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Veröffentlicht am 31.10.2021

Kompakter und sympathischer Begleiter zu Weihnachten

Weihnachten mit Christina
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Wenn man bedenkt, dass ich die Weihnachtsbäckerei verehre, ist es fast schon verwunderlich, dass ich kein einziges Backbuch habe, das sich ausschließlich mit Plätzchen, Stollen und Co. beschäftigt. Wahrscheinlich ...

Wenn man bedenkt, dass ich die Weihnachtsbäckerei verehre, ist es fast schon verwunderlich, dass ich kein einziges Backbuch habe, das sich ausschließlich mit Plätzchen, Stollen und Co. beschäftigt. Wahrscheinlich hat mich deswegen „Weihnachten mit Christina“ sofort angesprochen, denn zum einen blickte mir ein sympathisches Gesicht entgegen, dann wirkte der Titel auch einfach sehr persönlich und schließlich war ja sogar noch mehr an Tipps und Tricks versprochen als nur das einfache Backen.

Ich habe nur das PDF als Leseexemplar vorliegen, kann also über Material und Aufmachung keine Aussage treffen, aber von den Farben her, der Schriftart her und ähnlichem ist mein Geschmack und auch generell meine Erwartung definitiv erfüllt, denn es sind weihnachtliche Farben, es kommt auch durch die ausgewählten Fotos problemlos schon im Oktober Weihnachtsstimmung auf und es wirkt in sich verspielt und damit zum Glück nicht bieder, was für mich auch Pluspunkte sind. Zudem hat sich eben auch durch das gesamte Buch der Eindruck des Covers bestätigt. Es ist das Buch einer Frau, die Familie großschreibt und das kommt sofort rüber, dadurch wirken die geteilten Geschichte intim und auch einladend. Zudem spricht aus Christinas Erzählungen auch ein Verständnis von Weihnachten heraus, das ich als das meine wiedererkenne und das macht auf jeden Fall ebenfalls Spaß und erweckt Nostalgie, da es bekanntlich jedes Weihnachten erneut die Hoffnung ist, dieses spezielle Gefühl kreieren zu können.

Inhaltlich wird wirklich eine bunte Mischung an Rezepten, Bastelideen, geteilten Geschichten und sonstigen Tipps geboten. Dazu passt es dann auch hervorragend, dass Christina mit regional, biologisch und nachhaltig eine Philosophie in ihren Vorschlägen hat, die genau in die aktuelle Zeit passt. Für erfahrene BäckerInnen ist es sicherlich so, dass gerade die Tipps zu den Teigen oder auch die Rezepte für die Grundteigarten in der Weihnachtsbäckerei keine Neuerungen sind. Insgesamt würde ich auch vermuten, dass „Weihnachten mit Christina“ weniger an alte Hasen richtet, aber ich habe dennoch begeistert alles mitverfolgt, weil ich solch ein Buch, in dem kompakt alles Wichtige aus der Weihnachtsbäckerei drin steht, noch nicht hatte. Generell würde ich aber empfehlen, dass sich dieses Weihnachtsbuch vor allem an Familien richtet, die gemeinsam die Weihnachtsbäckerei und alles drum herum erkunden wollen.

Das Einzige, was mir wirklich störend ins Auge gesprungen ist, ist die Tatsache, dass sich einige Rezepte doch zu sehr ähneln. Seien es die Nougatplätzchen oder die verschiedenen Doppeldecker mit unterschiedlichen Marmeladensorten, da waren die Unterschiede dann nur noch marginal, das ist insgesamt sicherlich enttäuschend und dennoch: nach Abzug der doppelten Rezepte ist immer noch genug zu entdecken. Aber da Christina ganz am Ende auch ein herzhaftes Rezept anbietet, ist es auch verwunderlich, dass nicht eine ganze Ecke in diesem Bereich angeboten wurde, denn ja, man kann sich Weihnachten auch auf herzhafte Weise durch den Backofen nähern.

Fazit: „Weihnachten mit Christina“ ist ein wirklich sympathisches und vor allem kompaktes Buch zur Weihnachtsbäckerei und ganz viel mehr. Ich habe genau den Input bekommen, den ich mir gewünscht habe. Für erfahrene Bäcker*innen mag es nicht viel Neues geben und auch die Rezepte ähneln sich stellenweise zu sehr, aber gerade für Familien und für die Standardausstattung ein echter Hit!

