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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.12.2022

Riten und Rituale

Wen die Specht holt
1

Der Bürgermeister des in der Oberpfalz gelegenen Dorfes Holzwiesenreuth wird ermordet aufgefunden, er wurde auf dem Kirchplatz an einen Baum gehängt, fürchterlich zugerichtet und zur Schau gestellt. Die ...

Der Bürgermeister des in der Oberpfalz gelegenen Dorfes Holzwiesenreuth wird ermordet aufgefunden, er wurde auf dem Kirchplatz an einen Baum gehängt, fürchterlich zugerichtet und zur Schau gestellt. Die Kommissare Kranzfelder und Stern nehmen die Ermittlungen auf und finden schnell heraus, dass der Tote nicht gerade beliebt war im Dorf.

Das vorliegende Buch ist ein Debüt der sympathischen Autorin Yvette Eckstein, das mir gut gefallen hat. Es handelt sich um einen sehr zurückhaltenden Kriminalroman, der den Fokus auf die Figuren legt und das Privatleben der Personen oft in den Vordergrund stellt. Mir war die Geschichte manchmal zu sehr auf die Kommissare fokussiert, die Ermittlung, die sich etwas im Kreis drehte, blieb oft auf der Strecke. Ich kann es mir damit erklären, dass die Autorin ihre Figuren erst einmal vorstellen und etablieren möchte, allerdings ging dies ein wenig zu Lasten der Erzählung.

Der Fall selbst war interessant und der Schreibstil angenehm, lediglich der immer wieder eingestreute Dialekt hat meinen Lesefluss ein wenig gebremst, weil ich nicht immer alle Worte verstanden und oft einfach geraten habe. Der in die Geschichte eingebaute Brauch war mir vollkommen unbekannt und ich habe mich gerne, zuletzt im Nachwort, darüber aufklären lassen. Alles in allem ein kurzweiliges Lesevergnügen, für das ich gerne vier Sterne vergebe und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 16.12.2022

Lauf um dein Leben

Schrei
1

Jemand entführt junge Frauen, macht regelrechte Jagd auf sie und dokumentiert dies mit einer Kamera. Diese Aufnahmen sind professionell und zeigen zudem Szenen aus bekannten Märchen. Leider gibt es kaum ...

Jemand entführt junge Frauen, macht regelrechte Jagd auf sie und dokumentiert dies mit einer Kamera. Diese Aufnahmen sind professionell und zeigen zudem Szenen aus bekannten Märchen. Leider gibt es kaum Spuren der Tatperson, lediglich Zettel, die im Mund der Opfer hinterlassen werden. Als auf einem Zettel der Name einer der ermittelnden Beamten steht, fühlen die Ermittler sich herausgefordert und intensivieren die Suche. Da wird eine weitere Inszenierung gemeldet, die Zeit drängt.

Anfangs wurde ich förmlich erschlagen von den vielen Metaphern, die sich durch die Seiten zogen. Sei es nun der Stoff, der sich bauscht wie ein Segel, das Zwerchfell, das wie das Leder einer Trommel unter den Fingern eines Schamanen vibrierte, oder ein Hirn, das sich bläht wie ein Ochsenfrosch; die ganzen Umschreibungen und Vergleiche brachten mich immer wieder aus dem Konzept und irritierten mich. Hier wäre weniger mehr gewesen, denn so konzentrierte ich mich oft auf diese teilweise etwas übertriebenen Wortklaubereien, statt auf die Handlung. Abgesehen davon fand ich den Schreibstil sehr angenehm, die Sprache war dabei modern und hipp, falls man das noch so sagt und ich nicht hinterherhinke, was sprachliche Eigentümlichkeiten angeht.

Der Fall war interessant und skurril; ein Serienkiller, der seine Opfer mit Pfeil und Bogen jagt und danach als Märchenfiguren ablichtet, ist nicht gerade alltäglich. Ich hatte die Fotos buchstäblich vor den Augen, hierbei war die bildliche Sprache ausnahmsweise mal sehr förderlich. Der Wechsel der Perspektive war klug gewählt, auch die Überschneidungen mancher Personen, was diverse Merkmale angeht, führten oft dazu, dass ich mich dazu verführt fühlte, mitzuraten, wer denn nun hinter den Taten stecken könnte. Nicht nur einmal war ich mir sicher, die Tatperson erraten zu haben, was sich ein paar Seiten später als ein Trugschluss entpuppte, allerdings muss ich zugeben, dass ich irgendwann auch etwas den Überblick verloren habe über die Verdächtigen, weil es zum Ende hin doch etwas chaotisch wurde. Dabei war es nicht förderlich, dass immer wieder Zeitsprünge erfolgten, die ich nicht nachvollziehen konnte, weil mir so ein wenig die Handlung fehlte.

