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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.01.2023

Justizirrtum?

Lilienopfer. Dein Tod gehört mir
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Zum Inhalt:
Der Polizist Jack und die Fallanalytikerin Viola sind alarmiert, als in Frankfurt mit Lilien in Szene gesetzte Frauenleichen auftauchen. Dieses Szenario gleicht einer Mordserie vor einigen ...

Zum Inhalt:
Der Polizist Jack und die Fallanalytikerin Viola sind alarmiert, als in Frankfurt mit Lilien in Szene gesetzte Frauenleichen auftauchen. Dieses Szenario gleicht einer Mordserie vor einigen Jahren, bei dem sie gemeinsam den "Lilienmörder" Curt Weinert zur Strecke gebracht haben. Gibt es jetzt einen Nachfolger, der sich zugegebenermaßen sehr gut auskennt oder sind bei der damaligen Ermittlung Fehler aufgetreten oder - noch schlimmer - ist Curt Weinert ein unschuldiges Opfer von Polizeiwillkür?

Mein Eindruck:
Es gibt nicht viele Autoren, die geübte Krimileser trotz einer geringen Anzahl an Figuren sehr lange Zeit in die Irre führen können, aber Leo Born gehört eindeutig zu dieser Gruppe. Immer wenn man meint, dass die Handlung jetzt eindeutig in eine Richtung weist, zieht Born kaltlächelnd ein Umleitungs-Schild aus der Tasche. Bei seinem Personal ist Born nicht besonders experimentierfreudig: Wie Mara Billinsky – Borns Protagonistin der „Krähen“-Reihe – hat Jack ein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater, eine Art von Beziehung zu einer sehr präsentablen Person in seinem beruflichen Umfeld, wohnt gewöhnungsbedürftig und verhält sich absolut unkonventionell mit einer Vorliebe für einen abgedrehten, fahrbaren Untersatz. Glücklicherweise gibt es noch eine Gemeinsamkeit: Die Vorliebe für einen schrägen Humor, die das Umfeld zum Verzweifeln bringt, die Leserschaft jedoch absolut begeistert. Da also dieser erste Teil einer Reihe viele Wendungen und eine spannende Geschichte beinhaltet und das Personal schön schräg und dennoch effektiv arbeitet, wünscht man sich gerne eine weitere Story aus dem Diehl-Kosmos.

Mein Fazit:
Leo Born liefert ab, - auch mit einer männlichen Hauptfigur

Veröffentlicht am 31.12.2022

Es ist kompliziert

Die letzte Party
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Zum Inhalt:
Rhys Lloyd ist an die Stätte seiner Jugend zurückgekehrt. Der bekannte Sänger hat mit seinem Partner am Strand eines walisischen Sees eine exklusive Ferienanlage gebaut und feiert Silvester ...

Zum Inhalt:
Rhys Lloyd ist an die Stätte seiner Jugend zurückgekehrt. Der bekannte Sänger hat mit seinem Partner am Strand eines walisischen Sees eine exklusive Ferienanlage gebaut und feiert Silvester mit den Bewohnern und den zum großen Teil unwilligen Dörflern. An Neujahr findet sich Rhys' Leiche im See und das Ermittlerpaar muss feststellen, dass es haufenweise Verdächtige gibt, unter den Einheimischen, unter den Feriengästen und selbst unter ihnen....

Mein Eindruck:
An die unorthodoxe Art und Weise, wie Clare Mackintosh ihren Kriminalroman aufgebaut hat, muss man sich erst gewöhnen. Eine Zeitebene befasst sich zwar stringent mit dem Gang der Ereignisse nach dem Auffinden der Leiche; diese Achse wird aber unterbrochen von Rückblenden, die nicht chronologisch erfolgen. Deshalb erschließen sich Zusammenhänge zum Teil viel später, was allerdings einen gewissen Reiz ausübt, wenn man sich darauf einlassen möchte. Schritt für Schritt entblättert Mackintosh persönliche Katastrophen ihrer Figuren und es zeigt sich, dass Rhys alles war, aber ganz bestimmt kein unschuldiges Opfer. Doch auch die anderen Charaktere zeigen durchaus Schattierungen im ewigen Spiel des Gut und Böse, dadurch wird die Geschichte sehr glaubhaft und dass die beiden Protagonisten mit privaten Schwierigkeiten kämpfen, wirkt nicht als Fremdkörper, sondern passt sich wunderbar in die Story ein. Mackintosh gelingt es zudem, Stimmungen zu erzeugen, welche durch die Landschaft und insbesondere den tiefgründigen See flankiert werden.

Mein Fazit:
Eiskalt und bedrückend - wie ein See im winterlichen Wales

Veröffentlicht am 30.12.2022

Besser gut abgekupfert als schlecht selbst erfunden

Der Mordclub von Shaftesbury – Eine Tote bleibt selten allein
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Zum Inhalt:

Penelope will mitten auf dem Land eine Partneragentur für die gehobene Klientel eröffnen, wird jedoch von den örtlichen Begebenheiten in jeder Hinsicht ausgebremst: Kein Netz, kein Gehalt ...

