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Veröffentlicht am 17.09.2021

Pointierter Zeitkommentar

Bad Castro
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Kevin Brooks hat meine Jugendzeit definitiv entscheidend begleitet, da ich Büche wie „Lucas“ oder „Candy“ von ihm wirklich gerne gelesen habe, da sie für dieses Alter schon sehr wichtige Themen ansprechen, ...

Kevin Brooks hat meine Jugendzeit definitiv entscheidend begleitet, da ich Büche wie „Lucas“ oder „Candy“ von ihm wirklich gerne gelesen habe, da sie für dieses Alter schon sehr wichtige Themen ansprechen, ohne aber für die Zielgruppe völlig überfordernd zu agieren. Hinterher habe ich Brooks leider etwas aus den Augen verloren, weswegen sein neuer Roman „Bad Castro“ irgendwie wie ein Zeichen war. Ich sah seinen Namen und wusste, dass es mal wieder Zeit ist, in seine Stilistik einzutauchen und herauszufinden, wofür der aktuelle Brooks so steht.

Vielleicht war „Bad Castro“ insgesamt nicht die cleverste Wahl, denn es ist ein sehr kurzer Roman, der teilweise sogar zwischen Roman und Kurzgeschichte schwankt. Das war natürlich dementsprechend kein besonders langanhaltendes Leseerlebnis, zumal Brooks nach wie vor einen sehr lebhaften Erzählstil hat, der sehr rasch durch das Geschehen begleitet. Fakt ist aber, dass er sich immer noch sehr interessanten Themen annimmt und Polizeibrutalität, Gangkriminalität, das sind alles Aspekte, die unsere aktuelle Lebenswelt konstant berühren.

Insgesamt ist es bei „Bad Castro“ dennoch ein zwiespältiges Gefühl, was bei mir zurückgeblieben ist. In das Geschehen werde wir mit dem ersten Wort reingeworden und zwar wirklich, denn London befindet sich im Ausnahmezustand und wir sind mit Polizistin Judy und dem Jugendlichen Castro mittendrin. Es ist ein Kniff der Geschichte, dass sich nach und nach einige Puzzleteile zusammensetzen, was ich wegen des Spannungseffekts auch mittrage. Dennoch hat mir am Ende eine Ebene gefehlt. Auch wenn es wahrscheinlich nicht entscheidend war, wie es zu der Eskalation auf den Straßen gekommen ist, weil es oft nur Kleinigkeiten sind, die alles über den Haufen werfen, aber ich habe immer gerne einen vollständigen Überblick, um mich so in einem weiteren Schritt besser in die Figuren hineinversetzen zu können. Aber eigentlich geht es der Geschichte glaube ich weniger um die Gewalteskalation, sondern um die Figur Castro. Bei ihm wird bis zum Ende nicht genau geklärt, wie sein Platz in der Gesellschaft aussieht, aber er ist für sein Alter eine unheimlich weise Persönlichkeit, der sehr reflektiert ist und wirklich einige spannende Fragen stellt. Diese rechtfertigen nichts, aber sie stellen Themen in den Raum, die man eigentlich gar nicht übergehen kann, weil die Welt nicht schwarz-weiß ist, wie sie sonst so gerne gemacht wird.

Diese Sichtweise auf Castro ist natürlich nur in dem Rahmen möglich, weil wir die Geschichte aus Judys Perspektive erleben, so bleibt vieles zu Castro im Geheimen, was aber seine Faszination als Persönlichkeit definitiv steigert. Aber auch wenn wir Teil von Judys Perspektive sind, fand ich sie dennoch nicht sonderlich mitreißend. Sie hat uns als Leserschaft nicht wirklich an ihrem Inneren teilhaben lassen, es war bis zum Schluss eine Barriere da, was dann doch überraschend ist, wenn man alles aus ihrer Perspektive erlebt. Zudem wirkt sie von dem eigentlich Geschehen etwas losgelöst. Sie ist zwar mittendrin, aber es wirkt wie Erlebnisse, die eigentlich nicht zu ihrer Lebenswelt gehören. Damit mag sie ein passendes Gegenstück zu Castro sein, was sicherlich gewollt ist, aber dennoch hätte ich mir emotional sehr viel mehr gewünscht.

