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Veröffentlicht am 02.11.2019

Oberflächliches, aber auch höchst spannendes Prequel

Exit Now!
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Die „Gelöscht“-Reihe von Teri Terry hat mich in eine ganz neue Welt eingeführt, also in die der futuristischen Dystopien und es war für mich ein ganz besonderer Lesegenuss. Seitdem habe ich Terry immer ...

Die „Gelöscht“-Reihe von Teri Terry hat mich in eine ganz neue Welt eingeführt, also in die der futuristischen Dystopien und es war für mich ein ganz besonderer Lesegenuss. Seitdem habe ich Terry immer auf dem Schirm behalten und viele weitere tolle Bücher von ihr gelesen. Mit dem anstehenden Brexit nun ist Terry die Idee gekommen, dass genau dieser historische Einschnitt die Vorlage für ihre „Gelöscht“-Reihe sein könnte, weswegen sie ein Prequel geschaffen hat, auf das ich ungeheuer gespannt war.

Mir ist es doch etwas schwergefallen, in die Geschichte hineinzufinden, da die Welt nicht wirklich ausgearbeitet worden ist. Nach und nach werden uns einige Brocken hingeworfen, wie sich Terry Großbritannien nach dem Brexit vorstellt, aber das war mir letztlich viel zu wenig, um mich in die Rahmenbedingungen voll einzuleben. Das ist durchaus etwas schade, denn es hätte genug Raum für Details hier und da gegeben und vielleicht hätte es auch eine andere Perspektive getan. Bereits hier hat sich bei mir ein Eindruck von Oberflächlichkeit eingestellt.

Oberflächlichkeit ist genau das Attribut, das mir auch bei einem weiteren Aspekt mehrfach in den Sinn gekommen ist. Wir haben zwei Perspektiven, einmal Sam, die Tochter eines Regierungsmitglieds und Ava, die aus armen Verhältnissen stammt. Zwar bekommt man schnell ein Gefühl für ihre unterschiedlichen Charaktere, aber ihr Beziehungsaufbau erfolgt in einer Millisekunde. Zudem ist das gesamte Buch sehr dialoglastig, so dass es gar keine richtigen Gedankengänge gibt, den die Figuren Tiefe verleihen könnte. Im späteren Verlauf des Buchs erweist sich Avas Perspektive zudem als vollkommen überflüssig, da sie zur Handlung nichts beiträgt. Da wirken ihre Kapitel fast schon eher wie Unterbrechungen als wie anreichende Informationen.

Was man dem Buch jedoch lassen muss, ist ein rasanter Lesefluss, eine actiongeladene Handlung und unheimlich viel Spannung. Man fliegt regelrecht durch die Seiten und merkt dabei nicht, wie die Zeit vergeht. Die einzelnen Kapitel sind extrem kurz und befeuern diesen Eindruck entscheidend. Auch wenn die Grundvorstellung von Großbritannien 2024 nicht eindeutig auf der Hand liegt, kann man die neuen Beschlüsse jedenfalls hautnah erleben und alle sind erschreckend. Die dargestellten Beschlüsse sind erschreckend, aber gleichzeitig so realistisch, dass man sich bang fragt, ob der Brexit wirklich so eine Katastrophe herbeiführen könnte. Zudem merkt man mit Fortschreiten der Lektüre immer mehr die Anbindung an die „Gelöscht“-Reihe. Zwar ist es mit Ende des Buchs immer noch weit hin zum Anfang von „Gelöscht“, aber trotzdem tauchen bereits einige Figuren auf und die Grundrichtung ist eindeutig wiederzuerkennen.

Fazit: „Exit Now!“ ist ein spannendes Prequel, das durch den Brexit eine durchaus geschickte Verbindung erhalten hat. Dennoch empfand ich die Lektüre insgesamt zu oberflächlich. Ich kenne Terry viel detaillierter und einfühlsamer.

