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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.02.2024

Unter Wasser ist Ruh`

Unter falscher Flagge
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Im ersten Teil der Serie lernen wir Svea Roth kennen. Aufgewachsen in einer Tauchschule in der Karibik, ist Wasser ihr Leben und Tauchen eine Befreiung. Nach dem Tod ihrer Tochter ist ihre Ehe zerbrochen ...

Im ersten Teil der Serie lernen wir Svea Roth kennen. Aufgewachsen in einer Tauchschule in der Karibik, ist Wasser ihr Leben und Tauchen eine Befreiung. Nach dem Tod ihrer Tochter ist ihre Ehe zerbrochen und sie selbst traut sich nicht, das Geschehene zu verarbeiten. Der neue Kollege aus Berlin ist eher der coole Typ und bringt viel Spannung und Action in das Buch.
An dieser Stelle gleich ein wenig Kritik. Ich hätte gerne etwas mehr über die Hintergründe erfahren. Welchen Rang Svea in welcher Abteilung hat. Das bleibt alles recht vage, ist die Tauchergruppe nicht eher eine eigene Abteilung ohne Ermittlungsbefugnisse? Das hätte man deutlicher machen können. Und der zweite Kritikpunkt gleich hinterher: Manchmal war es mir ein bisschen zu sehr Chuck - Norris - like. Kaum angeschossen oder mit dem Messer verletzt, schon wird die Wunde mit zehn Stichen genäht und am nächsten Tag folgt eine Verfolgungsjagd zu Fuß über Stock und Stein... Nach einem, wenn auch kurzen, Herzstillstand geht es fast munter weiter. Bringt zwar richtig viel Spannung und Action ins Buch, war mir aber manchmal etwas zu viel des Guten.

Das war es dann aber auch schon an Kritikpunkten. Alles andere ist super. Die Bösewichte sind böse und ziemlich durchgeknallt, das finde ich gut und passend, in diesem Buch wird nicht weichgespült.
Es geht um Radikalisierung, vor allem im Umweltbereich, und die Interaktionen der Charaktere sind gut ausgearbeitet und durchdacht. Es gibt verschiedene Wendungen und eine spannende Auflösung. Auch die Interaktionen zwischen den Ermittlern sind nachvollziehbar und durch die jeweiligen persönlichen Probleme sind alle Hauptfiguren vielschichtig und tragen zum Spannungsaufbau bei. Der Schreibstil ist wie die Handlung eher temporeich und weniger beschreibend.

Fazit: Ein gelungener Serienauftakt mit viel Hamburger Flair, Tauchgängen und gut ausbalancierten Protagonisten in einer gut durchdachten, spannenden Krimihandlung.

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Veröffentlicht am 16.02.2024

Geschichtsunterricht in Blockbusterqualität

Essex Dogs
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Das Buch hat mich absolut fasziniert. Ich kannte bisher nur "Mächte und Throne" von diesem Autor und hatte dort ein wenig den etwas zu trockenen und erklärenden Schreibstil des Autors bemängelt.
Bei Essex ...

Das Buch hat mich absolut fasziniert. Ich kannte bisher nur "Mächte und Throne" von diesem Autor und hatte dort ein wenig den etwas zu trockenen und erklärenden Schreibstil des Autors bemängelt.
Bei Essex Dogs" ist das ganz anders, ich hatte das Gefühl, in einer Zeitkapsel zu sitzen, die mich direkt an den Ort des Geschehens gebracht hat. Das Buch handelt vom Hundertjährigen Krieg und erzählt von einer fiktiven Söldnertruppe, den "Essex Dogs". Detailliert beschreibt Dan Jones die damalige Zeit und das Kriegshandwerk. Rund um den König, sein Gefolge und die jeweiligen Animositäten spinnt der Autor eine Geschichte, die auf fiktiven Hauptfiguren aufbaut, bei der aber alle Nebenfiguren und Schauplätze real sind. Oft habe ich mich über die damaligen hygienischen Verhältnisse gegruselt, aber auch laut gelacht über die kreativ verrückten Schimpftiraden von Scotsman.
Auch damals gab es schon Suchtprobleme, wobei Bier durchaus die gesündere Wahl war, da das Wasser damals oft extrem verschmutzt war. Auch die ganze Logistik eines Krieges ist hier sehr eindrucksvoll, wenn auch manchmal etwas zu ausschweifend beschrieben. Durch die zehn Hauptpersonen kommt nie Langeweile auf, da jeder seine eigene Persönlichkeit mitbringt und zudem die stillen Walliser immer für die eine oder andere Überraschung gut sind. Frauen gibt es in diesem Buch nur eine, alle anderen am Rande erwähnten weiblichen Wesen sind Bewohnerinnen der geplünderten Orte, wobei ich diese Willkür des - nicht vorhandenen - Rechtssystems schon krass fand. Zumal jeder der einzelnen Feldherren irgendwie immer einen anderen Befehl gab als der andere. Wie sollten sich die Menschen in diesem Wirrwarr zurechtfinden?
Ja, es fließt viel Blut in diesem Buch, in jeder Schlacht und manchmal auch einfach so, aber das fand ich überhaupt nicht schlimm, da der Autor durch seinen konzentrierten Schreibstil die Handlung in den Vordergrund stellt und nicht die Grausamkeiten eines Krieges. Etwas vermisst habe ich eine ausführlichere Charakterisierung der Hauptprotagonisten, aber dann wären die geschichtlichen Ereignisse zu kurz gekommen, also geht das in Ordnung. Außerdem habe ich mich gefreut zu lesen, dass es sich wohl um eine Trilogie handelt, also wird es wohl noch weitere Abenteuer der "Essex Dogs" geben. Juhu.
Wenn es erlaubt wäre, würde ich dieses Buch jedem Geschichtslehrer empfehlen, es ist eine sehr tolle beschreibung des Hundertjährigen Krieges, und ganz ehrlich?
Ich würde dieses Buch am liebsten verfilmt im Kino sehen.
Fazit: Geschichtsunterricht in Blockbuster-Qualität.

