Sprache der Autorin sind sehr angenehm und leicht zu lesen.
Diana Hochgräfe selbst kommt zu Beginn und am Ende des Buches zu Wort. Im übrigen erzählt Nepomuk sein Leben vom Welpen bis zum Senior mit besonderen Stationen auf seinem Lebensweg. Die einzelnen, recht kurzen, Kapitel schließen immer mit einem kursivgedruckten Satz ab, in dem Nepomuk zusammenfasst, was er aus seinem Erlebnis gelernt hat. Zudem gibt es am Ende der Erzählung von Nepomuk eine mehrseitige Übersicht mit einzelnen Punkten, die Hunde den Menschen einfach voraus haben und wo ein jeder Zweibeiner noch etwas lernen kann. Während des Lesens hat selbst mich als absolutem Hundemenschen, der schon mit Hund aufgewachsen ist, überrascht und begeistert, was wir uns alles von unseren Vierbeinern abschauen können.
Wirklich toll und definitiv nicht nur etwas für Hundemenschen!

Eine Besonderheit des Buches ist zudem das Cover, welches die Autorin und ihren Hund Nepo zeigt. Schön im Comicstil umgesetzt und sehr ansprechend. Zudem befinden sich auch Zeichnungen und Photos von Nepomuk und seinem Frauchen in dem Buch. Dadurch wird es aufgelockert und lässt die Geschichte noch anschaulicher werden. Wie bereits das Cover verspricht, ist es eine Lektüre für Groß und Klein - wobei sich die Kleinen bestimmt besonders über die Bilder freuen werden.

Als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hatte, war ich zuerst etwas verwundert wegen des Preises, da es verhältnismäßig wenige Seiten hat. Es ist jedoch sehr aufwendig und liebevoll gestaltet und punktet auch durch Weisheiten und Merksätze, die zu Herzen gehen und völlig ohne erhobenen Zeigefinger auskommen. Das Buch ist sein Geld einfach wert.

Mein Lieblingszitat:
"Man sollte [...] niemals voreilige Schlüsse ziehen, ohne die wahren Hintergründe zu kennen."
Die Auswahl fiel schwer, weil es so viele besondere Sätze gab.

Mein Leseatmosphäre-Vorschlag:
Je nach Wetterlage kuscheln man sich am besten mit seinem kleinen Herzensbrecher zusammen auf dem Sofa oder auf dem Liegestuhl ein. Ein tolles Buch, um sich an seine eigene, ganz persönliche Geschichte zu erinnern, die einen mit seinem Partner auf vier Pfoten verbindet. Unbedingt Leckerchen bereit legen, um seine Liebe zeigen zu können.

Auch für alle, die keinen Herzensbrecher an ihrer Seite haben können, kann ich eine klare Leseempfehlung aussprechen. Dieses schöne Buch eignet sich wirklich für Groß und Klein, ob mit Haustier oder nicht, gleichermaßen.

Veröffentlicht am 02.08.2019

Sprachlich gelungener Debütroman

Die Gärten von Monte Spina
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Der Roman "Die Gärten von Monte Spina" ist der Debütroman von Henrike Scriverius.

Das Cover ist wunderschön bunt gestaltet und stimmt gut auf die Handlung ein. Diese findet überwiegend auf Monte Spina, ...

Der Roman "Die Gärten von Monte Spina" ist der Debütroman von Henrike Scriverius.

Das Cover ist wunderschön bunt gestaltet und stimmt gut auf die Handlung ein. Diese findet überwiegend auf Monte Spina, einer Vulkaninsel im Privatbesitz, statt. Erzählt wird die Geschichte von Toni in der Ich-Perspektive. Die Anzahl der Personen, die in dem Roman eine Rolle spielen, ist übersichtlich. Neben Toni leben auf Monte Spina Lou, eine eher exzentrische Amerikanerin, Helen, die Hausdame der Insel, Sophia, die Köchin und Carlos, der Chauffeur. Zudem besucht an wenigen Tagen im Jahr der Eigentümer Max Bror seine Insel.

Die Sprache und der Schreibstil haben mich sehr angesprochen. Es wird sehr detailreich und tiefgehend beschrieben, so dass ein gutes Bild der Orte und Personen entsteht. Es ist sehr leicht die Bilder in seinem Kopf lebendig werden zu lassen und so ganz in die Geschichte abzutauchen. Der Autorin gelingt es auch gut Spannung aufzubauen und diese bis zum Ende der Geschichte aufrecht zu erhalten. Die Dialoge sind teils sehr schlagfertig, teils sehr emotional. Auch hier merkt man deutlich, dass Henrike Scriverius als Landschaftsarchitektin nicht nur ein Talent für wunderschöne Gärten hat, sondern auch sehr blumig und schön mit Sprache umzugehen vermag. Ein kleines Detail hat mir vom Aufbau her zudem gut gefallen: die Dialoge sind vom Blocksatz der restlichen Erzählung losgelöst und stechen deshalb schnell heraus.

Ganz besonders waren für mich auch einige Aussagen des Buches. Am besten hat mir gefallen, wie von einer Bibliothek als Ort der Zuflucht gesprochen wird, wo man nicht allein ist und Sorgen keinen Zutritt haben. Wunderschön, fast schon poetisch, formuliert und mir aus dem Herzen gesprochen.

