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Veröffentlicht am 27.03.2020

Für Hoovers Debüt im Bereich Thriller beachtenswert

Verity
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Wenn ich an die letzten Romane von Colleen Hoover denke, muss ich doch schmunzeln. Während wir uns bei den ersten zwei Dritteln wohl alle einig sind, dass diese zwar unterschiedlich, aber doch alle grob ...

Wenn ich an die letzten Romane von Colleen Hoover denke, muss ich doch schmunzeln. Während wir uns bei den ersten zwei Dritteln wohl alle einig sind, dass diese zwar unterschiedlich, aber doch alle grob gleich waren, haben sich bei den letzten Neuerscheinungen doch eher die Leserstimmen gehäuft, dass Hoover mehr und mehr andere Seiten von sich zeigt. Dem konnte ich nur zustimmen und dennoch habe ich sie immer als Autorin wiedererkennen können. Völlig unmöglich ist das aber nun bei ihrem allerneusten Werk „Verity“, das vollkommen richtig bei bold erschienen ist, denn in einer Reihe mit ihren anderen DTV-Büchern wäre die Gefahr zu groß gewesen, die falsche Zielgruppe anzulocken, denn „Verity“ ist wirklich so gar nicht mit ihren anderen Büchern zu vergleichen.

Natürlich war ich schon als Kind Fan von Büchern, aber das Genre, was mich erst so richtig mit diesem Medium vertraut gemacht hat, ist tatsächlich der Krimi, mit leichten Tendenzen zum Thriller. Seitdem hat sich viel getan, denn auch Liebesgeschichten, vor allem NA und nach wie vor Jugendbücher können mein Herz erobern. Aber gute Krimis und Thriller lösen bei mir immer noch ein wohliges Gefühl aus. Da ich mit ihnen so vertraut bin, bin ich natürlich abgehärtet und mich kann in dem Bereich kaum etwas schocken. Dennoch habe ich großen Respekt vor allen Autoren, die sich in diesen Genres versuchen, denn es ist schon eine große Kunst, hier herauszustechen und für die wichtigste Prämisse zu sorgen: Spannung bis zum bitteren Schluss.

Hoover hat es nun versucht mit „Verity“ und auch wenn mich der Inhalt mich nicht schocken oder gruseln konnte, ist es ohne Frage ein guter Thriller, der so auf Anhieb auch erstmal überzeugen muss, daher Hut ab, Frau Hoover! Sie hat sich sogar so überzeugend eine neue Schreibart angelegt, dass ihr das Buch nachher auch nicht mehr eindeutig zuzuordnen ist, denn so klassische Hoover-Merkmale sind für mich nicht eindeutig zu erkennen. So hat sie wirklich mal eine ganz andere Seite an sich gezeigt. Das fängt schon damit an, dass sie Charaktere geschaffen hat, die man nicht lieben kann. Alle drei Hauptfiguren entwickeln nach und nach Gewohnheiten, die so abstoßend machen. Aber für einen solchen Thriller ist das genau richtig, denn da man die Figuren nicht mag, kann man fleißig an ihnen zweifeln und ist gewarnt, dass alles passieren kann. Zudem ist somit von Anfang an klar, dass nach ethischer Moral gar nicht gefragt werden darf, hier geht es menschliche Abgründe, für die keine Entschuldigung gefunden werden sollen.

Ich kann mir jedenfalls bildlich vorstellen, mit was für einer Freude Hoover am Schreibtisch gesessen hat, um diesen Inhalt abzutippen, denn sie durfte alle verrückten Ideen rauslassen und hat dabei dennoch etwas entstehen lassen, was auch noch echt gut unterhalten kann. Es ist vor allem die Spannung, die hier zieht. Was ist die Wahrheit, wer ist böser als der andere und kann man überhaupt etwas von dem glauben, was da passiert? Die Fragen hatte ich ständig im Kopf und sie haben den entscheidenden Reiz ausgemacht.