Insgesamt lässt sich „Bad Castro“ gut durchlesen. Die Handlung ist wirklich beängstigend an einigen Stellen, aber ich würde nicht sagen, dass es übertrieben graphisch geworden ist. Aber es beschönigt definitiv auch nichts. Dadurch ist natürlich auch Spannung gegeben, denn man hofft natürlich, dass die beiden überleben. Der Stil der Erzählung sorgt auch immer wieder für kleinere Andeutungen, die man gerne aufgeklärt haben will, das gibt eine gute Mischung ab. Aber es ist sicherlich kein tiefgehender Roman, es ist eine pointierte Momentaufnahme, die nachdenklich macht, aber die alleine schon aufgrund ihrer Länge nicht ewig in Erinnerung bleiben wird.

Fazit: „Bad Castro“ ist für mich irgendwo zwischen Roman und Kurzgeschichte angesiedelt, denn das Leseerlebnis wirkte tatsächlich eher flüchtig, was sicherlich auch an einigen Stellen den Eindruck von Oberflächlichkeit vermittelt hat. Dennoch ist es eine intensive Erzählung, die nichts beschönigt und mit Castro eine faszinierende Persönlichkeit in den Fokus nimmt. Ich habe „Bad Castro“ nachdenklich verlassen und doch ist es nicht das Buch, wofür ich Brooks in Zukunft vor allem im Kopf behalten werde.

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Veröffentlicht am 13.09.2021

Herrlich leicht und doch oberflächlich

Boston College - Nothing but You
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Nachdem ich gerade ein Buch aus dem Genre High Fantasy besorgt habe, was mich wirklich an meine Grenzen getrieben hat, habe ich gerne zum Auftaktband von „Boston College – Nothing But You“ gegriffen, weil ...

Nachdem ich gerade ein Buch aus dem Genre High Fantasy besorgt habe, was mich wirklich an meine Grenzen getrieben hat, habe ich gerne zum Auftaktband von „Boston College – Nothing But You“ gegriffen, weil mir klar war, dass es eine leichte Lektüre werden würde. Das ist es auch geworden, was ich als Abwechslung wirklich sehr genossen habe, aber dennoch konnte auch mein Bedürfnis nach Abwechslung nicht darüber hinwegtäuschen, dass es insgesamt doch eine eher knappe und damit auch oberflächliche Erzählung geworden ist.

Auch wenn ich Lyla und Beck beide sehr gemocht habe, so hatte ich doch den Eindruck, dass ein großes Ungleichgewicht bei der Darstellung ihrer Privatleben geherrscht hat. Während Beck sicherlich nicht die Perspektive war, die richtig tief gegangen ist, so war er doch derjenige, der mit dem Verlust seiner Eltern ein schweres Schicksal hat und nun vor der Aufgabe steht, das Familienunternehmen zu führen. Mit seiner kleinen Schwester, die bei der ungeliebten Tante lebt, war also genug Konfliktpotenzial gegeben, das auch voll ausgeschöpft wurde. Einzig seine Leidenschaft für das Eishockey erschien mir vor allem auf dem Papier zu bestehen, ich hätte mir doch gewünscht, dass das deutlich mitreißender gestaltet worden wäre, denn schließlich besteht für Beck eigentlich kein Zweifel, dass er eine Profikarriere anstrebt statt eine als Geschäftsmann.

Bei Lyla wiederum war es völlig umgekehrt. In ihren Gedanken waren wir viel näher an den Gefühlsthemen dran, man konnte mit ihr deutlich mehr mitleiden. Doch ihre Familie hat nur namentlich eine Rolle gespielt, ansonsten nicht. Das ist definitiv eine Verschwendung, da viele von Lylas Komplexen schließlich aus ihrem Elternhaus kamen, wie beispielsweise die Verdeckung ihrer Kurven. Da war es doch sehr seltsam, dass es nicht eine Begegnung mit den Eltern gab. Insgesamt fand ich es so auch schade, dass Lyla kein Konfliktpotenzial in die Geschichte mitbrachte. Sie ist die Beständige und Beck wird so ein wenig zum Buhmann gemacht, was aber völlig ungerechtfertigt ist. Zumal ich es bei Lyla schade fand, dass ihre ständige Betonung, eine Feministin zu sein, aber überhaupt nicht der Realität entsprach. Das ändert nichts an meinen Sympathien für sie, doch was sie da immer betont hat, hatte nichts damit zu tun, was sie dann mit ihrer Liste erreichen wollte. Denn letztlich hat sie sich doch zum Opfer von gesellschaftlichen Zwängen gemacht, Selbstbehauptung im positiven Sinn war das gewiss nicht.

