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Veröffentlicht am 08.04.2024

Nur einseitig sehr interessant

The Idea of You
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Ab dem 2. Mai 2024 ist auf Prime Video die Filmadaption zu „The Idea of You“ nach Robinne Lee zu streamen und das ist Grund genug, das Buch nun auch mal zu lesen, der 2017 nach seiner Erscheinung ehrlich ...

Ab dem 2. Mai 2024 ist auf Prime Video die Filmadaption zu „The Idea of You“ nach Robinne Lee zu streamen und das ist Grund genug, das Buch nun auch mal zu lesen, der 2017 nach seiner Erscheinung ehrlich gesagt völlig an mir vorbeigegangen ist, was sich vielleicht auch davon erklären lässt, dass der Roman erst jetzt auch auf den deutschen Buchmarkt geholt wurde. Ich hatte im englischsprachigen Raum aber auch so schon einen gewissen Hype mitbekommen, was ganz sicherlich am Cast (mit Anne Hathaway und dem aufstrebenden Nicholas Galitzine) und an der Thematik des Altersunterschieds mitsamt Boyband liegt. Also überzeuge ich mich mal, was das Buch zunächst zu bieten hat.

Die Thematik des großen Altersunterschieds (immerhin 20 zu 40 und damit genau das Doppelte) fand ich eigentlich das spannendste, denn wenn man ansonsten bei Liebesromanen oder noch spezieller noch bei New Adult unterwegs ist, dann ist es nicht ungewöhnlich, dass der Protagonist oder auch in selteneren Fällen die Protagonisten bekannte Figuren sind. Meist sind es Rockstars (oder nennen wir es etwas unspezifischer Musiker), aber auch Schauspieler sind immer wieder gerne gefragt. Dementsprechend ist der riesige Altersunterschied sicherlich der Aspekt, der „The Idea of You“ für mich rausstechen lässt. Ich persönlich bin bei dem Thema bewusst zurückhaltend in Urteilen, zumal man es nicht über einen Kamm scheren kann. Denn ab wann ist es ein Altersunterschied? Ab wann ist es vielleicht Vater-/Mutterkomplex? Ab wann ist es klar Missbrauch und wann ist es einfach Seelenverwandtschaft? Denn so wie ich an Liebe über Ethnien und Geschlechter hinweg glaube, so ist dann ganz sicher nicht das Alter der Faktor, der alles zum Erliegen bringt. Zumal es im Buch auch gut angesprochen wird, dass es häufiger für viele zum Problem wird, wenn die Frau älter ist, während es bei älterem Mann und jüngerer Frau schneller normal ist. Natürlich waren im Buch viele Stellen zu entdecken, wo man die unterschiedliche Reife von Solène und Hayes sehr deutlich merken konnte.

Aber vielleicht setze ich mal etwas früher an. Das Buch ist ausschließlich aus Solènes Sicht erzählt. Das passiert durchaus häufiger in Büchern, gerade wenn es auch von einer Autorin ist, die sich dann mit der weiblichen Perspektive leichter tut. Ich bin inzwischen ganz eindeutig mehr Fan von der Gleichberechtigung, weil es mir hilft, bei beiden Figuren mitzufühlen und so auch tiefer in ihre Liebesgeschichte einzutauchen. Dementsprechend hat Hayes hier schon schlechtere Karten. Auch wenn es nicht grundsätzlich ein Problem ist, aber hier war es eins, dass ich Hayes nicht in den Kopf gucken konnte. Ich habe mich daher beim Lesen so oft bei dem Gedanken erwischt, dass ich ihn manches Mal richtig gewandt, gebildet, aufmerksam und anpassungsfähig empfand. Das war dann vor allem auch alles, was mit Solènes Kunst und entsprechenden Kontakten zu tun hatten, aber dann wiederum war er manchmal so kindisch und wirklich wie ein kleines Baby, das immer gewiegt werden muss, in Sicherheit. Deswegen war es auch immer ein Hin und Her im Empfinden der ganzen Liebesgeschichte. Es gibt viele explizite Szenen, da dann an Hayes als Kind zu denken, das wäre fatal, aber so war es auch nicht. Aber dennoch hätte das Ungleichgewicht manchmal nicht größer sein können und dann war ich auch bei toxischen Gedanken in Bezug auf diese Beziehung.

