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Veröffentlicht am 25.01.2022

Die Josephsgeschichte aus islamischer Sicht

Sonne, Mond und elf Sterne
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„...Wenn man wertvoll ist für den Schöpfer, erregt man den Neid des Teufels...“

Neid war die Triebfeder, die die Brüder veranlasst, sich an Yusuf zu vergreifen und den eigenen Vater zu belügen. Die Autorin ...

„...Wenn man wertvoll ist für den Schöpfer, erregt man den Neid des Teufels...“

Neid war die Triebfeder, die die Brüder veranlasst, sich an Yusuf zu vergreifen und den eigenen Vater zu belügen. Die Autorin erzählt die Josephsgeschichte aus der Bibel aus islamischer Sicht. Ich fand es spannend, die Unterschiede zwischen beiden Versionen kennenzulernen.
Im Unterschied zur biblischen Darstellung erzählt das vorliegende Buch nicht nur den Aufstieg des Yusuf vom Sklaven zum Wesir, sondern gleichzeitig eine Liebesgeschichte. Raila, der Frau des Potifar, kommt dabei eine besondere Rolle zu.

„...Railas Liebe ist wie die eines Löwen zu seiner Beute. Die Liebe ist heilig. Sie wohnt nicht in einem unreinen Herzen...“

Besser kann man es kaum ausdrücken.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er arbeitet viel mit Metaphern und märchenhaften Bildern. Eine Spur Mystik gehört ebenfalls ins Geschehen.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Sie gelten die folgenden Zeilen Yusufs Brüdern:

„...Aus ihren Herzen sprach die Wut, aus ihren Augen die Verachtung und aus ihren Stimmen der Hass...“

Allerdings gibt es gravierende Unterschiede zwischen ihnen. Einer wird der Zornige genant, ein anderer der Sanftmütige.

In einer seiner schwersten Stunden bekommt Yusuf eine Nachricht:

„...Du bist das Samenkorn, das im Verborgenen wächst und mit Geduld darauf wartet, zu sprießen...“

Auch hier zeigt sich der poetische Schriftstil des Orients. Ein letztes Beispiel gilt der Beschreibung des Nachthimmels:

„...Die Sterne schimmerten wie Edelsteine, wie auf schwarzer Seide geschüttelt...“

Die Grundstruktur der Geschichte folgt dem biblischen Vorbild. Zu den Unterschieden möchte ich mich nicht weiter äußern. Die möge der künftige Leser selbst herausfinden.
Wichtig sind die Botschaften, die das Buch vermittelt. Yusuf hat nicht nur an den EINEN GOTT geglaubt, er hat diesen Glauben gelebt – mit aller Konsequenzen. Er hat sich nicht von den steinernen Göttern Ägyptens verführen lassen. Diese Kraft, die aus dem Glauben kam, haben seine Mitmenschen als wohltuend empfunden. Er galt als gesegnet. Einer seiner Sätze sollte uns auch heute zu denken geben:

„...Mein Herr hat mich nicht zum Hassen geschaffen...“

Natürlich geht es auch um menschliche Schwächen: Neid, Wut, Eifersucht, Missgunst.
Im Nachwort werden ein paar Zusammenhänge ergänzt und manche Frage, die beim Lesen kommt, beantwortet.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Mit einem Zitat, das sich wie ein Sprichwort anhört, möchte ich meine Rezension beenden:

„….Sprich deine Geheimnisse in den Wind, aber mach ihm keinen Vorwurf, wenn er sie den Bäumen weitererzählt...“

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Veröffentlicht am 24.01.2022

Schönes Kinderbuch

Anouk, die nachts auf Reisen geht (Anouk 1)
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„...Und warum muss sie überhaupt so früh ins Bett? Schließlich bleiben Mama und Papa auch noch auf, obwohl sie morgen früher aufstehen müssen als Anouk...“

Der 6jährigen Anouk geht es wie vielen Kindern. ...

„...Und warum muss sie überhaupt so früh ins Bett? Schließlich bleiben Mama und Papa auch noch auf, obwohl sie morgen früher aufstehen müssen als Anouk...“

Der 6jährigen Anouk geht es wie vielen Kindern. Sie findet es immer zu früh, um ins Bett zu gehen.
Das Kinderbuch besticht durch seine edle Aufmachung Das betrifft sowohl den Einband als auch die Papierqualität.
Die Geschichten werden mit viel Gefühl erzählt. Es geht um Mut und Hilfsbereitschaft. Wegen des jeweils positive Ergebnisses eignen sie sich gut als Einschlafgeschichten.
Der Schriftstil ist kindgerecht.
Eines Nachts geschieht etwas Besonderes. Anouk wacht in der Nacht auf und sieht einen Lichtstrahl in ihr Zimmer fallen. Sie öffnet aus Neugierde die Tür und findet sich in einer für sie fremden Welt wieder. Über das, was sie dort erlaubt, möchte ich mich nicht näher äußern. Mir gefallen aber die feinen Hinweise, die in den Geschichten stecken.

