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Veröffentlicht am 30.12.2020

Zufriedenstellend, aber etwas weniger Magie

When We Hope
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Anne Pätzold war mit ihrer Trilogie zu K-Pop rund um Ella und Jae-yong definitiv eine der größten Überraschungen für mich in diesem Jahr, wenn nicht sogar die größte. Zum einen habe ich bis dato keine ...

Anne Pätzold war mit ihrer Trilogie zu K-Pop rund um Ella und Jae-yong definitiv eine der größten Überraschungen für mich in diesem Jahr, wenn nicht sogar die größte. Zum einen habe ich bis dato keine Ahnung von dieser Musikrichtung gehabt und habe die Bücher als wirklich hilfreiche Einführung empfunden, zum anderen ist es eine durchweg süße Geschichte. Hier musste nie eine sexuelle Spannung im Fokus stehen, sondern es war eine wunderbar langsam erzählte Liebesgeschichte, wo aber alles gepasst hat. Über allem schwebte natürlich der Erzählstil von Pätzold, der wirklich der größte Gewinn ist, denn dieser warmen Umarmung kann man sich einfach nicht entziehen. Wie schlägt sich nun also „When We Hope“, der Abschluss der Reihe?

Nach diesen Vorschusslorbeeren in meiner Einleitung bricht es mir fast das Herz, dass der dritte Band mich leider nicht mehr auf so magische Weise abholen konnte. All das zuvor Gesagte trifft immer noch zu, aber dennoch habe ich oft gemerkt, dass meine Gedanken abschweiften, was niemals passieren darf. Es fällt mir schwer, hierfür Erklärungen zu finden. War die Geschichte vielleicht doch irgendwie auserzählt? War es für mich die richtige Geschichte zum falschen Zeitpunkt? So dramatisch das nun klingen mag, eine rational riesige Enttäuschung ist „When We Hope“ definitiv nicht. Ich spreche auch definitiv eine Empfehlung aus, aber wenn man zweimal die volle Punktzahl gegeben hat, dann wirkt die Diskrepanz nun so riesig.

Ich habe weiterhin zig Aspekte gefunden, die mich an der Geschichte beeindruckt haben. Zunächst fand ich es großartig, dass für Ella in diesem Band die Reise nach Korea ging. Das war der logische Schritt, der erfolgen musste, weil er ihre Welt in so vielen Facetten kennengelernt hat, aber sie seine kaum bis gar nicht kannte. Deswegen habe ich auch ihr Bedürfnis nachvollziehen können, viel über Jae-yongs Kultur lernen zu wollen, da sie ihn ausmacht, wie ihre sie ausmacht. Zudem fand ich die Beschreibungen von Korea sehr gut nachvollziehbar. Ich weiß nicht, ob die Autorin schon einmal vor Ort war, aber es fühlte sich echt an. Zudem war die gemeinsame Entdeckung der Umgebung so behutsam gestaltet, dass ich mich auch mit meinem schlecht ausgeprägten Vorstellungsvermögen nicht überfordert fühlte. Weiterhin haben die beiden als Pärchen weitere wichtige Schritte in ihrer Beziehung getätigt. Damit meine ich nicht nur das erste gemeinsam Mal miteinander, sondern auch die Offenbarung, dass sie jeweils die Personen füreinander sind, an denen sie sich in Krisen aneinander wenden wollen. Zudem bin ich dankbar, dass für den noch nötigen Herzschmerz keine künstliche Dramatik erzeugt werden musste. Aus den vorhandenen Mitteln ist genau das gemacht worden, was ich mir selbst beim Lesen gedacht habe, natürlicher hätte es in der Abfolge also nicht sein können.