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Veröffentlicht am 30.01.2024

die verschwundene Kollegin

Grenzfall – In den Tiefen der Schuld
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Im vierten Band dieser Reihe wechseln sowohl die Schauplätze als auch die Perspektiven, was mir sehr gut gefallen hat. Es geht zwischen Österreich und Deutschland hin und her, grenzüberschreitend, und ...

Im vierten Band dieser Reihe wechseln sowohl die Schauplätze als auch die Perspektiven, was mir sehr gut gefallen hat. Es geht zwischen Österreich und Deutschland hin und her, grenzüberschreitend, und das ist schon ein Alleinstellungsmerkmal dieser Reihe, finde ich. Alle Protagonisten sind wieder sehr gut charakterisiert und was Anna Schneider immer wieder sehr gut gelingt, ist die innere Unsicherheit der Protagonisten zu beschreiben. Wie geht man mit einem Vater um, den man gerade erst kennengelernt hat? Wie sehr kann man sich auf die Kollegen in der neuen Abteilung verlassen? All diese kleinen Zerwürfnisse baut die Autorin geschickt in die Krimihandlung ein, so dass man als Leser jederzeit mitfiebern kann. Sowohl privat als auch kriminalistisch. Dazu kommen noch einige kursiv geschriebene Kapitel über zwei junge Frauen und man darf als Leser miträtseln, wer diese Charaktere sind. Und natürlich, wer der Bösewicht des Buches ist. Wieder einmal passt alles zusammen. Alexas Scharfsinn, gepaart mit Krammers Bauchgefühl, harmonieren irgendwie schon auf beruflicher Ebene. Und auf der persönlichen Ebene werden sie es sicher auch bald schaffen. Schön fand ich an diesem Band, dass es um Roza ging, so hatte man als Leser noch etwas mehr Spannung und die Protagonisten blieben irgendwie unter sich, auch innerhalb der Abteilung, was das Setting relativ überschaubar, aber trotzdem sehr spannend machte. Der Sprachstil ist sehr gut lesbar und verbindet gekonnt und durchgängig Spannungsbögen und sehr gut herausgearbeitete Hauptfiguren mit einer wunderschönen Landschaft.
Fazit: Wieder ein tolles Buch, allerdings empfehle ich, die Reihe der Reihe nach zu lesen.

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Veröffentlicht am 16.01.2024

Das Igitt - Gefühl

Mit den Augen eines Kindes
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Es ist lange her, dass ich ein Buch dieser Autorin gelesen habe, aber der Schreibstil hat mich sofort wieder gefesselt. Die gesamte Handlung ist sehr realitätsnah erzählt und zeigt die Abgründe hinter ...