Zum Ende hin überschlugen sich die Ereignisse, zumindest da kamen die Ermittler wieder mal zusammen. Wem es nichts ausmacht, dass es in einem Buch oftmals sehr unrealistisch zugeht, dem kann ich den vorliegenden Thriller empfehlen; wer es lieber realistisch mag, der sollte erstmal mit einer Leseprobe vorlieb nehmen. Von mir gibt es solide drei Sterne.

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Veröffentlicht am 13.12.2022

Die Macht der Liebe

Turmgold
1

Zehn Jahre sind mittlerweile seit der Geiselnahme im Turm vergangen, da dringen rechtsextreme Terroristen in den Bunker, in dem sich mittlerweile ein jüdischer Kindergarten befindet, ein und nehmen zehn ...

Zehn Jahre sind mittlerweile seit der Geiselnahme im Turm vergangen, da dringen rechtsextreme Terroristen in den Bunker, in dem sich mittlerweile ein jüdischer Kindergarten befindet, ein und nehmen zehn Kinder sowie deren Betreuerinnen als Geiseln. Achim Schuster hat mit seinem Team alle Hände voll zu tun und ahnt dabei nicht, dass unter dem Bunker geheime Räume existieren, deren Inhalt gefährliche Mächte auf den Plan bringt. Gewissen Personen ist weder das Leben der Geiseln, noch das der Entführer wichtig; skrupellos und äußerst brutal versuchen sie, an ihr Ziel zu kommen.

Dies ist die Fortsetzung des grandiosen Thrillers Turmschatten, die zeitlich zehn Jahre nach den Ereignissen im ersten Teil spielt. Ich empfehle vor der Lektüre, unbedingt den ersten Teil zu lesen, um die Zusammenhänge verstehen zu können, da es aufgrund der vielen Hin- und Verweise, Andeutungen und Informationen sonst zu Missverständnissen kommen könnte und außerdem ergeben viele Sachen ohne Vorkenntnisse keinen richtigen Sinn. Dazu kommt, dass der erste Teil ein rasanter und spannender Thriller ist, den ich an dieser Stelle unbedingt empfehlen möchte.

Das Wiedersehen mit den Figuren aus dem Vorgängerband hat mir viel Spaß gemacht, wobei ich anfangs etwas überfordert war durch die vielen Personen, Orte und Geschehnisse, die im letzten Jahrzehnt und früher passiert sind. Die zahlreichen Sprünge zwischen Menschen, Orten, Jahren und sogar Jahrhunderten erforderten meine volle Aufmerksamkeit, die Ruhe und Konzentration zur Bedingung machten. Hierbei ist das Talent des Autors zum Geschichtenerzählen von einem großen Vorteil, denn nie hatte ich das Gefühl, außen vor zu sein oder etwas nicht zu verstehen.

Die akribisch recherchierten geschichtlichen Ereignisse der letzten Jahre wurden dabei wieder so gut in die Story eingebaut, dass es schwer für mich war, Realität und Fiktion auseinanderzuhalten, sodass ein unglaublich intensives Leseerlebnis entstand. Zu jeder seiner Figuren weiß der Autor eine Geschichte zu erzählen, nie belässt er es bei einer einseitigen Betrachtung, sondern zeigt uns beide Seiten der Medaille. Dies nicht etwa deswegen, um zu beschwichtigen oder zu relativieren, sondern um darauf hinzuweisen, dass es neben schwarz und weiß ganz viele Grautöne gibt im Leben.

Erst langsam steigerte sich die Spannung, nahm das Geschehen Fahrt auf; als die Situation zum Ende des ersten Drittels eskalierte, war ich ein Nervenbündel. Bis zuletzt hatte ich mir ein anderes Szenario gewünscht und war entsetzt und den Tränen nahe, als der Albtraum trotzdem passierte. Atemlos verfolgte ich die Geschichte und war gefesselt, regelrecht berauscht. Einige Situationen brachten mich emotional an meine Grenzen, mein Stresslevel war hoch, die Nerven zum zerreißen gespannt. Das grandiose Finale setzte dem Ganzen noch einmal einen drauf. So geht Thriller, Chapeau! Volle Punktzahl und eine Leseempfehlung gibt es dafür von mir.