Abseits von den Charakteren ist es definitiv so, dass das Erzähltempo angenehm schnell war. In der Konsequenz hat das natürlich wiederum bedeutet, dass nicht jeder innige Moment auch tatsächlich so rübergekommen ist. Das hat man besonders an den intimen Szenen bemerkt, die regelrecht überhastet geschildert wurden. Da es ein ‚überwältigendes‘ Erlebnis für Lyla werden sollte, musste ich doch schmunzeln, denn überwältigend stelle ich mir doch anders vor. An sich war es einfach eine eher oberflächliche Liebesgeschichte, die aber wirklich süß war. Auch wenn das Gleichgewicht nicht immer stimmte, würde ich zudem insgesamt urteilen, dass die Geschichte rund erzählt ist.

Fazit: Der Auftakt zur Reihe „Boston College“ war für mich wirklich die dringende benötigte ‚leichte‘ Lektüre, was beweist, dass ‚leichte Lektüre‘ nicht immer ein vernichtendes Urteil an sich sein muss. Natürlich sagt man das nicht zu einem Buch, das überall dorthin geht, wo es wehtun muss, so ist es eben eine eher oberflächliche Erzählung, die aber in einem Rutsch unheimlich unterhält. Man sieht die Defizite, aber man kann sie gut verzeihen, weil es insgesamt einfach wirklich angenehm ist.

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Veröffentlicht am 10.09.2021

Für mich zu komplex geworden

Das Reich der Asche - Realm Breaker 1
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Auch wenn ich von Victoria Aveyard die Reihe zu „Die Farben des Blutes“ noch nicht vollständig beendet habe, musste ich bei ihrer neu veröffentlichten Reihe „Realm Breaker“ einfach zugreifen. Das Cover ...

Auch wenn ich von Victoria Aveyard die Reihe zu „Die Farben des Blutes“ noch nicht vollständig beendet habe, musste ich bei ihrer neu veröffentlichten Reihe „Realm Breaker“ einfach zugreifen. Das Cover sah schon sehr cool aus, dazu die Beschreibung, die von einem großen spannenden Abenteuer deutete. Aber leider – dafür wahrscheinlich für die Autorin völlig beabsichtigt – habe ich kaum Parallelen zwischen den beiden Reihen gefunden, weil der Auftakt zu „Realm Breaker“ für mich schlichtweg zu hoch war.

Ich bin sicherlich nicht die erfahrenste Leserin von High Fantasy, das gebe ich zu, aber die Welt, die Aveyard hier geschaffen hat, hat sich mir in keiner Weise erschlossen. Alleine schon der Prolog hat mich so verwirrt, weil die Fülle der genannten Charaktere und Orte viel zu viel war. Dass ich an der Stelle schon nicht überfordert abgebrochen habe, ist wohl nur der Tatsache geschuldet, dass ich einfach keine Abbrecherin bin. Natürlich hat sich vieles nach hinten heraus gebessert, weil ich dann auch intensiv in der Geschichte drin war und tatsächlich leicht mitgefiebert habe. Aber müsste ich jetzt einen Aufsatz über die Welt von Allwacht schreiben, ich würde kläglich versagen.

