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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.12.2019

Typisch amerikanisch

Freefall – Die Wahrheit ist dein Tod
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Zum Inhalt:
Maggie erfährt durch einen befreundeten Polizisten, dass ihre Tochter Ally bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist. Da Allys Leiche fehlt, gibt sich Maggie der Hoffnung hin, dass ihr ...

Zum Inhalt:
Maggie erfährt durch einen befreundeten Polizisten, dass ihre Tochter Ally bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist. Da Allys Leiche fehlt, gibt sich Maggie der Hoffnung hin, dass ihr Kind aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz überlebt hat. Und sie hat recht: Ally kämpft sich durch die Wildnis. Verfolgt von ihrer Vergangenheit, in der nicht alles so goldig war, wie es glänzte.

Mein Eindruck:
Jessica Barrys Thriller ist typisch amerikanische Kost: Alle sind schön oder streben diese Schönheit an, alle können schießen und Väter bringen ihren Kindern bei, wie man in der Wildnis überlebt, so dass selbst ein Flugzeugabsturz mit angeknacksten Knochen eine Kleinigkeit ist. Und daran krankt für einen mitteleuropäischen Leser das ganze Konstrukt: Viel zu unwahrscheinlich ist die Rettung. Immer, wenn es wirklich unmöglich erscheint, dass Ally überlebt, kommt von irgendwo eine Quelle, eine Hütte mit Verpflegung oder ein rettender Engel her. Niemand stellt Fragen, als eine verwahrloste Frau mit einem Riesenbrilli auftaucht, natürlich wird ein Beweisstück gerettet und erst dann als solches erkannt, als es für einen Showdown unersetzlich ist. Das zweite, was nervt, ist die Oberflächlichkeit: Einerseits rettet ein wahrer Märchenprinz Ally vor einem Leben in Prostitution, andererseits schenkt er ihr Kleider, die zwei Nummern zu klein sind. Da stellt man sich doch die Frage, warum er Ally überhaupt ausgesucht hat, wenn sie nicht seinem Schönheitsideal entspricht – ihre inneren Werte hat er bei Besäufnissen in der Bar garantiert nicht kennengelernt. Und so sind sämtliche Personen holzschnittartig dargestellt, Spannung kommt so gut wie nie auf.
Letztendlich bleibt also nur eine Enttäuschung über einen gewollten Tiefgang (Pharmaskandal, tote Kinder! Tote Mütter!! Krebstoter Vater!!!) und sehr viele Logiklöcher in einer wenig fesselnden Geschichte.

Mein Fazit:
Verschenkte Zeit durch eine absurde Geschichte

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.12.2019

Bittersüß

Strange the Dreamer - Ein Traum von Liebe
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Zum Inhalt:
Nachdem Lazlo in Weep angekommen ist, macht er sich mit den Ängsten und Problemen vertraut, welche die Bewohner dieser Stadt heimsuchen. Getötete Wesen mit übernatürlichen Kräften haben ein ...

Zum Inhalt:
Nachdem Lazlo in Weep angekommen ist, macht er sich mit den Ängsten und Problemen vertraut, welche die Bewohner dieser Stadt heimsuchen. Getötete Wesen mit übernatürlichen Kräften haben ein Bauwerk hinterlassen, welches den Menschen die Sonne und die Hoffnung nimmt. Doch die Versuche, den Engel zu zerstören, führen dazu, das Leben und Miteinander von Lazlo, seinen Gefährten und der Götterbrut in einem völlig neuen Licht erscheinen zu lassen und letztendlich in eine Erkenntnis, welche alles auf den Kopf stellt, an das Lazlo je geglaubt hat.

Mein Eindruck:
Da die deutsche Übersetzung eines Buches von Laini Taylor willkürlich durch den Verlag in zwei etwa gleiche Stücke aufgeteilt wurde, ist die Leserschaft direkt voll im Geschehen. Und dieses hat es in sich. Mit ihrem sehr bildhaften Schreibstil, den sie nicht nur für ein wundervolles Setting, sondern auch interessante und tiefgreifende Charakterzeichnungen einsetzt, sorgt die Autorin bei ihren wahrscheinlich zumeist weiblichen Lesern für große Gefühle: Liebe, Mitleid, Hass, Entsetzen – dies alles löst eine Geschichte aus, die an Urängsten rührt: Wer bin ich, wenn Vergangenheit, Gegenwart und auch die Zukunft auf tönernen Füßen stehen? Wie weit würde ich gehen, wenn um mich alles zusammenbricht und ich eine Macht besitze, die ich entweder für Gutes oder Schlechtes benutzen kann?
Was an Taylors Roman sehr gefällt, ist die Entwicklung ihrer Charaktere – und zwar aller, nicht nur die der Protagonisten Lazlo und Sarai – oder eben das Fehlen derselben. Denn wo andere Autoren entweder das eine oder das andere betreiben und sich nicht großartig dazu erklären, bietet diese Autorin nachvollziehbare Gründe für das Handeln.
Leider gibt es – wie es sich für ein echtes Mehrbände-Werk auch irgendwie gehört – keinen richtigen Abschluss des Romans. Oder sollte man besser sagen: Zum Glück?