Nun kommen wir aber zu meinen Kritikpunkten, die ich klar benennen kann. Der Abschlussband war eng auf Ella und Jae-yong als Pärchen fokussiert, was natürlich nicht verboten ist, aber die Reihe hat auch von wichtigen Nebenfiguren gelebt und deswegen fand ich es schade, dass so einiges in den Hintergrund gedrängt wurde. Seien es die Schwestern, sei es die beste Freundin, sie schweben gefühlt in der Luft und auch wenn ich so nun die freie Fantasie habe, wie es für sie weitergeht, so war es dennoch nicht befriedigend. Insgesamt ist mir die Geschichte zu offen ausgegangen. Klar, es gab das Happy End, aber ich fand die Entwicklung der Band nicht weitreichend genug. Schön, dass sie am Ende etwas Eigenes präsentieren, aber warum noch mit diesem Label? Wir leben in einer Zeit, wo sehr viele Künstler sich auf eigene Beine stellen und wagen, etwas von sich in die Welt rauszulassen. Und gerade wenn man schon bereits eine erfolgreiche Band ist, so dürften die Hürden noch niedriger als bei vielen anderen gewesen sein. Zuletzt fand ich es schade, dass nicht mal eine Vision aufgezeigt wurde, wie die gemeinsame Zukunft von Ella und Jae-yong wohl aussehen könnte. Es wurden schließlich viele Konflikte angesprochen, die sich in einer Beziehung mit einem Promi ergeben und die sind ja nicht auf einmal aus der Welt geschaffen. Hier hätte ich mir ein stärkeres Bekenntnis von beiden Seiten gewünscht, wie kann es werden und wie wollen wir es?

Fazit: „When We Hope“ ist immer noch ein extrem unterhaltsames Buch, das noch viele wichtige Hürden nimmt und nötige neue Seiten der Beziehung des Pärchens Ella und Jae-yong beleuchtet und dennoch war es leider nicht die Magie der ersten beiden Bände für mich. Vielleicht hätte ich mir hier tatsächlich ein etwas schnelleres Erzähltempo gewünscht, damit die Geschichte nicht so eng, sondern weiter hätte enden können. Mir ist nämlich zu viel offen, aber ich weiß, dass andere wiederum offene Enden zu schätzen wissen, von daher wohl eine reine Geschmacksfrage.

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Veröffentlicht am 28.12.2020

Famoser Beginn legt Grundlage für starken Band

Ohne Schuld
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Charlotte Link war die erste Autorin, die mich verführt hat, von Jugendbüchern weg auch mal auf Bücher für Erwachsene zu vertrauen. Das ist weit über zehn Jahre her und trotzdem ist sie immer noch eine ...

Charlotte Link war die erste Autorin, die mich verführt hat, von Jugendbüchern weg auch mal auf Bücher für Erwachsene zu vertrauen. Das ist weit über zehn Jahre her und trotzdem ist sie immer noch eine der Autorinnen, der ich stetig treu bin. Das ist keine Selbstverständlichkeit, zumal sie über die Jahre hinweg auch Täler durchlaufen hat. Mit der Reihe rund um Kate Linville hat sie etwas Neues geschaffen, denn Krimireihen waren bis dato für sie nicht üblich und daher hat es durchaus auch Anlaufgeschwindigkeiten gegeben. Und obwohl es mich immer aufgeregt hat, wie sehr auf Kates Aussehen und Wesen immer wieder herumgeritten wird, so habe ich zu dieser Welt auch eine Verbindung aufgebaut und es waren spannende Fälle. Mit „Ohne Schuld“ steht jetzt bereits der dritte Band in den Startlöchern, den ich definitiv als den besten der Reihe bezeichnen würde. Und das sind die Gründe.

Zwar ist von der früheren Stilistik von Link nicht mehr viel übrig, aber dennoch stand sie immer schon für einen sehr ruhigen Beginn, wo sich nach und nach die Spannung ins Unermessliche steigert. Da ist es doch überraschend, dass „Ohne Schuld“ für mich im Grunde das erste Buch ist, wo ich mich bewusst daran erinnern kann, dass so viel gleich auf den ersten Seiten passiert. Auf der einen Seiten haben wir Caleb mit einem suizidalen Familienvater und auf der anderen Seite haben wir Kate, die im Zug vor einem Attentäter weglaufen muss. Zwei unabhängige Entwicklungen, die auch nachher nicht im geringsten miteinander in Verbindung stehen, aber beide so spannend und aufwühlend inszeniert, dass man tatsächlich mit der ersten Seite am Buch klebt. Das ist gerade für Wälzer, wie sie Link regelmäßig schreibt, ein wahres Geschenk, denn hiernach ist es unwahrscheinlicher, dass ein Leser noch einmal abspringt.