Bereits in der ganzen Umschlaggestaltung wurde deutlich, dass die Reihe aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden wird. Und die Art und Weise, wie die unterschiedlichen Charaktere angepriesen wurden, hat mich doch sehr an die Krähen-Dilogie von Leigh Bardago erinnert. Nur hier geht es nicht um eine Gruppierung von Jugendlichen, sondern um alle möglichen Altersklassen, was wirklich eine wichtige Mischung ergeben hat. Corayne ist sicherlich das Herzstück der Erzählung und sie habe ich auch schnell lieb gewonnen, ebenso wie Andry, den man als tapferen Knappen nur bewundern kann. Aber bei den anderen war es verdammt schwierig, sich wirklich auf sie einzulassen. Gerade weil es schon ältere Figuren mit einer sehr langen Geschichte sind, hatte ich den Eindruck, dass mir viel zu viel von ihnen verwehrt wurde, um sie wirklich zu verstehen.

Da es für mich schon schwer war, die dargestellte Welt richtig zu verstehen, muss ich auch sagen, dass die Handlung mich vor extreme Herausforderungen gestellt hat. Die Dinge, die abseits der Spindel stattgefunden haben, die habe ich für mich verarbeiten können, aber spätestens, wenn sich nach und nach alle zusammenfinden, dann wird es schon sehr kompliziert und komplex. Hinzukommt, dass das Buch aus unendlich vielen beschreibenden Passagen besteht und wenn man da als Leserin nicht wirklich den Packan bekommt, dann ist es auch schwierig, mit Begeisterung dabei zu sein. Ich hätte gerne deutlich mehr Dialoge gehabt, damit auch eine gewisse Dynamik in der Handlung entsteht. Dem war aber nicht so, weswegen die 600 Seiten für mich die größte Herausforderung seit Jahren war. Ich mag zwar nicht gerne einzelne Bücher abbrechen, aber bei Reihen bin ich da weniger zimperlich, weswegen das Abenteuer „Realm Breaker“ auch schon wieder beendet ist, denn es ist einfach nicht meine Welt. Nichtsdestotrotz ziehe ich meinen Hut vor der Autorin, denn so eine Welt zu erschaffen und den Überblick zu behalten, da muss eine Fantasie am Werk sein, die ihresgleichen sucht.

Fazit: Mich hat der erste Band von „Realm Breaker“ leider völlig überfordert, was für mich eher heißt, dass ich definitiv nicht die angepeilte Zielgruppe bin, denn das Buch ist technisch definitiv hochkomplex, als von einem wahren Fantasy-Mastermind geschrieben worden. Aber für mich war es aufgrund der Komplexität definitiv kein Vergnügen, weswegen die Reihe für mich mit dem Auftakt auch gleich wieder beendet ist.

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Veröffentlicht am 22.08.2021

Abschluss einer sehr erwachsen geschriebenen Reihe

Runaway
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Es ist schon verrückt, dass die erste von Anabelle Stehl veröffentlichte Buchreihe mit „Runaway“ nun schon ihr Ende findet, denn ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich erfuhr, dass eine ...

Es ist schon verrückt, dass die erste von Anabelle Stehl veröffentlichte Buchreihe mit „Runaway“ nun schon ihr Ende findet, denn ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich erfuhr, dass eine meiner liebsten Buchbloggerinnen bald selbst veröffentlichen wurde. Während ich „Breakaway“ an manchen Stellen noch etwas unrund fand, hat mir „Fadeaway“ schon deutlich besser gefallen, wie sieht es nun also mit dem Abschluss aus?

Insgesamt muss ich wirklich sagen, dass Anabelle eine thematisch sehr reife Trilogie gelungen ist, denn gerade durch den Podcast war auch noch mal der Raum geöffnet für sehr sensible Themen und ich muss wirklich den Hut ziehen, dass die Autorin das mit viel Respekt angegangen ist und daraus sehr unaufgeregte Geschichten entwickelt hat, die tatsächlich eher inhaltlich denn von der Spannung her in Erinnerung bleiben werden. Gerade für „Runaway“ gilt das meiner Meinung nach besonders, denn Elias und Miriam sind beides Menschen, die tief in sich ruhen, weswegen es kaum verwunderlich ist, dass das Buch keine großen Ausbrüche oder sonstige dramatische Auseinandersetzungen zu bieten hat. Umgekehrt bietet das natürlich immer die Gefahr von Langeweile, das muss man einfach mal so hart sagen, aber ich finde es dennoch richtig, dass Anabelle dem ersten Eindruck zu Elias und Miriam so treu geblieben ist und sie nicht zu anderen Charakteren hat werden lassen.