Aufgrund dieses Aspekts wird es im Film sicherlich spannend werden, wie das rüberkommt, denn dort werden die Perspektiven etwas anders verteilt wirken. Aber hier im Buch ist es Solènes Geschichte und wenn die Autorin entsprechend eigene Fantasien in Bezug auf einen Musiker hat, dann verstehe ich auch, dass sie vor allem ihre eigene Perspektive da versucht hat auszuleben. Zumal es da auch genug interessante Ausgangspunkte gab. Wie reagiert das Umfeld? Wie es für die Tochter, die typisch schwärmerisch auf ihr Idol steht? Wie ist es für Solène, wenn es publik wird? gibt es Zukunftsplanungen oder nur im Moment leben? Es gab da doch vieles, was ich sehr spannend fand. Man hat an Solènes Gedanken auch gemerkt, wie inkonsequent sie da war, denn es gibt keine Schablone für dieses Leben. Sie hat aber eigene Erfahrungen schon gemacht, sie hat eine wichtige Lektion in Bezug auf persönliches Glück gelernt, sie kann anders entscheiden als noch als 20-Jährige. Aber mir hätte das Buch ganz sicherlich besser gefallen, wenn Hayes seine Perspektive bekommen hätte. Denn so war der Buchtitel auch Programm und ich habe manches Mal auch gedacht, dass Solène aus einem Traum erwacht. Dem war nicht so, weswegen das Ende auf eine Art auch sehr abrupt wirkte. In der Konsequenz bin ich wohl ganz dabei, aber es ist schon ein echtes Ausrufezeichen.

Fazit: „The Idea of You“ hat mir aufgrund des ungewöhnlichen Aspekts des Altersunterschieds durchaus gefallen. Da Solènes Perspektive so intensiv beleuchtet wird, wurden da auch viele Seiten interessant betrachtet. Aber mir fehlte Hayes' Perspektive, um mehr mitleiden zu können. So wirkte er mal erwachsen, mal sehr kindisch und er war bis zum Ende nicht richtig greifbar. Ja, weil er vielleicht nur die Idee einer echten Person ist. Ich bin jedenfalls froh, es gelesen zu haben, denn es ist anders, auch mit dem gewählten Ende, aber die ideale Lektüre ist es nicht.

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Veröffentlicht am 03.04.2024

Konnte Rollenbilder nicht wegdrücken

An Optimist's Guide to Heartbreak
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Das Cover von „An Optimist's Guide to Heartbreak” konnte einem schon wegen des Covers nicht entgegen. Starke und auffallende Farben, aber auch die Zusammenführung der beiden Titel dieser Dilogie haben ...

Das Cover von „An Optimist's Guide to Heartbreak” konnte einem schon wegen des Covers nicht entgegen. Starke und auffallende Farben, aber auch die Zusammenführung der beiden Titel dieser Dilogie haben mich sofort angesprochen, weil ich da an den klassischen Widerspruch denken musste, dass Gegensätze sich anziehen, aber gleich und gleich sich auch gerne zueinander gesellt. Daher wollte ich unbedingt mal reinlesen, um zu sehen, was die für mich unbekannte Jennifer Hartmann zu bieten hat.

Ich musste tatsächlich bei „An Optimist's Guide to Heartbreak” eher an die früheren Romane denken, die ich im New Adult-Genre gelesen habe. Ob das nun ein Kompliment oder doch eher Kritikpunkt ist, da bin ich sehr unschlüssig, denn das Buch hat mich an die guten und schlechten Seiten von damals erinnert. Das Schlechte sind wohl die Geschlechterrollen. Zwar spricht es Cal über sich an einer Stelle selbst kritisch an, aber dennoch war er einfach so eine Figur, die ich stellenweise als sehr unangenehm empfand. Seine Übergriffigkeit, seine Eifersucht, die gepaart auch Lucy oft in peinliche Bedrängung gebracht hat, und dazu seine Launenhaftigkeit, grr, es war stellenweise echt schwierig. Und das hat mich insofern auch gestört, weil die Andeutungen zu Cal aus der Kindheit ein anderes Bild zeichnen. Da mag er zwar noch nicht der hormongesteuerte Jugendliche und darüber hinaus gewesen sein, aber er wirkte da sehr offen, sehr verständig und angemessen beschützend. Auch in der Gegenwart hat er seine Momente, aber es ging oft so hin und her mit den Launen, dass die schönen und niedlichen Erlebnisse gleich wieder niedergemäht wurden.

