Platzhalter für Profilbild

mabuerele

Lesejury Star
offline

mabuerele ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mabuerele über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.04.2024

Der Preis des Aufstiegs

Das Vermächtnis der Agnes Bernauer
0

„...Ihre Gedanken wanderten zu Albrecht. Sie ahnte, er würde untröstlich sein, wenn er hiervon erfuhr. Und das war es, was ihr am meisten zu schaffen machte...“

Dies Worte stammen aus dem Prolog des Buches, ...

„...Ihre Gedanken wanderten zu Albrecht. Sie ahnte, er würde untröstlich sein, wenn er hiervon erfuhr. Und das war es, was ihr am meisten zu schaffen machte...“

Dies Worte stammen aus dem Prolog des Buches, der im Jahre 1435 spielt. Danach führt mich die Geschichte ins Jahr 1428.
Die Autorin hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Die Handlung zeugt von umfangreicher Recherche. Das macht das Geschehen authentisch.
Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Dadurch ermöglicht er einen Blick in die historische Situation und die geschichtlichen Zusammenhänge.
Albrecht, Sohn des Herzogs von Bayern - München, nimmt an einem Turnier in Augsburg teil.

„...Natürlich war er sich bewusst, dass er aus der Begegnung als Verlierer hervorgegangen war. Er spürte es in allen Knochen….“

In Augsburg lernt er dann eine junge Frau kennen, die ihm nicht mehr aus dem Kopf geht. Agnes Bernauer, die Tochter des Baders, wird ihm nach München folgen.
Albrecht ist der einzige Erbe. Ohne sein Verschulden war gerade eine Verlobung in die Brüche gegangen. Sein Vater drängt auf eine neue Verbindung. Doch Albrecht ist stur. Er will Agnes, obwohl er weiß, dass sie nicht standesgemäß ist. Auf seinen Wunsch hin nimmt seine Mutter Agnes als Hofdame auf.
Deutlich wird, dass Albrecht sich zeitweise wie ein Kindskopf verhält. Daran ist sein Vater nicht ganz unschuldig, weil er ihm nichts zutraut. Er will das Heft des Handelns in seinen Händen halten. Sein Onkel Wilhelm ist zugänglicher. Doch auch er weist auf die Regeln hin.

„...Du weißt selbst, wie wichtig dem Adel die Heiratspolitik ist. So schaffen wir Bündnisse, mehren den Reichtum, erweitern unsere Macht...“

Agnes sieht das Leben wesentlich realistischer. Sie hat mehr erreicht, als sie sich je zu träumen wagte. Eine Ehe hält sie für utopisch. Auf Albrecht verzichten, möchte sie aber auch nicht. Sie ist selbstbewusst und lässt sich nicht unterkriegen.
Eine wichtige Rolle spielt Jan von Sedlec, Albrechts Hofmeister. Er stammt aus Böhmen und scheint manchmal ein rechter Luftikus zu sein. Im Gegensatz zu Albrecht aber weiß er, wo die Grenzen liegen. Deshalb wäscht er Albrecht auch gern mal den Kopf, was der nicht besonders liebt.
Gut eingebunden wird das Geschehen im Umfeld. Dazu gehören die Hussitenkriege. Albrecht hatte Jan Hus bei seiner Tante in Prag kennengelernt. Die Ursachen für den Krieg bringt er gekonnt auf den Punkt. Sein Onkel ist der gleichen Meinung.

„...Seit Hus den Märtyrertod gestorben ist, hat die Bewegung erst recht Aufwind erhalten. Die Hinrichtung war insofern ein Fehler, da sie Hus zum Nationalhelden gemacht hat...“

Selbst in Bayern sind sich die Herrscher nicht grün. Der Herzog von Ingolstadt stellt sich gegen München und Landshut. Straubing soll unter den Herzögen aufgeteilt werden. Jeder möchte ein Stück vom Kuchen abhaben.
Ein ausführliches Nachwort und ein Personenregister schließen das Buch ab.
Der Roman hat mir ausgezeichnet gefallen. Er zeichnet das Porträt einer Frau, der es gelungen war, ihrem Stand zu entfliehen. Der Preis dafür war allerdings hoch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.04.2024

Gelungener Auftakt einer Reihe

Die verkaufte Sängerin
0

„...Cristina musste Alfonsina nur anschauen, um zu erkennen, dass die Prinzipalin verärgert war. Es überraschte sie nicht, denn Alfonsina ärgerte sich immer über irgendetwas...“

Mit diesen Zeilen beginnt ...

„...Cristina musste Alfonsina nur anschauen, um zu erkennen, dass die Prinzipalin verärgert war. Es überraschte sie nicht, denn Alfonsina ärgerte sich immer über irgendetwas...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein spannender historischer Roman. Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet.
Wir schreiben das Jahr 1796. Cristina gehört zur Gauklertruppe von Ettore. Nach dem Tod ihrer Mutter, Ettores Schwester, wird Cristina von ihrer Tante Alfonsina schikaniert. Im Gegensatz zu ihren Cousinen hat sie blondes Haar.
Sehr anschaulich wird beschrieben, wie die Truppe durch Thüringen zieht und dabei ihren Lebensunterhalt verdient. Dabei gilt es, bestehende Regeln zu beachten.

„...Diese kleinen Diener der hohen Herren sind die pure Pest! Sie spielen sich uns gegenüber auf, als wären sie die Nächsten nach Gott...“

Cristina besticht durch ihre ausdrucksfähige Stimme. Auch das ist ihrer Tante ein Dorn im Auge. Das Problem ist, dass Ettore gegen seine Frau nicht ankommt. Das sorgt für viel Frust zwischen den Gauklern.
Der Herzog von Sachsen – Meinungen hat zwei Bedienstete losgeschickt, um eine begehrte Sängerin zu einem Engagement zu bewegen. Die lehnt ab. Daraufhin wenden sie die beiden an Ettore. Der verkauft ihnen im wahrsten Sinne des Wortes Cristina.
Am Hof erwartet Cristina ein gehöriges Pensum an Arbeit. Einerseits muss sie die Feinheiten der Etikette lernen, andererseits wird sie als Sängerin ausgebildet. Dabei kommt ihr zugute, dass sie die Lieder allein nach dem Hören nachsingen kann und auch eine Begabung für Instrumente hat. Trotzdem gehören Notenlehre sowie das Erlernen von Lesen und Schreiben zu ihren Verpflichtungen.

„...Wird man hier nicht belohnt, wenn den Leuten die Lieder gefallen haben?...“

Cristina ist gewohnt, dass ihr nach dem Singen auf den Marktplätzen Münzen zu geworfen wurden. Am Hofe des Herzogs geht das logischerweise nicht. Das ist nur ein Unterschied, den es zu ihrem bisherigen Leben gibt. Trotz dem Ärger mit Alfonsina sehnt sich Cristina nach dem freien Leben der Gaukler. Dazu braucht sie aber Geld.
Bald sorgen ihre Begabungen für Neid und Missgunst. Wird Cristina sich am Hofe einleben? Wie weit werden die Intriganten gehen? Hier kommt ein bisschen Krimiflair auf.
Mir gefällt, wie die Verhältnisse am Fürstenhof beschrieben werden. Zu den historischen Persönlichkeiten, die in der Geschichte auftreten, gehört auch Johann Wolfgang von Goethe.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Auf die weitere Entwicklung der jungen Frau bin ich gespannt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.04.2024

Lesenswert

Ich entdecke Gott in den kleinen Dingen
0

„...Ich habe darin meine Gedanke und Überlegungen gesammelt, die ich mit Gott in den ganz alltäglichen Momenten meines Lebens gemacht habe...“

Mit diesen Worten führt mich die Autorin in ihr Buch ein. ...