Deswegen würde ich das auch mit „erwachsen“ charakterisieren, denn man merkt es der Autorin deutlich an, dass sie sich auch nicht gezwungen sieht, ein bestimmtes Muster zu bedienen, sondern die Geschichten erzählt, die sie zwischen den Seiten sehen will. Da finde ich es auch mutig, dass die Frau den ersten Schritt zum Kuss hin macht, dass er sie zunächst abweist und dass sie ewig brauchen, um sich wirklich zu finden. Es ist damit wirklich so gar nicht typisch für NA und das mag einige abschrecken, weil man in dem Genre ja auch mag, immer das zu kriegen, was man bekommen möchte, aber ich habe Respekt vor Anabelles Entscheidung. Zumal dann auch die Themen bei Elias und Miriam so mitten aus dem Leben gegriffen sind und nicht künstlich aufgebauscht sind. Miriams Geschichte ist wahrscheinlich nicht völlig typisch mit der Abtreibung, aber ich finde es wirklich einnehmend, wie die verschiedenen Perspektiven dargestellt wird. Bei Elias wiederum ist das Thema Selbstfindung gegeben, das wir in unseren 20ern nur alle zu gut kennen und ich finde auch die Botschaft, lieber das zu machen, was einen glücklich macht als nur das, was einen höchstens reich macht, sehr wichtig. Und ich fand es auch wichtig, wie die beiden füreinander so unaufgeregt da waren. Das hat meinem Seelenheil richtig gut getan.

Mir hat es am Ende auch noch mal richtig gut gefallen, dass Lia als Hauptfigur des ersten Bandes den Epilog bekommt, denn mit ihr hat alles angefangen. Sie hat tatsächlich alles, was danach kam, in Gang gesetzt und so wurde richtig schön ein Kreis geschlossen. Das zeigt auch die Liebe von Anabelle für ihre Reihe und ich glaube, wenn man merkt, wie wichtig der Autorin die Reihe war, dann schafft das auch noch mal zwischen Leser*in und Buch eine andere Bindung.

Fazit: Ich bin nach drei veröffentlichten Büchern wirklich sehr stolz auf Anabelle Stehl, denn sie hat sich nicht gescheut, ihre Bücher nicht ganz nach dem üblichen Schema zu schreiben, sondern auch mal mutige Schritte zu wagen. Zudem hat sie sich auch bei den Themen nicht gescheut in die vollen zu gehen, was Respekt abverlangt. All das bestätigt sich in „Runaway“ noch einmal im Besonderen und deswegen bin ich mit der Reihe wirklich zufrieden.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Perfekt unperfekt

Forever Close - San Teresa University
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Meine gemeinsame Geschichte mit Kara Atkin ähnelt in etwa der, die ich mit Sarah Sprinz teile, denn ihre Romane bei Lyx waren meine ersten Begegnungen mit ihnen als Autorinnen. Während die Auftaktromane ...

Meine gemeinsame Geschichte mit Kara Atkin ähnelt in etwa der, die ich mit Sarah Sprinz teile, denn ihre Romane bei Lyx waren meine ersten Begegnungen mit ihnen als Autorinnen. Während die Auftaktromane zu ihren Reihen noch sehr durchschnittlich waren, habe ich aber das Potenzial in dem Talent als Autorin erkannt und beide zweite Bände waren wahre Herzensbücher, die mich tief berührt haben. Die Reihe von Sprinz habe ich nun letzten Monat beendet, nun endet also mit „Forever Close“ die San Teresa-Reihe von Atkin. Ob es wieder so ein Knaller wird wie bei Band 2?