Es ist lange her, dass ich ein Buch dieser Autorin gelesen habe, aber der Schreibstil hat mich sofort wieder gefesselt. Die gesamte Handlung ist sehr realitätsnah erzählt und zeigt die Abgründe hinter den bürgerlichen Fassaden.
Durch die absolut eindringliche Ich-Perspektive der Hauptfigur Konrad Metzner wurde zwar relativ wenig ermittlungstechnische Spannung erzeugt, dafür aber bei mir ein überwältigendes Igitt - Gefühl.
Allerdings im positiven Sinne. Klingt komisch und schließt sich irgendwie aus, aber so habe ich es empfunden. Ich fand die Balance zwischen dem Ekel des Lesers gegenüber dem Hauptprotagonisten und der Realitätsnähe der Geschichte insgesamt sehr gruselig und beeindruckend. Dazu kommt noch ein kleines Kind, das in die Geschichte involviert ist und jedes Mamaherz berührt.
Im Hörbuch bekommt die Geschichte durch den Sprachrhythmus des Sprechers noch eine zusätzliche Gänsehaut. Ich fand das Hörbuch sehr gut, sowohl von der Betonung als auch von der Stimmlage her.

Die Krimihandlung umfasst nur einen relativ kurzen Zeitraum, viel mehr Intensität erlebt man durch die Rückblicke in die gemeinsame Vergangenheit von Konrad und Maren, weshalb das Buch insgesamt eine große Zeitspanne beschreibt. Das Augenmerk liegt vor allem auf den zwischenmenschlichen Beziehungen, und irgendwie sind die Hauptfiguren alle auf die eine oder andere Weise gebrochen. Man kann sich nicht mit ihnen identifizieren, man verabscheut sie sogar, aber genau daraus zieht das Buch, wie ich finde, einen großen Spannungsbogen. Und eben den erwähnten Igitt - Effekt. Für mich ist es der Autorin in diesem Buch gelungen, einen Roman zu schreiben, der mit absolut unsympathischen Protagonisten trotzdem funktioniert und den Leser ratlos, aber doch irgendwie zufrieden zurücklässt.
Fazit: Man muss den ungewöhnlichen Erzählstil der Autorin mögen, aber wenn man sich darauf einlässt, ist es großartig und sehr intensiv.

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Veröffentlicht am 07.01.2024

grundsolide und spannend

Deine Welt wird brennen
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Ich mag die Bodo-Völxen-Reihe sehr und auch dieses Buch hat mich wieder begeistert. Man kann von Bodo Völxen und seinen Schafen halten was man will, das Setting hat einen hohen Wiedererkennungswert und ...

Ich mag die Bodo-Völxen-Reihe sehr und auch dieses Buch hat mich wieder begeistert. Man kann von Bodo Völxen und seinen Schafen halten was man will, das Setting hat einen hohen Wiedererkennungswert und ich habe mich sehr schnell in der Geschichte zurechtgefunden. Ich freue mich, Sie alle wiederzusehen. Die Geschichte um Arnold Becker ist gut ausgedacht und das hat mir auch gefallen: Alles ist ruhig. Die Ermittlungsarbeit besteht hauptsächlich aus Befragungen und durch die einheitliche Erzählperspektive weiß der Leser immer genauso viel wie die Ermittler. Das finde ich ebenso spannend wie entspannend. Keine rasante Action, sondern eher Lokalkolorit, diesmal etwas mehr, da das Verbrechen direkt vor der Haustür von Völxen passiert. Trotz der eher gemächlichen Entwicklung fand ich das Buch durchgehend spannend, da immer wieder kleine Details aufgedeckt werden und auch einige Verdächtige zur Auswahl stehen. Außerdem zieht diese Serie einen Großteil der Spannung aus den Personenbeschreibungen aller Haupt- und Nebenprotagonisten. Einige sind skurril, keine Frage, aber trotzdem empfinde ich diese Skurrilität als bodenständig, alltäglich. Man kann sich dadurch sehr gut in die Protagonisten hineinversetzen und ist recht schnell in der Geschichte.

Das Thema finde ich in Zeiten der Klimakleber aktuell und gut ausgearbeitet und durch den Kontrast im Leben von Arnold Becker vom CEO zum Klimaaktivisten auch gut dargestellt.
In dieser Geschichte überwiegen die persönlichen Befindlichkeiten aller Protagonisten ein wenig gegenüber der Krimihandlung, was auf den einen oder anderen Leser etwas fad wirken könnte: Ich fand es toll, weil alle Charakterisierungen Sinn ergeben und jeder seinen Teil zur Aufklärung beiträgt. Eben im Rahmen seiner Möglichkeiten und Fähigkeiten. Und ich mag es, wenn Bücher realitätsnah sind und auch gerne mal "unscheinbar" ermittelt wird, das Flair drumherum ist auf jeden Fall stimmig und spannend genug, um das Buch jederzeit auf einem hohen Spannungslevel zu halten.

Fazit: Ein Leckerbissen für Kenner der Reihe und für Leserinnen und Leser, die gut gemachte, regionale, eher ruhige Krimis mögen.

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