Aber auch Lucy kann ich nicht ganz ohne Kritik lassen. Sie hat mir eindeutig besser gefallen, auch wenn ich keine Optimistin bin, aber da lässt man sich doch gerne mitreißen. Dementsprechend fad ich es schade, dass Lucy oft einfach Worte in den Mund gelegt wurden, um sie in peinliche Situationen zu bringen. Ich kenne auch genug Menschen, die erst reden und dann denken, das ist alles in Ordnung, aber es war gefühlt ständig, dass sie schlüpfrige Dinge sagte. Natürlich braucht es auch immer jemanden, der die Doppeldeutigkeit auch wahrnimmt, aber Lucys Sätze haben oft auch gar keinen Interpretationsspielraum gelassen. Ich fand sie auch in einigen Aspekten nicht konsequent gestaltet. Vieles kann ich aus ihrer Lebensgeschichte heraus verstehen, aber anderes hat dazu auch überhaupt nicht gepasst. Sinnbildlich können immer zwei Herzen in einer Brust schlagen, aber spätestens wenn sie sich dann versucht hat herauszureden, da war es mit dem Verständnis dann wieder schwierig. Dennoch muss man auch sagen, dass so Geschichten, schon im Kindesalter verknallt und als Erwachsene wieder zusammenkommend immer irgendwie funktionieren. Also auch wenn ich mich über genug Aspekte geärgert habe, so stimmte die Chemie zwischen den Figuren.

Ob nun unbedingt eine Dilogie nötig gewesen wäre, abgesehen von dem tollen Wortspiel der Titel? Wohl eher nicht. Dieser erste Band ist schon recht knapp, wenn man andere Bücher aus dem Genre liest. Dazu hätte man den Inhalt etwas stucken können und sich vor allem Cals Launen etwas reduzierter geben können, dann hätten Band 1 und 2 sicherlich gut zwischen einen Buchdeckel gepasst. Ich weiß natürlich noch nicht, wie es ausgehen wird, aber es ist bereits jetzt klar zu erahnen. Diese Geschichten kommen anderen Zielgruppen besser entgegen, die auch gerne mehrere Achterbahnrunden mitleiden, aber für mich ist das einfach etwas zu viel. Ich brauche mehr tiefgründigeres Drama, um das wirklich alles mit durchzustehen.

Fazit: „An Optimist's Guide to Heartbreak” ist keine schlechte Lektüre, keinesfalls, aber sie hat eindeutig auch genug Stellen, die für mich bedenklich sind und das liegt vor allem an der männlichen Rolle Cal. Früher habe ich solche Bücher mit solchen Figuren kritikloser gelesen. Aber ich wusste vorher nicht, was ich bekommen werde. Dementsprechend gut und schnell wegzulesen, aber es ist eindeutig ein Buch, wo jeder ganz individuell entscheiden muss, wie die Darstellung von Liebesgeschichten gewünscht ist und welches Rollenbild sich dahinter verbergen muss. Für mich war es nicht ideal.

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Guter Mix aus Themen und Intensität

Infinity Falling - Change My Mind
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Sarah Sprinz ist eine Autorin, die ein gutes Gespür für Trends hat. Ihre erste Reihe war eine typische College-Reihe, die zweite spielte an einem Internat, was sich auch als sehr beliebt erwiesen hat und ...

Sarah Sprinz ist eine Autorin, die ein gutes Gespür für Trends hat. Ihre erste Reihe war eine typische College-Reihe, die zweite spielte an einem Internat, was sich auch als sehr beliebt erwiesen hat und nun taucht sie in die Welt von Film und Fernsehen ein mit der „Infinity Falling“-Reihe. Diese ist quasi für mich eine zweite Heimat, weil ich Fernsehserien sehr liebe und mich auch hinter den Kulissen mit den Geschichten auseinandersetze. Daher fand ich schon im ersten Band, dass Sprinz rund um Aven und Hayes eine Geschichte gestrickt hat, die sehr authentisch wirkte, vor allem auch im Hinblick auf das Argument, dass diese Welt nicht nur rosarote Seiten hat.