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Veröffentlicht am 26.10.2021

Eher oberflächliches Wiedersehen mit Vermont

Was wir in uns sehen - Burlington University
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Nachdem mich Sarina Bowen zuletzt nicht mehr so inhaltlich umgehauen hat wie noch mit ihrer „True North“-Reihe, war ich auf die „Burlington University“-Reihe dagegen wieder sehr gespannt, denn immerhin ...

Nachdem mich Sarina Bowen zuletzt nicht mehr so inhaltlich umgehauen hat wie noch mit ihrer „True North“-Reihe, war ich auf die „Burlington University“-Reihe dagegen wieder sehr gespannt, denn immerhin ist es von meiner geliebten Reihe ein Spin-Off und beschäftigt sich mit den beiden jüngsten Shipley-Kindern, den Zwillingen Daphne und Dylan. Die Leseprobe hat mich zwar schon etwas stutzig gemacht, da die ersten Seiten mit Dylan und Chastity von einigen Klischees geprägt war, aber ich habe mir gesagt, dass es einfach gut werden muss. Oder doch nicht?

Schon die „Ivy Years“-Reihe war eher für ein jüngeres Publikum mit Collegethematik gedacht, was für mich aber nicht an allen Stellen so gut gepasst hat, weil für mich einfach die tiefergehenden Themen und das Familiäre von True North gefehlt hat. Bei der neuen Reihe ist es nun leider so, dass sie an vielen Stellen auch eher zu oberflächlich ist, wobei wenigstens das Familiäre noch gegeben ist, denn die Shipleys und andere Figuren der Reihe tauchen oft genug auf. Es war also echt schön, alle nochmal wiederzuerleben und zu erfahren, wie es gerade bei ihnen läuft. Aber das konnte dann eben auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Dylan und Chastity in ihrer Charakterausarbeit nicht das Niveau erreicht haben, was ich sonst bei den Figuren der Reihe kennengelernt habe.

Ausgangspunkt dieser Schwierigkeiten sind definitiv die Oberflächlichkeiten, mit denen Dylan und Chastity eingeführt werden, denn diese sind nicht mal eben wieder abzubauen. Dylan ist der, der niemanden wirklich an sich heranlässt, weil er sich die Schuld am Tod seines Vaters gibt und glaubt, dass er für keine Beziehung gemacht ist. Zwar hat er eine Freundin, aber das ist auch eher nur der Bequemlichkeit geschuldet, mit Liebe hat das nichts zu tun. Dann haben wir Chastity, die in einer Sekte groß geworden ist und für alles Sexuelle bestraft wurde, also erstmal als sehr prüde dargestellt wird, aber eben doch mit einem versauten Gedankengut. Wobei der Ausdruck von „versaut“ nun nicht von mir stammt, denn Chastity sagt das ständig über sich selbst, was ich dann auch schon gleich grenzwertig finde, weil an Sex denken nun wahrlich nicht automatisch versaut gleichkommt. Aber so hat er sich ständig eingeredet, dass sie nur unschuldig ist und sie hat ihm immer hinterher geschmachtet. Das hat die inhaltliche Dichte nicht unbedingt ausgeprägt werden lassen. Alles rund um die Bonbon-Produktion ist wirklich sehr süß gemacht, das habe ich gerne mitverfolgt, aber so richtig ans Eingemachte ging es sehr spät.

Bei Chastity werden irgendwann noch ihre Ängste angepackt, die sie durch ihr vorheriges Leben unwiderruflich aufgebaut hat. Da gab es wirklich gute Ansätze, aber doch ist es auch etwas dünn geblieben. So fand ich auch ihre Texte, die sie für den Schreibkurs anfertigen musste, sehr, sehr dünn. Bei Dylan hat sich Bowen dann doch mehr Mühe gegeben. Gerade sein Gespräch mit seinem größeren Bruder Griffin war sehr stark sowie eben dann das Trauma rund um den Tod seines Vaters. Das hat mich mitgenommen und es war ein logischer Prozess, der abgebildet wurde. Leider waren danach seine Beziehungszweifel wie weggewischt und generell war er in seinem Denken bezüglich Chastity nur wenig konsequent. Nach der gemeinsamen Nacht will er erst Abstand, um sie dann doch wieder zu verführen, ohne dass wir zwischendurch seinen Sinneswandel mitverfolgen konnten.