Ich habe das ganz oft in jeder NA-Reihe, dass es immer ein Paar gibt, auf das ich besonders hinfiebere und das waren bei der San Teresa-Reihe ganz klar April und Tyler. Schon im ersten Roman war es nur eine Begegnung zwischen ihnen und da habe ich schon gespürt, da wartet etwas Großes auf uns. In Band 2 war Tyler dann in seiner kulturellen Heimat unterwegs, was aber okay war, denn es war schließlich immer noch nicht seine und Aprils Geschichte. Doch in Band 3 ist die Vorfreude nun so gesteigert worden, dass die beiden endlich dran sein dürfen. Vorfreude hat immer ein wenig den Nachteil, dass damit auch die Erwartungen steigen, aber zum Glück hat schon der Einstieg in „Forever Close“ gezeigt, dass ich mir keine Sorgen machen muss, denn die Funken haben wie eh und je gesprüht und die Chemie ist einfach jenseits von allem. Deswegen hat auch gleich die erste Wiederbegegnung der beiden gezeigt, dass man sich über die beiden keine Sorgen machen muss. Vielleicht war manchmal minimal die Luft raus, aber das war auch immer mit den Momenten verbunden, wo ich allgemein das Gefühl hatte, dass sich die Geschichte eine Auszeit genommen hat.

Aber die Auszeiten gewichte ich auch nicht stark negativ, denn Atkin beweist in meinen Augen erneut, dass sie eine sehr intelligente Erzählerin ist. Sie verzichtet zwar auf all zu viele Gruppenszenen, was ich etwas schade fand, weil ich wirklich alle Figuren der Reihe wirklich sehr ins Herz geschlossen haben, aber die Geschichten von Tyler und April sind jeweils sehr liebevoll erzählt. Vielleicht hat bei Tyler noch was gefehlt, denn gerade seine Eltern hätten gerne auch auftauchen dürfen, aber man hat schon deutlich gemerkt, dass es vor allem um April ging, die ich wirklich unheimlich gut nachvollziehen konnte. Und das richtig Angenehme war, dass die Geschichte auch all die Schritte durchgenommen hat, die ich mir zwischendurch gewünscht habe. Die Konfrontation mit ihrer Mutter, wann sie mit der Wahrheit herausplatzt und wie es am Ende zur Versöhnung an allen Fronten kommt. Hier finde ich, dass die einzelnen Schritte beweisen, dass Atkin viel Liebe zum Detail hat, denn es ist behutsam erzählt, authentisch und damit wirklich wie ein weiches Kissen, in das man sich schmiegen mag.

Was ich abschließend auch noch absolut lobend hervorheben möchte, ist die Art und Weise, wie die Beziehung von Tyler und April zu einem Knackpunkt geführt wurde. Die Geschichte hat stark damit gearbeitet, dass die beiden nicht viele Gemeinsamkeiten haben. Keine ähnlichen Charaktereigenschaften und keine gemeinsamen Interessen, aber was sie gemeinsam haben, ist ihre Liebe füreinander. Und da war die Frage eben die ganze Zeit, kann das reichen? Aber Atkin hat hier heraus kein übertriebenes Drama geflochten, stattdessen hat sie die Konfrontation der gemeinsamen Zukunft sanft vorangetrieben und als eine Entscheidung erzwungenermaßen im Raum stand, hat sie April und Tyler so erwachsen handeln lassen, dass ich vor Glück hätte weinen können. Die vorläufige Trennung der beiden war eine der schönsten, die ich gelesen haben und das mag noch so verrückt klingen, aber in NA trennen die Paare sich so oft und oft so unsinnig, aber hier ist es wirklich logisch, intensiv und dadurch tatsächlich schön gestaltet. Und genau so etwas wiegt dann für mich qualitativ auch so sehr, dass ich kleinere Schwächen davor nahezu vergessen habe. Zwar bleibt Band 2 doch mein Liebling, vielleicht weil er so überraschend gut war, aber April und Tyler haben doch den besonderen Platz in meinem Herzen.

Fazit: Hut ab vor Kara Atkin, die ihre San Teresa-Reihe sehr überzeugend zu Ende bringt und mich angesichts der tollen Geschichten für Tyler und April strahlen lässt. Es war nicht alles perfekt, aber es war in dem, was da war, so perfekt, dass ich Atkin wirklich nur ganz fest im Auge behalten kann, damit mir kein neues Buch mehr von ihr entgeht.

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