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Veröffentlicht am 13.06.2025

Educate your sons

Jungs von heute, Männer von morgen
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Wie können unsere Söhne für eine gleichberechtigte Zukunft fit gemacht werden? Wie gelingt es Eltern, ihren Jungen eine neue, fürsorgliche Männlichkeit zu vermitteln, von der nicht nur ihre Kinder, sondern ...

Wie können unsere Söhne für eine gleichberechtigte Zukunft fit gemacht werden? Wie gelingt es Eltern, ihren Jungen eine neue, fürsorgliche Männlichkeit zu vermitteln, von der nicht nur ihre Kinder, sondern die gesamte Gesellschaft profitiert?

„Jungs von heute, Männer von morgen“ ist ein Sachbuch von Anne Dittmann.

Eingerahmt von einem Pro- und einem Epilog, gliedert sich das Buch in drei Teile mit mehreren Unterkapiteln. Zum Schluss liefert es ein Quellenverzeichnis in Form eines QR-Codes. Der Aufbau ist schlüssig und sinnvoll.

Drei Themenbereiche hat die Autorin ausgemacht: Selbstfürsorge, Fürsorge und Engagement. Dahinter verbergen sich verschiedene Aspekte wie Freundschaften, Hausarbeit, der Umgang mit Aufklärung und Pornografie, Videospiele und Medienkompetenz. Aber auch Gefühle, persönliche Krisen und psychologische Strategien werden beleuchtet, beispielsweise Scham, Resilienz, Identitätskonflikte und Empathie. Damit wird ein breites Spektrum der Lebens- und Alltagserfahrungen junger Leute in der heutigen Zeit abgedeckt.

Die Autorin zeigt toxische Männlichkeitskonzepte und problematische Rollenbilder auf. Dabei zieht sie unzählige wissenschaftliche Studien und Statistiken zurate. Sie lässt etliche Expertinnen und Experten in Kurzinterviews und Zitaten zu Wort kommen. Ihre fundierte, äußerst gründliche Recherche wird sehr deutlich. Zugleich liefert sie einige beispielhafte Erfahrungen aus ihrer eigenen Familie und aus ihrem persönlichen Umfeld. Obwohl ich mich bereits mit vielen feministischen Themen beschäftigt hatte, konnte ich noch viel Wissenswertes aus der Lektüre ziehen und habe einige Aha-Momente erlebt.

Ein Stärke des Buches liegt darin, dass es die Autorin nicht bei einer Bestandsanalyse und abstrakten Strategien belässt. Sie gibt ihren Leserinnen und Lesern konkrete, alltagstaugliche Tipps und Ideen mit auf den Weg, wie es gelingen kann, Jungen zu Respekt, Fürsorge und Empathie zu erziehen. Dabei gesteht sie eigene Schwächen ein. Wiederkehrende, prägnante „To-Do“-Listen fassen die Kapitel samt der Vorschläge zusammen und machen die Informationen für ein späteres Nachschlagen leicht auffindbar.

Obwohl der Text sehr zahlenlastig ist und immer wieder Fachvokabular enthält, ist er leicht verständlich und nicht zu trocken. Die Formulierungen sind mit Bedacht gewählt.

Auch die Gestaltung des Buches ist ansprechend und durchdacht. Der aussagekräftige Titel und das Coverfoto harmonieren miteinander und passen zum Inhalt.

Mein Fazit:
Mit „Jungs von heute, Männer von morgen“ hat Anne Dittmann ein informatives und hilfreiches Sachbuch geschrieben, das ich nicht nur, aber vor allem Eltern minderjähriger Söhne wärmstens ans Herz legen kann.

Veröffentlicht am 08.06.2025

Kobi hat viele tolle Ideen

Der Kopfübär entdeckt, was in ihm steckt
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Kobi, das blaue Bärenkind, ist sauer. Er hat gerade erfahren, dass er heute nicht mit seiner Familie ins Spaßbad fährt. Es droht ein langweiliger Nachmittag im heimischen Garten. Doch dann hängt Kobi plötzlich ...

Kobi, das blaue Bärenkind, ist sauer. Er hat gerade erfahren, dass er heute nicht mit seiner Familie ins Spaßbad fährt. Es droht ein langweiliger Nachmittag im heimischen Garten. Doch dann hängt Kobi plötzlich mit dem Kopf nach unten und die Ideen sprudeln..