Fazit: So richtig begeistert bin ich vom Auftakt der Burlington-Reihe nicht Natürlich kann man „Was wir in uns sehen“ sehr gut weglesen und es gab sehr süße Momente, tolle Wiedersehen mit vielen Figuren aus der True North-Reihe, aber beide Hauptfiguren waren in ihrer Darstellung nur befriedigend, weil es zu viele Klischees und zu wenig Stellen wirkliche Tiefe gab. Ich sehne mich weiterhin danach, mal wieder die Bowen zu erleben, die ich durch True North lieben gelernt habe.

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Veröffentlicht am 18.10.2021

Als wäre es meine persönliche Geschichte

Right Here (Stay With Me)
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Anne Pätzold hat mich in den vergangenen Jahren sehr damit überrascht, dass ich ihrer LOVE NXT-Reihe verfallen bin, denn bis dato hatte ich keinerlei Bezug zu K-Pop, aber ihr ist es gelungen, mich in diese ...

Anne Pätzold hat mich in den vergangenen Jahren sehr damit überrascht, dass ich ihrer LOVE NXT-Reihe verfallen bin, denn bis dato hatte ich keinerlei Bezug zu K-Pop, aber ihr ist es gelungen, mich in diese Welt einzuführen und dabei vor allem mit ihrem Schreibstil zu überzeugen, da dieser sich einfach wie auf Wolken schwebend anfühlt. Insgesamt ist Pätzold aber sicherlich eine Ausnahme im Lyx-Programm, da man bei ihr eher ruhige und süße Liebesgeschichten präsentiert bekommt, aber genau das hat mich in ihrer Stilistik völlig überzeugt. Deswegen war für mich völlig klar, ihre nächste Reihe zu lesen, die sich rund um das Eiskunstlaufen dreht. Da ich mich völlig in die Netflix-Serie „Spinning Out“ verliebt habe, die dann aber doch nicht über eine Staffel hinausgekommen ist, habe ich vor allem gehofft, diese Welt in der neuen Reihe wiederzuentdecken.

„Right Here“ ist definitiv als Buch von Pätzold zu erkennen, auch wenn wir uns in einem gänzlich anderen Setting sowie thematischem Inhalt wiederfinden, aber eben dieser Schreibstil, wo jedes Wort sitzt, den würde ich überall wiedererkennen. Bei LOVE NXT wurde die Geschichte von Ella und Jae-yong über drei Bände erzählt, was sich tatsächlich im dritten Band dann doch etwas ausgeleiert hat, aber hier hat sich Pätzold entschieden, in zwei Bänden von unterschiedlichen Paarungen zu erzählen. Daher erledigt sich der Vorwurf des langatmigen Erzählens relativ schnell, auch wenn ich sagen muss, dass „Right Here“ dennoch eine sehr ruhige Geschichte ist. Es ist eben keine Erzählung, bei der ständig etwas Neues passiert, sondern wo es vor allem um das persönliche Wachsen von Hauptfigur Lucy geht. Was sicherlich auch zu der fehlenden Ereignishaftigkeit beiträgt, ist die Tatsache, dass Pätzold auch weiterhin nur die weibliche Perspektive anbietet. In diesem Stil ist der NA überwiegend gestartet, aber inzwischen muss ich wirklich sagen, dass ich die männliche Perspektive brauche, um wirklich ein umfassendes Bild zu gewinnen. Tatsächlich hat mich das bei LOVE NXT aber nicht so sehr gestört, weil ich es dort genau richtig gewählt fand, gemeinsam mit Ella die Welt des K-Pops zu entdecken. Hier aber sind Lucy und Jules als ihr Gegenpart definitiv auf einer Ebene und Jules war ein so wunderbarer Kerl, dass ich auch wirklich gerne mehr von ihm mitbekommen hätte, denn er hatte genauso etwas zu erzählen, wie das bei Lucy der Fall war.

Bei Jules, seiner Mutter, die einfach abgehauen ist, der alkoholkranke Vater sowie die Verantwortung für den jüngeren Bruder, all das waren Aspekte, die ich extrem spannend fand und die ich gerne mal durch seine Gedanken erkundet hätte. Es heißt keinesfalls, dass Lucys Perspektive nicht ausreicht, aber manchmal begegnet man einfach männlichen Protagonisten, die viel zu sagen haben und denen man das dementsprechend auch gerne ermöglichen würde. Aber zurück zu Lucy. Ich fand sie definitiv sehr sympathisch, was natürlich vor allem daran liegt, dass Pätzold mit ihrer Art des Schreibens einen Zugang ermöglicht, der schnell den Eindruck erweckt, man sei selbst Lucy. Aber auch ohne diese Illusion, selbst Lucy zu sein, habe ich sehr, sehr viel in ihr von mir wiedererkannt, weswegen mich auch diese Kämpfe gegen sich selbst sehr berührt haben. Dementsprechend kann ich sagen, das ist alles echt, was sie durchlebt und deswegen war ich am Ende stolz, dass sie auf ihre Weise einen Weg in die richtige Richtung gefunden hat. Es ist kein Happy End am Ende, aber es ist die Gewissheit, dass man Lucy guten Gewissens wieder sich selbst überlassen kann.