Dennoch ist es nicht die perfekte Lektüre, denn gerade die derben und ausschweifenden Sexszenen hätte dieses Buch nicht in dieser Fülle gebraucht. „Verity“ ist kein Erotikroman und somit waren die entsprechenden Szenen nur Mittel zum Zweck, aber ich bezweifle, dass es ausgerechnet dieses Mittel gebraucht hätte. Jetzt ist Hoover ja großer E. L. James, vielleicht deswegen. Auch ansonsten muss man sagen, dass gewisse Aspekte an der Oberfläche verharren. Das ist bei diesem Genre zu verkraften, aber dennoch hätte man dieses Buch qualitativ noch mehr auf die Spitze treiben können. Für ein Debüt im Thrillergenre aber herausragend.

Fazit: Mit „Verity“ betritt Colleen Hoover nun auch die Bühne Thriller und meistert dies mit Bravour. Diese Frau ist einfach eine Erzählerin durch und durch und kann somit nichts Schlechtes abliefern. Zudem beweist sie dadurch Wandlungsfähigkeit, die erst recht nicht hoch genug anerkannt werden kann. Es ist vielleicht nicht der perfekte Thriller, aber doch auch nicht weit entfernt.

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Veröffentlicht am 19.03.2020

Wehmütiger Abschied von einer gigantischen Erzählwelt

Der Ruf der Rache
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Mary E. Pearson ist ohne Frage in rasanter Geschwindigkeit zu einer meiner liebsten Autorinnen aufgestiegen, da die „Chroniken der Verbliebenen“ ein wahrer Genuss mit nur minimalen Abstrichen war. Wo findet ...

Mary E. Pearson ist ohne Frage in rasanter Geschwindigkeit zu einer meiner liebsten Autorinnen aufgestiegen, da die „Chroniken der Verbliebenen“ ein wahrer Genuss mit nur minimalen Abstrichen war. Wo findet man sowas denn noch? Daher war natürlich die Freude riesig, als eine weitere Dilogie aus diesem Universum angekündigt wurde, zumal „Das Herz des Verräters“ eine ebenso Freude für jeden Leser war. Mit „Der Ruf der Rache“ steht nun aber schon wieder der Abschluss an und hier ist eine große Portion Wehmut dabei, denn aktuell ist nicht bekannt, woran Pearson schreibt, so dass es vielleicht ein Abschied für immer ist.

Der Abschlussband setzt genau da an, wo der erste Band aufgehört hat. Das ist praktisch, wenn man denn noch weiß, was zuvor passiert ist. Die Autorin gibt zwar kein „Was bisher geschah…“ mit an die Hand, aber dennoch dürften sich alle Leser im Verlauf des Buchs wieder in die vergangenen Geschehnisse einfinden, denn die Infos werden immer mal wieder eingestreut. Dennoch wollte es im ersten Viertel (es ist wirklich ein dicker Schmöker, was selbst beim E-Book aufgefallen ist) noch nicht so recht fruchten zwischen mir und der Lektüre. Es ist zwar schon einiges passiert, gerade natürlich durch den Überfall auf Kazi und Jase und dennoch wirkte so vieles wie eine Nacherzählung. Gerade aus Sicht des Königs von Eislandia musste dem Leser ja vieles nahegelegt werden, aber das geschah ja nur in Form von Erzählungen und das war tatsächlich etwas langweilig. Aber vermutlich auch nur langweilig vor dem Hintergrund, dass ich weiß, wie Pearson ansonsten schreiben kann.

Zum Glück hat sich der Eindruck irgendwann gelegt und wir sind wieder in die tatsächlichen entscheidenden Handlungen gekommen. Zwar bin ich nicht unbedingt begeistert, wenn es zwei so unterschiedliche Handlungen gibt und damit auch die beiden wichtigsten Figuren voneinander getrennt sind, aber beide Seiten waren spannend und mit ausdauernden Höhepunkten erzählt. Wie immer ist Pearson auch nicht zimperlich in ihren Erzählungen. Sie geht dahin, wo es wehtut und das lohnt sich. Denn so sind ihre Geschichten nie allerlei, sondern einzigartig.