„Der Kopfübär entdeckt, was in ihm steckt“ ist der erste Band einer neuen Bilderbuch-Reihe von Judith Weber, die nach der Empfehlung des Verlags für Kinder ab drei Jahren geeignet sein soll.

Erzählt wird die Geschichte auf etwas mehr als 30 Seiten. Die Sprache ist auf kleine Kinder abgestimmt und leicht verständlich. Was für besonderes Lesevergnügen sorgt, ist die Tatsache, dass der Text von Judith Weber über viel Wortwitz verfügt. Allerdings sind die Passagen bereits recht ausführlich, was für einige Dreijährige noch ein wenig überfordernd sein könnte.

Im Vordergrund steht die Familie Bär, vor allem aber Kobi. Charmante Charaktere, die sich mit ihrem Alltag nicht allzu sehr von menschlichen Familienmitgliedern unterscheiden. Ein Pluspunkt ist für mich, dass die tierischen Figuren angenehm klischeefrei gestaltet sind: Mama Bär muss viel arbeiten, Papa Bär besitzt keinen Führerschein.

Auf der inhaltlichen Ebene feiert die Geschichte Fantasie und Kreativität. Darüber hinaus zeigt sie auf, wie man zusammen mehr erreichen kann. Die Botschaft, dass jeder richtig ist, wie er ist, trotz der Andersartigkeit, hätte für meinen Geschmack noch etwas stärker herausgearbeitet werden können. Alles in allem finde ich die Aussagen der Geschichte jedoch begrüßenswert und nachvollziehbar.

Sehr gut gefallen haben uns die Illustrationen des Brüderduos Christian und Fabian Jeremies. Sie verleihen den tierischen Protagonisten ein niedliches Aussehen. Die Zeichnungen sind größtenteils auf eine Doppelseite angelegt, wunderbar farbenfroh, aber nicht zu grell. Der gleichzeitig moderne und kindgerechte Stil bietet eine Menge liebevoller Details zum Entdecken.

Die Covergestaltung, die eine Szene der Geschichte zeigt, ist ebenfalls sehr gelungen. Auch der Titel ist eine gute Wahl, denn er passt und macht neugierig.

Mein Fazit:
„Der Kopfübär entdeckt, was in ihm steckt“ von Judith Weber ist ein humorvolles und unterhaltsames Bilderbuch mit süßen Charakteren, Sprachwitz und pädagogisch wertvollem Inhalt. Definitiv empfehlenswert!

Veröffentlicht am 05.06.2025

Doktor Bluthand

Der Schlächter
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Dr. Silas Aloysius Weir träumt schon länger davon, sich einen Ruf als Arzt zu erwerben. Doch sein Start in die Medizin verläuft zunächst alles andere als vielversprechend. Frauenkörper und Blut stoßen ...

Dr. Silas Aloysius Weir träumt schon länger davon, sich einen Ruf als Arzt zu erwerben. Doch sein Start in die Medizin verläuft zunächst alles andere als vielversprechend. Frauenkörper und Blut stoßen ihn ab. Seine fachliche Ausbildung lässt zu wünschen übrig. Wie also schaffte er es, dennoch zum langjährigen Direktor einer Heilanstalt für Geisteskranke und zum „Begründer der Gynäkopsychiatrie“ zu werden?

„Der Schlächter“ ist ein Roman von Joyce Carol Oates.

Der Roman ist aufgebaut wie eine Biografie mit unterschiedlichen Beiträgen: Auf die fiktive „Anmerkung des Herausgebers“ und einen kurzen Prolog folgen sechs Teile, von denen der letzte als Epilog bezeichnet wird. Die Handlung umfasst im Groben die Zeit von 1835 bis ungefähr die 1890er-Jahre und spielt im östlichen Gebiet der heutigen Vereinigten Staaten von Amerika, überwiegend in Pennsylvania.

Im Mittelpunkt des Romans steht mit Dr. Silas Weir eine zwar grundsätzlich fiktive Persönlichkeit, die allerdings auf realen historischen Personen basiert, wie die Dankesworte der Autorin enthüllen. Obwohl der „Schlächter“ sicherlich ein klassischer Antiheld und kein angenehmer Charakter ist, ist die Figur komplex angelegt und verfügt über viel psychologische Tiefe. Dadurch wirkt der Protagonist authentisch.