Zum Inhalt:

Penelope will mitten auf dem Land eine Partneragentur für die gehobene Klientel eröffnen, wird jedoch von den örtlichen Begebenheiten in jeder Hinsicht ausgebremst: Kein Netz, kein Gehalt und keine Mietzahlung, da ihr Chef sich in die Karibik abgesetzt hat. Dafür vielerlei Anforderungen anderer Hinsicht und eine tote Spaziergängerin.

Mein Eindruck:
Es gibt schon einige sehr putzige Stellen in diesem Krimi, aber irgendwie kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich die Autorin insbesondere von M C Beaton inspirieren ließ. Denn Penelope erinnert sehr an Agatha Raisin, die auch als Londonerin in ein verschlafenes Nest zieht und sich dort in den Nachbarn verliebt. Die Dörfler sind ähnlich liebenswert überspannt und der Mord wird nicht von der Polizei, sondern von Penelope und ihren Mitstreitern geklärt. Einen "Mordclub" sucht man jedoch bis jetzt vergeblich und es stellt sich die Frage, ob nicht auf eine Assoziation bei der Leserschaft mit anderen "Clubs" gehofft wird. Doch da Winston mit Wortwitz und charmanter Umgebung glänzt, verzeiht man gerne die Anleihen bei den berühmteren Kollegen. Immer in der Hoffnung, dass es bei einem weiteren Teil der Reihe ein bisschen mehr Krimi (gerne weniger vorhersehbar) und nicht so viel Liebestheater gibt.

Mein Fazit:
Es ist zwar vieles geklaut, das aber sehr gekonnt und lustig

Veröffentlicht am 29.12.2022

Unkonventionell

Der Reiz des Bösen
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Zum Inhalt:
Nachdem sein finaler Rettungsschuss das falsche Ziel getroffen hat, schiebt Marcus Lauer lieber Akten von links nach rechts, als sich mit "echter" Polizeiarbeit zu befassen. Doch als eine Lokalreporterin, ...

Zum Inhalt:
Nachdem sein finaler Rettungsschuss das falsche Ziel getroffen hat, schiebt Marcus Lauer lieber Akten von links nach rechts, als sich mit "echter" Polizeiarbeit zu befassen. Doch als eine Lokalreporterin, die zufällig das Patenkind seines Chefs ist, eine mögliche Serie von Verbrechen erschnüffelt, erwacht das alte Jagdfieber in ihm. Gemeinsam mit der Journalistin und einer Kollegin bildet er bald ein Team, zu dem immer mehr Personen stoßen, um einen traumatisierten, aber leider auch genialen Verbrecher zu stoppen.

Mein Eindruck:
Dieser Krimi unterhält deshalb gut, weil er sich sehr viel Zeit und Muße für die Charakterzeichnung seiner Figuren nimmt. Das sind alles echte Typen und man kann sich schön in sie hineinversetzen und sieht Valeries Unterlippe zittern, wenn sie von ihrer Mutter redet oder spürt den Schweiß, wenn Marcus nach einem Albtraum erwacht. Viel Fantasie zeigt die Autorin Stefanie Ross ebenfalls bei den Tötungs- bzw. Strafszenarien, die sie sich für die Opfer ersinnt. Der einzige Wermutstropfen findet sich in der Auflösung der verantwortlichen Person, welche leider viel zu einfach gerät. Da hätte man gerne ein bisschen intensiver knobeln dürfen. Es bleibt der Wunsch, dass die von Ross zusammengestellte Truppe einen weiteren Fall lösen darf, - dann gerne mit ein bisschen mehr Unsicherheit zum Täter.

Mein Fazit:
Spannend und unterhaltsam, - gerne bald mehr

Veröffentlicht am 28.12.2022

Liebenswert

König Ludwig und der tote Preuße
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Zum Inhalt:
Der preußische Gesandte wird bei einer Audienz bei König Ludwig erschossen. Da jener davon überzeugt ist, dass er das Ziel des feigen Attentats war, mischt er sich in die Ermittlungen ein; ...

Zum Inhalt:
Der preußische Gesandte wird bei einer Audienz bei König Ludwig erschossen. Da jener davon überzeugt ist, dass er das Ziel des feigen Attentats war, mischt er sich in die Ermittlungen ein; tatkräftig unterstützt von seiner Cousine Sophie und Teilen seines Hofstaats.

Mein Eindruck:
Abwechselnd wird die Geschichte aus Sicht der beiden Protagonisten geschildert, - jeweils in der dritten Person, obwohl es sich bei Ludwigs Teilen um Auszüge aus seinem Tagebuch handeln soll und man eher den Pluralis Majaestatis erwartet hätte. Doch davon abgesehen bringt insbesondere der Sprecher Michael-Che Koch die Blasiertheit des Königs sehr schön zum Ausdruck. Die Kriminalgeschichte hat sich zwar nicht zugetragen (die Gesandten Preußens wurden nur abberufen und nicht getötet), Kaiser weiß sie aber geschickt in das höfische Zeremoniell einzubetten und garniert sie mit wahren Begebenheiten wie den Aufenthalt von Sophie, die Freundschaft zu Wagner und den Bau Hohenschwansteins.

Mein Fazit:
Eine amüsante Variation (erdachter) Zeitgeschichte für Zwischendurch