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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.05.2022

Nicht alles ist relativ

Du, Papa ... Ist zehn viel?
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„…“Ist zehn viel?“ fragte der kleine Wolf seinen Papa, als sie gemeinsam im Wald spazieren gingen. „Kommt darauf an“, meinte daraufhin Papawolf. „Worauf denn“, fragte der Kleine neugierig und spitzte die ...

„…“Ist zehn viel?“ fragte der kleine Wolf seinen Papa, als sie gemeinsam im Wald spazieren gingen. „Kommt darauf an“, meinte daraufhin Papawolf. „Worauf denn“, fragte der Kleine neugierig und spitzte die Ohren...“

Es ist die erste von zehn Fragen, die der kleine Wolf seinem Papa stellt. Und der Papa gibt auf alle diese Fragen eine deutliche Antwort. Um es im Erwachsenendeutsch zu formulieren: Fast alles im Leben ist relativ.
Die Autorin hat ein tiefgründiges Kinderbuch geschrieben. Der Schriftstil ist der Altersgruppe angepasst. Sie Sätze sind kurz und leicht verständlich. Papa Wolf antwortet nicht allgemein, sondern er findet zu jeder Frage ein konkretes Beispiel aus der Lebenswelt seines Kindes, das für die Antwort „Ja“ stehen würde und ein ebensolches zweites, das für die Antwort „Nein“ steht.
Nur die letzte Frage beantwortet Papa Wolf mit einem eindeutigen Ja. Welches das wohl ist?
Das Buch besticht durch schöne Illustrationen. Sie zeigen nicht nur die beiden Protagonisten, sondern veranschaulichen auch die beiden Antworten auf die Fragen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 13.05.2022

Die Wunden der Vergangenheit

Das Geheimnis von Granada
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„...Nur ein Wort steht – angerissen, aber noch entzifferbar – auf dem Papierfetzen. Eines, das geheimnisvoll und exotisch klingt. Nach Sonne und Orangen, nach Rubinen und Granatäpfeln: Granada...“

Mit ...

„...Nur ein Wort steht – angerissen, aber noch entzifferbar – auf dem Papierfetzen. Eines, das geheimnisvoll und exotisch klingt. Nach Sonne und Orangen, nach Rubinen und Granatäpfeln: Granada...“

Mit diesen Worten endet der Prolog. Er erzählt von dem Tag, an dem Marisol ihre Mutter zum letzten Mal gesehen hat. Sie hatten zusammen die Großeltern in Spanien besucht.
Mittlerweile sind sechs Jahre vergangen. Marisol hat ihr Studium als Ärztin abgeschlossen und lebt mit dem Vater in Deutschland. Dann aber kommt ein Anruf aus Spanien. Der Großvater hatte einen Schlaganfall. Zusammen mit ihrer Freundin Vanessa fliegt Marisol zu den Großeltern in das Küstenstädtchen nach Spanien.. Den Großvater geht es besser als erwartet, so dass die jungen Frauen die Zeit genießen könnten.
Die Autorin hat einen fesselnden Roman geschrieben. Die Gegenwartsgeschichte wird von Marisol erzählt. Es gibt aber einen zweiten Handlungsstrang, der 1974 zur Franco – Ära spielt.
Der Schriftstil ist hochwertig. Das wird besonders dann deutlich, wenn der Zauber der Landschaft geschildert wird. Er besticht durch Anschaulichkeit und gekonnter Verwendung von Metaphern.

„...Zwischen Olivenhainen und Orangenplantagen winken weiße und rosafarbene Wattebäuche, die sich beim Nährkommen als blühende Obst- und Mandelbäume herausstellen, deren Kronen sich im Wind bewegen und Blütenblätter regnen lassen...“

Der Strang der Vergangenheit erzählt eine bittersüße Liebesgeschichte. Mina, die ihre Familie durch das Nähen von Flamencokleidern unterstützt, liebt den Gitarrenbauer Diego. Beider Väter sind schon mit dem Regime aneinander geraten. Nur Diegos Vater hat das überlebt, doch er ist nicht mehr der Alte. Über Diegos Arbeit erfahre ich eine Menge.