Der Inhalt der Geschichte ist überaus heftig, insbesondere wenn man sich vor Augen führt, dass Teile der Handlung auf tatsächlichen Begebenheiten beruhen. Der Roman lässt in die Abgründe der Medizin im 19. Jahrhundert und insbesondere der frühen Gynäkologie blicken. Brutale Experimente und operative Eingriffe werden schonungslos und detailreich geschildert. Verstümmelungen, lebensgefährliche Verletzungen, verschiedene Formen von Gewalt und andere Grausamkeiten gegenüber den Patientinnen sind an der Tagesordnung. Vor allem Frauen ärmerer Herkunft werden zu unfreiwilligen Versuchskaninchen im Rahmen einer methodisch fragwürdigen Forschung.

Immer wieder deutlich wird das frauenverachtende, misogyne Denken, das nicht nur dem Protagonisten zuzuschreiben ist. Die Lesart, dass Frauen zu emotional, zu hysterisch, aufgrund ihrer hormonellen Situation ohne Kontrolle über Verhalten und ihr Auftreten seien, kommt wiederholt zum Ausdruck. Bei der Lektüre wird erschreckend klar, dass solche Mythen zum Teil bis in die heutige Zeit überlebt haben. Auch die Tatsache, dass selbst heutzutage noch immer zu wenig Wissen über Zusammenhänge über den weiblichen Körper vorliegen, unterstreicht dieser Roman dadurch, dass er aufzeigt, wie absurd die ersten medizinischen Annahmen waren. Zudem macht die Geschichte die Schattenseiten des Patriarchats eindrucksvoll deutlich. In der feministischen Debatte liefert dieser Roman mithin eine Menge Stoff.

Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven. Dieses kreative Konzept gefällt mir. Dass nicht alle oder vielleicht sogar die wenigsten Erzählstimmen als zuverlässig angesehen können, verleiht der Geschichte Pfiff. Leider dominieren die Tagebucheinträge („Aus der Chronik eines Arztlebens“) und damit die Perspektive von Silas Weir sehr stark, was auf den rund 440 Seiten zu Redundanzen und langatmigen Passagen führt. Darüber hinaus hat meinen Lesegenuss geschmälert, dass mir Teile der Handlung als zweifelhaft bis unglaubwürdig erscheinen.

Auf der sprachlicher Hinsicht ahmt der Roman die Ausdrucksweise des 19. Jahrhunderts nach. Dies funktioniert auch in der deutschen Übersetzung von Silvia Morawetz, die ich als angenehm unauffällig empfunden habe.

Das etwas mysteriöse Covermotiv macht neugierig. Der martialische Titel ist zwar ein wenig überspitzt, geht für mich aber dennoch in Ordnung.

Mein Fazit:
„Der Schlächter“ ist eine aufschlussreiche, schockierende Lektüre, die der Leserschaft starke Nerven abverlangt. Mit ihrem Roman zu den Anfängen der Gynäkologie und Psychiatrie ist Joyce Carol Oates ein ungewöhnlicher und trotz seiner Schwächen lesenswerter Roman gelungen.

Veröffentlicht am 01.06.2025

Die vermeintliche Erbschleicherin

Die kleine Villa in Italien
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Lia Bathurst hat schon länger von einer Auszeit an der Amalfi-Küste (Italien) geträumt. Doch die Künstlerin hätte nicht gedacht, dort auf die Spuren ihres Vaters Ernesto Salvatore zu stoßen, den sie nie ...

Lia Bathurst hat schon länger von einer Auszeit an der Amalfi-Küste (Italien) geträumt. Doch die Künstlerin hätte nicht gedacht, dort auf die Spuren ihres Vaters Ernesto Salvatore zu stoßen, den sie nie kennen gelernt hat. Zunächst aber ist ihr Raphael Knight, kurz Raph, im Weg, der Manager ihres Vaters…

„Die kleine Villa in Italien“ ist der elfte Band der „Romantic Escapes“-Reihe von Julie Caplin.

Der Roman besteht aus 37 Kapiteln, die mit einem Epilog enden. Erzählt wird im Wechsel aus der Sicht von Lia und Raph. Ein schönes Extra ist die Landkarte, die bei der Orientierung hilft.

Der Schreibstil ist gewohnt anschaulich und dank vieler Dialoge sehr lebhaft. Die Landschaftsbeschreibungen machen Lust auf Italien.

Protagonistin Lia ist eine sympathische Figur. Mit Raph wurde ich nicht so schnell warm. Dennoch hat mir der Mix an Charakteren gut gefallen.

