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Veröffentlicht am 07.01.2023

Spannend und gut recherchiert

Blüte der Zeit
2

„...Ein Jammer, dass der Krieg alle unsere Mittel verschlingt. Das Orangierhaus ist ohnehin in Nöten. Die Verräter haben unser Land in den Ruin getrieben...“

Wir schreiben das Jahr 1672. Max ist nach ...

„...Ein Jammer, dass der Krieg alle unsere Mittel verschlingt. Das Orangierhaus ist ohnehin in Nöten. Die Verräter haben unser Land in den Ruin getrieben...“

Wir schreiben das Jahr 1672. Max ist nach dem Tode des Vaters mit seiner Mutter und den Geschwistern in Gravehage untergekommen. Die obigen Zeilen stammen vom dortigen Gärtner.
Die Autorin hat erneut einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Relativ schnell gliedert der sich in zwei Handlungsstränge auf.
Zum einen begleite ich als Leser Max und seine Familie nach Brandenburg - Preußen, zum anderen erfahre ich eine Menge über die Kämpfe in den Niederlanden.
Der Schriftstil ist ausgereift. Gekonnt werden die historischen Ereignisse in die spannende Handlung integriert.
Max war zum Landschaftsgärtner ausgebildet worden. Kurz vor Abschluss der Lehre aber hatten Soldaten seine Heimat zerstört und den Vater getötet. In Brandenburg hofft er, seine Ausbildung abschließen zu können. Doch nicht alle sind begeistert, dass wieder ein Ausländer erscheint. Hinzu kommt, dass Max durch sein Handeln überzeugt. Er hat ein Händchen für seltene Gewächse, weiß, auf welchem Boden welche Pflanze gedeiht und ist in der Lage, genaue Pläne für Gartenarbeiten zu entwerfen. Die Kapitel über die Gärten bringen Ruhe und Gelassenheit in das Buch.
Ich erfahre eine Menge über das Kurfürstentum Brandenburg – Preußen und die niederländischen Einflüsse darin.

„...Der Kurfürst hat viel Zeit in den Niederlanden verbracht und schätzt diesen Stil, müsst Ihr wissen. Seine erste Ehefrau, die verstorbene Luise Henriette von Oranien, hat viele niederländische Künstler eingeladen...“

Ganz anders lesen sich die Szenen in den Niederlanden. Als das Land kurz vor der endgültigen Niederlage steht, bekommt Prinz Wilhelm die Stadthalterschaft zurück. Seine taktischen Entscheidungen sind allerdings nicht immer glücklich. Das Leben der Soldaten steht für ihn oft nur an zweiter Stelle. Das bedeutet auch Diskrepanzen mit seinem Jugendfreund Paulus. Wilhelm ist niemand, der sich etwas sagen lässt, möge der andere durchaus die besseren Argumente haben.

„...“Es ist der schönste Anblick der Welt, zwei so mächtige Armeen auf einem Schlachtfeld so nahe beieinander zu sehen!“ Paulus blieb die Antwort im Halse stecken. Was für ein Mensch musste man sein, um den Anblick von sterbenden Soldaten zu genießen?...“

Das Buch besticht durch seine exakte Recherche, die detaillierte Beschreibung historischer Gartenanlagen und den Einblick in die Gedankenwelt von Wilhelm von Oranien. Inhaltsreiche Gespräche über Gartenkunst, Handel und Krieg prägen die Geschichte. Die grausamen Folgen des Krieges werden wohltuend kurz gehalten.
Ein ausführliches Personenverzeichnis, ein Glossar und Anmerkungen zu historischen Tatsachen runden das Buch ab. In beiden Umschlagseiten befindet sich eine historische Karte von Berlin und Fotos der damaligen Schlösser.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.10.2022

Fesselnder historischer Roman

Der eiserne Herzog
2

„...Guilhem ist durch eine harte Schule gegangen. Er ist jung, nicht älter als dreiundzwanzig. Doch das Schicksal hat ihn seit der Kindheit gefordert, ihn gestählt und früh reifen lassen. Schon als Halbwüchsiger ...

„...Guilhem ist durch eine harte Schule gegangen. Er ist jung, nicht älter als dreiundzwanzig. Doch das Schicksal hat ihn seit der Kindheit gefordert, ihn gestählt und früh reifen lassen. Schon als Halbwüchsiger musste er seinen Mann stehen...“

So wird der Protagonist, der als Wilhelm, der Eroberer, in die Geschichte eingehen wird, auf den ersten Seiten des Buches charakterisiert. Momentan ist er unterwegs in Flandern. Er will Matilda von Flandern kennenlernen. Zwar hat der Papst eine Ehe ausgeschlossen, aber man weiß ja nie wie sich die Lage entwickelt.
Der Autor hat einen fesselnden und gut recherchierten historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil passt sich den Zeitverhältnissen an. Dazu gehört auch, dass die Namen der Personen und Orte aus der historischen Epoche stammen.
Die Geschichte beginnt im Jahre 1049. Schon bei seinem Besuch in Flandern wird klar, dass der Normanne Guilhem auf Grund seiner Herkunft mit erheblichen Widerständen zu rechnen hat. Adela, Matildas Mutter, wird regelrecht ausfallend. Hier allerdings zeigt sich, dass Guilhem auch einstecken kann, wenn es ihm nützt. Im Krieg dagegen kann er unerbittlich, ja grausam sein, wenn er seine Ziele durchsetzen will.
Der Autor legt Wert darauf, die Gegebenheiten genau zu beschrieben. Das gilt für Land und Leute.

„...Wie auch in Rouen herrscht die Pfostenbauweise vor, mit lehmverputztem Flechtwerk in den Zwischenräumen. Nicht wenige Häuser sind zweistöckig...“

Nach der Befriedung der Normandie bricht Guilhem erneut nach Flandern auf. Ihr Bruder charakterisiert seine Schwester so:

„...Schon als Kind hatte sie ihren eigenen Kopf. Einmal hat sie mir fast das Nasenbein zertrümmert. Glaub ja nicht, dass sie ein sanftes Lamm ist...“

Mit Matilda bekommt Guilhem eine kluge Frau an seine Seite. Sie hat einen Blick für politische Zusammenhänge und Gefahren. Das sollte sich später häufig erweisen.
Währenddessen bahnt sich in England eine unerwartete Entwicklung an. König Eadweard hat keine Nachkommen. Seine Mutter Emma will, dass Guilhem der nächste König wird. Er ist mit ihr verwandt. So soll verhindert werden, dass ein Vertreter aus dem Geschlecht der Godwins auf den Thron kommt.
Der Autor arbeitet die historischen Ereignisse auf, sei es den Schiffbruch von Harold, das Treffen von Guilhem und Harold, aber auch die kriegerischen Auseinandersetzungen in England unter König Eadweard.
Schon früh lässt mich Guilhem an seinen taktischen und strategischen Überlegungen teilnehmen.

„...Offene Feldschlachten sind eine unsichere Angelegenheit, wie ihr wisst. Eine Fehleinschätzung, und man verliert womöglich alles. Also haben wir die beiden Heere erst einmal kommen und tief ins Herz der Normandie vordringen lassen...“

Harold unterliegt der Versuchung und lässt sich nach dem Tode des Königs in England im Schnellverfahren zum König krönen. Das ruft Guilhem auf den Plan Höhepunkt und Schlusspunkt der Geschichte ist demzufolge das Gemetzel in der Schlacht von Hasting. Damit beginnt Guilhems Aufstieg zum englischen König.
Es gibt viele interessante Gespräche, die das Geschehen beleuchten Eines davon ist das zwischen Königin Edythe und Harold. Sie wird deutlich:

„...Die Arme ist genauso ein Opfer eurer verdammten Politik wie Ealdgyth oder ich. Wir Frauen sind doch nur Figuren auf eurem Schachbrett. Ihr schiebt uns hin und her, wie es euch gefällt...“

In beiden Umschlagseiten befindet sich eine historische Karte mit den Handlungsorten. Orts- und Personenregister ergänzen das Buch. Im Nachwort trennt der Autor Historie und Fiktion und gibt ergänzende Informationen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.12.2018

Spannender Roman über die Verantwortung der Wissenschaftler

Gefahr von der anderen Seite
2

„...Sie riskieren Ihre Gesundheit und vielleicht sogar Ihr Leben. Es gibt möglicherweise Leute, die von den Ergebnissen Wind bekommen haben und dafür töten werden, um diese Daten zu erlangen oder unter ...

„...Sie riskieren Ihre Gesundheit und vielleicht sogar Ihr Leben. Es gibt möglicherweise Leute, die von den Ergebnissen Wind bekommen haben und dafür töten werden, um diese Daten zu erlangen oder unter Verschluss zu halten. Ganz abgesehen von der Frage, ob die Menschheit für solch eine Art Wahrheit bereit ist...“

Wir schreiben das Jahr 2016. Dr. Jürg Sellmann beobachtet ein Protonen-Kollisions-Experiment am CERN in Genf. Als die Werte entgleisen, versucht er eine Notabschaltung. Doch den Lichtblitz und damit seinen Tod kann er nicht mehr verhindern. Die Öffentlichkeit wird nur mit einer kurzen Nachricht informiert.
Untersuchungsrichter Merlin hat den Todesfall eines wissenschaftlichen Mitarbeiters an der Universität Paris auf seinen Schreibtisch liegen. Alles spricht für Selbstmord. Verwunderlich ist nur, dass Professor Stein,der Vorgesetzte des Toten, unauffindbar ist.
Der Journalist Mike Peters war von einem anonymen Tippgeber auf das Verschwinden des Professors aufmerksam gemacht worden. Es gelingt ihm zusammen mit seinen Freund Sebastian, den möglichen Aufenthaltsort des Professor zu ermitteln. Deshalb macht er sich auf den Weg nach Chile.
Maurice Belloumi hat den Aufstieg zur Polizei trotz asozialen Elternhaus geschafft. Jetzt bekommt er eine weitere Chance. Er wird zur Kriminalpolizei abgestellt und soll sich dort bewähren.
Der Autor hat einen spannenden Thriller geschrieben, der gleichzeitig Elemente aus der Welt der SF enthält.
In den ersten Kapiteln werden die wichtigsten Personen vorgestellt. Das habe ich zu Beginn meiner Rezension ebenfalls getan. Allerdings ist die Liste nicht vollständig. Das würde auch den Rahmen sprengen.
Den Hintergrund der Handlung bilden zwei durchaus aktuelle wissenschaftliche Theorien. Zum einen geht es darum, wie man Menschen über die Kenntnis ihrer Daten manipulieren kann, zum anderen wird ein besonderer Aspekt der modernen Physik thematisiert.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Das Eingangszitat stammt von Professor Stein. Die Gespräche zwischen ihm und Mike gehören für mich zu den spannendsten Szenen der Geschichte. Professor Stein hat bei der Entschlüsselung geheimer Daten einen Blick in die Welt außerhalb unseres Universum werfen dürfen und Dinge gesehen, die nicht für dreidimensional denkende Wesen bestimmt sind. Obwohl er mit sehr anschaulichen Beispielen arbeitet, sollte der Leser zumindest Grundkenntnisse über moderne Physik und Kosmologie mitbringen. Von meiner Seite aus hätte das Thema gern vertieft werden dürfen.
Als besonderes Stilmittel gibt es Rückblenden in die Vergangenheit. Hier geht es insbesondere um den Chemiker Fritz Haber und die Gedankenwelt seiner Frau Clara. Der Kernpunkt liest sich so:

„...So einfach dürfen wir Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen es uns nicht machen. Es ist unsere tiefe und heilige Pflicht, Einfluss auf das zu nehmen, was andere mit unserer Entdeckung bewirken...“

Maurice wird zum Schutz von Mike abgestellt. Nach dem Tode von Sebastian geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass auch er in Gefahr ist. Allerdings gibt es dabei ein Problem. Beide wissen um ihre Zuneigung zueinander und kennen die Möglichkeiten der Entgleisung der Beziehung. Auch beruflich verstößt Maurice gern einmal gegen Regeln. Das wird nicht von allen toleriert. Spannende Verfolgungsszenen und unerwartete Angriffe zeichnen diese Abschnitte aus. Dabei ist es schwierig, auseinander zu halten, wer Freund und wer Feind ist. Eine Geheimorganisation hat ebenfalls in allen Bereichen ihre Finger drin. Sie spielt Feuerwehr.
Auch ein feiner Humor schimmert durch, wie das folgende Zitat zeigt.

„...Unterricht ist der Vorgang, bei dem die Notizen des Lehrers zu den Notizen des Schülers werden, ohne dass sie den Geist der beiden passieren müssen...“

Ab und an erleben die Protagonisten mögliche Entwicklungen vorab im Traum. Es kommt dann darauf an, die Situation im realen Leben richtig einzuschätzen, um eine Katastrophe zu verhindern.
Machtgier, Ehrgeiz, Selbstüberschätzung sind die Charakterzüge, die die Lage verschärfen. Häufig werden sachliche Argumente ignoriert.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Frage, wie weit Wissenschaft gehen darf, ist aktueller denn je. Solange Geld und Ruhm die Triebfedern sind, bleibt die Gefahr einer Entgleisung real.

Veröffentlicht am 21.03.2024

Urlaub in Griechenland

Ferien wie blubbernder Eistee
1

„...Hallo? Opa Peter! Wo seid ihr? Wie kommt ihr mit dem Transporter voran?...“

Opa Peter, Dimitri und der Esel Tzatziki sind auf den Weg nach Griechenland. Endlich melden sie sich von unterwegs. Doch ...

„...Hallo? Opa Peter! Wo seid ihr? Wie kommt ihr mit dem Transporter voran?...“

Opa Peter, Dimitri und der Esel Tzatziki sind auf den Weg nach Griechenland. Endlich melden sie sich von unterwegs. Doch es ist alles in Ordnung.
Die Autorin hat ein humorvolles und tiefgründiges Kinderbuch geschrieben. Der Schriftstil ist kindgerecht. Es ist der dritte Band der Reihe. Die Geschichte wird von Luzy erzählt.
Luzy, Jannis und deren ältere Geschwister Sophie und Adonis fliegen am nächsten Tag ebenfalls nach Griechenland. Dort werden Jannis und Adonis ihre Eltern wiedersehen.
Die kleine Insel, auf der die Kinder ihre Ferien verbringen, wird schön beschrieben. Jannis` Eltern wollen ihre Plantage verpachten und für einige Zeit nach Deutschland zu den Kindern ziehen.
Dann aber wird der Besitzer des einzigen Ladens krank. Damit beginnen für die Kinder ungewöhnliche Ferien.

„...Mir schwirrt irgendwann der Kopf, und ich habe das Gefühl, ich müsste mich in den Arm zwicken: Da sitzen wir auf einer griechischen Insel, irgendwo mitten im türkisblauen Meer, und spielen Kaufmannsladen...“

Natürlich kommt auch die Freizeit nicht zu kurz. Dann aber schlägt die Stimmung um. Der Pächter für die Plantage springt ab. Nun scheint den Eltern nichts weiter übrig zu bleiben, als alles zu verkaufen. Damit sind die Jungen aber nicht einverstanden. Sie möchten später die Chance haben, in die Heimat zurückkehren zu können.
Deutlich wird, wie trotz der Schwierigkeiten alle zusammenhalten. Hier scheint jeder jeden zu kennen oder mit ihm verwandt zu sein. Wenn Hilfe gebraucht wird, ist immer jemand zu Stelle. Das ändert aber nichts daran, dass viele junge Leute die Insel verlassen wollen.
Ob Jannis und Luzy etwas einfällt, damit die Plantage und das Haus der Familie erhalten bleiben?
Trotz des ernsten Themas enthält die Geschichte viele humorvolle und sommerlich frische Szenen. Es sind Ferien mit einer gewissen Leichtigkeit.
Nachdem die Idee der Kinder zwar gelobt, aber trotzdem abgelehnt wird, bekommen sie Hilfe von unerwarteter Seite.
Jedes Kapitel beginnt mit einer schönen Illustration und einer aussagekräftigen Überschrift.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Das liegt an den sympathischen Protagonisten und der gekonnte Balance von ernsten und leichten Themen. Gemeinsam kann man viel erreichen. Dieser Gedanke wird gut vermittelt. Wie sagt Opa Peter so treffend?

„...Jeder Weg hat tausend Gabelungen. Und mindestens einer zeigt dir die Lösung...“

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Veröffentlicht am 25.11.2023

Sehr spannend

Aktion Phoenix
1

„...Aber das Ministerium hat beschlossen, dass wir die Einheit des deutschen Volkes und nicht die Konflikte in den Mittelpunkt als Gastgeber der Spiele stellen wollen...“

Wir schreiben das Jahr 1936. ...

„...Aber das Ministerium hat beschlossen, dass wir die Einheit des deutschen Volkes und nicht die Konflikte in den Mittelpunkt als Gastgeber der Spiele stellen wollen...“

Wir schreiben das Jahr 1936. Hermann Schmidt führt eine Gruppe von Journalisten durch Berlin. Die Stadt steht kurz vor den Olympischen Spielen.
Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Er gibt die Zeitverhältnisse anschaulich wieder. Die kurzen Kapitel und die schnell wechselnden Handlungsorte sorgen für zusätzliche Spannung.
Die Personen werden gut charakterisiert. Hermann Schmidt verdankt seinen Posten seinem Schwiegervater, einer glühenden Verehrer des Regimes. Doch das Verhalten gegenüber Juden stößt Hermann sauer auf. Seine Schwester hat einen jüdischen Geschäftsmann aus der USA geheiratet. Sein Schwiegervater kommentiert Susannes Hochzeit so:

„...Man liegt, wie man sich bettet. Und man darf sich nicht beschweren, schlecht zu liegen, wenn man das Bett selbst gemacht hat...“

Deutlich wird dass der Riss häufig durch die Familien geht. Anna Kollmann ist Kunststudentin. Sie engagiert sich in einer Gruppe, die mit Plakaten gegen das Regime arbeitet. Ihr Bruder Horst dagegen träumt von einer Stellung in der Leibstandarte des Führers.
Anna verdient sich ihr Studium mit einer Stelle als Hilfsassistentin bei Leni Riefenstahl, die den Auftrag hat, die Olympischen Spiele zu verfilmen. Sie ist keine einfache Arbeitgeberin.
Ein zweiter Handlungsstrang führt mich als Leser nach Frankfurt. Dort sind die Luftschiffe stationiert. Eines von ihnen soll zur Olympiade über das Stadion fliegen. Georg Finkbeiner hat dort einen Posten als Steward. Leider hat er etwas gesehen, was er nicht sehen sollte. Nun steht er unter Beobachtung – und das von mehreren Seiten.
Der Zeppelin und seine Ausstattung werden sehr detailliert beschreiben.

„..In der Führergondel konnte man die Leichtbauweise des Zeppelins gut erkennen. Mehrere Löcher waren an den freiliegenden Aluminiumträgern ausgestanzt worden, um bei höchster Stabilität möglichst viel Gewicht einzusparen...“

Für Annas Gruppe wird es schwieriger. Das Regime möchte vor der Olympiade keine Plakate mehr sehen. Also werden nächtliche Kontrollgänge organisiert. Gleichzeitig müssen aber auch die eigenen Leute in Schach gehalten werden, denn Angriffe gegen jüdische Geschäfte sind in der Zeit ebenfalls tabu.
Die Spiele sollen zu einem gigantischen Propagandaereignis werden. Dafür ist jedes Mittel recht. Andererseits bringt es das folgende Zitat sehr genau auf den Punkt:

„...Die Spiele mochten ein sportliches Ereignis sein und die olympischen Ideale hochhalten, in erster Linie aber waren sie ein gutes Geschäft für die, die an ihnen verdienten...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Der Autor hat gekonnt eine fiktive Handlung in konkrete gesellschaftliche Verhältnisse eingebettet.

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