Veröffentlicht am 29.10.2019

Bildet eine sinnige Fortsetzung

Postscript - Was ich dir noch sagen möchte
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Ich habe in meiner Jugend vor allem Krimis gelesen, bis dann Cecelia Ahern mit „P.S. Ich liebe dich“ um die Ecke kam, das damals gefühlt von allen Mädchen meiner Schulklasse gelesen wurde, weil es einfach ...

Ich habe in meiner Jugend vor allem Krimis gelesen, bis dann Cecelia Ahern mit „P.S. Ich liebe dich“ um die Ecke kam, das damals gefühlt von allen Mädchen meiner Schulklasse gelesen wurde, weil es einfach herzzerreißend schön war und viel Hoffnung vermittelt hat. Dann kam aber die Verfilmung mit Hilary Swank und Gerard Butler in den Hauptrollen und die ganze Atmosphäre rund um dieses Buch löste sich in Luft auf, denn ich fand die Rollen von Holly und Gabriel sehr schwach besetzt, denn ein Weltbesteller musste unbedingt mit den größten Namen, nicht aber mit den geeigneten Schauspielern verfilmt werden. Daher war ich auch eher skeptisch, als „Postscript“ angekündigt wurde. Fortsetzungen von gefeierten Büchern können ohnehin selten mithalten, aber hier war meine Sorge eher, dass ich aufgrund der negativen Erfahrungen mit dem Film nicht mehr in die Welt hineinfinde.

Diese Sorge hat sich leider auch mit dem Einstieg in das Buch bestätigt. Gerade bei Gabriel hatte ich ständig Butler vor Augen und musste an diese katastrophale Chemie zwischen den Hauptfiguren denken, weswegen ich eine innere Abwehr gegen Gabriel verspürte, die es im Buch aber damals gar nicht gegeben hat. Zudem kommt die Geschichte nur sehr langsam in Gang. Es plätschert etwas vor sich her und man fragt sich, was hier noch passieren soll, was erklärt, warum dieser zweite Band überhaupt veröffentlicht wird. Bei diesen negativen Gedanken hätte der ein oder andere Leser wahrscheinlich schon längst abgebrochen, aber ich halte gerne durch und wurde dafür doch tatsächlich belohnt.

Bei Holly ist es mir zum Glück besser gelungen, Swank außer Acht zu lassen und mich schnell wieder in ihre Denkweisen einzufinden. Es war leicht ihre gemischten Gefühle in Bezug auf den „P.S. Ich liebe dich“-Club nachzuvollziehen. Es war auch herrlich, die ganzen Nebenfiguren wiederzusehen und zu erleben, was sich in deren Leben seitdem getan hat. Zudem gibt es einen ganzen neuen Schwung an Nebenfiguren, einer unterschiedlicher als der andere, aber dennoch war sofort eine Verbindung da, denn die Menschen sind alle vom Schicksal mit einer tödlichen Krankheit bedacht worden und wollen sich nun in Gerrys Stil von ihren Lieben verabschieden. Diese Aufmerksamkeit für die Hinterbliebenen war schon der zentrale Aspekt, der mich im ersten Buch begeistert hat, daher fand ich es wichtig, dass er auch jetzt wieder im Zentrum steht und in ganz unterschiedlichen Formen ausgearbeitet wird. Mal in Videoform, mal in einer Schnitzeljagd, es war toll, gleichzeitig aber traurig, all das mitzuerleben. Ginika ist sicherlich die heimliche Heldin dieses Buchs. Ihre Geschichte wird am meisten in den Fokus gerückt und man verbindet sich seelisch unweigerlich mit dieser jungen, kämpferischen, aber auch störrischen Frau. Und auch wenn man ahnt, dass dies nicht gut ausgehen wird, lässt man sich auf die Reise mit ihr ein.