Dennoch haben mich zwei Punkte irritiert und das war zunächst mal die Darstellung des Eiskunstlaufens. Ich hatte im Vorfeld wirklich gedacht, dass dieser Sport im positiven Sinne Lucys Lebenspunkt ist, was aber gar nicht so war. Das finde ich in der Sache auch gar nicht falsch, weil mehr als nachvollziehbar deutlich wurde, dass Eiskunstlaufen zu sehr Pflicht als wirkliche Freude geworden war. Aber dementsprechend ist die Thematik nach und nach mehr fallen gelassen worden und das war irgendwie dann doch schade. Vielleicht wird das im zweiten Band wieder anders. Der zweite Aspekt war die Darstellung der Eltern. Oft haben wir grässliche Elternfiguren, bei denen man wirklich merkt, dass sie gar nicht wissen, was Elternschaft genau bedeutet. Aber ich glaube nicht, dass das bei Lucys Eltern der Fall war. Das wiederum hat einige Konflikte etwas merkwürdig erscheinen lassen. Gerade bei der Mutter hat man doch deutlich gemerkt, dass sie um ihr Kind sehr besorgt war, weswegen es mir nicht in den Kopf wollte, dass sie das Wohlergehen und die Entfremdung völlig aus den Augen verloren bzw. nicht bemerkt hat. Die Liebesgeschichte mit Jules trifft es mit ‚süß‘ wirklich am besten. Es war sicherlich keine Bäm-Liebesgeschichte, aber es ging eben nicht um Liebe alleine, weswegen das Verhältnis für mich stimmig war.

Fazit: „Right Here“ passt wieder einwandfrei zu Anne Pätzold und hat mir schöne Lesestunden beschert. Zwar hätte ich mir die Einbindung von Eiskunstlauf etwas anders vorgestellt und auch die Elternbeziehung war seltsam, aber Lucy war eine tolle Protagonisten, die ich gut in jeder Sekunde nachvollziehen konnte. Schade nur, dass wir nicht auch Jules‘ Perspektive bekommen haben.

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Veröffentlicht am 07.10.2021

Gier zurück, aber leider nicht so begeisternd

Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann
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Kerstin Gier ist zurück! Das ist wirklich eine der schönsten Botschaften dieses Jahres, nachdem es hieß, sie habe eine persönliche Katastrophe zu verarbeiten. Es ist ein schöner Gedanke, dass sie inzwischen ...

Kerstin Gier ist zurück! Das ist wirklich eine der schönsten Botschaften dieses Jahres, nachdem es hieß, sie habe eine persönliche Katastrophe zu verarbeiten. Es ist ein schöner Gedanke, dass sie inzwischen wieder im Schreiben Ablenkung und Zuflucht finden kann und mit „Vergissmeinnicht“ haben wir nun das Ergebnis davon vorliegen. Ich habe ihre Jugendreihen allesamt gelesen, aber wenn ich ehrlich bin, ist das für mich verdammt lange schon her und eine gewisse Sorge hat sich deswegen doch eingeschlichen, ob ich wirklich noch die richtige Zielgruppe bin? Aber Gier ist zurück und es stand für mich außer Frage, dass ich bei ihr unbedingt mal wieder eintauchen muss!