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Veröffentlicht am 10.12.2022

Spinner und Spinnerinnen

Tea Time
1

Die Freundinnen Nina und Franziska haben Macken. Es sind Macken, die keinen stören, sondern eher schrullig und liebenswert sind. Zusammen mit vier weiteren Frauen gründen sie den Club der Spinnerinnen, ...

Die Freundinnen Nina und Franziska haben Macken. Es sind Macken, die keinen stören, sondern eher schrullig und liebenswert sind. Zusammen mit vier weiteren Frauen gründen sie den Club der Spinnerinnen, treffen sich regelmäßig und tauschen sich aus. Bei einem dieser Treffen kommt Nina ihre Handtasche abhanden, ein unbekannter Mann meldet sich und behauptet, er hätte diese gefunden. Wider besseren Wissens besucht Nina ihn zu Hause, wird bedrängt und wehrt sich. Sofort ist Franziska zur Stelle, um ihrer Freundin zu helfen. Bedauerlicherweise ist die Sache damit nicht ausgestanden, denn so leicht kommen die Frauen natürlich nicht davon.

Ingrid Noll ist eine der erfolgreichsten Krimiautorinnen in Deutschland und das ganz zu recht. Ihre Figuren sind meistens schrullig und oft ein wenig skurril, deswegen aber nicht weniger sympathisch. Aus Alltagssituationen passieren in den Büchern von Ingrid Noll meistens unerwartete Ereignisse, die weitere Unannehmlichkeiten nach sich ziehen, genauso ist es hier. Die Personen bringen sich selbst in Umstände, die man nicht immer nachvollziehen, meistens aber doch ein wenig verstehen kann. Ob Naivität oder einfach Dummheit dafür maßgeblich sind, das kann hierbei jeder selbst entscheiden.

Leider ist im vorliegenden Buch die Ausgangslage zwar recht witzig, oftmals blieb aber trotzdem die Spannung ziemlich auf der Strecke. Eigentlich passiert das halbe Buch über nichts. Das Leben von Nina ist unglaublich langweilig und die Ausführungen darüber kamen mir etwas langatmig vor. Ich bin von der Autorin bessere Geschichten gewöhnt und hätte mir mehr Ausführungen zu den Marotten der Frauen gewünscht. Lediglich die Passagen mit dem unbekannten Mann waren witzig und unterhaltsam, diese haben mir sehr gefallen und führen dazu, dass das Buch mir letztendlich positiv im Gedächtnis bleibt.

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Veröffentlicht am 06.12.2022

Das Heimweh überlisten

Später, Spaß, lieb
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Mit Haareschneiden fing es an, es folgte die große Verliebtheit, Zwillings-Söhne, eine Heirat und dann die harte Landung, als Marc zu Tina sagte, er wisse nicht, ob er sie jemals geliebt hat. Nach einer ...

Mit Haareschneiden fing es an, es folgte die große Verliebtheit, Zwillings-Söhne, eine Heirat und dann die harte Landung, als Marc zu Tina sagte, er wisse nicht, ob er sie jemals geliebt hat. Nach einer dramatischen Trennung renkte sich doch noch alles ein, es war nichts vergessen, aber zumindest verziehen. So fängt sie an, die Autobiografie von Tina Wälde in Romanform. In kurzen Episoden schildert die Autorin, wie es dazu kam, dass sie vom schwäbischen Dorf an die zypriotische Küste gereist und dort heimisch geworden ist. Dabei ist der Text ergänzt durch lustige Fußnoten, Sprüche, Zitate und Illustrationen, sogar ein Rezept ist dabei. Unterhaltsam und humorvoll nimmt die Autorin uns auf eine Reise durch ihr Leben, teilt Anekdoten, Freude und Leid mit uns. Dies tut sie auf solch amüsante Weise, dass es mir eine Freude war, durch die Seiten zu fliegen. Das Nachwort hat mich berührt, der Brief von Tina an ihre Mutter war schon sehr emotional. Danke für dieses kurzweilige Leseerlebnis, für das ich gerne vier Sterne vergebe.

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