Aber nicht nur diese neuen Umsetzungen von Hinterlassenschaften waren überzeugend, auch die erneute Reise, die Holly durchleben muss. Vielleicht hat sie gedacht, dass ihr Trauerprozess beendet ist, aber nun startet eine ganz neue Runde, bei der sie wichtige Erkenntnisse gewinnt. Immer wieder kommt sie an einen Punkt, zu dem sie unmittelbar nach Gerrys Tod niemals fähig gewesen wäre, die ich aber selbst noch kenne, nachdem meine Oma lange verstorben war. Dabei wurde die Liebesgeschichte von Gerry und Holly auch noch einmal aus ganz anderen Blickwinkeln betrachtet, was rührend war. Gleichzeitig hat sich damit aber ein anderes Problem für die Geschichte aufgetan. Es hat die Liebesgeschichte der beiden auf einen Sockel gehoben, bei dem Gabriel erst recht nicht mehr mithalten kann. Daher fand ich die Trennung von ihm nur logisch und habe ich wild gefeiert. Zumal es keine impulsive Entscheidung war, sondern eine mit Argumenten unterfütterte. Letztlich geht sie aber doch zu ihm zurück, woraufhin das positive Gefühl leider etwas verpuffte. Das Buch hätte auch ganz wunderbar funktioniert, ohne dass Holly ein Liebes-Happy-End hat, so wirkte es etwas gezwungen. Denn eigentlich ging es doch darum, dass Holly aus Gerrys Idee eine Lebensphilosophie entwickelt und das hat diesen zweiten Band mehr als gerechtfertigt.

Fazit: „Postscript“ hat mich doch mit sehr gemischten Gefühlen zurückgelassen. Die negativen Erfahrungen der Verfilmung lagen leider über meinem Leseprozess und das konnte ich auch nicht einblenden. Zudem braucht die Geschichte etwas, um in die Spur zu finden. Nachdem das aber gelungen ist, entsteht doch wieder das besondere, hoffnungsvolle Gefühl, dass Ahern uns einst geschenkt hat. Dieser Band hat also definitiv seine Daseinsberechtigung.

Veröffentlicht am 21.10.2019

Erstlingswerk mit Potenzial

Burning Bridges
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Tami Fischer ist nun der neue deutsche Name am NA-Himmel, die nur nicht wie viele ihrer Kolleginnen bei Lyx veröffentlicht, sondern bei Knaur, aber dennoch sind auch tolle Cover für ihre Reihe zustande ...

Tami Fischer ist nun der neue deutsche Name am NA-Himmel, die nur nicht wie viele ihrer Kolleginnen bei Lyx veröffentlicht, sondern bei Knaur, aber dennoch sind auch tolle Cover für ihre Reihe zustande gekommen, wovon ich den ersten Band nun als Hörbuch gehört habe.

Ich finde es bei Hörbüchern immer schade, dass man die Sprecherqualität etc. auch bewerten muss, obwohl die Autoren selbst gar nichts dafür können, aber dennoch kann man es eben auch nicht unerwähnt lassen, denn der Tipp ist dann einfach, lieber zum Buch als zum Hörbuch greifen. Genau das muss auch für „Burning Bridges“ gelten, das von Lisa Müller und Matthias Hinz (ausschließlich im Epilog) gelesen wird. Ich habe mich sehr schwer getan, mit Müllers Stimme zurechtzukommen. Während ihre verschiedenen Tonlagen für verschiedene Figuren ganz gut gepasst haben, hat sie in den Gedanken von Ella selbst eine sehr robotorhafte Stimme gehabt. Gerade bei den ersten 25 Tracks war ich manchmal kurz davor einfach abzustellen, aber zum Glück hat man sich an diese Stimme gewöhnen können. Wenn ich dann noch die Stimme von Hinz hinzunehme, der null auf Ches gepasst hat, dann muss ich doch urteilen, dass in meinen Augen nicht die richtigen Sprecher gefunden wurde. Die Stimmen konnten mich nicht locker-leicht in andere Welten entführen.