Ich bin auch nicht abgesprungen, weil sich tatsächlich durch verschiedene Perspektiven, durch verschiedene Zeitebenen eine wirklich spannende Geschichte ergeben hat, in der manches zunächst klar schien, um dann doch wieder ganz auszugehen. Das war für mich schon immer die größte Kunst von Autoren in den Genres Krimi und Thriller, dass sie Zuschauer in Sicherheiten wiegen, um dann alles auf den Kopf zu stellen. Man darf sich niemals sicher fühlen und auch wenn man selbst Möglichkeiten im Kopf ausdenkt, dass man doch nicht auf die letztliche Lösung kommt. Je mehr man in diesem Genre liest, desto weniger kann man wohl noch überrascht werden, aber es gibt sie doch noch diese Aha-Momente und „Ohne Schuld“ hat mir gleich einige geschenkt.

Da ich mit dem kleinen Kreis an Hauptfiguren schon vertraut bin, hat es mir auch sehr gefallen, dass es auch wichtige Charakterentwicklungen gibt. Bei Caleb war es mit seinem Alkoholismus nie einfach, ihn hier an seinen Breaking Point zu bringen, ist sicherlich die richtige Entscheidung gewesen, selbst wenn nun fraglich ist, wie die Zukunft aussehen wird. Aber er hat ein vielleicht letztes Mal alles geben können und er war dabei so nahbar wie nie zuvor. Kate wiederum war schon immer jemand, der auf eigene Faust agiert, obwohl sie Vorgesetzte hat, aber diesmal merkt man auch deutlich, dass sie Führungsqualitäten hat, denn fast unbewusst reißt sie die Ermittlungen an sich und kommt vorwärts. Sie ist fachlich und intuitiv einfach so gut, dass der Rest sicherlich ganz von selbst kommen wird und ich bin wirklich sehr gespannt, wie es für sie weitergehen wird.

Fazit: „Ohne Schuld“ ist definitiv der bisher beste Band aus der Krimi-Reihe rund um Kate Linville. Gleich zu Beginn wird der Leser durch spannende Szenen zur Treue an dem Buch gezwungen und das wird belohnt durch eine sehr spannende Krimihandlung, die sich kaum Pausen gönnt. Für mich kann die Reihe genauso weitergehen!

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Veröffentlicht am 10.12.2020

Zufriedenstellend, aber auch durchschaubarer

Wie die Stille vor dem Fall. Zweites Buch
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„Wie die Stille vor dem Fall. Erster Teil“ hat mich völlig eiskalt erwischt, denn ich bin mit recht niedrigen Erwartungen an die Lektüre gegangen. „Wie die Ruhe vor dem Sturm“, in dem die Hauptfiguren ...

„Wie die Stille vor dem Fall. Erster Teil“ hat mich völlig eiskalt erwischt, denn ich bin mit recht niedrigen Erwartungen an die Lektüre gegangen. „Wie die Ruhe vor dem Sturm“, in dem die Hauptfiguren schon als Nebenfiguren aufgetreten sind, hat mich nicht vollends aus den Socken gehauen und gerade Shay und Landon haben dort nicht den Eindruck auf mich hinterlassen, dass sie mich so positiv mit ihrer Liebesgeschichte umhauen würden. Aber es ist passiert und ich habe wirklich jede Minute von dem ersten Teil geliebt, zumal das Buch auch trotz der Aussicht auf eine dramatische Durststrecke sehr versöhnlich endete. Überzeugt nun auch das endgültige Happy End für Shay und Landon?

Da ich die beiden Bücher tatsächlich unmittelbar hintereinander gelesen habe, war der Flow natürlich noch vollkommen für mich da. Das Geschehen knüpft auch nahtlos an und ich war überrascht, dass wir immer noch einige Kapitel in der „Jugend“ verharren. Aber so ist auch kein abrupter Bruch in der Beziehung erfolgt, sondern es hat sich nach und nach etwas eingeschlichen, was beide nicht abwenden konnten. Ihnen dabei zuzusehen, was natürlich schmerzhaft, weil man sie zusammen lieben gelernt hat, aber ich habe zu keinem Zeitpunkt für mich gedacht „Verstehe ich jetzt aber nicht…“ Es war ein Beziehungsende, nach dem ich gedacht habe, dass ich verstehe, warum sie erstmal getrennte Wege voneinander gehen müssen. Diese Überzeugung rührt auch daher, dass die Thematik der Depression wirklich sehr authentisch dargestellt wird. Es wird nicht überdramatisiert, aber man ist stets mit Landon in dieser Abwärtsspirale drin und begreift, wie bedeutsam und gefährlich zugleich sein Liebe zu Shay ist.

