Platzhalter für Profilbild

m_curie

Lesejury Profi
offline

m_curie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit m_curie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.02.2024

Gelungene Mischung aus Lokalkolorit, Absurdität und Beziehungen

Selbe Stadt, anderer Planet
0

Nach dem Tod des Vaters kehrt Johanna aus der Stadt in ihre Heimat zurück und übernimmt die Arztpraxis in Hallstatt, die er ihr hinterlassen hat. Ihre Zwillingsschwester Doris, ist Tischlerin und hat den ...

Nach dem Tod des Vaters kehrt Johanna aus der Stadt in ihre Heimat zurück und übernimmt die Arztpraxis in Hallstatt, die er ihr hinterlassen hat. Ihre Zwillingsschwester Doris, ist Tischlerin und hat den Geburtsort nie verlassen. Hallstatt wird von chinesischen Touristen förmlich überrannt. Das nimmt die chinesische Regierung zum Anlass, eine Kopie des Touristenmagnets im eigenen Land erstellen zu lassen. Ren hat als Kind teilweise in Österreich gelebt und wird beauftragt, sich das Original anzuschauen.

Was wie eine einfallsreiche Idee für einen Roman klingt, ist keine Erfindung der Autorin, vielmehr gibt es diese Hallstatt-Kopie tatsächlich in China. Passend humorvoll und grotesk ist die fiktive Geschichte, die Dominika Meindl sich dazu einfallen ließ. Sie entwickelt sie in zwei Erzählsträngen, mit auktorialem Erzähler für den Part aus österreichischer Sicht und mit Ren als Ich-Erzähler. Was mich anfangs störte, entpuppte sich im weiteren Verlauf als raffinierter Trick. Es fällt schwer, die chinesische Sichtweise nachzuvollziehen, da diese aber von Ren in Ich-Form erzählt wird, entsteht ein Widerspruch, der die Skurillität noch mehr betont. Diese Gegensätzlichkeit findet sich auch in der Beziehung der beiden Schwestern wieder, die ihre Beziehung prägt und viel Konfliktpotenzial birgt.

"Selbe Stadt, anderer Planet" ist eine gelungene Mischung aus Lokalkolorit, Absurdität und Beziehungen. Absolut lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.02.2024

Einblick in eine Welt, die man normalerweise nicht kennenlernen würde

Tahara
0

Marcel Klein ist ein berühmter Filmkritiker und steht in Konkurrenz mit vielen Kollegen. Um seinen Ruf zu wahren, sieht er sich gezwungen, immer spektakulärere Enthüllungen zu schreiben - so auch beim ...

Marcel Klein ist ein berühmter Filmkritiker und steht in Konkurrenz mit vielen Kollegen. Um seinen Ruf zu wahren, sieht er sich gezwungen, immer spektakulärere Enthüllungen zu schreiben - so auch beim Filmfestival in Cannes, anlässlich dessen er an die Côte d'Azur gereist ist. Als beim Interview mit einer gefeierten Schauspielerin etwas schief läuft, verlässt er gemeinsam mit der schönen Héloïse, die er im Hotel kennengelernt hat, den Ort des Geschehens.

Emanuel Bergmann gelingt es, die Atmosphäre des Filmfestivals authentisch einzufangen. Der Wettstreit und die Rivalität der Filmkritiker ist ganz deutlich zu spüren. Die Geschichte nimmt schnell Fahrt auf, der Spannungsbogen entwickelt sich rasant. Aber an irgendeinem Zeitpunkt der Flucht von Marcel und Héloïse kippt das Ganze - die Erzählung wird langatmiger. Plötzlich stört mich auch, dass Marcel, der alternde Journalist und die schöne, geheimnisvolle Héloïse eine Affäre haben. Trotzdem ist "Tahara" lesenswert. Der Autor gibt humorvoll und mit einem Augenzwinkern Einblick in eine Welt, die man normalerweise nicht kennenlernen würde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.02.2024

Großartig

Das leise Platzen unserer Träume
0

Jule ist mit ihrem Mann David aus der Stadt aufs Land gezogen. Sie leben in einem Haus mit Garten, doch leider haben sie nie das Kind bekommen, das ihr Glück komplettiert hätte und Jule ahnt nichts von ...