Mein Fazit:
Das Warten auf den Nachfolger ist fast unerträglich. Lübbe, beeile Dich!

  • Einzelne Kategorien
  • Geschichte
  • Fantasie
  • Cover
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Handlung
Veröffentlicht am 01.12.2019

Volksnah

Bülent Rambichler und der störrische Karpfen
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Zum Inhalt:
So kann es gehen. Kaum hat es sich Bülent in der Großstadt wieder so richtig bequem gemacht, ereilt ihn ein Hilferuf seiner Mama aus der ländlichen Pampa. Ein wichtiges Mitglied der Gemeinde ...

Zum Inhalt:
So kann es gehen. Kaum hat es sich Bülent in der Großstadt wieder so richtig bequem gemacht, ereilt ihn ein Hilferuf seiner Mama aus der ländlichen Pampa. Ein wichtiges Mitglied der Gemeinde wurde tot aufgefunden – augenscheinlich ermordet – und sein Papa Erkan hatte mit dem Opfer Streit… und kein Alibi…
Und so macht sich Bülent gemeinsam mit Kollegin Astrid auf, die Hintergründe des Todesfalles aufzuklären und tritt dabei zwar manchem Strunzheimer in die Haxen, rettet dafür aber einige Leben – menschliche wie tierische.

Mein Eindruck:
Zefix und aus ist’s mit der Bülentschen Gemütlichkeit. Ein zweites Mal schickt die Autorin Anja Bogner ihren deutschtürkischen Kommissar Bülent Rambichler gemeinsam mit seiner rechten Hand Astrid (Veganerin und Esoterikerin) in heimatliche Gefilde. Und wie der geneigten Leserschaft das Cover dieses Krimis überdeutlich vermittelt: Eine ernsthafte, zielgerichtete und vor allen Dingen irgendwie glaubwürdige Polizeiarbeit zu erwarten, wäre bar jeder Vernunft. Nein, was man sieht ist was man bekommt, - und das ist eher etwas für das Zwerchfell als für das Hirn. Schadet aber nicht, denn auch für die bewusstseinserweiternden Substanzen bietet die Geschichte sehr viel Raum. Dabei gefällt insbesondere, dass sich die beiden Kommissare gut ergänzen, der Part des Heißsporns jedoch – gegen jede Regel – weiblich und der des abwartenden Schöngeists (in jeder Beziehung) männlich besetzt ist, obwohl beide Charaktere heterosexuell angelegt sind.
Leider hat die Geschichte auch einige Schwachpunkte. Einerseits ist die Landbevölkerung etwas arg hinterwäldlerisch deftig dargestellt (Räusche mannigfaltiger Art und lockerer Umgang mit gutem Benehmen), andererseits hätte ich mir ein anderes Endszenario gewünscht (das ist allerdings persönlicher Geschmack und fließt nicht in die Wertung ein).

Mein Fazit:
Sympathische Hauptcharaktere, ein bisschen zu ungepflegtes Restpersonal

Veröffentlicht am 24.11.2019

Tödliches Ritual

Das Ritual des Wassers
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Zum Inhalt:
Nachdem Unai seinen letzten Fall nur knapp überlebt hat, kämpft er noch insbesondere mit einer Folge der Kugel in seinem Kopf: Es hat ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlagen ...

Zum Inhalt:
Nachdem Unai seinen letzten Fall nur knapp überlebt hat, kämpft er noch insbesondere mit einer Folge der Kugel in seinem Kopf: Es hat ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlagen und er leidet unter einer Aphasie. Um diese zu überwinden und nicht mehr nur per Handy und Notizbuch zu kommunizieren, wird er von seinen Vorgesetzten zu einer Behandlung durch eine Logopädin genötigt. Da er unbedingt Teil der Ermittlungen in einem scheinbaren Ritualmord sein will, weil seine erste Liebe das Opfer ist, entspricht er diesem Wunsch und gerät immer tiefer in diesen Fall, der nicht nur ihn, sondern sein ganzes Umfeld erfasst.

