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m_curie

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.03.2024

Kurz, aber sehr intensiv

Was ich zurückließ
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In Dinslaken in einer Arbeiterfamlilie aufgewachsen, in der nie genug Geld da war, musste der Sohn oft Demütigungen durch seine Mitschüler hinnehmen. Wo es geht, versucht er seine Eltern zu verheimlichen. ...

In Dinslaken in einer Arbeiterfamlilie aufgewachsen, in der nie genug Geld da war, musste der Sohn oft Demütigungen durch seine Mitschüler hinnehmen. Wo es geht, versucht er seine Eltern zu verheimlichen. Er möchte raus aus diesem Milieu, möchte studieren und seinen großen Traum in der Hauptstadt verwirklichen. Auf dem Weg dorthin geht die Verbindung zu den Eltern verloren. Nach vielen Jahren versucht er die Entfremdung zu überwinden und wendet sich in einem Brief an seine Eltern.

Ich selber lebe seit ein paar Jahren in der Nähe von Dinslaken und kenne deshalb das soziale Umfeld, komme selber aber aus einer ganz anderen Welt - ohne finanzielle Sorgen und den "richtigen Kreisen",. Umso mehr hat mich das Buch sehr berührt. Man spürt die fast schon fanatische Suche nach dem eigenen Weg des Sohns, der unbedingt aus dem Gefängnis der Arbeiterfamilie fliehen möchte. Wenn das Eine nicht klappt, ist schnell was Neues gefunden. Hoffentlich ist es jetzt das Richtige - aber genau das scheint es nun zu sein. Und so ist vielleicht auch der vorsichtige Weg zurück zu den Eltern möglich.

"Was ich zurückließ" ist ein leidenschaftliches Debüt - autobiografisch, ein Brief, der tatsächlich von Marco Ott an seine Eltern gerichtet ist, wie ich der Widmung entnehme. Etwas anderes wäre für mich auch kaum vorstellbar bei dieser eindringlichen Sprache. Kurz, aber sehr intensiv.

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Veröffentlicht am 26.02.2024

Berührend und herzerwärmend

Dieses schöne Leben
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Clover wuchs nach dem Unfalltod ihrer Eltern bei ihrem Großvater auf und hatte eine sehr enge Beziehung zu ihm. Umso mehr traf es sie, als er völlig überraschend starb, und sie nicht bei ihm sein konnte, ...

Clover wuchs nach dem Unfalltod ihrer Eltern bei ihrem Großvater auf und hatte eine sehr enge Beziehung zu ihm. Umso mehr traf es sie, als er völlig überraschend starb, und sie nicht bei ihm sein konnte, da sie am anderen Ende der Welt war. Das versucht sie nun als Sterbebegeleiterin an anderen Menschen wieder gutzumachen. Allerdings schreckt diese Berufswahl die Meisten ab und so ist sie Einzelgängerin und lässt auch niemanden an sich heran. Eines Tages zieht Sylvie unter ihr ein und begegnet ihr völlig unvoreingenommen. Sie lernt Sebastian in einem Death Café kennen und wird von ihm beauftragt, sich um seine Großmutter Claudia zu kümmern.

Ich muss gestehen, dass ich hin und her gerissen war, ob ich das Buch lesen will. Sterben ist kein Thema, mit dem ich mich gerne beschäftige, dann hat aber die Neugier gesiegt. Trotzdem brauchte ich etwas Zeit, bis ich es endlich in die Hand genommen habe - und gar nicht mehr weglegen wollte.

Beeindruckend wie sich Mikki Brammer an dieses sensible und schwierige Thema in ihrem Debütroman heranwagt und auf so wunderbare Weise eine Geschichte darum herumspinnt - eine berührende, herzerwärmende Geschichte über das Sterben und den Tod, aber auch, und ganz besonders, über das Leben - "Dieses schöne Leben".

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Veröffentlicht am 26.02.2024

Was für ein grandioser Erzähler

Das kleine Haus am Sonnenhang
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Alex Capus kauft in den neunziger Jahren ein Haus im Piemont. Er verbringt dort sehr viel Zeit mit seiner damaligen Freundin - und jetzigen Frau - und Freunden. Er genießt aber auch die Einsamkeit und ...

Alex Capus kauft in den neunziger Jahren ein Haus im Piemont. Er verbringt dort sehr viel Zeit mit seiner damaligen Freundin - und jetzigen Frau - und Freunden. Er genießt aber auch die Einsamkeit und das Dorfleben mit Bar und schreibt dort seinen ersten Roman.

Was für ein grandioser Erzähler! Bei Alex Capus ist man sogar hingerissen, wenn er über das Tanken schreibt oder wiedergibt, welcher Dialog einer Pizzabestellung vorangeht, weil er ein Gewohnheitsmensch ist und seit 30 Jahren immer die gleiche nimmt, egal wie vielfältig die Speisekarte ist. Weil er an etwas festhält, wenn er etwas gefunden hat, was ihm gefällt, schmeckt oder glücklichmacht und nicht nach noch etwas besserem sucht.

"Das kleine Haus am Sonnenhang" ist ein wunderschönes Buch - humorvoll, klug, philosophisch. Es stellt einen sehr sympathischen Menschen vor und gibt Einblicke in das Leben eines großartigen Autors. Ich habe alle Romane von Alex Capus gelesen und war von allen begeistert, vom kleinen Haus am Sonnenhang vielleicht sogar am meisten.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Etwas dünn

Brotzeit geht immer!
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Das Buch enthält Rezepte für Brot und hauptsächlich Brotaufstriche. Alles klingt sehr lecker. Für die Paprika-Feta-Crème und dem Kräuterquark kann ich bestätigen, dass sie auch super schmecken und schnell ...

Das Buch enthält Rezepte für Brot und hauptsächlich Brotaufstriche. Alles klingt sehr lecker. Für die Paprika-Feta-Crème und dem Kräuterquark kann ich bestätigen, dass sie auch super schmecken und schnell und leicht zu machen sind. Weitere Rezepte werde ich ausprobieren. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mir insgesamt etwas mehr erwartet hatte. Vielleicht bin ich als Bayerin von falschen Voraussetzungen ausgegangen, versteht man bei uns doch unter einer Brotzeit nicht einfach nur belegete Brote. Mit 68 Seiten ist das Büchlein auch recht dünn.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Stimmig

Fort von hier
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In "Fort von hier" erzählt Niccolò Ammaniti in verschiedenen Handlungssträngen von Graziano Bigali, einem Frauenheld und Musiker, der in seine Heimat, den fiktiven Ort Ischiano Scalo, zurückkehrt und von ...

In "Fort von hier" erzählt Niccolò Ammaniti in verschiedenen Handlungssträngen von Graziano Bigali, einem Frauenheld und Musiker, der in seine Heimat, den fiktiven Ort Ischiano Scalo, zurückkehrt und von Pietro Moroni, einem zwölfjährigen schüchternen Jungen.

Ammaniti gelingt es, die Erzählstränge virtuos miteinander zu verweben und so eine Verbindung zwischen den Protagonisten herzustellen, zwischen denen auf den ersten Blick keine besteht. Wortgewaltig, bilderreich, derb bis vulgär - genau dieser Erzählstil ist es, der einen Sog entwickelt und so hervorragend zu dieser Geschichte passt, die nicht nur eitel Sonnenschein zeigt. Entsprechend zeichnet der Autor die Charaktere plastisch und detailreich, aber keinesfalls nur sympathisch.

"Fort von hier" ist ein absolut stimmiges Buch.

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