Schon im ersten Band war auffällig, dass Sprinz die Reihe auch nimmt, um sich Themen anzunehmen, die wir oft aus der Sicht von Frauen erzählt bekommen. Aber nicht, weil die Autoren lazy wären, sondern weil es oft auch um statistische Werte geht. Das war die Essstörung im ersten Band, hier ist es der Missbrauch, der aus der Sicht des Mannes näher ergründet wird. Ich vermute fast, dass es auch in Band 3 noch fortgesetzt wird und finde die Idee wirklich weiter löblich, auch weil ich ähnlich wie bei der Geschichte von Hayes auch bei Ruben hier den Eindruck hatte, dass die Geschichte gut durchdacht ist. Ruben mag schon in keiner Akutphase mehr gewesen sein, aber man erlebt in der Therapie und einige Muster kommen durchaus immer wieder hoch. Mentale Gesundheit geht definitiv auch die Männer an und deswegen hatte ich den Eindruck, dass Ruben da die richtige Einstellung hat und dementsprechend kam es auch rüber. Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich im Vorfeld dachte, dass Holly mir von der Persönlichkeit her aus dem Duo besser gefallen würde, weil ihre Beziehung zu Aven intensiver dargestellt worden ist und ich schon ein besseres Gefühl für sie hatte. Aber im Leseprozess von Band 2 hat sich das doch sehr gewandelt, denn Ruben hatte mich schnell am Haken, auch weil seine Geschichte nicht künstlich im Dunklen gelassen wurde, sondern es war schnell erkennbar, was los ist und ich habe ihn sofort ganz anders wahrgenommen und er hatte schnell mein Herz.

Holly dagegen war eine Nummer für sich. Ich muss generell sagen, dass immer dieses Hin- und Hergereise und immer erreichbar sein, selbst bei mir als Leserin eine gewisse Portion von innerer Unruhe erzeugt hat. Aber Hollys Art, die auch mit Kontrolle und extremer Verantwortlichkeit gepaart wurde, hat dem Ganzen noch einmal etwas aufgesetzt. Denn Ruben kam für mich so nicht rüber, er war deutlich entspannter und auch generell empathischer, auch wenn der Ruf genau andersherum war. Ich mochte die Geschichte der beiden, das soll nun nicht falsch rüberkommen, aber ich war doch überrascht, wie genervt ich manches Mal von Holly war, auch wenn sie in sich eine nachvollziehbare Figur ist. Durch Avens Perspektive wirkte sie viel erwachsener und kontrollierter, aber in ihrem Kopf wurde deutlich, wie sehr das alles eigentlich eine Fassade ist. Aber das Miteinander der beiden war dennoch angemessen und mitreißend gestaltet. Die Chemie ist rübergekommen, auch wenn sie sich anfangs mehr gefetzt haben, aber es wurde auch schnell deutlich, dass Holly das die allermeiste Zeit aufrechterhalten hat. Aber auch sie ist nicht einfach nur eine Frauenfigur, sondern an ihr wird auch gezeigt, wie schwer es Frauen in der Industrie haben können. Das hat sicherlich auch zu ihrer Wirkung beigetragen, weil sie auch immer geahnt hat, was die Beziehung zu Ruben für sie abseits des Emotionalen haben könnte.

Die beiden Figuren haben viele schöne, kleine Momente geschenkt bekommen und ich fand auch, dass es am Miteinander wirklich schön gezeigt wurde, wie eine gesunde Beziehung aussieht. Denn auch wenn zwischen ihnen stellenweise so viel stand, aber wenn sie sich aufeinander eingelassen haben, sie haben einander immer entspannt und sie konnten mehr einander selbst sein. Das hat mir als Gefühl sehr gut verstanden. Rubens Geschichte fühlt sich am Ende runder an als die von Holly, aber ich könnte mir vorstellen, dass die bislang vier Charaktere im Fokus auch im dritten und finalen Band noch ihre Wirkung haben werden. Die Geschichte von Hayes beispielsweise ging hier nahtlos weiter, was ich auch noch unbedingt lobend erwähnen will, weil es zeigt, dass er nicht einfach wundergeheilt wurde. Mentale Gesundheit ist kein An- und Ausknipsen und authentischer kann man es nicht aufzeigen.