Weiterhin hat mir gut gefallen, dass nun auch die Handlungen von Shay und Landon sowie Eleanor und Greyson immer mehr ineinander schmelzen. Im ersten Teil empfand ich das nicht so extrem, da war es aber auch passend, weil sich die beiden so als eigenständiges Paar etablieren konnte. Hier ist aber vor allem die Verbindung über die Figur Klara (Greysons Tochter) geglückt, da sie sowohl für Shay als auch für Landon eine entscheidende Rolle einnimmt.

Dennoch würde ich den zweiten Teil insgesamt schwächer einschätzen, da er insgesamt von der Stimmung her etwas düster war. Jeder Schritt nach vorne ist gleich mit einem Schritt rückwärts einhergegangen, weswegen es kaum Momente zum Aufatmen gab. Im ersten Teil fand ich es ja so grandios, dass es genug Momente zum Dahinschmelzen gab, das war hier nur minimal der Fall und dann eben größtenteils am Ende, wo es ohnehin zu erwarten war. Zudem wurde deutlich öfters in die Klischeekiste gegriffen. Sei es mit Schauspielkollegin Sarah, die sich Landon selbst klarmachen will und fleißig intrigiert, sei es, dass beide immer mit anderen gesehen werden, wenn der andere zur Versöhnung bereit ist und so vieles mehr. Es gab schlichtweg nicht mehr so viele Überraschungsmomente, sondern ich konnte oft genug vorausahnen, was nun passieren wird.

Fazit: Die Geschichte von Shay und Landon wird in „Die Stille vor dem Fall. Zweiter Teil“ zufriedenstellend beendet, wenn auch deutlich durchschaubarer. Zudem gibt es atmosphärisches nicht mehr so viele positive Highlights, weswegen die Stimmung insgesamt gedrückter ist. Aber das erträgt man gerne, denn es ist erneut zu spüren, was für eine besondere Verbindung Shay und Landon haben. Man hätte sie gerne ewig weiterbegleitet.

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Veröffentlicht am 07.12.2020

So viel besser als erwartet

Wie die Stille vor dem Fall. Erstes Buch
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Brittainy C. Cherry hat alleine schon einen Platz in meinem Herzen, weil man aus ihren Büchern eine geniale Zitatesammlung machen kann, die man sich an einem schlechten Tag zu Gemüte führen kann und schon ...

Brittainy C. Cherry hat alleine schon einen Platz in meinem Herzen, weil man aus ihren Büchern eine geniale Zitatesammlung machen kann, die man sich an einem schlechten Tag zu Gemüte führen kann und schon geht es besser. Trotzdem sind nicht alle Bücher von ihr gleich gut, einige sind zu dramatisch, andere wieder wirken inhaltlich nicht neu und trotzdem geht man aus jedem Buch und hat irgendwie ein gutes Gefühl, auch wenn jedes Buch einige Tränen kostet. Völlig ungewöhnlich ist es dagegen für Cherry, dass einzelne Bände, selbst wenn sie eine Reihe bilden, inhaltlich miteinander zu tun haben. „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ und das zweiteilige „Wie die Stille vor dem Fall“ haben aber tatsächlich sich überschneidende Protagnisten, was mich wirklich sehr gespannt gemacht hat. „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ war zwar nicht mein liebstes Buch und auch Landon und Shay haben mich dort nicht vom Hocker gerissen, aber dennoch hatte die Geschichte gleich einen Reiz für mich.

Bei „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ fand ich es etwas schade, dass der Cut zwischen Jugend und Erwachsenenalter so hart war, denn vor allem in den Jugendjahren haben mich Ellie und Greyson sehr berühren können, da hätte ich sie noch ewig weiterbegleiten können. Von daher finde ich es schon lobenswert, dass Cherry mich offenbar gehört hat und mit „Wie die Stille vor dem Fall. Erster Teil“ ein Buch komplett über die Jugendzeit geschrieben hat. Das hat sich definitiv gelohnt, das kann ich gleich vorab sagen, denn so ist wirklich Zeit gewesen, um eine intensive Beziehung entstehen zu lassen. Eine, die mit allen Nuancen nachhallt und wo man den zweiten Teil nur unbedingt lesen wollen kann.

