Profilbild von melange

melange

Lesejury Star
online

melange ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit melange über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.09.2020

Aus einem Spiel wird blutiger Ernst

Raum der Angst
0

Zum Inhalt:
Hannah wird entführt und findet sich plötzlich gemeinsam mit einer Gruppe Probanden in einem teuflischen Spiel wieder: Gemeinsam müssen sie versuchen, aus den Räumen, die ein kranker Geist ...

Zum Inhalt:
Hannah wird entführt und findet sich plötzlich gemeinsam mit einer Gruppe Probanden in einem teuflischen Spiel wieder: Gemeinsam müssen sie versuchen, aus den Räumen, die ein kranker Geist erschaffen hat, einen Ausweg zu finden. Das gestaltet sich schwierig, sehr schwierig und bald ist der erste Mitspieler tot.

Mein Eindruck:
Es ist eine gute Idee, den (wenn auch momentan abflachenden) Hype um Escape Rooms mit einer Thriller-Handlung zu verschmelzen. Dazu unterfüttert Meller seine Geschichte geschickt mit wissenschaftlichen Experimenten rund um Gruppendynamik und Manipulation. Der Leser muss aufpassen, wem er seine Sympathie schenkt, denn unter Umständen darf man sich nur ein Weilchen später aus Ablebensgründen ein neues Objekt suchen, - auch vermeintliche Hauptpersonen sterben jung. Außerdem entpuppen sich einige Figuren als wankelmütig und damit gefährlich.
Parallel zu den Vorkommnissen in dem Gefängnis der Probanden läuft die Ermittlung wunderbar unaufgeregt und ohne großen Privatkram der Polizisten. Meller geht ganz auf Motivlage und Tatgeschehen ein und beides gerät ihm großartig. Die Twists im Thriller sind überraschend und ziehen die Spannungsschraube noch einmal an.
Der einzige Schwachpunkt zeigt sich jedoch bei den Gründen für eine Nebenfigur, sich so zu verhalten, wie sie es eben tut. Diese stirbt, bevor eine Erklärung dazu folgt und auch im Nachhinein bleibt die Leserschaft dumm. Schade.

Mein Fazit:
Sehr spannend, sehr böse

Veröffentlicht am 01.09.2020

Engelmacher

Die Tinktur des Todes
0

Zum Inhalt:
Der Medizinstudent Will Raven tritt eine Stelle als Assistent bei einem ehrenwerten Arzt im Edinburgh des 19. Jahrhunderts an. Geplagt von Geldsorgen und den dunklen Schatten der Vergangenheit ...

Zum Inhalt:
Der Medizinstudent Will Raven tritt eine Stelle als Assistent bei einem ehrenwerten Arzt im Edinburgh des 19. Jahrhunderts an. Geplagt von Geldsorgen und den dunklen Schatten der Vergangenheit hofft er auf einen Neuanfang. Doch dann findet er die Leiche einer jungen Frau und diese ist nicht die erste, die er in verkrampfter Stellung findet. Will wird klar, dass er mit seiner Zukunft nicht beginnen kann, bevor die Vergangenheit ihren Abschluss findet und stellt sich den Dämonen; unterstützt von einer jungen Frau, die als Dienstmädchen eindeutig in ihren geistigen Fähigkeiten unterfordert ist.

Mein Eindruck:
Ambrose Perry ist ein Paar, bei dem der weibliche Teil als Anästhesistin gearbeitet hat. Dieses Wissen und die Liebe zur Medizin tun der Geschichte nicht nur gut, sondern unterfüttern sie mit der nötigen medizinhistorischen Basis. Die Sprache ist stilistisch schön an das viktorianische England angepasst, die häuslichen Begebenheiten und die Sicht zu Sitte, Moral und Anstand ein Spiegel der Zeit.
Dabei fällt jedoch insbesondere eine Figur – die des Mentors der Hauptfigur – durch ihre Exzentrizität völlig aus dem Rahmen und in das Herz der Leserschaft. Dieser Arzt ist ein wahrer Vertreter seines Standes und ein Philanthrop erster Güte. Dadurch wirkt es völlig natürlich, dass die Autoren nicht nur Dünkel und Anspruchsdenken der gehobenen Klasse, sondern auch die Schmerzen, Sehnsüchte und Kämpfe des Bodensatzes der Gesellschaft thematisieren. Im Wochenbett sind alle gleich – egal ob Dirne, Frau eines Geschäftsmannes oder Geliebte eines Gangsterbosses.
Die Kriminalgeschichte, die sich um Abtreibungen dreht und einige Tote durch Strychnin aufbietet, ist eine Rätselaufgabe, die sich einem geübten Leser als nicht zu schwierig erweist, in ihrer letztendlichen Lösung jedoch ein überaus charmantes Ende bereit hält.