Fazit: Auch Band 2 aus der „Infinity Falling“-Reihe nach Sarah Sprinz hat mich insgesamt überzeugen können. Die Reihe hat es sich offenbar auf die Fahne geschrieben, sensible Themen mal aus der Männerperspektive zu erzählen. Das klappt für Ruben super, hatte aber ein wenig zur Folge, dass Holly im Gegensatz zu ihm nicht so gut wegkam, deswegen reicht es für mich nicht zur absoluten Begeisterung. Aber insgesamt eine wieder toll ausgearbeitete Geschichte mit vielen Highlights.

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Veröffentlicht am 26.03.2024

Schwermütig zum Abschied

Move On - New England School of Ballet
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Jetzt ist die „New England School of Ballet“-Reihe mit Band 4 tatsächlich schon wieder vorbei. Dabei fühlt es sich so an, als wäre es gerade erst losgegangen. Den ersten Band hatte ich einer Leserunde, ...

Jetzt ist die „New England School of Ballet“-Reihe mit Band 4 tatsächlich schon wieder vorbei. Dabei fühlt es sich so an, als wäre es gerade erst losgegangen. Den ersten Band hatte ich einer Leserunde, wo viel diskutiert wurde, war es jetzt genug Ballett, ja nein? Wahrscheinlich ist es mir deswegen noch emotional so präsent und deswegen auch so nah. Insgesamt würde ich sagen, dass ich mir von dieser Reihe von Anna Savas etwas anderes vorgestellt hätte. Aber mit dem dritten Band habe ich glaube ich auch damit abschließen können, nicht mehr so viel Tanzen und so eigene Vorstellungen zu einer Ballettschule zu erwarten und dann war es auch deutlich einfacher, sich mehr auf das zu konzentrieren, was ich angeboten bekommen haben. Und da ist ganz klar der Fall, dass Savas eine gute Erzählerin ist.

Auf den dritten Band hatte ich mich richtig gefreut, weil Lia einfach die Persönlichkeit war, die mich bis dato am meisten fasziniert hat. Bei Skye war das jetzt etwas anders. Ich mochte sie zwar durchgängig, gerade weil sie auch für Jace so eine gute Freundin war, aber sie war dennoch für mich nicht so mysteriös aufgebaut, dass ich ihr unbedingt hinter die Birne gucken wollte. Aber sowas ist so gesehen nicht schlimm, denn Reihen lese ich eigentlich eh konsequent und da wird man oft von Figuren überrascht, die man vorher gar nicht so vielversprechend auf dem Schirm hatte. Skye gehörte eindeutig zu. Sie ist wirklich einfach eine liebe Persönlichkeit, die mir wahrscheinlich aus der Reihe von der Persönlichkeit her auch am ähnlichsten ist. Das waren dann vor allem Eigenschaften, sich so sehr um andere zu sorgen, dass man sich selbst dabei verliert. Aber es war auch das Teilen von eigener Kunst, ohne dass aber konkret die Person dahinter im Vordergrund stehen muss, sondern vielmehr die Botschaft des Ganzen. Das hat mich mit Skye sehr verbunden. Dementsprechend habe ich mich bei ihr schnell einfinden können. Gabriel war nun ein Neuzugang und er hat es am Anfang nicht leicht bei mir gehabt.

Das liegt aber auch daran, dass die anfängliche Atmosphäre des Buchs schon recht düster ist. Es war ein wenig wie im ersten Band bei Zoe und Jace, aber da war ohnehin noch alles neu zu entdecken, weswegen es mich da nicht so gestört hat, aber so Enemies-to-Lovers-Geschichten haben immer einen schmalen Grat. Ich mag es normalerweise gerne, wenn da am Anfang in das feindliche Miteinander Humor eingewoben wird. Das war hier nicht möglich. Gabriel und Skye haben eine gemeinsame Geschichte mit vielen verletzten Gefühlen, bei der auch wirklich böse Worte gefallen sind. Natürlich kann da nicht mit Humor gearbeitet werden. Aber dadurch war die Geschichte anfangs so schwer. Egal, wann die beiden Figuren sich begegneten, immer Hass, Hass, Hass. Ich weiß nicht, ob in einem Buch schon mal so oft „Ich hasse dich“ gefallen ist. Das hat mit mir als Leserin schon etwas gemacht. Dazu kam auch das Ungleichgewicht der Perspektiven und damit meine ich nicht, wer hat wie viele Kapitel bekommen, sondern mehr, dass ich aus Skyes Perspektive ein besseres Verständnis für die Gesamtsituation hatte, während Gabriel da zurückhaltender gestaltet wurde, weswegen ich die ganze Zeit dachte, warum hat er denn nun so überreagiert?