Auf der inhaltlichen Ebene geht es genretypisch vor allem um die Liebe. Aber auch das Thema Familie spielt eine wichtige Rolle.

Die Handlung ist größtenteils vorhersehbar, aber durchaus kurzweilig, amüsant und abwechslungsreich. Auf den rund 420 Seiten konnte mich die Geschichte zudem berühren. Damit ist der Roman eine schöne Sommer- beziehungsweise Urlaubslektüre.

Die Covergestaltung und der deutsche Titel fügen sich hervorragend in die Reihe ein. Allerdings ist das Wort „klein“ im Romantitel nicht ganz passend. Darüber kann ich dennoch gut hinwegsehen.

Mein Fazit:
Wieder einmal hat Julie Caplin einen unterhaltsamen Liebesroman mit Urlaubsfeeling geschrieben. Auch „Die kleine Villa in Italien“ hat meine Erwartungen erfüllt. Ich freue mich schon auf die weiteren Bände.

Veröffentlicht am 25.05.2025

Zwei junge Frauen und die schönen Künste

Montmartre - Licht und Schatten
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Es ist der 20. Juni 1866, als zwei Mädchen in Paris geboren werden: Elise Lambert, Tochter der ärmlichen Wäscherin Jeanne, und Valérie Dumas, die aus einer wohlhabenden Kunsthändler-Familie stammt. Beide ...

Es ist der 20. Juni 1866, als zwei Mädchen in Paris geboren werden: Elise Lambert, Tochter der ärmlichen Wäscherin Jeanne, und Valérie Dumas, die aus einer wohlhabenden Kunsthändler-Familie stammt. Beide haben große Träume für ihre Zukunft. Doch ihre Mütter haben andere Vorstellungen für sie…

„Montmartre - Licht und Schatten“ ist der erste Band der Montmartre-Saga von Marie Lacrosse.

Der historische Roman ist sinnvoll strukturiert: Eingerahmt von einem Pro- und einem Epilog, besteht er aus fünf Teilen, die wiederum insgesamt 50 Kapitel beinhalten. Die Handlung des ersten Bandes spielt an unterschiedlichen Schauplätzen in Paris und umspannt die Jahre 1866 bis 1889. Um den Überblick zu behalten, gibt es Orts- und Zeitangaben zu Beginn der Kapitel. Orientierung bieten außerdem ein Ausschnitt des Pariser Stadtplans sowie die Personenübersicht.

Die beiden Protagonistinnen sind sympathische, lebensnahe und interessante Charaktere, die sehr gut ausgearbeitet sind. Ihre Gedanken und Gefühle wirken in sich stimmig und lassen sich prima nachvollziehen.

Auf den fast 600 Seiten geht es einerseits um zwischenmenschliche Themen und Schicksale, was die Geschichte immer wieder berührend und spannend macht. Andererseits spielen die Künste eine große Rolle, insbesondere Tanz und die Malerei. Wie aus den früheren Werken der Autorin gewohnt, konnte ich erneut Wissenswertes aus der Lektüre ziehen.

Trotz des Umfangs bleibt der Roman abwechslungsreich und unterhaltsam. Die Handlung ist schlüssig. Obwohl die Geschichte noch nicht abgeschlossen ist, kann der Band auch für sich alleine stehen.

Im Nachwort „Wahrheit und Fiktion“ klärt die Autorin ein weiteres Mal vorbildlich über die historischen Hintergründe und die künstlerischen Freiheiten des Romans auf. Auch lesenswert und informativ sind die angefügten Anmerkungen zu den erwähnten Stilrichtungen der Malerei. Die Liste der erwähnten Kunstwerke und das Quellenverzeichnis runden den Anhang ab.

Auch in sprachlicher Hinsicht ist der Roman gelungen. Der Schreibstil ist geprägt von anschaulichen Beschreibungen und lebhaften Dialogen.

Davon abgesehen von der Tatsache, dass auf dem Motiv nur eine Frau abgebildet ist, obwohl es zwei Protagonistinnen gibt, gefällt mir das Cover gut. Den Titel empfinde ich als sehr passend.

Mein Fazit:
Mit „Montmartre - Licht und Schatten“ hat mich Marie Lacrosse ein weiteres Mal überzeugt. Der historische Roman hat mich bestens unterhalten. Nach dem rundum gelungenen Auftakt freue mich schon jetzt auf den zweiten Band der Saga.