Nun zum Inhalt: Ich habe gut in die Handlung hineingefunden, weil gleich zu Beginn viel geboten wird. Es gibt aufregende Szenen, es gibt spannende Szenen und dann folgen schnell schon die ersten Szenen der Clique, die für eine NA ohnehin obligatorisch sind und schwupps entstand ein sehr heimeliges Gefühl, bei man die unterschiedlichen Figuren schnell greifen konnte. Bei den Mädels fand ich es nur oftmals schade, dass ihre Erlebnisse meist von Oberflächlichkeiten begleitet waren. Feiern hier, Unvernunft dort. Daher habe ich mich schnell eher Ches zugewandt, dessen Vergangenheit sehr mysteriös gestaltet wurde und der aufgrund seiner eher düstern Erscheinung etwas Hartes hat, was aber schnell aufgelöst wird, weil er eigentlich eine sehr empathische und loyale Persönlichkeit ist.

Während die Handlung also etwas vor sich hergeplätschert ist, wollte ich unbedingt wissen, was es mit Ches auf sich hat und wurde Häppchen für Häppchen mit Informationen gefüttert. Die Chemie zwischen Ches und Ella hat ebenfalls gut gepasst, weil bei ihnen auf der einen Seite alles megaschnell ging, aber andererseits gab es viele ruhige Momente, viel Verständnis füreinander, was mir sehr gut gefallen hat. Irgendwann hat sich jedoch ein Bruch in der Geschichte ereignet. Die süße Geschichte, bei der Ella schon zu Genüge mit Naivität aufgefallen ist und sich dadurch in Gefahr gebracht hat, wird zu einer fast schon thrillerartigen Atmosphäre. Ches‘ Geschichte hat das zwar logisch mit sich gebracht, aber dann hätte ich die gesamte Geschichte etwas düsterer angelegt. So wirkte es wie heiß und kalt. Das Ende war zwar spannend, aber gleichzeitig auch total unrealistisch. Ausgerechnet die naive Ella wird zur großen Heldin inszeniert, aber das konnte ich ihr einfach nicht abkaufen. Hier wurde leider mit zu viel Drama aufgefahren. Das hätte die Geschichte aber gar nicht gebraucht.

Fazit: Man merkt Tami Fischer Erstlingswerk definitiv an, dass hier noch Erfahrung fehlt. Die Figuren an sich und die Chemie untereinander funktionieren gut, hier zeigt sie bereits ein vielversprechendes Händchen. Übung braucht nun noch die Gewichtung der Geschichte mit einem durchgängigeren Spannungsbogen. Aber Übung macht den Meister und ich glaube da an Fischers Talent!

Veröffentlicht am 21.10.2019

Fantasy im angenehmen Maße

Lovely Curse, Band 1: Erbin der Finsternis
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Ich unterstütze deutsche Autoren wahnsinnig gerne, da sie manchmal auf dem deutschen Buchmarkt kaum präsent erscheinen. Daher ist Kira Licht mir schon länger ein Begriff, gelesen habe ich von ihr bisher ...

Ich unterstütze deutsche Autoren wahnsinnig gerne, da sie manchmal auf dem deutschen Buchmarkt kaum präsent erscheinen. Daher ist Kira Licht mir schon länger ein Begriff, gelesen habe ich von ihr bisher aber noch kein Buch und das liegt daran, dass sie im Fantasygerne schreibt, wo ich nicht immer so glücklich bin. In diesem Genre muss es bei mir sofort Klick machen, damit ich weiterlese und in der ohnehin viel zu spärlichen Lesezeit selektiere ich dann natürlich und scheue auch oftmals das Risiko. Nun strahlte mich aber „Lovely Curse“ an, durch ein tolles Cover, aber auch durch einen Klappentext, nicht regelrecht Phantasie schrie. Also habe ich doch mal wieder das Risiko gewagt und vor allem Autorin Licht kennengelernt.