Jule ist mit ihrem Mann David aus der Stadt aufs Land gezogen. Sie leben in einem Haus mit Garten, doch leider haben sie nie das Kind bekommen, das ihr Glück komplettiert hätte und Jule ahnt nichts von Davids Affäre in der Stadt. Hellen weiß aber von ihr.

Eva Lohmann erzählt abwechselnd aus Jules und Hellens Perspektive die Sicht auf Jules Ehe mit David. Die beiden Frauen sind sehr gegensätzlich. Jule lebt idyllisch mit ihrem Mann auf dem Land und ist eher unsicher. Sie arbeitet im nahegelgenen Gutshof als Köchin. Hellen ist alleinerziehend mit zwei Kindern und meistert ihr Leben in der Stadt selbstbewusst. Was wie ein klischeehafter, sogar langweiliger Plot klingt, ist alles andere als das und der Titel "Das leise Platzen unserer Träume" sehr treffend gewält. Ein großartiger Frauenroman!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.02.2024

Großartige Autobiographie

Er und ich
0

Sybil Gräfin Schönfeldt erzählt von ihrem gemeinsamen Leben mit Heinrich Schlepegrell. Die Geschichte ist berührend und einfühlsam und zugleich witzig und packend. Sie lässt die Kriegsjahre, die 50-er, ...

Sybil Gräfin Schönfeldt erzählt von ihrem gemeinsamen Leben mit Heinrich Schlepegrell. Die Geschichte ist berührend und einfühlsam und zugleich witzig und packend. Sie lässt die Kriegsjahre, die 50-er, 60-er und alle weiteren Jahrzehnte bis in die 2000-er wieder auferstehen und vermittelt ihren Leserinnen und Lesern das jeweilige Lebensgefühl überzeugend. Sie spart auch Unangenehmes nicht aus und erinnert immer wieder an die Greuel der Nazionalsozialisten, unter denen auch Heinrichs Familie gelitten hat - stammt er doch aus einer jüdischen Familie. Sie schildert ihre Familie so lebhaft und sympathisch, dass ich mir gewünscht hätte, alle kennenzulernen und genau in dieser Familie zu leben oder zumindest Teil ihres Freundeskreises zu sein.

"Er und ich" ist ein Stück Zeitgeschichte eingebettet in eine großartige Autobiographie, die ich nur wärmstens empfehlen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.02.2024

Ein richtiger Pageturner

Himmelsstürmerinnen - Wir greifen nach den Sternen
0

Ailis, Donella und Haily sind Cousinen und wachsen Ende des 19. Jahrhunderts in Schottland gemeinsam mit Emily, einer Dienstbotentochter auf. Alle vier haben große Pläne und gehen gemeinsam auf Weltreise. ...

Ailis, Donella und Haily sind Cousinen und wachsen Ende des 19. Jahrhunderts in Schottland gemeinsam mit Emily, einer Dienstbotentochter auf. Alle vier haben große Pläne und gehen gemeinsam auf Weltreise.

"Himmelsstürmerinne - Wir greifen nach den Sternen" ist ein Wohlfühlroman. Es macht Spaß die Protagonistinnen auf ihrem Weg zu begleiten - ein Weg, der sie nicht nur von Schottland über Paris nach New York und Boston führt, sondern auch aus behüteten Schülerinnen eines Mädcheninternats selbstbewusste und starke Frauen macht.

Die Geschichte ist fiktiv, aber mit historisch belegten Tatsachen garniert. Manche Begebenheit erscheint mir für die damalige Zeit relativ unwahrscheinlich. Trotzdem möchte ich gerne glauben, dass den Frauen des beginnenden 20. Jahrhunderts mehr Lebensentwürfe offen standen, als in mein Bild der damaligen Zeit passen. Völlig unabhängig davon, wie realistisch die Geschichte ist, ist das Buch packend und interessant geschrieben und lässt sich einfach so weglesen. Ein richtiger Pageturner! Ich freue mich auf den zweiten Teil.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere