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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.06.2022

Was die Zukunft bereithält

In fünf Jahren
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New York im Jahr 2020: Danielle Ashley Kohan, eine New Yorker Anwältin, führt mit David Rosen eine glückliche Beziehung. Doch nach dem Heiratsantrag, den sie annimmt, hat Dannie einen komischen, sehr realistischen ...

New York im Jahr 2020: Danielle Ashley Kohan, eine New Yorker Anwältin, führt mit David Rosen eine glückliche Beziehung. Doch nach dem Heiratsantrag, den sie annimmt, hat Dannie einen komischen, sehr realistischen Traum: Es ist das Jahr 2025 und sie ist mit einem anderen Mann zusammen. Kann es soweit kommen? Was hat das Ganze zu bedeuten?

„In fünf Jahren“ ist ein Roman von Rebecca Serle.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 41 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Er endet mit einem Epilog. Die Handlung umfasst fünf Jahre, wobei es mehrere Zeitsprünge gibt. Der Aufbau ist recht simpel, funktioniert aber sehr gut.

Erzählt wird im Präsens in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Dannie. Der Schreibstil ist einfach und schnörkellos, aber passt gut zur Geschichte. Auch in sprachlicher Hinsicht ist der Roman unauffällig.

Protagonistin Dannie ist eine sympathische und realitätsnahe Figur. Ihre Gedanken und Gefühle kommen prima zum Ausdruck. Ich habe ihre Geschichte gerne verfolgt. Auch die übrigen Charaktere sind nicht zu klischeehaft.

Inhaltlich hat mich der Roman nicht enttäuscht. Ich mag keine typischen Liebesgeschichten und habe auf eine Lovestory der anderen Art gehofft, wie mir das Marketing zu diesem Buch versprochen hat. Dieser Erwartung wird der Roman gerecht, denn er hält Überraschungen und unerwartete Wendungen bereit.

Auf rund 300 Seiten ist die Geschichte zudem kurzweilig und unterhaltsam. Emotional konnte mich der Roman mehrfach berühren.

Die reduzierte Gestaltung der deutschen Ausgabe spricht mich sehr an. Der prägnante englischsprachige Originaltitel („In five years“) wurde erfreulicherweise wortgetreu übersetzt.

Mein Fazit:
Wer eine klassische Liebesgeschichte mit viel Wohlfühlatmosphäre sucht, wird mit dem Roman von Rebecca Serle eher nicht glücklich. Für alle anderen ist „In fünf Jahren“ jedoch definitiv einen genaueren Blick wert.

Veröffentlicht am 30.06.2022

In den Köpfen der Leute

Mrs. Dalloway
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Es ist ein normaler Wochentag im Jahr 1923 und doch kein gewöhnlicher für Clarissa Dalloway. Die 52-Jährige möchte eine besondere Party geben…

„Mrs. Dalloway“ ist ein Klassiker der modernen Literatur ...

Es ist ein normaler Wochentag im Jahr 1923 und doch kein gewöhnlicher für Clarissa Dalloway. Die 52-Jährige möchte eine besondere Party geben…

„Mrs. Dalloway“ ist ein Klassiker der modernen Literatur von Virginia Woolf, erstmals veröffentlicht im Jahr 1925.

Meine Meinung:
Die Struktur des Romans ist durchdacht und durchaus raffiniert, zugleich aber etwas verwirrend und nicht leicht verständlich.

Die Art des Erzählens mag für die damalige Zeit experimentell und beeindruckend gewesen sein. Für mich hat der ausschweifende Stil mit vielen plötzlichen Perspektivwechseln und den vielen Details aber eine Herausforderung bedeutet. Zwar zeigt sich immer wieder, dass die Autorin mit Sprache sehr gut umgehen kann. Dennoch wurde ich mit dieser Erzählweise nicht warm.

Eine Stärke des Romans ist es, dass er ein umfangreiches und unterhaltsames Gesellschaftspanorama abliefert. Der Schwerpunkt liegt auf dem Innenleben unterschiedlicher Figuren. Das Personal ist entsprechend umfangreich. Die Protagonistin ist keine Sympathieträgerin. Hervorzuheben ist, dass die Ausgestaltung der Figuren ziemlich authentisch wirkt.

Die Handlung ist überschaubar. Inhaltlich ist der Roman in Hinsicht auf die Themen aber recht komplex. Gut gefallen haben mir vor allem die mehr oder weniger offene Gesellschaftskritik und die anklingenden feministischen Ansätze. Darüber hinaus konnte mich der Roman mit seinen mehr als 300 Seiten leider wenig fesseln. Etliche Passagen habe ich als langatmig empfunden.

Hilfreich sind die erhellenden Anmerkungen im Anhang zu Namen, Orten und anderen Begrifflichkeiten, die sehr zum Verständnis der Lektüre beitragen. Das Nachwort von Vea Kaiser kann ebenfalls zum Erkenntnisgewinn beitragen. Schöner wäre es gewesen, wenn sich vieles davon schon vorher erschlossen hätte.

Die vorliegende Ausgabe macht einen hochwertigen Eindruck und ist ein Schmuckstück im Regal. Der Originaltitel wurde auch bei dieser Edition wortgetreu übernommen.

Mein Fazit:
Die Faszination, die „Mrs. Dalloway“ von Virginia Woolf bei einigen auslöst, kann ich nach der Erstlektüre leider nicht ganz nachvollziehen. Trotzdem werde ich diesem Roman sicherlich noch einmal eine Chance geben.

Veröffentlicht am 26.06.2022

Versetzt am Valentinstag

Up to Date – Drei Dates machen noch keine Liebe – oder doch?
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Valentinstag in Großbritannien: Geschäftsfrau Siobhan Kelly (28) aus Irland ist zum Frühstücken verabredet. Doch Joseph Carter, ihr Date, taucht einfach nicht auf. Auch Baumchirurgin Miranda Rosso wird ...

Valentinstag in Großbritannien: Geschäftsfrau Siobhan Kelly (28) aus Irland ist zum Frühstücken verabredet. Doch Joseph Carter, ihr Date, taucht einfach nicht auf. Auch Baumchirurgin Miranda Rosso wird versetzt: ebenfalls von Joseph. Eine ähnliche Erfahrung muss Jane Miller machen. Sie wartet auch vergeblich auf ihn. Was ist da los?

„Up to Date - Drei Dates machen noch keine Liebe - oder doch?“ ist ein Roman von Beth O‘Leary.

Meine Meinung:

Der Roman besteht aus etwas mehr als 30 kurzen Kapiteln, wobei es im Wechsel um Siobhan, Miranda und Jane geht. Er endet mit einem Epilog aus der Sicht von Joseph. Allerdings ist der Aufbau noch weitaus komplexer und überraschender, weshalb ich an dieser Stelle nicht zu viel vorwegnehmen möchte.

Erzählt wird jeweils im Präsens. Die Sprache ist unauffällig, aber durchaus passend. Der Schreibstil ist anschaulich, bildhaft und dank vieler Dialoge lebendig.

Die drei Frauen stehen im Vordergrund des Romans. Sie sind interessante Charaktere, die überwiegend sympathisch und recht lebensnah wirken. Ich habe ihre Geschichten gerne verfolgt. Joseph bleibt bis zum Schluss ziemlich undurchsichtig und geheimnisvoll, was der Spannung zuträglich ist, allerdings nicht seiner Beliebtheit bei mir.

Natürlich spielt die romantische Liebe eine große Rolle. Tatsächlich aber steht sie gar nicht so sehr im Mittelpunkt. Stattdessen ist der Roman in thematischer Hinsicht erstaunlich vielschichtig. Zwar sind durchaus humorvolle Passagen enthalten. Dennoch nehmen traurige und ernste Themen viel Raum ein, was mich jedoch überhaupt nicht gestört hat. Das hat für mich die Lektüre noch emotionaler gemacht.

Auf den rund 400 Seiten nimmt die Geschichte nur langsam Fahrt auf. Je weiter ich gelesen habe, desto weniger konnte ich das Buch aus der Hand legen.

Das Cover passt hervorragend zu den übrigen Romanen der Autorin. Es irritiert mich aber, dass nur zwei der Frauen abgebildet sind. Der deutsche Titel gefällt mir mit seinem Wortwitz gut. Ich finde es jedoch immer etwas befremdlich, wenn englischsprachige Originaltitel (hier: „The No-Show“) für den deutschen Markt in andere englische Formulierungen umgetextet werden.

Mein Fazit:

Wer auf unterhaltsame, geheimnisvolle Geschichten steht, die sich von anderen Liebesromanen positiv abheben, wird bei „Up to Date - Drei Dates machen noch keine Liebe - oder doch?“ von Beth O‘Leary nicht enttäuscht. Mir hat die Lektüre sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 26.06.2022

Aufwachsen in einem Umfeld der Gewalt

Amelia
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Im Jahr 1969 nehmen die Unruhen in Irland ihren Anfang. Das kümmert die fast achtjährige Amelia Boyd Lovett aber erst einmal wenig. Sie besucht jeden Tag ihr Versteck, um sich ihre Schätze anzugucken: ...

Im Jahr 1969 nehmen die Unruhen in Irland ihren Anfang. Das kümmert die fast achtjährige Amelia Boyd Lovett aber erst einmal wenig. Sie besucht jeden Tag ihr Versteck, um sich ihre Schätze anzugucken: ein kleines Plastikschaf, eine Münze mit einem eingeprägten Gebet, eine Tube Glitzer - und Gummigeschosse, die sie sammelt, seitdem die britische Armee angefangen hat, damit zu schießen…

„Amelia“ ist der Debütroman von Anna Burns, der im Original bereits 2001 erschienen ist.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 26 Kapiteln, die wiederum in Abschnitte unterteilt sind. Die Handlung umfasst mehrere Jahrzehnte: von 1969 bis Mitte der 1990er-Jahre. Immer wieder gibt es Zeitsprünge. Die entsprechenden Jahreszahlen befinden sich am Anfang der Kapitel. Dieser Aufbau ist nicht unkompliziert, aber geschickt komponiert.

Der Schreibstil ist dialoglastig und sehr plastisch, manchmal auf schmerzhafte Weise. Die Sprache wirkt nüchtern und schnörkellos und ist gleichzeitig eindringlich.

Amelia ist eine reizvolle Protagonistin. Daneben gibt es eine Vielzahl an weiteren Figuren.

Inhaltlich ist der Roman keine leichte Kost. Obwohl er schon vor mehr als 20 Jahren verfasst wurde und die Handlung in der weiter zurückliegenden Vergangenheit verortet ist, hat das Thema nicht an Aktualität eingebüßt. Die jüngsten Unruhen in Nordirland haben den Fokus der Öffentlichkeit wieder auf den Konflikt gelenkt. Daher hatte ich mir tiefergehende Einblicke erhofft, die ich leider aber nur teilweise erhalten habe. Allerdings konnte mich die Geschichte dennoch berühren.

Der deutsche Titel weicht erheblich von der englischsprachigen Originalausgabe („No Bones“) ab, passt aber natürlich auch. Das erfrischend ungewöhnliche Cover wurde übernommen.

Mein Fazit:
Auch mit „Amelia“ hat Anna Burns einen sehr speziellen und originellen Roman geschrieben. Trotz mehrerer Schwächen eine insgesamt lohnenswerte Lektüre.

Veröffentlicht am 22.06.2022

Vier Generationen in einem bewegten Jahrhundert

So tun, als ob es regnet
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Siebenbürgen im Jahr 1916: Für Jacob kommt es in der Armee knüppelhart. Er muss nicht nur die Grauen des Ersten Weltkriegs erleben, sondern eine niederschmetternde Nachricht empfangen. Da macht er eine ...

Siebenbürgen im Jahr 1916: Für Jacob kommt es in der Armee knüppelhart. Er muss nicht nur die Grauen des Ersten Weltkriegs erleben, sondern eine niederschmetternde Nachricht empfangen. Da macht er eine besondere Begegnung…

„So tun, als ob es regnet“ ist ein Roman von Iris Wolff, der bereits 2017 erstmals erschienen ist.

Meine Meinung:
Der Roman gliedert sich in vier kurze „Erzählungen“, die jeweils in einem unterschiedlichen Jahrzehnt spielen und einen anderen Protagonisten beziehungsweise eine andere Protagonistin in den Vordergrund stellen. Dadurch werden vier Generationen einer Familie beleuchtet. Dabei wechselt die Erzählperspektive mehrfach. Die Handlung spielt nicht nur, aber größtenteils in Siebenbürgen. Die Struktur ist sehr durchdacht und zudem kreativ.

In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman begeistert. Starke Bilder und eine dichte Atmosphäre prägen den Schreibstil. Mit wenigen Worten gelingt es der Autorin, auf beeindruckende Weise sehr viel zu transportieren. Einige Vokabeln aus dem Rumänischen werden im angehängten Glossar erklärt.

Jacob, Henriette, Vicco und Hedda sind im Fokus der „Erzählungen“. Vier interessante Charaktere, die mit psychologischer Tiefe und lebensnah dargestellt werden.

Gut gefallen hat mir, dass trotz der Verschiedenartigkeit der „Erzählungen“ wiederkehrende Motive eingebaut sind. Zum Beispiel spielen Träume eine Rolle, wobei mir diese Passagen zu wenig Aussagekraft haben. Auch an anderen Stellen sind die einzelnen Geschichten miteinander verwoben. Gemeinsam ist ihnen außerdem eine Melancholie, die alle vier Kapitel durchzieht. Das hängt sicherlich mit der Schwere und Ernsthaftigkeit der Themen zusammen, denn es werden immer wieder existenzielle Fragen aufgeworfen.

Auf der inhaltlichen Ebene ist der Roman mit den rund 160 Seiten sehr dicht. Neben den persönlichen Schicksalen fließen politische und gesellschaftliche Hintergründe ein, was die Lektüre umso gehaltvoller macht.

Besonders gelungen ist in meinen Augen die zweite der „Erzählungen“. Das erste Kapitel ist so ereignisreich, dass es für mich etwas zulasten der Glaubwürdigkeit ging. Manche Aspekte bleiben insgesamt ein wenig mysteriös, was mich meist nicht gestört hat. Die vierte „Erzählung“ hat sich mir jedoch leider gar nicht erschlossen.

Das hübsche Cover hat zwar keinen thematischen Bezug, spricht mich aber trotzdem sehr an. Der Titel erklärt sich während der Lektüre und ist ein wunderbares Beispiel für die Sprachgewandtheit der Autorin.

Mein Fazit:
Obwohl der Roman in inhaltlicher Hinsicht für mich nicht frei von kleineren Schwächen ist, habe ich „So tun, als ob es regnet“ von Iris Wolff sehr gerne gelesen. Eine empfehlenswerte und vor allem sprachlich herausragende Lektüre, die Lust darauf macht, weitere Bücher der Autorin zu entdecken.