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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.08.2023

Zu konstruiert

Sobald ihr mich erkennt
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Zum Inhalt:
Bulle Sheens und sein Team stehen das zweite Mal vor einem Scheiterhaufen mit Frauenleiche, dieses Mal mit einem Blutfleck, der vom Täter stammen müsste. Jeder Weg ist recht, um weitere Opfer ...

Zum Inhalt:
Bulle Sheens und sein Team stehen das zweite Mal vor einem Scheiterhaufen mit Frauenleiche, dieses Mal mit einem Blutfleck, der vom Täter stammen müsste. Jeder Weg ist recht, um weitere Opfer zu verhindern und das Team wendet sich an eine Website, die anhand von DNA Verwandte findet. So kommt die Polizei auf Aisling. Der Täter muss ein naher Verwandter von ihr sein: Entweder Vater, Bruder oder Sohn.

Mein Eindruck:
Gytha Lodge schreibt großartig und ihre Geschichten lassen einen in das Buch eintauchen und keine Luft mehr holen, bis das Ende der Story erreicht ist. Die Charaktere gehen einem an Herz und Nieren (manchmal auch an beides) und die Weiterentwicklung der Dauerfiguren gelingt ihr ebenfalls gut, glaubhaft und mit einem fiesen Cliffhanger zum Schluss. Doch durch die gewählte Ausgangslage mit der verwandtschaftlichen Nähe des Täters muss sie zugunsten des Spannungsbogens einige Volten schlagen, die in ihrer Häufigkeit dazu führen, dass die Augenbrauen der Leser gen Himmel schweben. Das ist insbesondere deshalb schade, weil man durch Lodges Kunst, den Charakteren Tiefe zu verleihen, wirklich mitleidet - mit den Opfern genauso wie mit der verantwortlichen Person.

Mein Fazit:
Spannung vom Anfang bis über das Ende hinaus

Veröffentlicht am 06.08.2023

Missbrauch

Was ich euch verschweige
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Zum Inhalt:
Seit einigen Tagen sind zwei Schwestern verschwunden. Jetzt taucht eine wieder auf. Blutverschmiert und emotionslos fordert sie das Team um Bulle Sheens auf, ihre Schwester zu finden und bietet ...

Zum Inhalt:
Seit einigen Tagen sind zwei Schwestern verschwunden. Jetzt taucht eine wieder auf. Blutverschmiert und emotionslos fordert sie das Team um Bulle Sheens auf, ihre Schwester zu finden und bietet eine Geschichte an, die weiterhelfen soll. Nach und nach zeigt sich, was mit dieser Geschichte bezweckt wird.

Mein Eindruck:
Zwei Sachen haben an diesem Buch wirklich genervt: Die vielen unterschiedlichen Probleme innerhalb des Polizeiteams (Alkohol, check, Missbrauch, check, toxische Beziehung doppelcheck) und die dauernde Thematisierung der Gesundheit von Nahrungsmitteln inklusive Gedanken über das, was sie der Figur antun. Trotzdem bekommt die Story um die Leidensgeschichte dreier Jugendlicher die volle Punktzahl. Denn das Leiden beschreibt Gytha Lodge einfühlsam, eindringlich, lebensnah und - was bei einem Krimi nun einmal überhaupt nicht fehlen darf - absolut spannend. Die Chemie unter den Polizisten stimmt, die Figuren sind allesamt vorstellbar (selbst dann, wenn man ihr Handeln nicht wirklich versteht) und Lodge baut einige Wendungen in ihren Roman ein, die unvorhersehbar sind und bis zum Schluss ein durchgehend großes Lesevergnügen gewährleisten.

Mein Fazit:
Ein bedrückendes Thema brillant präsentiert

Veröffentlicht am 03.08.2023

Wunschkind

Projekt 22
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Zum Inhalt:
Alice flieht aus ihrem Zuhause, weil sie dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht werden soll. Sie fürchtet, dass sie dort nicht nur Experimenten ausgesetzt wird, sondern zusätzlich Viktor, ...

Zum Inhalt:
Alice flieht aus ihrem Zuhause, weil sie dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht werden soll. Sie fürchtet, dass sie dort nicht nur Experimenten ausgesetzt wird, sondern zusätzlich Viktor, einem brutalen Soziopathen, ausgeliefert ist. Aufnahme findet Alice bei einem Geschwisterpaar, welches in der Genforschung arbeitet und deshalb nicht nur aus Nächstenliebe hilft.