Wie immer leben ihre Geschichten aber auch von großartigen Figuren. Pearson weiß vor allem, wie man großartige weibliche Hauptfiguren schafft. Wo Lia vor allem viel über Menschlichkeit, Logik und Ausdauer überzeugen konnte, ist Kazi die unerbittliche, loyale Kämpferin, die dazu lernt und immer weitsichtiger agiert. Ihre Entwicklung ist eine große Freude und hat sich auf jeder Seite gelohnt. Mit Jase war es in Band 1 nicht immer einfach, aber er ist dennoch eine Figur, die einen mitreißt, vor allem natürlich in seiner bedingungslosen Liebe zu Kazi. Aber auch all die anderen Figuren rund herum, seien es die Guten, seien es die Bösen, sie sind klug gestaltet, nachvollziehbar und machen diese Geschichte reich. Am Ende finden sich dann auch die Lieblinge aus der ersten Trilogie wieder ein und das ist ohne Frage ein großes Fest an Erinnerungen. Diese Reihen können sich qualitativ definitiv die Hand reichen.

Fazit: Nach einem etwas zähen ersten Viertel beginnt „Der Ruf der Rache“ zu blühen, so wie man es von der Autorin Pearson auch zu erwarten ist. Sie hat zwei gänzlich unterschiedliche Geschichten geschaffen, die dennoch wunderbare Ergänzungen sind. So zeigt man Flexibilität, die auch mit Blick auf Projekte in der Zukunft Hoffnung geben. Dennoch fällt der Gedanke schwer, dass es das jetzt für immer gewesen sein könnte in dieser Welt.

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Veröffentlicht am 05.03.2020

Zunächst zu gewollt, dann voll ins Schwarze

Tage zum Sternepflücken
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„Tage zum Sternepflücken“ ist ein schon älteres Buch von Kira Groh, das zunächst von Blanvalet veröffentlicht wurde, aber nun eine Neuauflage bei Forever, dem Imprint von Ullstein erhalten hat, da die ...

„Tage zum Sternepflücken“ ist ein schon älteres Buch von Kira Groh, das zunächst von Blanvalet veröffentlicht wurde, aber nun eine Neuauflage bei Forever, dem Imprint von Ullstein erhalten hat, da die Autorin dort inzwischen andere Werke für sich veröffentlicht hat. Ich habe von Kyra schon zwei Bücher lesen dürfen, das eine war thematisch etwas schwierig für mich („Mitfahrer gesucht – Traummann gefunden), das andere („Gar kein Plan ist auch eine Lösung“) hat mich dagegen voll abholen können. Beide hatten jedoch gemeinsam, dass der einzigartige Humor von Kyra, der sich auch authentisch durch ihre Profile in den sozialen Medien zieht, aus jeder Zeile sprüht. Nun war ich gespannt, wie sie sich vor einigen Jahren geschlagen hat.

„Tage zum Sternepflücken“ ist von der ersten Seite an als Buch von Kyra wiederzuerkennen, was wirklich ein riesiges Kompliment ist, denn das können nur die wenigstens von sich behaupten. Mir fallen hierzu spontan nur Thrillerautor Chris Carter und Colleen Hoover ein. Dennoch fand ich den Einstieg schwierig. Wo ich eben Kyras Humor noch schwer gelobt habe, so muss man auf der anderen Seite natürlich bedenken, dass Humor auch immer ein sehr schmaler Grat ist. Es ist wie bei besonders tränenrührenden Geschichten, wenn zu viel auf die Tube gedrückt wird, dann wird es unglaubwürdig. Beim Humor wiederum gilt, dass nicht jeder Satz sitzen muss. Witze und Pointen müssen sich auch mal langsam aufbauen können, um dann explosionsartig ihre Wirkung entfalten zu dürfen. Im ersten Drittel hatte ich leider das Gefühl, dass die Autorin vor jedem einzelnen Satz mindestens eine Stunde gesessen haben muss, denn es ist ja wirklich ein Schenkelklopfer nach dem anderen rausgehauen worden und das war mir schlichtweg zu viel. Es ist ihr einzigartiger Stil, aber ich finde, dass es der späteren Kyra viel besser gelingt, Humor und Liebesgeschichte in der Waage zu erzählen.