So selig wie ich am Ende aus der Geschichte gegangen bin, so sehr verwundert es mich im Rückblick eigentlich, dass ich mich so schwer getan habe, in das Geschehen hineinzufinden und das liegt vor allem an Landons Perspektive. Diese fand ich auf den ersten Seiten extrem abfällig, extrem vulgär und schlichtweg einfach daneben. Cherry hat hier sicherlich versucht, Landons depressiver und lebensverachtender Seite etwas Eindrückliches mitzugeben, aber die gewählten Worte sind für die Autorin und ihre Charaktere so unüblich, dass ich mich wirklich unwohl gefühlt habe. Da Landon und Shay wie gesagt keinen einschneidenden Eindruck hinterlassen hatten, habe ich kurz befürchtet, dass „Wie die Stille vor dem Fall“ tatsächlich ein Reinfall sein könnte. Aber Durchhalten lohnt sich hier, denn je mehr Stärke Shay zeigt, desto mehr kann sich auch Landon mit all seinen Seiten entfalten und ich denke, dass er mit einer der komplexesten Figuren ist, die Cherry je geschaffen hat. Man muss nicht alles an ihm mögen, aber er ist eine geschundene Seele, die einfach berühren muss.

Ich fand es auch wahnsinnig spannend, dass ein Großteil der Handlung noch vor der Jugendzeit von Ellie und Greyson spielt, als sie sich kennenlernen. Man hat nichts, aber auch wirklich gar nichts hiervon in „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ herauslesen können. Aber ich will nicht sagen, dass es logisch nicht zusammenpasst, sondern im Gegenteil, die Andeutungen waren so minimal, dass sich Cherry Möglichkeiten gelassen hat, eine völlig neue Geschichte zu schreiben. Ich bin überrascht worden und trotzdem fügt sich nach und nach vieles perfekt zusammen. Ich habe es jedenfalls sehr genossen, dass der Inhalt von „Wie die Stille vor dem Fall“ für mich nicht ersichtlich war und es ein völlig eigenständiges Buch mit halbwegs bekannten Figuren war.

Da Cherry so viel Zeit hat, nimmt sie sich auch alle Zeit der Welt. Sie geht in jedes Gefühl bis zum bitteren Ende hinein und hat eine wirklich wunderbare Liebesgeschichte geschaffen. Dazu eben wieder diese Sprache, die immer alle Seiten in einem klingen lässt, weil sie mit ganz regulären Mitteln einfach etwas ausdrückt, wofür sich andere verzweifelt abmühen müssen. Ich fand es auch wunderbar, wie hier die Dramatik portioniert wurde. Sie war unterschwellig stets präsent, mit kleineren Ausreißern nach oben, aber ich hatte nie den Eindruck, dass es zu viel des Guten ist. Überrascht bin ich auch, dass der erste Teil eigentlich versöhnlich endet. Bei Zweiteilern befürchtet man ja einen Cliffhanger, aber es ist hoffnungsvoll und gleichzeitig weiß man natürlich, dass hiernach das Happy End noch nicht sicher ist, denn „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ hat ja schon was zur Zukunft verraten.

Fazit: „Wie die Stille vor dem Fall. Erster Teil“ ist wieder ein Buch von Cherry, das ich bedingungslos feiere und nur jedem ans Herz legen kann, der wirklich bereit ist, tief in die Emotionen einzutauchen. Ich war bei Landon und Shay zugegeben unsicher im Vorfeld, aber beide haben mich für sich, aber auch zusammen eingenommen und auf eine berührende Reise mitgenommen.

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Veröffentlicht am 06.12.2020

Überraschend, aber doch insgesamt zu langatmig

Wenn du bei mir bist
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Für mich persönlich ist „Wenn du bei mir bist“ die erste Begegnung mit der Autorin Renée Carlino. Folglich kannte ich ihre Stilistik bis dato überhaupt nicht, so dass ich von diesem Buch, von dem ich zugegebenermaßen ...