Den Verlauf der gemeinsamen Geschichte, sowohl in den Rückblenden erzählt, aber dann auch in der Gegenwart, das war für mich vollkommen okay. Die Anziehung zwischen den beiden war evident und hat durch das Eifersuchtsdrama auch angemessenes Futter bekommen. So war es gut nachvollziehbar, warum die beiden ein Arrangement getroffen haben, wo dann schnell alles aufgesprungen ist, weil da nun mal mehr loderte. Also von der Chemie, der Intensität zwischen ihnen, da hat Savas nochmal einen richtig guten Job angeboten. Dennoch würde ich in einer Nachbetrachtung sagen, dass die Trennung arg überzogen war. Auch wenn letztlich noch rausgekommen ist, dass beide nicht ehrlich waren, aber Gabriels Empfindungen erschienen mir dennoch zu intensiv, zumal ich aufgrund der Andeutungen aus seiner Perspektive viel Schlimmeres erwartet hätte. So entstand mehr der Eindruck, wie viel Zeit die beiden zusammen verplempert haben. Also insgesamt ein reizvolles Paar, aber drum herum eine Geschichte, die mehr Leichtigkeit verdient gehabt hätte. Aber der Abschlussband rettet sich von der Atmosphäre her auch, weil es wunderbar gelungen ist, die übrigen Paare noch einmal einzubinden. Auch die Idee mit der Dokumentation war da sehr passend, weil so während der Produktion schon viel rekapituliert werden konnte, aber besonders der Zeitsprung war noch einmal richtig schön und hat mir auch nochmal bewiesen, dass ich die Reihe trotz der generellen Kritik rund um Ballett dennoch gerne gelesen habe.

Fazit: Mit „Move On“ verabschieden wir uns von der Ballettschule in Boston und es war noch einmal eine sehr schwermütige Geschichte, die zwar ein Paar hat, wo von der Chemie her alles da war, so dass ich mitfühlen konnte, aber ein bisschen mehr Spaß und Laune wäre nicht schlecht gewesen. Dazu ist der generelle Abschiedsgedanke wunderbar gelungen und hat belegt, Abschied nehmen ist hier nicht leicht, aber ich freue mich auf neue Abenteuer mit Anna Savas.

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Veröffentlicht am 25.03.2024

Fehlende Perspektive verhindert bessere Liebesgeschichte

The Love Code. Wenn die widersprüchlichste Theorie zur großen Liebe führt
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Die Autorin Susannah Nix sagte mir bis zu „The Love Code“ gar nichts, was aber auch wenig verwunderlich ist, da das Buch ihren Durchbruch auf dem deutschen Buchmarkt bedeutet. Für mich war reizvoll, dass ...

Die Autorin Susannah Nix sagte mir bis zu „The Love Code“ gar nichts, was aber auch wenig verwunderlich ist, da das Buch ihren Durchbruch auf dem deutschen Buchmarkt bedeutet. Für mich war reizvoll, dass ich zuletzt einige Liebesromane gelesen habe, die eine humorvolle Unternote haben und vor allem mit dem etwas sperrigen Untertitel „Wenn die widersprüchlichste Theorie zur großen Liebe führt“ habe ich mich bestätigt gesehen, dass es in die Richtung geht. Weiterhin war für mich auch ein Argument, dass der Klappentext sowie dann auch der ‚Code‘ im Titel auf eine etwas nerdige Geschichte hindeuten, wo die Protagonistin aus der Liebe vielleicht ein wissenschaftliches Experiment macht. Ich war also aus mehreren Gründen neugierig.