Ich habe wie erhofft gut in die Geschichte hineingefunden, es hat also Klick gemacht. Ich hatte direkt eine Verbindung zu Aria, die das Schicksal mit dem Tod ihrer Eltern hart getroffen hat und die sich ein neues Leben auf der Farm ihrer Tante und ihres Onkels aufbauen muss, was ein ziemlicher Kontrast zu ihrem Leben in New York ist. Der Handlungsverlauf wird schnell typisch für ein Jugendbuch, denn es geht vor allem um Aria, wie sie sich an der neuen Schule zurechtfinden muss und sich dabei Anfeindungen ausgesetzt sieht. In der neuen Schule sind alle eine eingeschworene Gemeinschaft, so dass es ihr mit dem Anschluss schwerfällt.

Etwas augenrollend habe ich dann zur Kenntnis genommen, dass sich gleich zwei Jungs für Aria interessieren. Auf der einen Seite Simon, der nahezu perfekt wirkt, freundlich und aufgeschlossen ist und auf der anderen Seite Dean, der etwas Düsteres ausstrahlt und einen gewissen Ruf hat. Es ist immer wieder lustig, wenn Neue an eine Schule kommen und sofort streiten sich gegensätzliche Typen um einen. Zudem nimmt dieses Liebesdreieck auch viel Zeit ein, so dass sogar ich mich an einer Stelle gefragt habe: „Wo bleibt jetzt eigentlich der Fantasy-Anteil?“ Ganz so drastisch war es natürlich nicht, aber diese Entwicklung war doch sehr zeitraubend. Wenigstens hat sich das Liebesdreieck dann noch recht überraschend entwickelt, so dass es nicht gänzlich stereotyp wurde.

Die Fantasy-Elemente schleichen sich langsam in die Geschichte. Neben den Wetterkapriolen, die extrem erscheinen wird es erstmals seltsam, als Aria mit weißen Haaren aufwacht, die auch nicht mehr zu ändern sind. Zudem taucht ein weißes Pferd auf, das ihr nicht mehr von der Seite weicht. Da der Klappentext wirklich kaum etwas hergegeben hat, war ich wirklich überrascht, wie sich nach und nach ein neues Element offenbart hat und auf welches Mysterium die Geschichte letztlich zugesteuert ist. Das hat mir wirklich gut gefallen, zumal es eben so langsam geschah, so dass ich mich einwandfrei orientieren konnte und nicht von einer gänzlich neuen Welt erschlagen wurde. Nur am Ende des ersten Bandes, der noch einmal mit einem erstklassigen Cliffhanger endet, kam dann vieles auf einmal, so dass man sich dann schon wieder überfordert fühlte. Hier hat man aber deutlich gemerkt, dass es in Band 2 dann richtig zur Sache gehen wird und da freue ich mich drauf. Gut, dass ich Kira Licht nun endlich eine Chance gegeben habe!

Fazit: Mit meinem ersten Werk von Kira Licht, „Lovely Curse“, mache ich gleich alles richtig. Denn hier haben wir es vorderhand mit einer typischen Jugendgeschichte zu tun, in der sich nach und nach die Fantasy erst entfaltet. Dies war bis auf Kleinigkeiten ganz nach meinem Geschmack, so dass es von mir eine Leseempfehlung gibt.

Veröffentlicht am 11.10.2019

Toller französischer Import

Never Too Close
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Es ist schon etwas komisch, wenn man darüber nachdenkt, dass das noch relativ junge Genre New Adult auf dem deutschen Buchmarkt fest in den Händen von US-amerikanischen und deutschen Autorinnen ist. Das ...

Es ist schon etwas komisch, wenn man darüber nachdenkt, dass das noch relativ junge Genre New Adult auf dem deutschen Buchmarkt fest in den Händen von US-amerikanischen und deutschen Autorinnen ist. Das männliche Geschlecht und andere Länder tun sich da doch sehr schwer. Woran das liegt? Da habe ich keine wirkliche Vermutung. Nun ist mit Morgane Moncomble aber erstmals eine französische Autorin mit „Never Too Close“ vertreten und ich habe mich wahnsinnig auf diesen Roman gefragt. Zum einen weil ich gerne jungen, neuen Autoren mein Gehör schenke, zum anderen ist Paris mal ein völlig neues Setting und auch die Mentalität zwischen Deutschen und Franzosen ist so unterschiedlich, obwohl es sich ja um Nachbarländer handelt.