Durch die ganzen Witze war es zunächst nämlich nahezu unmöglich, wirklich mit der Hauptfigur Layla mitzufühlen, denn da sie selbst ständig alles ins Lächerliche zog, war es schwer abzuschätzen, verletzt sie das jetzt wirklich oder was ist los? Als ich aber gerade den Gedanken in meinem Kopf formuliert habe, ob es jetzt nicht mal endlich gut sein kann, nimmt die Geschichte auf einmal eine Wendung, da der Liebe, den Gefühlen, der glaubwürdigen Entwicklung endlich der Raum gegeben wird, den sie alle verdient haben. Und dennoch darf der Humor ein Bestandteil davon sein, ein sehr wesentlicher sogar und es klappt hervorragend.

Thematisch war es für mich dank der Dreiecksgeschichte erneut etwas schwierig, aber hier fand ich es besser verpackt. Julius kommt nicht immer gut weg, aber hebt sich auch nicht selbst auf ein Treppchen, sondern er steht zu seinen Fehlern. Bei Layla wiederum verzweifelt man ganz schön oft, aber ihre Sichtweise und ihre Entscheidungen sind so nachvollziehbar gestaltet, dass man ihr nichts wirklich übel nehmen kann. Das ist auch eine Kunst. Ich fand auch die musikalische Grundlage, die von Expertenwissen zeugte und die Verarbeitung von Ruhm bei Youtube sehr spannend und wunderbar in die Geschichte integriert.

Fazit: Man merkt doch zu Beginn deutlich, dass es ein früheres Werk von Kyra Groh ist, da „Tage zum Sternepflücken“ am Anfang zu bemüht humorvoll ist. Aber spätestens ab der Hälfte ergibt sich ein wirklich stimmiges Bild, das thematisch und von den Gefühlen her ins Schwarze trifft.

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Hätte aus dem Thema mehr herausholen können

Insta Love - Nur perfekt ist gut genug
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„Insta Love“ hat mich vom Cover her nicht wirklich angesprochen, da es mir persönlich zu mädchenhaft war, aber der Inhalt hat mich durch den Umgang mit sozialen Medien gleich interessiert. Von der Autorin ...

„Insta Love“ hat mich vom Cover her nicht wirklich angesprochen, da es mir persönlich zu mädchenhaft war, aber der Inhalt hat mich durch den Umgang mit sozialen Medien gleich interessiert. Von der Autorin Tine Nell kannte ich bisher auch nichts, weswegen ich mich sehr neugierig an ihr zweites veröffentlichtes Buch gemacht habe.

Wenn ich eins nicht leiden kann, dass ist es Arroganz und Oberflächlichkeit. Da der Inhalt in der Modewelt spielt, war die Gefahr groß, genau diese beiden Attribute zu bekommen, aber zum Glück waren wir mit Protagonistin Jules gleich auf einer ganz anderen Wellenlänge. Von der ersten Seite an ist sie sehr sympathisch, weil sie bodenständig, empathisch und loyal ist. Sie passt in diesen Zirkus überhaupt nicht rein, aber natürlich kann man ihr nicht vorwerfen, dass sie die Chance des großen Geldes sich geschnappt hat, auch wenn es nicht das absolute Glück für sie bedeutet. Gleichzeitig ist sie damit auch ein Teil der sozialen Medien, aber man merkt gleich, dass sie dort nur unterwegs ist, weil es in der Branche so üblich ist.

Damit wären wir auch beim Thema soziale Medien, zu dem ich mir inhaltlich ja viel erhofft habe. Man muss sagen, dass das Thema im ersten Drittel sehr präsent war. Gerade an ihrem Ex-Freund Dan wurde dargelegt, in welche Spirale Menschen kommen, wenn sie nur noch eine Realität für die sozialen Medien inszenieren, die aber gar nicht der Wahrheit entspricht. Es war auch gut, dass Jules nicht gleich als Gegnerin dargestellt wurde, sondern dass sie etwas Abstand genommen hat und die Prozesse kritisch hinterfragt. Im weiteren Verlauf der Handlung ist das Thema dann aber gänzlich untergegangen. Später ging es um die Presse allgemein, aber nicht mehr konkret um die sozialen Medien, die noch einmal ganz andere Wirkung haben. Hier hätte ich mir gewünscht, dass das Medium noch mehr involviert wird, dass Jules vielleicht das Medium nutzt, um mit ihm abzurechnen etc. Gerade bei dem Titel hätte ich mir einfach ein mehr gewünscht.

Dennoch bin ich mit der Geschichte deswegen nicht gleich unzufrieden, denn es wurden auch viele Dinge richtig gemacht. Neben der tollen Jules ist es auch ihr neuer Love Interest Paul, der tatsächlich genau der richtige Gegenpart zu ihr ist. Nicht umsonst nennt Ellie die beiden langweilig. Das trifft es, aber gleichzeitig wird hier auch unterstrichen, dass langweilig nicht schlecht sein muss, denn wenigstens ist man dabei echt und ruht in sich selbst. Deswegen fand ich es am Ende auch schön, wie beide dem öffentlichen Zirkus den Rücken kehren und sich beruflich ganz bodenständig verwirklichen. Man würde den Blumenladen als gesellschaftlich als Abstieg bezeichnen, aber sie machen das, wofür ihr Herz schlägt und sie werden damit tausend Mal glücklicher sein, als Geld einen je machen könnte.

Dennoch habe ich bei Paul auch zu meckern. Man merkte mit jeder Faser, dass er ein wirklich guter Kerl ist, der das Herz auf dem richtigen Fleck hat, aber seine Perspektive wurde nicht geschickt genutzt und gerade gegen Ende hin hat er sich nur noch lächerlich verhalten und spätesten hier hätte ein Blick in seine Gedanken zeigen können, um was es wirklich geht. Wie er sich so lange als Lückenbüßer fühlen kann, obwohl sie ihr gesamtes Leben umgekrempelt hat, war mir ein Rätsel. Zudem hat er eben ganz oft Kapitel aus seiner Sicht bekommen, die keinen Mehrwert hatten. Dort durfte er ein paar Dinge kommentieren, aber wirklich weiter ging es nicht. Gerade nach seinem ersten Kapitel, wo seine Familiensituation dargestellt worden ist, hätte man viel mehr hier rausholen können. Stattdessen bleibt er oft blass und spätestens als Dan meinte, ob er vielleicht das Foto gefälscht hat, habe ich tatsächlich Zweifel bekommen, obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre. Genauso unnötig wie seine störrische Haltung am Ende. Etwas schade, dass er auf lange Sicht nicht mit Jules mithalten durfte.

Fazit: „Insta-Love“ ist von der Idee her wirklich süß und in seinem Resultat genau meinem Weltbild entsprechend. Leider hätte man sowohl aus den sozialen Medien, als auch aus Paul viel mehr rausholen können, wenn nicht sogar müssen. So bleibt leider nur ein durchschnittlicher Eindruck zurück.