Mein Fazit:
Hier freut man sich schon auf Teil 2 der Reihe.

Veröffentlicht am 26.08.2020

Eliteschüler

Élite: Tödliche Geheimnisse
0

Zum Inhalt:
Als Marina umgebracht wird, haben gleich mehrere ihrer Mitschüler an der Eliteschule Las Encinas ein Motiv für den Mord: Eifersucht, Rache, Neid.
Denn trotz – oder auch gerade wegen ihrer Beliebtheit ...

Zum Inhalt:
Als Marina umgebracht wird, haben gleich mehrere ihrer Mitschüler an der Eliteschule Las Encinas ein Motiv für den Mord: Eifersucht, Rache, Neid.
Denn trotz – oder auch gerade wegen ihrer Beliebtheit – weckte das hübsche Mädchen dunkle Gefühle bei einigen Mitmenschen; unter anderem bei einer Clique von nicht ganz so dazugehörigen Klassenkameraden.
Der ermittelnden Beamtin wird ein Tagebuch zugespielt, welches darauf schließen lässt: Dort wird der Hass auf Marina quasi zelebriert. Wem gehört das Tagebuch und ist sein Besitzer wirklich der Mörder?

Mein Eindruck:
Zu Beginn des Buches macht „Elite“ noch den Eindruck, ein typisches Jugendbuch mit großem Herz-Schmerz-Anteil zu sein. Hauptsächlich kreist die Geschichte darum, wie es ist, unglücklich verliebt zu sein und/oder aus welchen Gründen auch immer nicht zu den coolen Typen in der Klasse zu gehören. Aber dann bekommen die Hauptcharaktere Tiefe, die Autorin lässt ihre Leser in die Köpfe der jungen Menschen schauen und was man dort zu sehen bekommt, überrascht, erschreckt, lässt einen lachen oder weinen und fühlt sich – auch ohne „Elite“-Hintergrund - so manches Mal überaus bekannt an. Auch die Verhöre und die Ermittlungen der Polizei sind gut gelungen; egal ob Beschuldigter, Zeuge oder Beamter, - Zamora weiß die Gedanken und Stimmungen perfekt darzustellen.
Ein großer Schwachpunkt ist jedoch die Aufklärung des Mordes, die irgendwie so passiert, dass man sich fragt, ob das wirklich alles gewesen sein soll oder ob die Tat in einem der Nachfolgebücher noch einmal aufgegriffen wird. Denn hier handelt es sich um den ersten Teil einer Trilogie, - da verschießt man schließlich nicht sein ganzes Pulver!
Bis auf dieses Manko wirkt „Elite“ jedoch rund und genügend abgeschlossen, um nicht unfertig zu sein.

Mein Fazit:
Spannend, flüssig, gut zu lesen

Veröffentlicht am 13.08.2020

Begehren, Liebe, Hass

Golden Cage. Die Rache einer Frau ist schön und brutal (Golden Cage 1)
0

Zum Inhalt:
Die hochintelligente Matilda hat sich nach ihrer traumatischen Kindheit auf Fjällbacka neu erfunden, nennt sich jetzt Faye und lebt den schwedischen Traum mit sehr erfolgreichem Mann und hübscher ...

Zum Inhalt:
Die hochintelligente Matilda hat sich nach ihrer traumatischen Kindheit auf Fjällbacka neu erfunden, nennt sich jetzt Faye und lebt den schwedischen Traum mit sehr erfolgreichem Mann und hübscher Tochter. Doch dieser Traum hat einige Schönheitsfehler: Ihr Mann billigt ihr nur eine Heimchen-Rolle zu, verachtet sie aber genau dafür. Als sie durch eine jüngere Frau ersetzt wird, besinnt sich Faye auf ihre Fähigkeiten und schlägt erbarmungslos zurück.

Mein Eindruck:
Nach ihrer Fjällbacka-Reihe begibt sich Läckberg auf bis dahin unbekanntes Terrain: Ein psychologischer Thriller mit einer schillernden, vielschichtigen Hauptperson, welche im Laufe der Geschichte einige Untiefen offenbart. Und damit steht sie nicht alleine: Die meisten Charaktere in „Golden Cage“ haben Züge, die in der Stärke ihrer Ausprägung erschreckend sind. Brutalität bis zum Exzess, Geldgier bis zum Erbrechen, der Wunsch nach Liebe bis zur Selbstverleugnung, dem nach Rache bis zur kompletten Zerstörung. Zwar übertreibt Läckberg an manchen Stellen insbesondere die schlechten Seiten fast aller Männer in ihrem Buch (so hoffe ich doch wenigstens), das Verständnis für den Kampf der Frauen wird dadurch jedoch gestärkt. Läckberg schreibt – wie immer – gekonnt und mitreißend und pflanzt Gefühle und Bilder in Herz und Hirn ihrer Leserschaft. Die Ausführlichkeit einiger Sexszenen hätte es dafür gar nicht gebraucht und es ist unverständlich, warum Autoren immer wieder meinen, ihre guten Geschichten damit aufpeppen zu müssen. Eine gute Idee dagegen ist es, die Teile in der Vergangenheit in der ersten Person zu beschreiben, die Teile der Gegenwart in der dritten: Der Bruch im Charakter wird dadurch doppelt deutlich.
Das Ende ist zwar doch ein bisschen vorhersehbar und – ehrlicherweise – unglaubwürdig, wenn man bedenkt, dass Faye inzwischen eine Person öffentlichen Interesses ist, trotzdem weiß es zu gefallen.

Mein Fazit:
Camilla Läckberg kann zwar nicht ganz von ihrer Insel lassen, mit ihrem Psychothriller betritt sie jedoch gekonnt anderes Neuland

Veröffentlicht am 11.08.2020

Die Verbindung von Zwillingen

Schlafe jetzt für immer
0

Zum Inhalt:
Wie in Trance malt die elfjährige Tam Bilder. Ihre Mutter Mags stellt fest, dass die dargestellten Häuser Tatorte von Verbrechen sind. Richtig mysteriös wird es, als klar wird, dass Tam diese ...

Zum Inhalt:
Wie in Trance malt die elfjährige Tam Bilder. Ihre Mutter Mags stellt fest, dass die dargestellten Häuser Tatorte von Verbrechen sind. Richtig mysteriös wird es, als klar wird, dass Tam diese Häuser malt, bevor die Verbrechen geschehen. Und dann malt Tam ein Gebäude, welches Mags erkennt…

Mein Eindruck:
Über die besondere Verbindung von Zwillingen ist schon viel berichtet worden, - hier spinnt Anderson diese Idee weiter und bettet sie in eine spannende, mysteriöse Krimihandlung ein. Diese gliedert sich in einen Teil, der sich in der dritten Person mit der Familie von Tam befasst und einen, der in der ersten Person die Gefühle und Gedanken des Mörders thematisiert, welche bei aller Grausamkeit dadurch nachzuvollziehen sind. Indem der Autor seine beiden Stränge aufeinander zulaufen lässt und diesen Höhepunkt inhaltlich gut als unausweichlich darstellt, liest seine Leserschaft fast atemlos Zeile um Zeile, Seite um Seite, Kapitel um Kapitel. Andersons Stil ist dabei bildhaft, aber nicht zu ausschweifend, - für einen Thriller perfekt. Seine Figuren haben zwar einen gewissen Anteil von Stereotypen, sind aber trotzdem noch genügend tief angelegt, um nicht langweilig zu erscheinen.
An der Story gefällt, dass im Hintergrund Kräfte agieren, welche abseits von monetären Einflüssen wirklich von ihrer Arbeit überzeugt sind und Kollateralschäden billigend in Kauf nehmen. Ein tieferer Sinn, der nicht unbedingt in einem Thriller zu finden ist.
Das Ende fällt ein wenig ab, da eine wirkliche, intellektuelle Konfrontation nicht stattfindet.
Aber das wäre von einem Thriller wohl auch zu viel verlangt.

Mein Fazit:
Eine spannende Story mit Mystery-Anteil