Ich habe mich unheimlich schnell und intensiv in diese Lektüre vertieft, da von Anfang eine Verbindung da war. Das liegt natürlich vor allem an der Hauptfigur Violette, deren Perspektive den Einstieg dominiert. Man merkt gleich, dass man es bei ihr mit eine frechen, vorlauten, ehrlichen und einfach herzenslieben Person zu tun hat, die sicherlich auch ihre Fehler hat, die aber von Anfang mit ihrem Charme alles in den Bann zieht. Wäre es über sie nicht schon so einfach gewesen, dann wäre es definitiv mit Loan der Fall gewesen, der noch einmal eine ganze Schippe sympathischer ist. Bei ihm wird gar kein Bad Boy-Image aufgenommen, er ist einfach ein klasse Typ, der auch nicht hintenrum als Nerd um die Ecke kommt. Wenn mich die Figuren jeweils einzeln schon überzeugen, dann ist es für die Paarung dann selbst meistens nur ein Kinderspiel.

In der Frage, ob Mann und Frau platonische Freunde sein können, gibt es zwei Lager. Entweder man ist felsenfest davon überzeugt, oder man ist es eben nicht. Ich gehöre zur ersten Fraktion, weswegen ich es immer etwas schade finde, wenn in diesem Genre dann so stereotyp aus besten Freunden doch noch ein Paar wird. Denn eigentlich belegen sie ja dann, dass es nicht möglich ist, was wiederum nicht meiner Meinung entspricht. Ich bin da aber nicht so festharrend in meiner Meinung, dass ich mich nicht noch frei auf die Geschichte einlassen kann und das hat sich in diesem Fall gelohnt. Wie vermutet, da mich die Figuren schon einzeln überzeugen konnten, hatten sie es als Paar spielerisch leicht. Zunächst ihre höchst vertrauten Interaktionen, die sich nach und nach sexuell aufladen, bis es dann schließlich zur Explosion kommt, woraufhin dann ganz neue Emotionen warten. All das habe ich miterlebt und das auch überzeugend.

Dennoch habe ich an kleineren Stellen etwas zu meckern, denn die perfekte Geschichte ist es dann eben doch nicht. Emotional war ich wie gesagt mittendrin, aber auf technischer Seite gab es ein paar holprige Stellen. Sowohl Violette als auch Loan haben eine dramatische Vergangenheit, die ich im Grunde auch gut eingewoben empfand, zumal es die Handlungsweisen der Figuren nachvollziehbar gemacht hat. Leider sind diese Geschichten doch zu sehr an der Oberfläche geblieben. So hat Violette mit Panikattacken zu kämpfen. Was diese genau ausgelöst haben und wie sich diese früher dargestellt haben, wurde aber außen vorgelassen. Auch bei Loans Mutter wurde nur an der Oberfläche gekratzt, was ich doch etwas schade fand. Wenn man sich solch ernsten Themen annimmt, dann muss man auch bereit sein, in die Tiefe zu gehen. Kritisch sehe ich definitiv auch die Art und Weise, wie die beiden sich letztlich von ihrer Freundschaft lösen. Dass Freunde sich vielleicht gegenseitig in sexuelle Erfahrungen einweisen, ja, gibt es und das zuhauf, aber dass man sich gegenseitig trainiert, wenn man in einer Beziehung ist, nee, das ist mir etwas säuerlich aufgestoßen, weil die Handlung das nicht nötig hatte.

Fazit: Moncomble hat mich vom Fleck weg mit ihrem ersten Roman „Never Too Close“ überzeugen können, denn gerade die gut ausgearbeiteten Figuren und die erzeugten Emotionen funktionieren hervorragend. Schade ist nur, dass die Handlung bei den ernsten Themen an der Oberfläche kratzt, aber das finde ich gerade bei einem Debut absolut verzeihbar. An der Französin bleibe ich auf jeden Fall dran!