Das Beruhigendste für mich am gesamten Leseprozess war sicherlich die Feststellung, dass Gier ihren Schreibstil wie eh und je beibehalten ist. Sie ist nicht braver geworden, sondern ist so frech, selbstreflexiv und schlichtweg humorvoll wie immer. Ich habe an vielen Stellen deswegen herzlich lachen müssen, denn die Sprüche sind stellenweise einfach zum Brüllen. Herrlich! Kommen wir nun zu der neuen Welt, in der „Vergissmeinnicht“ spielt und die mich doch etwas verwirrt zurückgelassen hat und ja irgendwie auch enttäuscht. Denn was der Saum genau ist, was das Interesse ist, wie der Einfluss auf die Erde ist, was genau für Fähigkeiten möglich sind, all das hat sich für mich nicht sinnig erschlossen. Wenn dann stellenweise auch aufgelistet wurde, was für Wesen alle im Saum leben, da habe ich wirklich dein Eindruck erhalten, dass Gier alles zusammengeschmissen hat, was sie jemals gehört hat, um es in diese Geschichte zu packen. Das ist dann insofern enttäuschend, weil ich das Gefühl habe, dass möglichst viel offengehalten werden soll, so dass sich die Geschichte in alle Richtungen entfalten kann. Aber die phantastische Welt ohne irgendwelche Grenzen nimmt mir meine Potenzial, das alles für mich sauber zu begrenzen. Besonders deutlich wurde mir diese kritische Feststellung nach Beendigung des Buchs, weil ich überhaupt keine Ahnung hatte, in welche Richtung die Reihe jetzt wohl noch will und das ist echt schade.

Zu den Figuren kann ich im Grunde nicht meckern, vieles wirkt sich hier natürlich aus, was ich im Abschnitt davor kritisiert habe, weil sie eben Teil der Welt sind, aber im Grunde wird ein wirklich breites Spektrum an Figuren angeboten, bei dem es wie bei Gier üblich ist viele Lieblinge gibt, aber auch viele, die man liebt zu hassen. Quinn und Matilda sind nun die beiden Protagonisten und tatsächlich hat sie es mir mehr angetan, wahrscheinlich weil sie nicht zum Saum gehört, weil sie damit ein ganz normaler Mensch ist, bei dem ich nicht zig Fragezeichen im Kopf habe. Und dennoch geht sie in der Geschichte nicht unter, weil sie eine natürliche Heldin ist. Vieles mag daran liegen, dass sie in Quinn rettungslos verliebt ist und alles für ihn tun würde, aber dennoch muss sie die mutigen Entscheidungen auch erstmal treffen und dann angehen und das macht sie immer auf beachtungswerte Art und Weise. Quinn ist so ein typischer halber Bad-Guy, wie wir ihn bei Gier oft bekommen, aber dennoch mag man ihn irgendwie, gerade die Gespräche mit Lasse sind immer zum Schießen. Aber er ist eben immer die Figur, die in den Saum eintritt, er müsste damit die Figur sein, die mich damit vertraut macht, aber das gelingt leider nicht so wirklich.

Das hat meiner Meinung nach aber auch ganz entscheidend mit dem Erzählstil zu tun. Vielleicht habe ich zu lange kein Gier-Buch gelesen oder sie hat es einfach geändert, aber ich hatte oft das Gefühl, dass die Geschichte zu sehr in der Zeit hin- und hergesprungen ist und dass das Geschehen oft eher in Rückblenden als wirklich im Moment erzählt wird. Sowohl in Quinn als auch in Matildas Perspektive war es ersichtlich, dass das Geschehen in der Gegenwart einsetzte, nur um wieder zurückzuspringen und zu erzählen, was passiert ist. Irritierend war es auch, wenn in Matildas Perspektive Quinn schon wieder aus dem Saum zurückkehrt, dann wechselt die Perspektive und wir erleben erst, was er doch alles so mitbekommen hat. Möglicherweise soll das Spannung erzeugen, aber ich fand es eher irritierend, was sich aber besonders als Effekt erwiesen haben kann, weil ich eben mit der dargestellten Welt nicht so vertraut geworden bin.

Fazit: „Vergissmeinnicht“ hat mich leider nur bedingt überzeugen können. Es war großartig, mal wieder Giers Erzählstil miterleben zu können, weil man bei ihr nie weiß, wann sie die nächste Spitze sitzt. Aber die entworfene Welt war mir zu halbgar, zu viele Fragen, zu wenig Antworten, so dass sich meine Vorstellungskraft schwer getan hat. Zudem gab es Holpersteine in der Erzählweise, so dass ich bei mir leider keine Begeisterung für die restliche Reihe empfinde.

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Veröffentlicht am 27.09.2021

Erfreuliche Qualitätssteigerung

Keeping Dreams
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Ich habe es gerade im NA-Bereich, wo meine liebsten Reihen üblicherweise bei Lyx erscheinen, schon öfters bemerkt. Wenn ich neue AutorInnen entdecke, dann macht es mir der Auftaktband oftmals nicht leicht, ...