„...Ich habe darin meine Gedanke und Überlegungen gesammelt, die ich mit Gott in den ganz alltäglichen Momenten meines Lebens gemacht habe...“

Mit diesen Worten führt mich die Autorin in ihr Buch ein. Dann folgen 60 kurze Erzählungen, die zeigen, wie sie Gott erlebt hat.
Jede Erzählung beginnt mit einem Bibelzitat und der Angabe der entsprechenden Textstelle. Danach folgen Ausführungen, die mit dem täglichen Erleben beginnen und Parallelen zum Glauben ziehen. Am Ende der meisten Geschichten folgt ein kurzes Gebet.
Der Schriftstil ist leicht und locker. Ab und an blitzt ein feiner Humor auf.

„...Nichtsdestotrotz wurde ich gezwungenermaßen zum Gärtner in unserer Familie, als mein Mann sich einen Muskel in der Schulter gezerrt hatte. Das Unkraut hatte kein Mitleid mit seiner Verletzung und organisierte gleich eine feindliche Übernahme...“

Die Themen sind weit gefächert, zum Beispiel Gebetserhörungen, Umgang mit den Schwächsten in der Gesellschaft, Berufung oder Gärtnern. Das folgende Wort findet sich in ähnlicher Art in mehreren Geschichten.

„...Gott hat jeden von uns eine Aufgabe gegeben und dazu all die Gaben und Talente, die wir brauchen, um sie zu erledigen...“

An ihrem eigenen Beispiel zeigt sie, das es manchmal viel Geduld braucht, um zu erkennen, wohin die Lebensreise geht.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es bringt viele Beispiele, wie Gott im Alltag wirkt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.04.2024

Spannender Krimi auf Mallorca

Mallorquinische Sühne
0

„...Der unausgesprochene Plan bestand darin, die Nacht hier draußen gemeinsam zu verbringen. Zumindest hatte Gloria das so interpretiert...“

Sie befindet sich auf einer Segeljacht an der mallorquinischen ...

„...Der unausgesprochene Plan bestand darin, die Nacht hier draußen gemeinsam zu verbringen. Zumindest hatte Gloria das so interpretiert...“

Sie befindet sich auf einer Segeljacht an der mallorquinischen Küste. Noch weiß Gloria nicht, dass sie den Morgen nicht erleben wird.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er sorgt für den entsprechenden Spannungsbogen, beschreibt aber auch das Flair der Insel mit gekonnten Metaphern.
Das Buch zeichnet sich außerdem durch eine gute Charakteristik der Personen aus. Der Fall landet bei Sargento Lluc Casasnovas. Dafür wird ihn sein Urlaub mit seiner Freundin Bel gestrichen.

„...Natürlich hatte Bel verständnisvoll reagiert, doch Lluc war die Enttäuschung in ihrem Blick nicht entgangen...“

Den Ermittlern fällt auf, dass die Leiche der jungen Frau auf besondere Weise inszeniert wurde. Das lässt den Verdacht auf einen möglichen Serientäter aufkommen.
Als das Leben der Toten durchleuchtet wird, stößt Lluc in ihrer Wohnung auf ein ungewöhnliches Hobby. Sie hat sich für unaufgeklärte Lichterscheinungen interessiert. Schnell wird eine möglicher Täter verhaftet. Doch der ist noch im Gefängnis, als es eine weitere Tote gibt. Was haben die beiden Frauen gemeinsam?
Normalerweise läuft die Gerüchteküche schnell zur Hochform auf. Auch die stille Post kann für die Ermittlungen nützlich sein.