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Überwiegend süß und nur minimal oberflächlich

Verloren sind wir nur allein
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Mila Sumners war mir bis zu „Verloren sind wir nur allein“ kein Begriff und offenbar ist die Veröffentlichung bei One auch ihr erstes größeres Projekt. Dementsprechend unbedarft bin ich an die Geschichte ...

Mila Sumners war mir bis zu „Verloren sind wir nur allein“ kein Begriff und offenbar ist die Veröffentlichung bei One auch ihr erstes größeres Projekt. Dementsprechend unbedarft bin ich an die Geschichte herangegangen und wurde mit einer süßen Liebesgeschichte belohnt.

Der Einstieg in das Buch ist problemlos gelungen, da die Verbindung zu Protagonistin Sky sofort da war. Der Verlust ihres Vaters mag zwar schon länger zurückliegen, aber ihre Trauer ist noch immer mit jeder Faser zu spüren und diese authentische Darstellung lässt den Zugang zu der Jugendlichen weit offen. Auch die Gedanken, die in ihrem Kopf kreisen, sind mehr als nachvollziehbar und zeugen in ihrem Alter auch von hohem Reflexionsbewusstsein und Rationalität, selbst wenn es beides natürlich subjektiv geschieht. In ihrem Umgang mit ihren Mitmenschen war sie oft sehr hart, gerade gegen Ende des Buchs hin dann schon wieder übertrieben, aber ich kenne es aus eigener Erfahrung, wenn man aus seiner Haut nicht rauskommt. Sky war somit für mich absolut nachvollziehbar, zwar auch anstrengend, aber wenigstens dabei stets authentisch.

Ihr zur Seite werden eine große Anzahl von weiteren Figuren gestellt. Während Jeff als ihr Gegenpart sehr gelungen ist und auch April und Rachel als neue Freundinnen, sind mir die restlichen Jungs leider ein Einheitsbrei geblieben und Kathleen war einfach nur abstoßend. Ja, an ihr sollte man sich stoßen, das ist klar, aber ich fand sie in ihren Handlungen null nachvollziehbar. Zuerst wollte sie ihr Revier markieren, aber irgendwann hat sie sich zu einer regelrechten Furie entwickelt, ohne dass die Hintergründe hierfür erläutert wurden. Das ist schade, weil auch Antagonisten eine Geschichte zu erzählen haben. Abschließend gibt es noch die Elternfiguren, die im Verhältnis auch etwas blass bleiben, aber gerade gegen Ende hin ergibt sich ein tolles stimmiges Gesamtbild.

Zurück zu Sky und Jeff. Die beiden haben direkt eine besondere Beziehung und sind im Umgang miteinander einfach nur süß, ein anderes Adjektiv fällt mir hierzu nicht ein. Ihre gemeinsame Geschichte ist sicherlich etwas überhastet erzählt. Von absoluter Abneigung von Seiten Skys bis hin zur großen Liebe war es nur ein Wimpernschlag, aber für die Art der Erzählung ist es auch nicht schlimm. Sie ist in der ganzen Art nicht darauf angelegt, dass man sie bierernst nimmt und alles nach Authentizität hinterfragt. Es ist eine absolut altersgerechte Erzählung für Jugendliche, die auch Erwachsenen gefallen kann. Denn wie Sky und Jeff ihre Verbindung zueinander finden, geht sehr tief und kratzt nicht nur an der Oberfläche. Auf den Nebenschauplätzen bleibt dadurch vieles auf der Strecke, aber damit kann man leben.

Fazit: „Verloren sind wir nur allein“ ist ein wunderschöner Titel, der perfekt auf diese süße Lektüre für Jugendliche passt. Trauer und Verlust wird hier geschickt mit der ersten großen Liebe verknüpft und das lässt sich flott und auch sehr gut lesen. An den Nebenbaustellen bleibt es etwas oberflächlich, aber das mindert das Lesevergnügen nicht allzu sehr.

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