Mein Eindruck:
Bei diesem zweiten Krimi um Unai und Alba – seine Vorgesetzte und Geliebte in Personalunion – gefällt auf der einen Seite, dass viele Personen aus dem ersten Band zurückkommen, ohne dass es zu bemüht erscheint und Leser ohne Vorkenntnisse auf einen Prüfstand stellt. Schade ist allerdings, dass diese Leser auf den Genuss des Vorgängers verzichten können – der Schuldige und auch einige Unschuldigen werden in „Das Ritual des Wassers“ benannt. Doch dieser Pluspunkt ist zum anderen ein Nachteil, denn irgendwie ist es schon ein bisschen sehr weit hergeholt, dass wieder im direkten Umfeld Unais schon wieder ein Verrückter sein Unwesen treibt, der sich mit Ritualmorden die Zeit vertreibt und dass noch viel mehr Personen, mit denen er eng in Kontakt steht, unmittelbar davon betroffen sind.
Die Morde sind jedoch elegant eingeführt und – durch die Rückblicke in die Zeit vor etwa 25 Jahren – perfekt hergeleitet. Die Verquickung von alten Riten mit moderner Cyberkriminalität ist dabei eine besonders gute Idee - Vergangenheit und Zukunft vereint in Blut und Tränen.
Trotzdem würde man sich wünschen, dass Unai und Alba im nächsten Buch einfach nur ermitteln könnten, ohne dass andauernd er, sie oder ihre Familie in Gefahr geraten. Leider (?) sieht die Vorankündigung wieder Ähnliches vor und es ist zu befürchten, dass die bis jetzt guten Krimis in ein Schema F abgleiten.

Mein Fazit:
Ein guter Fall, jedoch mit Ähnlichkeiten zum ersten Thriller der Autorin

Veröffentlicht am 17.11.2019

Schlachtgetümmel en gros

Das Imperium aus Asche
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Zum Inhalt:
Getrieben von Zerstörungswut und mit Unterstützung eines Drachenheeres hat der weiße Drache auch viele Menschen unter seinen Willen gezwungen und zu „Verderbten“ gemacht. Diese Armee soll ihm ...

Zum Inhalt:
Getrieben von Zerstörungswut und mit Unterstützung eines Drachenheeres hat der weiße Drache auch viele Menschen unter seinen Willen gezwungen und zu „Verderbten“ gemacht. Diese Armee soll ihm dabei helfen, auch den Rest der Welt zu unterjochen. Doch er sieht sich einigen Gegnern gegenüber, die sich nicht klaglos in ihr Schicksal ergeben wollen. Und so kommt es zu einer großen Schlacht….

Mein Eindruck:
… und mit dem letzten Satz ist eigentlich schon alles gesagt. Denn außer immer neuen Waffen, immer neuem Kampfgetümmel, immer neuen Toten, immer neuen Ortsnamen gibt es eigentlich nicht viel Neues. Das ist unendlich schade, denn in den beiden ersten Bänden seiner Trilogie hat Ryan bewiesen, dass er nicht nur zerstören, sondern auch erschaffen kann. Doch im letzten Band führt er zwar noch ein paar neue Charaktere ein bzw. holt ein paar alte auf die Bühne zurück, großartige charakterliche Tiefe oder auch nur eine Beschreibung der äußerlichen Erscheinung gönnt er ihnen jedoch nicht mehr. Zu sehr schwelgt er in Waffen und Blut, in Gemetzel und Todesschreien. Unterweisung in Kriegsführung statt Landschaftsbeschreibung, Mordlust statt Diplomatie. Ja, bestimmt alles sehr wohlüberlegt und absolut gut recherchiert, aber letztendlich zum Querlesen verleitend.
Doch an einer Stelle blitzt doch die alte Kunst Ryans bravourös hervor: Die Umbenennungen der eroberten Schiffe durch die verdorbenen Generäle glänzen durch einen gewissen boshaften Charme.
Trotzdem: Ryan schreibt bildhaft, seine Charaktere sind (über alle drei Bücher gesehen) gut und vielschichtig angelegt und bieten deshalb – bei allen fantastischen Möglichkeiten – genügend Projektionsfläche für die Leser. Außerdem beherrscht der Autor die Kunst, eine groß angelegte Geschichte zu einem vollständigen Ende zu bringen. Etwas, das andere Schriftsteller von Fantasy-Epen noch beweisen müssen.

Mein Fazit:
Viel Kampf, viel zu viel Kampf