Mein Eindruck:
Was wenn man feststellt, dass das eigene Dasein nur ein Experiment ist? Dass die eigenen Eltern keinen sicheren Hafen bieten? Man selbst ein Spielball von Wissenschaftlern, die an der DNA von Projekt 22 interessiert sind, aber nicht an dem Wesen Alice, das lebt und vor allen Dingen fühlt? So geht es Alice und genau diese Gefühle werden durch die Autorin Alexa Linell sehr gut an die Leser gespiegelt. Leider verliert sich Linell in der zweiten Hälfte des Buches in das, was sie ihren Charakteren abseits des Projekts vorwirft: Ein Verhackstücken des Genoms, um mit wissenschaftlichem Blick und dem Gebrauch viel zu vieler Fachbegriffe der Herkunft Alices und den Machenschaften ihrer Erbauer auf die Spur zu kommen. Das ermüdet nicht so aufnahmebereite Leser und das in Teilen offene Ende verführt deshalb nicht unbedingt dazu, auf eine Fortsetzung zu hoffen.

Mein Fazit:
Eine erschreckende Vision

Veröffentlicht am 01.08.2023

Fifty-fifty

Zwei Fremde
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Zum Inhalt:
Morgen will Remie das Land und damit auch ihre Arbeitsstätte, ein Hotel in den Highlands, verlassen. Nur noch zwei Gäste befinden sich in dem Etablissement, als ein Gefangenentransport des ...

Zum Inhalt:
Morgen will Remie das Land und damit auch ihre Arbeitsstätte, ein Hotel in den Highlands, verlassen. Nur noch zwei Gäste befinden sich in dem Etablissement, als ein Gefangenentransport des nahegelegenen Gefängnisses verunglückt. Ein Officer klopft an die Tür und bittet um Hilfe, da ein Gefangener entflohen ist. Remie hilft gerne, bis es noch einmal klopft, ein weiterer Mann Einlass verlangt und ebenfalls behauptet, besagter Officer auf der Suche nach dem Gefangenen zu sein....

Mein Eindruck:
Insbesondere bis zu dem Moment, an dem sich zeigt, wer echter Polizist und wer Betrüger ist, versucht man ähnlich der Protagonistin zu ergründen, auf wen man sich verlassen sollte. Denn auch Remies Gäste sind mit Vorsicht zu genießen. Diese Konstellation führt - abgesehen von den immer schlechter werdenden Witterungsbedingungen und der ausbleibenden Hilfe - zu einem schaurig-schönen Gefühl der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins. Trotz einiger Vorkommnisse nach der Enthüllung, die den Spannungsbogen straff halten sollen, gelingt es Griffin nicht mehr so ganz. Vor allen Dingen auch deshalb, weil Remie fast schon zu Jane Bond mutiert inklusive Kampfkünsten gegen versierte Gegner und der Fähigkeit, sich wirklich aus jeder aussichtslosen Situation mit kühlstem Kopf befreien zu können. Doch gute Unterhaltung bietet dieses Buch auf alle Fälle.

Mein Fazit:
Vor allen Dingen bis zum ersten Showdown ganz große Klasse

Veröffentlicht am 01.08.2023

Gestört

Refugium
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Zum Inhalt:
Am Mittsommertag wird in den Schären ein Massaker an einer feiernden Gruppe verübt und einzig die Tochter des Gastgebers überlebt den Anschlag. Die Ex-Kommissarin und Schriftstellerin Julia ...

Zum Inhalt:
Am Mittsommertag wird in den Schären ein Massaker an einer feiernden Gruppe verübt und einzig die Tochter des Gastgebers überlebt den Anschlag. Die Ex-Kommissarin und Schriftstellerin Julia ist nicht nur als erste am Tatort, sondern kennt eines der Opfer seit Kindertagen. Deshalb mischt sie sich mehr oder weniger ungefragt in die Ermittlungen ein, welche ihr Exmann leitet. Unterstützung erfährt sie von Kim, einem Hacker, den sie wegen einer Buchidee kennen- und irgendwie lieben gelernt hat.

Mein Eindruck:
Normalerweise ist es ermüdend bis ärgerlich, wenn die Charaktere eines Buches allesamt mit wie auch immer gearteten Defiziten ausgestattet sind, aber John Ajvide Lindqvist baut diese Störungen relativ unauffällig ein. Glücklicherweise ist seine Schilderung eines Kriminalfalls nicht nur spannend, sondern sehr oft mit einem feinen Humor ausgestattet, Die Jagd nach der Wahrheit führt über die ganze Welt und die Schauplätze erscheinen farbenfroh und glaubwürdig vor dem geistigen Auge. Showdown und Auflösung sind spannend und in Teilen unerwartet und die Charaktere besitzen Tiefe und interessieren auch als Möglichkeit, im zweiten Teil wieder aufzutauchen. "Refugium" ist somit fast perfekt als Auftakt einer Reihe. Fast, denn zwei Punkte (ver)stören: Das Hoch auf die Selbstjustiz und ein sexueller Übergriff, den sich der Autor gut hätte verkneifen können, da er nicht nur wie ein Fremdkörper, sondern auch noch wie eine Rechtfertigung wirkt.

Mein Fazit:
Spannend, in Teilen fragwürdig