Ich habe es gerade im NA-Bereich, wo meine liebsten Reihen üblicherweise bei Lyx erscheinen, schon öfters bemerkt. Wenn ich neue AutorInnen entdecke, dann macht es mir der Auftaktband oftmals nicht leicht, außer es ist Liebe auf den ersten Blick. Bei „Keeping Secrets“ von Anna Savas war mein Endfazit doch sehr verhalten, weil ich die Ausgangslage mit Hollywoodsternchen Tessa zu klischeehaft fand und insgesamt fand ich auch die Erzählung zu oberflächlich. Aber was mich trotzdem zum zweiten Band greifen lässt, ist dann meine zweite Beobachtung, dass die mich oft viel, viel mehr begeistern und das Fazit kann ich auch für „Keeping Dreams“ ziehen und hier erfahrt ihr, wieso!

Lily ist unser Neuzugang in diesem Band und es war doch eine große Erleichterung, dass sie aus ganz normalen Verhältnissen stammt. Julian, als ihr Gegenpart kannten wir bereits schon und obwohl er der klischeehafte Frauenverschleißer war, so fand ich es extrem großartig, dass damit nur gespielt wurde, dass man durch Julians Perspektive aber gleich seine wahre Persönlichkeit mitbekommen hat. Und ich fand die Privatleben beider Figuren echt genial, denn beide haben es mit mehreren Schwestern zu tun, was definitiv ein verbindendes Element war. Und ich finde die sinnvolle Einbindung der Familie sorgt stets dafür, dass alles sich einfach heimischer anfühlt und es wird effektiver verhindert, dass die Geschichte oberflächlich wirkt. Oft mache ich bei NA auch die Beobachtung, dass die Frauen bei Perspektiventeilung dennoch favorisiert werden. Hier hatte ich sogar das Gefühl, dass das Pendel leicht gen Julian ausschlägt. Das finde ich mal sehr interessant, denn ich mag die Geschichten lieber, wenn ich merke, sie sind gleichberechtigt und wenn ich Julian als sehr präsent in der Geschichte empfunden habe, dann ist das erstmal sehr, sehr positiv.

Zudem muss ich auch sagen, dass Lily und Julian eine ganz hervorragende Chemie miteinander haben und das vom ersten Moment an. Das ist immer viel wert. Von Feinden werden sie schließlich zu Geliebten und die Entwicklung hat mich sehr mitgerissen, weil es eben auch in beiden Fällen wie verrückt geknistert hat. Hier sieht man also schon nach 1,5 Abschnitten, dass Savas diesmal in den entscheidenden Punkten wirklich etwas angeboten hat. Die „perfekte“ Lektüre ist es sicherlich immer noch nicht. Dafür gibt es zwischendurch noch zu viele Längen, die mit eher unwichtigen Dingen gefüllt sind, das galt aber bei Julian und Lily gleichermaßen. Das fällt dann auch besonders auf, wenn hinten raus irgendwie ein wenig die Zeit ausgeht. Gerade bei Julian hatte ich das Gefühl, dass das Buch da endet, wo es teilweise erst richtig für ihn losgeht. Mit Lily hat er den Punkt des Glücks erreicht, aber gerade im Privatleben war für mich noch zu viel offen. Das waren Baustellen, die hier offengelassen werden, die ich aber eigentlich lieber gelöst sehe, soweit es denn überhaupt eine Lösung gibt. Dennoch haben mich die Geschichten von Lily und Julian gleichermaßen berührt, auch wenn mir bei beiden gefehlt hat, wie sie wirklich in ihre Leidenschaft einsteigen. Lilys Tanzsequenzen hat man nie wirklich mit ihr erlebt, sondern immer nur, wenn etwas schief ging oder wenn die Probe schon vorbei war und auch wenn Julian mit seiner Kamera loszog, ich hätte gerne mal eine Sequenz gehabt, wo wir ihn auf der Motivsuche begleiten und verstehen, was er wie empfindet. Die Leidenschaft füreinander, die ist rübergekommen, aber die für die Hobbys ist etwas untergegangen.

Fazit: „Keeping Dreams“ von Anna Savas hat mich definitiv mehr begeistert als der Auftaktband ihrer NA-Reihe bei Lyx. Die Figuren waren mir beide sympathisch, beide Geschichten waren wichtig und zusammen hatten sie eine grandiose Chemie. Damit war für mich das wichtigste in einem solchen Genre schon bedient. Nun fehlt noch ein wenig das Gespür dafür, wo man tief gehen muss und wo man auch einfach auf Lücke schreiben kann und dennoch sind mir die Schwächen beim Leseprozess nicht offensiv ins Auge gesprungen und das sagt auch sehr viel aus.

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