Gleich zu Beginn des Romans lernen wir Toni Andersen kennen, sie ist 32 Jahre alt und hat ihre große Liebe bei einem Autounfall verloren. Die bewegende Beschreibung in den ersten Sätzen, wie sie sich danach gefühlt hat, als würde sie in einer Blase leben und mit der Welt nichts mehr zu tun haben, war für mich sehr nachvollziehbar und toll formuliert. Toni war mir zu Beginn des Romans sehr sympathisch und ihr Wunsch einen Neuanfang auf Monte Spina zu wagen, nachvollziehbar. Als dann jedoch Max Bror vorgestellt wurde und deutlich wurde, was für Spielchen er mit den Menschen um ihn herum treibt, konnte ich mich mit Toni leider nicht mehr identifizieren. Sie wurde trotz seiner Taten und Verhaltensweisen von Max in seinen Bann gezogen und das ist etwas, was ich persönlich nicht nachvollziehen kann. Trotz einiger guter Seiten gibt es nicht für alles eine Entschuldigung. Ich möchte nichts vorweg nehmen. Jedoch hat mich der Roman insgesamt mit einem eher unbehaglichen Gefühl zurück gelassen. Damit erklärt sich der Punktabzug, obwohl der Roman, wie oben beschrieben, viele Stärken hat. Es handelt sich um meinen persönlichen Geschmack und meine Überzeugungen. Mir war das alles etwas zu viel des Ganzen und nach dem Einstieg, der wirklich toll war, konnte ich mich nicht mehr mit den handelnden Personen identifizieren. Mir war Max Bror etwas zu abgründig beziehungsweise nicht ausreichend nachvollziehbar, warum er eine solche Entwicklung genommen hat.

Mein Fazit ist, dass es sich um einen Debütroman handelt, der großartig und sehr detailliert geschrieben ist. Auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Wer sich zudem gern mit der menschlichen Psyche und auch ihren Abgründen befasst, für den ist dieser Roman gut geeignet.

Veröffentlicht am 24.07.2019

Ungewöhnlicher Schreibstil, aber dranbleiben lohnt sich!

Die Lichtsammlerin
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"Die Lichtsammlerin" ist ein anspruchsvolles Buch, das den Leser fordert und Geduld und Aufmerksamkeit voraussetzt.

Wie bereits von der Autorin angekündigt, handelt es sich um die Geschichte von drei ...

"Die Lichtsammlerin" ist ein anspruchsvolles Buch, das den Leser fordert und Geduld und Aufmerksamkeit voraussetzt.

Wie bereits von der Autorin angekündigt, handelt es sich um die Geschichte von drei Frauen - Großmutter, Mutter und Enkelin.
Alle drei Frauen - Rosa, Erika und Mary - werden vorgestellt und allmählich ihre Persönlichkeiten und prägenden Lebenserfahrungen enthüllt. Dabei steht hauptsächlich Mary im Fokus, die ihre Geschichte zum Teil selbst als Ich-Erzählerin oder in abgedruckten E-Mails an ihre beiden Söhne erzählt. Einiges von Mary und auch die Erlebnisse von Rosa und Erika werden in indirekter Rede erzählt. Dieser Wechsel der Erzählform passt gut zu der fehlenden Chronologie und unterstreicht die verschiedenen Handlungszeitpunkte.

Dadurch, dass die Geschichte nicht chronologisch erzählt ist und zudem viele Geschehnisse nur kurz angerissen werden, um dann im weiteren Verlauf ausführlicher erklärt zu werden, dauert es etwas sich in die Geschichte einzufinden. Es ist keine Lektüre, die sich mal eben locker lesen lässt. Stattdessen ist ein aufmerksamer Leser gefragt, der gut kombiniert und Geduld mitbringt. Das Buch selbst drückt es sehr gut aus: 'Immer diese versetzten Zeitebenen, durch die wir [...] getrieben wurden. [...] Vergangenheiten vermischten sich mit [...] Gegenwart.'

Eine Besonderheit des Buches ist zudem, dass die Zeit des Nationalsozialismus und die Auswirkung auf die Generation der jungen Erwachsenen, die danach ihr Leben und ihre Familien aufbauen, auf eine Art geschildert wird, wie es selten der Fall ist. "Die Lichtsammlerin" liest sich, als ob man Teil der Familie ist. Genau auf diese ungeordnete Art erfährt man auch in seiner eigenen Familie nur nach und nach in einzelnen Geschichten und Anekdoten von den Erlebnissen der Eltern und Großeltern. Allmählich ergibt sich dann ein Bild der wichtigsten Stationen ihres Lebens, wobei einige Erlebnisse und Beweggründe für immer ungesagt bleiben.

Wichtig ist noch zu sagen, dass der Titel des Buches im Verlauf der Geschichte erklärt wird. Der Leser lernt "Die Lichtsammlerin" kennen und erfährt, dass sie darauf geachtet hat, 'dass das Licht nicht verlöscht. Sie hat [...] allen gezeigt, was man im Kleinen verändern kann, wenn man mutig ist.' Eine tolle Botschaft, die Mut macht.

Für Leser, die gerne ein Handlung haben, die in ordentlicher zeitlicher Abfolge erzählt wird, ist dieses Buch eine echte Herausforderung. Leser, die jedoch gewillt sind, sich auf ein Buch einzulassen, das nicht ganz dem gewöhnlichen Schreibstil folgt und mit wunderbaren Lebenserkenntnissen der Frauen aus drei Generationen Punkten kann, ist "Die Lichtsammlerin" genau richtig.