Von dieser beschriebenen Ausgangssituation her muss ich sagen, dass ich nicht wirklich das bekommen habe, was ich erwartet habe. Zunächst würde ich sagen, dass mir der Stil als nicht besonders humorvoll erschienen ist. Natürlich gab es auch mal peinliche Situationen zum Lachen, aber Susannah Nix hat ihrer Protagonistin Melody keinen speziellen Ton mitgegeben, wo ich mich schon alleine an der Wortwahl hätte erheitern lassen können. Dennoch würde ich den Schreibstil deswegen nicht kritisieren wollen, denn ich bin gut durch die Geschichte geglitten. Ich hatte die Hörbuch-Version, die von Vanessa Stoll gelesen wird. Ich fand ihre Stimme angenehm. Es war nur etwas seltsam angesichts der Geschichte, dass es keine Ich-Erzählung war. Da wir die ganze Geschichte nur durch Melodys Perspektive erleben, hätte sich vielleicht ein Ich-Erzähler besser angeboten. Im Hörbuch war ich nämlich manchmal auch irritiert, wer nun ‚sie‘ ist, weil das Melody oder eine der anderen Frauenfiguren hätte sein können. Ich weiß aber nicht, ob mich das in der Buchausgabe auch gestört hätte. Durch das Vorlesen war es aber so, dass ich immer erst mehr Kontext brauchte, um zu wissen, von wem nun die Rede ist.

Neben dem Humor hat aber auch das nerdige für mich gefehlt. Ja, Melody ist weniger die, die jedes Wochenende Halli Galli macht und sich daher in vielen Fandoms bestens auskennt, ja, sie ist auch die ITlerin, aber ansonsten ist sie wirklich sehr durchschnittlich als Figur. Vielleicht ist sie nicht per se die romantischste, aber sie ist keinesfalls verkopft, sie ist für mich also eher gefühlsgesteuert. Also noch etwas, was ich mir anders vorgestellt hätte und dennoch fand ich das Buch deswegen nicht schlecht. Es war halt völlig anders, aber ich empfand Melody als sympathische Protagonistin, die auch einige mir bekannte Prinzipien hat. Ich fand auch viele Nebenfiguren sehr sympathisch und war positiv überrascht, wie sich manche Dinge gewendet haben, die zunächst klischeehaft in die eine Richtung gingen, dann aber doch ganz anders auskamen. Unterhaltsam war die Geschichte daher also definitiv von vorne bis hinten.

Dennoch würde ich die Liebesgeschichte noch etwas in Klammern nehmen wollen. Ich mochte auch Jeremy als Figur eigentlich ganz gerne. Schon sein erster Auftritt ist eigentlich etwas gewesen, wo er sofort bei mir einen Stein im Brett hatte. Dennoch hat ihm etwas geschadet, dass wir seine Perspektive nicht bekommen. Denn nach dem Zeitsprung kommt gleich die Info, Melody war ein Seitensprung. Das war mal eine Hausnummer. Ich finde es eigentlich positiv, wenn Figuren auch so andere Seiten bekommen, mit denen man sich aktiv etwas näher beschäftigen möchte, um es zu verstehen. Doch das hat „The Love Code“ nicht so recht hinbekommen. Auch wenn ich Jeremy nie als Red Flag-Figur wahrgenommen habe, aber sie war auch nicht so bedingungslos, wie ich es mir gewünscht hätte. Denn Jeremy hat extrem starke Momente, doch die Erzählweise reißt zwischendurch immer Lücken und ich hätte mir so viel mehr zu ihm gewünscht. Dadurch hatte ich stellenweise auch das Gefühl, das geht niemals mit einem Happyend aus, weil Jeremy nicht die entsprechenden Vibes hatte. Im letzten Viertel reißt die Geschichte das Ruder nochmal um. Das hat mich auch gut versöhnt.

Fazit: „The Love Code“ war weniger das, was ich mir im Vorfeld erwartet hätte, so dass auch die Werbung für die MINT-Frauen für mich eher unpassend erscheint. Dennoch habe ich insgesamt eine gut zu hörende Liebesgeschichte angeboten bekommen. Sie hatte ihre Schwächen, was für mich vor allem an Jeremys fehlender Perspektive liegt. Aber ich habe es insgesamt nicht bereut, zugegriffen zu haben.

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