Für mich persönlich ist „Wenn du bei mir bist“ die erste Begegnung mit der Autorin Renée Carlino. Folglich kannte ich ihre Stilistik bis dato überhaupt nicht, so dass ich von diesem Buch, von dem ich zugegebenermaßen Schema F erwartet habe, doch überrascht wurde. Das ist aber nicht gleich überschwänglich positiv gemeint, aber es ist dennoch interessant, dass Carlino einen Weg gefunden hat, in einem recht starren Rahmen einen gewissen Spielraum zu finden.

Ich fand es erst etwas schwer, in das Geschehen hineinzufinden, denn Kate und der U-Bahn-Priester Bob kam für mich erstmal etwas seltsam daher. Ich hatte die Befürchtung, dass es um eine esoterische Geschichte gehen würde. Nicht, dass ich Esoterik verurteilen würde, aber es wäre somit nicht das Buch gewesen, was ich mir erwartet habe. Das Bild wandelt sich aber recht schnell, denn mit dem Weingut wiederum ist ein wunderbares Setting gefunden worden. Zwar war recht schnell klar, was dort geschauspielert wird, aber ich hatte auch nie das Gefühl, dass die Autorin da wirklich ein Geheimnis draus machen wollte. Dass ich sofort an das Geschehen gebunden war, lag sicherlich daran, dass Kate und Jamie eine wirklich tolle Anziehungskraft haben. Es gab stets das gewisse Knistern, wodurch auch besser damit leben konnte, dass der Beginn ihrer Beziehung in einem rasanten Tempo erzählt wurde. Denn vermeintlich war in weniger als einer Woche alles geklärt, was ich im Grunde völlig unrealistisch finde, aber in die Geschichte hat es definitiv gepasst.

Und dann kam eben der Punkt, wo nichts mehr so lief, wie ich es vermutet hätte. Es kommt natürlich zu einer dramatischen Situation, die das Paar vorerst voneinander trennt. Hiernach gönnen sich Autoren in der Regel noch 30 bis 50 Seiten, um die Versöhnung herbeizuführen. Ich habe mich zwar schon gewundert, warum über 100 Seiten ausstehen, aber gerade bei E-Books sind gerne noch Leseproben hinten angehangen. Aber hier nicht so. Wir verfallen in eine recht langatmige Depressionsphase. Das muss ich jetzt so betonen, weil wie gesagt das Erzähltempo davor so dreifach so schnell wirkt. Auf einmal ist alle der Zeit. Auch wenn ich es grundsätzlich realistisch finde, dass man einen Vertrauensbruch nicht mal eben abnickt und einfach weitermacht, so finde ich es aber schwerwiegender, wenn das Tempo einer Geschichte nicht gleichmäßig ist. Und bei dem Losgaloppieren zu Beginn kann diese Periode nur langatmig wirken.

Als es dann Richtung Happy End geht, kommt aber eine Wendung, die ich so nicht erwartet hätte, mit der ich aber leben konnte, denn sie hatte Knalleffekt und nachdem ich davor fast eingeschlafen war, hat es mich natürlich wachgerüttelt. Nur leider passt für mich danach einiges wieder nicht zusammen. Es ist zwar eine Art Happy End, aber eben auch kein endgültiges, weswegen die erneute Herauszögerung ebenfalls sehr langatmig daherkam. Zudem haben dort die Funken zwischen Kate und Jamie nicht mehr so gesprüht, denn es wurde sich recht oft gestritten und die diversen Zweifel waren überdramatisiert. Natürlich gab es in diesem letzten Abschnitt noch viele tolle und berührende Momente. Einige Punkte, wo es ein rundes Ende gab und wo ich sehr versöhnlich aus der Geschichte gehe. Doch insgesamt hätte man dem Geschehen auf dem Weingut mehr Zeit einräumen können, um dann hinten heraus etwas zu stutzen.

Fazit: „Wenn du bei mir bist“ hat es geschafft, in dem recht strengen Korsett eines Liebesromans sich genug Spielraum zu verschaffen, um durchaus mit Überraschungen aufwarten zu können. Aber das kann nicht gänzlich überspielen, dass das Erzähltempo nicht einheitlich ist und dass zu sehr aufs Gas gedrückt wurde, wo Ruhe gut getan hätte und umgekehrt. Gerade zum Ende hin wurde es viel zu langatmig. Dennoch eine insgesamt unterhaltsame Geschichte.

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