„...Auf der Insel war beides durch die Tatsache gewährleistet, dass die meisten um irgendeine Ecke miteinander verwandt waren, oder die Menschen kannten jemand, der jemanden kannte und offenherzig und freigiebig seine Informationen weiterreichte...“

Der Fall erweist sich als schwierig. Als Leser habe ich alle Informationen, die auch die Ermittler haben. Deshalb gehe ich natürlich auch alle Irr- und Umwege mit.
Lluc und seine Leute wollen den Fall lösen, bevor es einen weiteren Toten gibt. Außerdem hat sich ein alter Bekannter von Lluc angekündigt, der die Leiter der Polizei schnell nach oben gestiegen ist und sich nicht gerade durch Kollegialität verdient gemacht hat.
Dann aber gibt es eine neue Spur, die in die Vergangenheit führt.
Der Krimi hat mir ausgezeichnet gefallen. Er ist geschickt konstruiert und lässt doch Raum für das Privatleben der Ermittler.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.04.2024

Starke Frauen

Die Zeit der Hoffnung
0

„...Diesen Tag habe ich mir so ersehnt, und es gab ja keine Hoffnung, dass Moritz und ich je heiraten könnten. Ich wünschte mir nur, dass seine Mutter mich akzeptieren würde...“

Doch das Schicksal hat ...

„...Diesen Tag habe ich mir so ersehnt, und es gab ja keine Hoffnung, dass Moritz und ich je heiraten könnten. Ich wünschte mir nur, dass seine Mutter mich akzeptieren würde...“

Doch das Schicksal hat es gut mit ihr gemeint. Heute ist Katharinas Hochzeitstag.
Die Autorin hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Er bringt die Zeitgeschichte gekonnt auf den Punkt.
Es ist der zweite Teil einer Reihe. Obwohl ich den ersten Band nicht kenne, hatte ich kein Problem, der Handlung zu folgen. Die wichtigsten Fakten werden im Laufe des Geschehens vermittelt. Dazu gehört vor allem, dass Katharina schon einmal verheiratet war und schuldig geschieden wurde. Ihr erster Mann hat sich lange gegen eine Scheidung gesträubt.
Die Hochzeit im Jahre 1957 nutzt die Autorin, um mich mit den Protagonisten und möglichen Konflikten bekannt zu machen. Moritz` Mutter wird auf der Hochzeit sehr deutlich:

„...Mein lieber Junge, deine Wahl konnte ich nicht verhindern. Wenn du jedoch erwartest, dass ich mich darüber freue, verlangst du zu viel. Wie man sich bettet, so liegt man, heißt es. Der Tag wird kommen, an dem du den Entschluss zu dieser Ehe bitter bereuen wirst...“

Während ihrer Hochzeitsreise stehen Katharina und Moritz an der innerdeutschen Grenze. Mir gefällt, wie differenziert Moritz die Lage beurteilt.
Katharina arbeitet auch nach der Hochzeit weiter. Das ist nicht selbstverständlich, denn ihr Mann könnte es ihr verbieten. Erst als sie schwanger wird, kündigt sie ihr Arbeitsverhältnis.
Katharina ist mit Lisa befreundet, einer Sekretärin in ihrem Betrieb. Als sie schwanger wird, lässt sie ihr Freund im Stich. Jetzt zeigt sich, dass die Gesetze in der BRD von Männern gemacht sind. Nicht nur, dass das Einklagen des Unterhalts sehr riskant ist, sie braucht auch für ihr Kind einen männlichen Vormund.
Vor ein reichliches Jahr ziehen Moritz und Katharina nach Westberlin. Dort lernen sie Marion und Vera kennen. Marion besitzt eine Buchhandlung. Vera ist ebenso wie Lisa ledige Mutter, lebt aber in Ostberlin. Dort hat sie die gleichen Rechte wie jede Mutter. Außerdem kümmert sich der Vater des Kindes um seinen Sohn. Da sie bei ihrer Schwester in Westberlin arbeitet, kann sie die Vorteile beider Systeme nutzen. Marions Freund Claus lebt auch in Ostberlin.

„...Claus will ebenfalls nicht von dort weg, er fühlt sich wohl in dem Kombinat, in dem er arbeitet. Seine Mutter lebt in Eisenach...“

Dann aber wird von einer Minute auf die andere die Grenze zugemacht und die Mauer errichtet. Haben Marion und Claus noch eine Chance, auf ein gemeinsames Leben?
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier wird deutlich gezeigt, wie die Politik der Nachkriegszeit tief in das Leben der Menschen eingegriffen hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere