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Veröffentlicht am 02.12.2020

Mit Schwächen, aber eindeutig als Fox zu erkennen

Dark
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Da ich inzwischen deutlich mehr New Adult oder sonstige Liebesromane lese, entdecke ich tatsächlich nur noch wenige neue Thriller- und Krimiautoren für mich, sondern lese dann nur noch die, die ich eh ...

Da ich inzwischen deutlich mehr New Adult oder sonstige Liebesromane lese, entdecke ich tatsächlich nur noch wenige neue Thriller- und Krimiautoren für mich, sondern lese dann nur noch die, die ich eh schon lange kenne. Ich bin wirklich dankbar, dass Candice Fox noch zu den Autorinnen zählte, die ich neu in mein Repertoire habe eindringen lassen, denn sie schreibt herrlich unkonventionell. Sie kreiert verrückte Charaktere, sie hat eine besondere Art, dass man sich in ungewöhnlichen Lebenswelten wohlfühlt und trotz allem schafft sie noch spannende Kriminalfälle, so dass man ihr nicht vorwerfen kann, außen hui, aber innen pfui. Nein, es sind wirklich immer würdige Fälle, die spannend erzählt sind.

Von Fox kenne ich bislang nur Reihen, weswegen mich „Dark“ als Einzelband schon überrascht hat, denn ihre Reihen leben eben davon, dass sich die Charaktere über eine gewisse Zeit hinweg entfalten können. Das ist nun bei „Dark“ nicht möglich, weswegen ich mich ehrlich gesagt mit den beiden Protagonistinnen überraschend schwer getan habe. Überraschenderweise habe ich von Sneak und Ava, die ebenfalls eine große Rolle spielen, aber keine eigenen Perspektiven bekommen, ein besseres Bild bekommen als von Blair und Jessica. Zwar erfahren wir wesentlich mehr Details zu letzteren beiden, aber diese sind in sich nicht wirklich schlüssig. Blair wird uns als Ärztin verkauft, die aber durch das Buch oft wie Mäuschen huscht, die aber dennoch in eine Gefahrensituation nach der anderen gerät. Jessica auf der anderen Seite ist angeblich besonders knallhart, weil sie sich vor ihrem Latina-Hintergrund nach oben gearbeitet hat, dennoch gerät sie ständig völlig unbedarft in Situationen, wo sie eiskalt erwischt wird, was echt nicht hätte sein müssen. Blair und Jessica sind im Grunde gegen das Gegenteil voneinander, zeigen aber jeweils Eigenschaften, die eigentlich der anderen besser passen würde. Zudem fand ich sehr irritierend, dass noch zwischen Ich- und personaler Erzählperspektive gewechselt wurde. Wenn jeweils der Name der beiden Frauen voransteht, müsste das eigentlich als Ansage reichen. Zudem ist es eben auch eine Kunst, unterschiedliche Stile zu finden, so dass man die entsprechende Figur sofort erkennen kann.

Aber abgesehen von den beiden Protagonistinnen haben ich all das wiedererkennen können, was ich an Fox als Erzählerin zu schätzen gelernt habe. Die ganze Welt ist verrückt, einzelne Elemente wirken so fehl im Platz, dass sie aber wieder genial sind. Zudem gibt es gleich zwei parallel verlaufende Ermittlungen – die eine betrifft die Vergangenheit, die andere die Gegenwart – die total spannend aufgebaut sind und wo man der Auflösung mitfiebert. Vor allem finde ich es immer super, wenn auch nicht nur Polizisten das Heft in die Hand nehmen, sondern auch Menschen, die einfach ein gutes Gespür haben. Wenn man dann beides auch noch in einem Roman vereint sieht, dann sieht man die Unterschiede und erkennt, dass beides seine Vor- und Nachteile hat.

Für mich war es durchaus auch überraschend, dass die zentralen Charaktere allesamt weiblich sind. Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit beobachtet man immer wieder, dass Autorinnen gerne von weiblichen Figuren erzählen und umgekehrt entsprechend genauso. Bei Fox wiederum war es schon immer so, dass ihr eigentlich die männlichen Figuren leichter von der Hand gingen, auch wenn gerade der aus der „Hades“-Reihe jetzt nicht der sympathische war, aber er war eben Dreh- und Angelpunkt. Hier nun also vier Frauen, eine anders als die andere, aber auch alle wieder mit Fehlern und bewegter Vergangenheit. Es ist also sicherlich ein Statement von Fox, sich für vier Frauen entschieden zu haben, aber gleichzeitig ist es auch kein mahnendes feministisches Buch geworden und das finde ich gut, denn häufig schießen Autorinnen damit übers Ziel hinaus, siehe Camilla Läckberg.

Fazit: Für mich persönlich ist der Stand-Alone-Roman „Dark“ das bisher schwächste Werk von Fox, weil es mir schlichtweg nicht gelungen ist, mich mit den beiden Frauen, die durch eine Perspektive vertreten sind, wirklich zu identifizieren und sie zu verstehen. Sie waren nur wenig in sich konsequent und oft war ich daher verwirrt. Aber die übrigen Zutaten sind so, wie es von Fox erwarte, verrückt und spannend eben. Insgesamt ist dennoch ein definitiv empfehlenswerter Thriller entstanden.

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Veröffentlicht am 01.12.2020

Für ein Debüt überzeugend

Breakaway
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Es ist manchmal ganz schön verrückt, wie klein die Buchwelt sein kann. Da habe ich vor einigen Jahren den Buchblog von Anabelle Stehl entdeckt, dem ich bis heute treu geblieben bin. Und auf einmal veröffentlicht ...

Es ist manchmal ganz schön verrückt, wie klein die Buchwelt sein kann. Da habe ich vor einigen Jahren den Buchblog von Anabelle Stehl entdeckt, dem ich bis heute treu geblieben bin. Und auf einmal veröffentlicht sie selbst ein Buch und das auch noch in dem Genre, das in den letzten zwei Jahren den Großteil meiner gelesenen Bücher ausgemacht hat. Ich wusste zwar, dass sie mit vielen der deutschen Autorinnen befreundet ist, die sich schon auf dem deutschen Buchmarkt etablieren durfte, aber trotzdem rechnet man da nicht mit. Aber natürlich war es Ehrensache, dass ich ihren Debütroman „Breakaway“ lesen würde.

Die größte Erleichterung ist für mich sicherlich, dass es für das erste beendete und veröffentlichte Buch eine wirklich sehr beachtliche Leistung ist. Es hätte nämlich nichts schlimmeres geben können, als dass ich das Buch ganz schrecklich gefunden hätte. Das ist mir und ihr zum Glück erspart geblieben, aber trotzdem wird es jetzt hier auch keine Begeisterungsstürme geben, da man dem Debüt eben auch ein paar typische Debütkrankheiten anmerkt. Ich habe in der letzten Zeit vermehrt festgestellt, dass es mir unheimlich schwerfällt, mich richtig mit einer Figur zu identifizieren, wenn ihre Vergangenheit zu einem riesigen Geheimnis aufgebauscht wird, denn es wird von ihr ein essenzieller Teil einfach ausgespart. Autoren stehen immer vor der Wahl, ob sie Geheimnisse einbauen, um einen gewissen Spannungseffekt zu erzeugen. Aber ich sehe es so, dass New Adult kein Spannungsroman, geschweige denn ein Krimi sein muss, von daher würde ich immer für transparente Figuren plädieren. Bei Lia standen nun leider die Geheimnisse im Vordergrund, weswegen es mir wirklich schwer gefallen ist, eine Verbindung zu ihr aufzubauen. Darunter hat auch zwangsweise die Liebesgeschichte zu Noah etwas gelitten, denn wenn sie ihrem Gegenüber nicht alles von sich gibt, wie soll da diese besondere Magie entstehen?

Bei Noah hat dagegen nahezu alles gestimmt. Er war die transparente Figur, die ich mir gewünscht habe. Er mag zwar letztlich eine ganz schreckliche Menschenkenntnis haben, aber trotzdem ist man durch seine Perspektive fleißig mit in den Fallen gelaufen und das beweist mir, dass er uns Leser mit auf eine Reise genommen hat. Da bedeutet es dann nicht, dass ich alles so sehen muss, wie er das tut, aber es ist zumindest nachvollziehbar für mich, warum er tut, was er tut. Wo er ein wenig schlecht aussah, waren sicherlich seine überzogenen Reaktionen auf gewisse Entwicklungen. Hier kommt aber gleich der zweite Knackpunkt ins Spiel. Eine NA-Roman lebt von gewissen Wendungen und dramatischen Entwicklungen, aber es ist sicherlich mit eines der größten Herausforderungen in diesem Genre, denn entweder man will zu viel und es wirkt völlig überdramatisiert oder aber man macht aus einer Mücke aus einen Elefanten und dann passt es auch nicht wirklich. Aber gewisse Elemente zu kreieren, in denen man nachvollziehen kann, warum sich für das Paar nun ein Scheidepunkt in ihrer Beziehung ergibt, das ist reine Übungssache und ich bin frohen Mutes, dass sich Anabelle da noch deutlich steigern wird.

Nach diesen stilistischen Mängeln möchte ich aber dennoch noch einmal hervorheben, dass es so viele Gründe gibt, warum man „Breakaway“ definitiv eine Chance geben sollte. Zunächst einmal spielt die Geschichte tatsächlich in Deutschland, dass wir das noch erleben dürfen! Weiterhin sind wirklich schöne Momente entstanden, sei es bei der Kunstausstellung, wo ein toller Bogen zu Lias Entwicklung eingeschlagen wird, der am Ende grandios aufgelöst wird, sei es die Aufdeckung von Lias Geheimnis, deren Beschreibung mich innerlich tief mitgenommen hat oder so viel mehr. All das konnte nur entstehen, weil Anabelle Stehl sich jetzt zurecht Autorin schimpfen kann und ich bin sehr glücklich, dass sie tatsächlich schreiben kann und ich mich auf jedes weitere Buch von ihr freuen werde.

Fazit: „Breakaway“ ist unterm Strich für ein Debüt bemerkenswert, denn erstmal zu beweisen, dass das Zusammengetippte auch tatsächlich ein druckwürdiges Ergebnis ist, ist schon die große Anfangshürde. Natürlich krankt das Buch noch an einigen Stellen, sei es bei der Figurenzeichnung, sei es beim Fingerspitzengefühl, wie viel Drama wo nötig ist, aber das Wichtigste ist einfach, dass es eine Geschichte ist, die einen mit auf eine Reise nimmt.

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Veröffentlicht am 16.11.2020

Übertrifft den ersten Band beim weitem

Forever Mine - San Teresa University
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Vor einem halben Jahr habe ich mit „Forever Free“ den ersten Band aus der „Forever“-Reihe von Kara Atkin gelesen. Mit schwerem Herzen habe ich drei Sterne gegeben, aber ein paar stilistische Mängel waren ...

Vor einem halben Jahr habe ich mit „Forever Free“ den ersten Band aus der „Forever“-Reihe von Kara Atkin gelesen. Mit schwerem Herzen habe ich drei Sterne gegeben, aber ein paar stilistische Mängel waren doch so schwerwiegend, dass ich für all die anderen tollen Ansätze nicht einfach mit der Bewertung übers Ziel hinausschießen konnte. Im Rückblick bin ich dankbar für diese Entscheidung, denn meine Hoffnung „dann macht es wahrscheinlich explosionsartig klick“ hat sich haargenau bestätigt.

Kate kannte man bereits aus „Forever Free“ und ich habe mich auf ihren Band sehr gefreut, da sie bereits beim ersten Kennenlernen eine durch und durch sympathische Persönlichkeit ist. Vielleicht kann ich ihre Geltungssucht in als Everbody’s Darling nicht recht nachvollziehen, aber sie ist in sich vollkommen logisch und nachvollziehbar gestaltet worden. Und trotz dieser oberflächlichen Welt, in der sie gerne agiert, ist sie sehr bodenständig und wohl die beste Freundin, die man sich wünschen könnte. Ihr gegenüber wurde mit Alec ein Neuling eingeführt, aber einer, der wirklich gut mithalten kann. Er ist zwar auch jemand, der wie Hunter gerne mal seine grummlige Seite auspackt, aber er ist ein Familienmensch, er ist ein treuer Freund und er ist jemand, der immer für das einsteht, woran er glaubt. Er ist in meinen Augen auch tausendmal besser als Hunter weggekommen, weil Alec von der Perspektivenverteilung her deutlich mehr Anteil bekommen hat als er. Zwar mag auch hier Kate die treibende Kraft gewesen sein, aber ich hatte dennoch das Gefühl, Alec zu kennen, ihn zu verstehen und das ist für mich das wichtigste Aspekt bei der Charakterarbeit.

Häufig laufen New Adult-Bücher so ab, dass die Figuren lange umeinander herumschleichen, bis sie sich letztlich aufeinander einlassen. Und dann gibt es die Bücher des Genres, die genau umgekehrt ablaufen. Dort gibt sich die Paarung zuerst der körperlichen Anziehung hin, um sich dann erst wirklich kennenzulernen. Auch wenn ich so meinen Traumprinzen selbst wohl nie finden werden, weil mir das emotionale immer wichtiger ist als die Anziehung, so finde ich diese Umkehrung immer wieder spannend zu lesen. Bei Kate und Alec hat es wirklich hervorragend geklappt, zumal es Atkin auch geschafft hat, dass diese benötigte körperliche Anziehung auch vom ersten Moment an auf den Leser übergesprungen ist. Wenn die beiden sich später wirklich kennenlernen, ist zwar die Luft ein wenig raus, weil das erste Mal schon hinter sich gebracht wurde, aber diese Fokussierung auf der emotionalen Ebene hat ebenso wunderbar geklappt und es hat wirklich viele tolle Momente gegeben, in denen man nur mitschwärmen konnte.

Im ersten Band hat sich Atkin schon an wichtigen Themen versucht, aber hier klappt das eindeutig besser. Zum einen haben wir Kate, die Mobbing und Slutshaming erfährt und zum anderen haben wir Alec, der zu seiner Bisexualität steht, aber trotzdem auch Kritik auszuhalten hat. Ein paar Mal hätte man noch richtig tief gehen können, aber weil die Liebesgeschichte so hervorragend funktioniert hat, verstehe ich, dass die Erzählzeit lieber dorthin verteilt wurde. Zumal ich eben die Behandlung der Themen keinesfalls als oberflächlich bewerten würde.

Fazit: Noch einmal, ich bin wirklich froh, bei dem ersten Band so tief gestapelt zu haben mit der Bewertung, weil „Forever Mine“ in meinen Augen wirklich deutlich besser ist als der Auftaktband und das kann ich mit der Sternenbewertung nun abbilden. Die Charaktere sind großartig, ihre gemeinsame Chemie ist grandios und die gesamte Erzählung ist wirklich wunderbar mit sensiblen Themen gepickt worden und dabei stets rund erzählt worden. Weiter so!

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Veröffentlicht am 09.11.2020

Wenn es nur eine Figur einem richtig schwer macht...

What if we Drown
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Der deutsche New Adult Autorenkreis bei Lyx hat mit Sarah Sprinz einen weiteren Namen dazugewonnen. Bei diesen wunderschönen Covern und vor allem der Tatsache, dass es sich bei der Autorin um eine Medizinerin ...

Der deutsche New Adult Autorenkreis bei Lyx hat mit Sarah Sprinz einen weiteren Namen dazugewonnen. Bei diesen wunderschönen Covern und vor allem der Tatsache, dass es sich bei der Autorin um eine Medizinerin handelt, die eine ganz andere Perspektive bereit hält, war für mich völlig klar, dass ich mich von ihren Fähigkeiten in „What If We Drown“ überzeugen würde. Auch wenn ich das Buch nun vor einigen Tagen bereits beendet habe, fällt es mir aber immer noch unheimlich schwer, ein abschließendes Urteil zu fällen. Vielleicht hilft es, meine Gedanken für diese Rezension einmal niederzuschreiben.

Zunächst bin ich begeistert, dass Sprinz sich für Kanada als Setting entschieden hat. Die USA ist mit den anderen Autoren ja genug abgedeckt, so dass ich es absolut genial finde, wenn mit Toronto/Vancouver mal etwas Neues ins Spiel kommt, zumal ich Kanada aufgrund der weiten Landschaft und der wesentlich toleranteren Bevölkerung ohnehin immer bevorzugen würde. Weiterhin finde ich es ohne Diskussion so, dass die Autorin schreiben kann. Ich finde ihren Schreibstil manchmal etwas edgy, ohne genau erklären zu können, was ich damit meine, aber am ehesten trifft es der Eindruck, dass es zig kleine Momente gab, wo ich nicht erwartet hatte, dass passiert, was passiert ist und gerade zum Kapitelende wurde es schon mal etwas abrupt, aber ich fand beides definitiv nicht schlecht. Denn es ist ein eigener Stil, eine eigene Stimme und das im breiten Feld der Veröffentlichungen zu haben, ist definitiv ein Geschenk. Und eine neue Stilistik mag erstmal etwas holprig wirken, aber es ist nur Gewöhnungssache, das habe ich beim Lesen selbst bemerkt.

Etwas schwieriger wird es schon bei den Charakteren. Während ich die Nebenfiguren bereits feiere und mich auf alle weiteren Bände freue und ich auch Hauptfigur Sam die Welt zu Füßen legen würde, ist Laurie ein rotes Tuch für mich. Aber hier kommt auch wieder dieser edgy Erzählstil ins Spiel, denn ihre Figur ist sich vollkommen bewusst, dass sie sich zu 90% der Geschichte wie ein A*** verhält. Ist es dann schlimmer oder halbwegs okay, dass sie sich so verhält? Ich bin leider zu keinem abschließenden Urteil gekommen. Ich weiß nur, dass ich oft Probleme mit weiblichen Hauptfiguren haben, aber dort ist keinerlei Selbstreflexion zu erkennen, von daher ist die Darstellung hier sicherlich ein Fortschritt, aber trotzdem macht es das Leseerlebnis dadurch nicht besser.

Ein großer Knackpunkt bei Laurie ist für mich sicherlich auch ihre Trauer um Austin. Die hat mich nämlich nicht überzeugend packen können. So wie sie sich teilweise verhalten hat, hatte ich das Gefühl, ihr großer Bruder ist erst vor zwei Wochen gestorben, stattdessen sind mehrere Jahre ins Land gezogen. Natürlich verläuft ein Trauerprozess bei jedem Menschen anders, aber trotzdem fand ich die Dramatik, die erzeugt wurde, zu viel, zumal es eben Laurie in Handlungen bestärkt, die man wirklich nicht unterstützen kann. Natürlich hatte sie auch gute Momente. Momente, in denen durchschien, was sie auszeichnet, wenn nicht alles von ihrer Trauer überdeckt wurde, aber es ist schade, dass diese Seite nicht viel eher gewonnen hat. Und das alles ist doppelt und dreifach schade, weil Sam wirklich so großartig ist in allem, dass er eigentlich eine Hauptfigur verdient gehabt hätte, die ihm in all dem würdiger gewesen wäre.

Eine letzte Anmerkung habe ich noch. Zwar hat es mir gefallen, dass es einige Momente gegeben hat, in denen etwas Unerwartetes passiert, z. B. der Moment, als sie sich zum ersten Mal küssen, den ich genau da niemals erwartet hätte, aber dem gegenüber stehen auch die Momente, in denen die Geschichte zu sehr konstruiert wirkt. Gerade zum Ende hin wurde es zu durchschaubar und da nenne ich beispielhaft, wie Sam die Wahrheit erfährt und wie die Versöhnung herbeigeführt wird. Aber das verbuche ich als Anfängerfehler, denn weichere Übergänge sind reine Übungssache, weswegen ich das hier auch nicht so hochhängen möchte.

Fazit: „What If We Drown“ ist in einigen Aspekten mit viel Potenzial versehen und besonders gefällt mir, dass Sprinz sich bereits mit einem ihrer ersten Bücher eine so eigenständige Erzählstimme zugelegt hat. Aber leider war das Lesen wegen Hauptfigur Laurie mit viel Frust versehen. Sie ist sich zwar bewusst, was sie falsch macht, aber sie macht die Fehler trotzdem weiter und das hat die Liebesgeschichte nicht so unbeschwert erscheinen lassen, wie es ihr Gegenüber, Sam, verdient gehabt hätte. Aber es ist alles da, damit die nächsten zwei Bände mich richtig überzeugen können.

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Veröffentlicht am 04.11.2020

Mein persönlicher Lieblingsband

Someone to Stay
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Auch wenn ich Laura Kneidl als Autorin großartig finde, so bin mit ihrer „Someone“-Reihe bislang nicht hundertprozentig glücklich geworden, weil angesichts der Aussicht, Themen wie Transgender und gemischtrassige ...

Auch wenn ich Laura Kneidl als Autorin großartig finde, so bin mit ihrer „Someone“-Reihe bislang nicht hundertprozentig glücklich geworden, weil angesichts der Aussicht, Themen wie Transgender und gemischtrassige Beziehungen präsentiert zu bekommen, einfach zu wenig aus den Vorlagen gemacht wurde. Wenn man aufrütteln und sensibilisieren will, dann bitte auch richtig. Das klingt jetzt vernichtend, aber dennoch waren die ersten beiden Bände ohne Frage sehr gut zu lesen und ich habe es definitiv auch nicht bereut, zugegriffen zu haben, aber es ist immer so, wenn gewisse Erwartungen entstehen, die nicht erfüllt werden, dann steigt automatisch auch die Enttäuschung.

Nun aber ist mit „Someone to Stay“ der letzte Band der Reihe erschienen und ehrlich gesagt, war meine Vorfreude auf Aliza und Lucien nicht sonderlich groß, denn es waren beides keine Figuren, bei denen es für mich klick gemacht hat. Umso überraschter bin ich letztlich, dass die beiden sich zu meinen Lieblingen gemausert haben, aber weniger als Paarung, sondern vielmehr als Einzelfiguren und da im Besonderen Aliza! Aliza ist genau die Betrachtung einer Figur, die ich mir schon viel früher in diese Reihe gewünscht hätte. Bislang habe ich persönlich im NA-Genre noch keine muslimische Hauptfigur gehabt, alleine dafür muss ich schon den Hut ziehen. Auch wenn sicherlich nur wenig Themen angesprochen werden, die man rein aus dem Bauch heraus mit einer muslimischen Herkunft hätte verbinden können, fand ich die Darstellung dennoch stets sehr authentisch. Kneidl hat sich bewusst dafür entschieden, dass Aliza selbst gar nicht gläubig und auch ihre Familie recht liberal ist, dadurch hat diese Darstellung auch wunderbar gepasst.

Aber auch abseits von ihrer Herkunft ist Aliza eine sehr faszinierende Persönlichkeit, der man eigentlich nur vorwerfen kann, dass sie nicht weiß, wann für sich selbst genug ist. Aber sie ist selbstbewusst, mutig, idealistisch, prinzipientreu und höchst empathisch. Sie ist eine Stimme für unsere Frauengeneration, die man gerne klonen würde. Vor allem hat mir sehr gut gefallen, dass es auch weg von ihrem Kochblog geht. Er steht für ihre Anfänge und für das, was sie immer ausmachen wird, aber sie hat mehr zu sagen und deswegen fand ich es so passend, dass sie auch in gesellschaftspolitischen Aspekten ihre Stimme findet. Und in all dem ist Aliza völlig ruhig und gelassen. Sie steht zwar oft unter immensem Druck, aber hat sie das nie hektisch gemacht, weil sie immer stur weitergemacht hat. Ich kann es nämlich absolut nicht leiden, wenn sich die Hektik von den Figuren auch auf die Leserschaft überträgt, so dass man sich selbst plötzlich unruhig fühlt.

Auch Lucien ist mir im Verlauf sehr sympathisch geworden. Zwar bleibt er deutlich blasser als Aliza, aber das gilt für die gesamte Reihe, dass die männlichen Protagonisten, obwohl sie alle immenses Potenzial hatten, nie den Raum bekommen haben, den sie verdient haben. Dennoch haben Lucien und Aliza für mich als Paar nichts besonderes herausgerissen. Und nein, es liegt nicht daran, dass ihre gemeinsame Geschichte so ruhig erzählt ist und dass es keine Sexszene gibt. Im Gegenteil beides hat haargenau auf die beiden gepasst. Aber insgesamt hatte ich das Gefühl, dass in „Someone to Stay“ nicht die Liebesgeschichte zentral war. Es ging vielmehr darum, dass zwei Figuren ihren Weg gefunden haben und dabei ganz zufällig auch einander. Und deswegen ist es vollkommen in Ordnung, dass mich die Liebesgeschichte nicht restlos vom Hocher gerissen hat. Ein wahres Geschenk war es auch, dass die dramatische Sequenz, die das Paar am Ende auseinander zu gehen droht, so knapp gehalten wurde. Auch das war für die beiden als Paar wieder goldrichtig.

Fazit: „Someone to Stay“ ist völlig überraschend für mich mein Lieblingsband geworden. Und das liegt vor allem daran, dass für mich diesmal nicht die Liebesgeschichte im Vordergrund steht. Es geht um zwei faszinierende Figuren, die eine Reise zu sich selbst machen und das Seite an Seite. Aliza war für mich das absolute Highlight der Reihe und ich denke, dass mit ihr ein neuer Typus von Hauptfiguren im NA-Genre geschaffen wurde, den es viel öfters geben sollte!

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