„...Im Raum roch es nach Olivenöl und Leder, nach Harz und den verschiedenen Hölzern, die alle ihre eigene Duftnote verströmten. Ahorn besaß eine süßliche, Olive eine herbe, Kirsche eine völlig unverwechselbare...“

Ein Soldat des Francoregimes stellt Mina nach. Ihre Liebe zu Diego wird durch ein dunkles Tal gehen müssen.
In der Gegenwart lernt Marisol Fabio kennen. Ihre Großmutter gibt sich alle Mühe, die beiden zu verkuppeln. Doch was will Fabio wirklich? Ihn umgibt eine geheimnisvolle Ära.
Das Buch erzählt nicht nur zwei Geschichten. Ich darf auch die Sehenswürdigkeiten Granadas kennenlernen, vor allem, wenn ich mit Mina und Diego durch den Ort wandere. Stellenweise liest es ich wie ein Reiseführer. Das gefällt mir, denn so lerne ich die Kultur und Historie anschaulich kennen
Die Bedeutung des Flamenco ist ein weiterer Schwerpunkt im Buch.

„...Flamenco ist eine Rhythmus gewordene Klage über erlittenes Leid. Eine in Bewegungen zum Ausdruck gebrachte Geschichte. Ein Aufbegehren gegen das Leben, das Schicksal….“

Erst relativ spät erfahre ich, was vor sechs Jahren mit Marisols Mutter passiert ist und welche Bedeutung Granada in der Familiengeschichte zukommt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es beinhaltet nicht nur eine teils spannende, teils romantische Handlung, sondern arbeite ein dunkles Kapitel der spanischen Geschichte auf.

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Veröffentlicht am 12.05.2022

Eine etwas andere Familiengeschichte

Bildergestöber
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„...Es ist nicht so einfach zu entscheiden, welche Ereignisse und Personen einen Platz verdient haben und welche nicht. Das Warum ist dabei mindestens eben so wichtig wie das Wie der Darstellung...“

Diese ...

„...Es ist nicht so einfach zu entscheiden, welche Ereignisse und Personen einen Platz verdient haben und welche nicht. Das Warum ist dabei mindestens eben so wichtig wie das Wie der Darstellung...“

Diese Gedanken stammen von Richard, als er sich mit seiner Schwester Ruth darüber unterhält, wie eine Familiengeschichte aussehen sollte. Darauf komme ich später noch einmal zurück.
Der Autor hat eine spannende Familiengeschichte geschrieben. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Büchern ist er einen besonderen Weg gegangen. Die einzelnen Abschnitte sind nicht chronologisch geordnet, sondern nach Themen. Da jeweils das Jahr, der Ort und die handelnden Personen vorangestellt sind, war es für mich kein Problem, die Ereignisse einzuordnen.
Das Buch erstreckt sich über vier Generationen. Durch die Art der Darstellung werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich herausgearbeitet. Eine entscheidende Rolle kommt an vielen Stellen den Frauen zu.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich und ausgereift. Durch Aufzählungen gelingt es den Autor, manche Situationen gekonnt zu verdichten.

„...Man kann entspannen, lachen, quatschen, diskutieren, lamentieren, palavern, Witze reißen, Sprüche klopfen, zuhören, weghören, nachdenken, beobachten, flirten, trinken, essen, Musik hören...“

Und wo kann man all dies? Natürlich in der Stammkneipe!
Ruth und Richard gehören zur vierten Generation. Es ist ein Karton mit alten Fotos, die Ruth und Richard betrachten und der Richard dazu animiert, die Familiengeschichte zu schreiben. Ab und an im Laufe des Buches lässt der Autor die beiden immer mal wieder zu Wort kommen und darüber diskutieren, was ins Buch gehört, wo die Realität erzählt wird und wie weit man seiner Phantasie Raum geben darf. Das geschieht an ganz konkreten Beispielen. Gleichzeitig wird deutlich, dass der Blick in der Bewertung der Vergangenheit und vorhandener Erinnerungen bei beiden durchaus stellenweise unterschiedlich aussieht.
Das Buch beginnt mit einer sogenannten Rahmenhandlung. Dazu nur so viel: Was für Magda, die der zweiten Generation angehört, kurzzeitig wie ein Ende aussah, erweist sich als Neuanfang. Am Ende schließt sich der Kreis.
Richard charakterisiert Ruth und sich sowie ihre Schwester Nicole, eine Nachzüglerin, folgendermaßen:

„...Ruth hatte im vergleichbaren Alter so ziemlich gegen alles aufbegehrt, was sich ihr in den Weg stellte, ich war jedem Hindernis und den meisten Konflikten mit Ignoranz und maulfaul ausgewichen, Nicole aber lebte im Mädchenzimmer wie in einem Elfenbeinturm...“

Die episodenhafte Darstellung des Lebens gibt auch einen gekonnten Einblick in die Zeitverhältnisse. Nehmen wir zum Beispiel das Thema Kindererziehung. Manchen wird der folgende Standpunkt noch gut in Erinnerung sein.

„...Er tat sich schwer mit Diskussionen. Man hatte ihm das Reden beigebracht, und danach hatte er vorwiegend den Mund zu halten, wenn sich Erwachsen unterhielten. Oder es hieß, man habe als Kind nur zu sprechen, wenn man gefragt wurde...“

Die erste Liebe, Hochzeit, Urlaubsreisen, Krankheit, Hobbys – der Autor schöpft aus dem vollen Leben und bindet gesellschaftliche Ereignisse mit ein. Ab und an gibt es Sätze, die fast philosophisch klingen:

„...Irgendwie hatte Freiheit dann doch immer einen bitteren Nachgeschmack, weil man nie wusste, was hinter der nächsten Kurve wartete...“

Entscheidungen prägen das Leben, mal so und mal so. Für den einen waren es die Erlebnisse der Flucht, für andere die Bombennächte des Krieges. Immer war es eine Gratwanderung zwischen Möglichkeiten.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Gerade durch die Art dr Darstellung wird deutlich, warum sich Menschen so verhalten, wie sie sich verhalten.

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Veröffentlicht am 12.05.2022

Fesselnder Krimi

Tod in Oberammergau
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„...Es war fast genauso wie damals vor vier Jahren in Andechs. Im Guten wie im Bösen...“

Die Anspielung auf einen alten Fall zu Beginn des Buches sorgt für Spannung. Wieder einmal haben sich Hobbydetektiv ...

„...Es war fast genauso wie damals vor vier Jahren in Andechs. Im Guten wie im Bösen...“

Die Anspielung auf einen alten Fall zu Beginn des Buches sorgt für Spannung. Wieder einmal haben sich Hobbydetektiv Emil Bär und Privatdetektiv Philipp Marlein getroffen. Treffpunkt ist das Kloster Kreuzberg in Unterfranken. Philipp hat Emil zu seinem Geburtstag die Teilnahme an einem Seminar geschenkt. Das Thema lautet: War Christus wahrer Mensch oder wahrer Gott?
Die Autoren haben einen fesselnden Krimi geschrieben, in dem sie außerdem eine Menge an Sachinformationen verpackt haben.
Die Geschichte wird abwechselnd von Marlein und Bär erzählt. Bei beiden unterscheidet sich der Schriftstil gravierend. Bär mag es stakkatoartig.

„...“...Ich möchte mit dem Höhepunkt beginnen!“ Er machte eine Pause. Damit sich die Spannung im Stuhlkreis ausbreiten konnte. Schlagartig starrten vierundzwanzig Augen auf: Schreibblöcke. Programmbroschüren. Schuhspitzen...“

Marlein bevorzugt den erzählenden Schriftstil. Das passt auch zu den Sachinformationen, mit denen er Bär bei der Wanderung durch die Klosteranlage und auf den Kreuzberg versorgt.

„...Wir befinden uns hier im 1692 eingeweihten Franziskusbau, der zusammen mit der Kirche das ursprüngliche Kloster bildete, das 1706 um den Fürstenbau und in den 50er Jahren um den Marienbau und den Antoniusbau erweitert wurde...“

Marlein und Bär lernen zwei Frauen kennen und werden überrascht, als diese den zweiten Vortrag halten. Man verbringt einen gemeinsamen Abend und will sich am Morgen an der Kreuzigungsgruppe treffen. Die Frauen sind dort – bestialisch ermordet. Plötzlich werden Marlein und Bär zu Hauptverdächtigen. Nichts wie weg, kann da nur die Losung sein. Sie machen sich auf die Suche nach dem wirklichen Mörder.
Die Geschichte ist nicht nur spannend, sondern strotzt auch vor schwarzem Humor. Schon die Flucht der beiden Protagonisten ist vom Feinsten. Als Bär zum Sohn der Toten kommt, entwickelt sich folgendes Gespräch:

„...Ich fragte ihn: „Wer war eigentlich der Typ in Schwarz...nach der Polizei…?“ „Ach der ..Das war der Notfallseelsorger.“ „Hat er was genutzt?“ „Ja, ich hab ihn rausgeschmissen, danach ging´s mir besser.“….“

Bär ermittelt im Allgäu, Marlein in Franken, denn die beiden Frauen stammten jeweils aus der Gegend. Doch die Zahl der Toten sollte sich rasant erhöhen. Irgendjemand passt es nicht, dass es angeblich Beweise dafür gibt, dass die Auferstehung ein Fake ist. Natürlich stehen beide Protagonisten mittlerweile auch im Fokus der Mörder.
Beide treffen sich zu den Passionsfestspielen in Oberammergau, denn dort ist eine brisante Enthüllung geplant. Doch erstens kommt es anders...
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autoren verstehen es, spannende Thesen aufzustellen, die in eine fesselnden Handlung zu verpacken und dabei noch religiöse Sehenswürdigkeiten der Gegend gekonnt vorzustellen.

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Veröffentlicht am 11.05.2022

So wird Glaube anschaulich

Fino und die neue Welt
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„…“Großvater, woher kommen eigentlich all die Sterne, der Himmel und das Meer?“ „Weißt du, Fino, wie das alles entstanden ist – das ist eine lange Geschichte...“

Dieses Gespräch zwischen Enkel und Großvater ...

„…“Großvater, woher kommen eigentlich all die Sterne, der Himmel und das Meer?“ „Weißt du, Fino, wie das alles entstanden ist – das ist eine lange Geschichte...“

Dieses Gespräch zwischen Enkel und Großvater befindet sich auf der ersten Seite des Buches. Daraufhin erzählt der Großvater dem Enkel die Schöpfungsgeschichte auf seine Art. Er spricht vom König aller Könige. Doch Fino ist kein Junge, sondern ein Delphin. Beide waren erst vor wenigen Tagen in der Dephinbucht angekommen.
Die Autorin hat ein sehr informatives und trotzdem spannendes Kinderbuch geschrieben.
Das Buch hat zwei Ebenen. Während abends der Großvater Geschichten aus der Bilder erzählt, richtet sich Fino am Tage in seinem Leben ein. Es gilt, die Delphinbucht zu erkunden und neue Freunde zu finden.
Dabei gelingt es der Autorin, das Leben des jungen Delphins geschickt mit den Geschehnissen der Bibel zu verknüpfen. Ich möchte nur ein Beispiel erwähnen. Der Großvater warnt Fino, dass er die Delphinbucht nicht verlassen dürfte. Natürlich treibt ihn seine Neugier und das Einflüstern einer Seeschlange hinaus.

„...Vielleicht traut dein Großvater dir einfach nichts zu. Er glaubt nicht, dass du schon genauso stark und groß bist wie er und dich in der großen Weite zurechtfinden würdest...“

Der Ausflug wäre fast schief gegangen. Am Abend erzählt der Großvater vom Sündenfall.
Fino möchte gern zur Delphingruppe um Doran gehören. Der aber nimmt ihn nicht ernst. Sein Großvater gibt ihm den guten Rat.

„...Aber manchmal ist ein guter Freund ganz wo anders zu finden, als man denkt. Das wirst du eines Tages bestimmt selber merken...“

Doch Fino geht es wie vielen. Er möchte Doran gefallen und tut Dinge, die nicht recht sind. Glücklicherweise erkennt er das schnell. Fino lernt, was wahre Freunde sind und dass man vergessen und vergeben muss. Gleichzeitig berichtet ihm der Großvater vom Sohn des Königs der Könige.
Dann aber wird Fino krank und in der Bucht gibt es kaum noch Fische. Jetzt ist nicht nur der Glaube des jungen Delphins, sondern auch der des Großvaters gefragt.
Das Buch ist wunderschön illustriert. Die farbigen Bilder veranschaulichen das Geschehen.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. So kann man Kindern auf spannende und anschauliche Art den Glauben nahebringen.

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