„...Meine Mama sagt, wer über andere lacht, ist oft selbst unsicher...“

Ihre Eltern sind der Meinung, dass sie geträumt hat. Von jedem Traum aber bleibt ihr ein handfestes Andenken. Deshalb stellt sie für sich fest.

„...Mama ist einfach schon viel zu erwachsen...“

Anouk lernt auf ihren nächtlichen Reisen eine Menge Neues. Was allerdings etwas zu kurz kommt, ist der siebter Geburtstag. Der geht bei all den Abenteuern fast unter.
Die Zeichnungen sind sehr schön gestaltet. Jede Reise beginnt mit einem ganzseitigen Bild, das wesentliche Elemente enthält. Im Bild wird am oberen Rand eien Frage gestellt, die unten beantwortet wird. Gut, aus die Antwort hätte man auch verzichten können.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Mit einem Zitat möchte ich meine Rezension beenden:

„...Lesen zu können, ist wie ein Schlüssel, der dir geheimnisvolle Türen aufschließt...“

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Ein Stück Medizingeschichte und eine starke Frau

Das Juliusspital. Ärztin aus Leidenschaft
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„...Nur einen halben Tag war es her, dass ihre Kindheit jäh zu Ende gegangen war. Ganz sicher würde sie den achtundzwanzigsten April nie vergessen – und was an ihm geschehen war auch nicht...“

Mit diesen ...

„...Nur einen halben Tag war es her, dass ihre Kindheit jäh zu Ende gegangen war. Ganz sicher würde sie den achtundzwanzigsten April nie vergessen – und was an ihm geschehen war auch nicht...“

Mit diesen Sätzen beginnt ein spannender historischer Roman, der mir ein Stück Medizingeschichte nahebringt. Das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen.
Wir befinden uns in Würzburg anno 1850. Viviana hat nur einmal mit Paul geschlafen – und nun ist sie schwanger. Die junge Frau stammt aus dem Hause des Bankiers Winkelmann. Paul ist ein Steinmetz und damit nicht standesgemäß.
Viviana beugt sich dem Willen ihrer Eltern und geht ins Kloster, um dort ihr Kind zur Welt zu bringen. Kurz nach der Geburt aber flieht sie mit dm Baby. Doch Paul ist verschwunden. Magda, Pauls Vermieterin, nimmt sie bei sich im Pleicher Viertel auf.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Er passt sich den Inhalten an.
Viviana bekommt eine Stelle als Apothekenhelferin im Juliusspital. Sehr gut wird beschrieben, wie die Zubereitung von Arzneimitteln damals funktionierte.

„….Die Aufgabe des Stößers war es, Kräuter, heilsame Gewürzpflanzen und andere Arzneisubstanzen im Mörser zu zerstoßen...“

Als Viviana zu Botengängen ins Spital geschickt wird, erlebt sie eine Vorführung von Professor von Marcus am Krankenbett. Außerdem hört sie heimlich eine Vorlesung, wie man heute sagen würde.
Viviana ist eine intelligente und vielseitig interessierte junge Frau. Sie träumt davon, auch Ärztin werden zu dürfen. Die Umstellung vom verwöhnten Bürgertöchterchen zur arbeitenden Mutter hat sie gut auf die Reihe bekommen. Dabei hat sie das Glück, dass sich Magda während der Arbeit um ihre Tochter kümmert.
Das Juliusspital zählte damals zu den führenden Lehrkrankenhäusern. Gerade wenn es um die medizinische Zusammenhänge geht, zeigt sich die exakte und umfassende Recherche der Autorinnen. Virchow und Kölliker forschen beide an der Zelltheorie. Das Mikroskop wird als wichtiges Mittel in der medizinischen Forschung genutzt. Während allerdings Virchow, um mit heutigen Worten zu sprechen, seine Forschungen gekonnt publiziert und vermarktet, wirkt Köllinger eher im Stillen.
Viviana stellt einen Antrag, Vorträge mit dem Studenten hören zu dürfen. Die Diskussion unter den Mediziner zeigt, wie rückständig sie in dieser Beziehung waren.

„...Frauen würden das Niveau des Universitätsstudiums deutlich senken. Sie sind dem Manne geistig klar unterlegen...“

Es gibt aber Ausnahmen. Einige der Ärzte erkennen Vivianas Begabung und fördern sie stillschweigend. Mittlerweile hat allerdings auch ihre Familie mitbekommen, wo und wie sei lebt. Damit sind neue Konflikte vorprogrammiert, vor allem mit der Mutter.
Viviana wird zunehmend selbstbewusster. Sie weiß, was sie will und schließt sich einer Gruppe von Frauenrechtlern an. Sie wollen gleiche Bildung für Frauen und die Möglichkeit, ein Abitur abzulegen. Dabei nutzen sie ungewöhnliche Methoden, um ihr Ziel publik zu machen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es wird spannend erzählt und vermittelt eine Menge an wissen über die Zeitverhältnisse.

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Veröffentlicht am 22.01.2022

Sehr schönes Geschenkbuch

Geschenkheft »Viel Glück & viel Segen«
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„...Manchmal braucht man die Gelassenheit, sich nicht wichtiger zu nehmen als nötig...“

Das Büchlein enthält auf sieben Doppelseiten humorvolle Weisheiten. Manche Seiten beginnen mit einem Spruch wie ...

„...Manchmal braucht man die Gelassenheit, sich nicht wichtiger zu nehmen als nötig...“

Das Büchlein enthält auf sieben Doppelseiten humorvolle Weisheiten. Manche Seiten beginnen mit einem Spruch wie den obigen. Dann folgt die Anekdote einer bekannten Persönlichkeit.
Auf drei Seiten gibt es einen längeren Text über das Älterwerden und ein Rezept für ein glückliches Jahr. Folgende Zeilen stammen aus letzterem:

„..Es wird jeder Tag einzeln angerichtet
aus einem Teil Arbeit
und zwei Teilen Frohsinn und Humor...“

Die Texte und Anekdoten sind eingerahmt und mit einem Schmetterling verziert. Die Hälfte der jeweiligen Doppelseite gehört einer farbenfrohen Fotografie.
Das Büchlein hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist auch ein schönes Geschenk.

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Veröffentlicht am 22.01.2022

Erschütternd

Am Abgrund der Menschlichkeit
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„...Im Mittelmeer ertrinken derzeit auch die Menschenrechte. Die Menschenrechte sind die wesentliche Grundlage der europäischen Identität. Verlieren wir diese gemeinschaftliche Lebensbasis, verlieren wir ...

„...Im Mittelmeer ertrinken derzeit auch die Menschenrechte. Die Menschenrechte sind die wesentliche Grundlage der europäischen Identität. Verlieren wir diese gemeinschaftliche Lebensbasis, verlieren wir uns...“

Harte und deutliche Worte, die der Autor hier ausspricht. Er ist Arzt und war bei Naturkatastrophen weltweit vor Ort. Außerdem hat er auch in den Flüchtlingslagern dieser Welt gearbeitet. Mit diesem Buch lässt er mich als Leser an seinem Erleben teilhaben.
Der Schriftstil ist über weite Phasen sachlich. Um so eindringlicher ist allerdings die Wirkung der Tatsachenberichte und der persönlichen Schicksale.
Der Autor geht allerdings nach weiter. Er beschreibt nicht nur. Er zieht Schlussfolgerungen, erläutert Zusammenhänge und fordert Änderungen. Dabei legt er gekonnt den Finger in die Wunden unsere Zivilisation. So registriert er bei seinem Besuch in den syrischen Kurdengebieten:

„… Der NATO – Partner Türkei führt hier eine völkerrechtswidrige Militäraktion durch und agiert Hand in Hand mit islamisch-fundamentalistischen Gruppen...“

Den deutschen Ärzten war es gelungen, einem kurdischen Krankenhaus einen Inkubator zur Verfügung zu stellen, damit Frühgeborene eine Überlebenschance haben. Den Angriff der türkischen Armee ist auch dieses Gerät zum Opfer gefallen.
Die Informationen werden fett gedruckt. Dabei geht es unter um Vergewaltigung, Genitalverstümmelung und Kinderhandel.
Seine persönlichen Schlussfolgerungen werden kursiv und in zartgrün wiedergegeben. So meint er nach einem Besuch in Afghanistan:

„...Zum Schluss bleibt die Frage oder sollte man es schon als Feststellung bezeichnen, ob man mit Stethoskop (medizinische Versorgung) und Kreidetafel (Bildung) nicht mehr gegen die Wurzeln des Terrorismus ausrichten kann als mit Gewehrkugeln und Bomben?!...“

Das Buch besticht durch die Ehrlichkeit des Autors. Dazu gehört, dass die eigenen Ängste nicht verschwiegen und erkannte Fehler benannt werden.
Schonungslos beschreibt er die Zustände in Lesbos und Bosnien. Er hinterfragt, wie so etwas in Europa möglich ist. Hier erzählt er etliche persönliche Schicksale. Dabei geht es vor allem um behinderte Menschen, die vor dem Krieg geflohen sind.
Ab und an drückt der Autor seine Gedanken in einem Gedicht aus:

„...Eine Wurzel
der Macht des Krieges
ist der Glaube vieler Menschen,
dass die Mächtigen wissen,
was sie tun...“

Jeder Reise ist eine Karte des Landes vorangestellt. Viele Fotos vermitteln einen Eindruck vom den Menschen, denen der Arzt und Autor begegnet ist.
Vorangestellt sind im Prolog Aussagen von jungen Menschen, die 1945 auf der Flucht waren. Nach einer Einleitung folgen Zahlen und Fakten zur Flüchtlingsbewegung und eine Weltkarte, auf der die Arbeitsorte des Arztes gekennzeichnet sind.
Das Buch endet mit persönlichen Vorschlägen, was sich dringend bei der medizinischen Versorgung von Flüchtlingen ändern muss und eine Petition an den Bundestag.
Das Buch hat mich sehr bewegt. Es rüttelt auf und zeigt, was so alles auch in Europa im Argen liegt.

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