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Veröffentlicht am 11.03.2024

Traurig und schön

Wir sitzen im Dickicht und weinen
1

Valerie und ihre Mutter Christina haben keine einfache Beziehung, was unter anderem an der schwierigen Kinder- und Teenagerzeit von Valerie liegt. Diesen sprichwörtlichen Schuh zieht Christina sich nicht ...

Valerie und ihre Mutter Christina haben keine einfache Beziehung, was unter anderem an der schwierigen Kinder- und Teenagerzeit von Valerie liegt. Diesen sprichwörtlichen Schuh zieht Christina sich nicht an, schließlich hat sie alles Menschenmögliche getan, damit es Valerie gutgeht, wenn auch nicht auf alles für ihr Kind verzichtet, denn sie wollte es besser machen und haben, als ihre eigene Mutter es hatte. So ist es kein Wunder, dass auch die erschütternde Krebsdiagnose von Christina die beiden Frauen nicht zusammenbringt, denn für die eine ist es eine Pflicht, für die andere ein Muss.

Anfangs tat ich mich schwer damit, die Personen im Buch auseinanderzuhalten, denn die Rückblenden in die Vergangenheit, in denen ich Mütter und Väter sowie die Großeltern von Valeries Eltern kennenlernen durfte, erforderten meine Konzentration und erlaubten es nicht, unaufmerksam zu sein. Diese Rückblicke waren wichtig, um zu verstehen, wie und warum jeder einzelne von ihnen geformt und zu dem Menschen geworden ist, der letztendlich in der Gegenwart der Geschichte vorgestellt wird. Da wurde der erste Weltkrieg erlebt, der zweite überlebt, für Rechte gekämpft, verloren, Widerstand geleistet und erneut versucht, dagegenzuhalten. Die Ohnmacht der Frauen, ihr Bestreben danach, ein gutes Leben zu leben, ohne ihre Persönlichkeit aufgeben zu müssen, wenn die Kinder erstmal da sind, ihre Verzweiflung, ihre Traurigkeit und ihre Wut. Das sich Einrichten in ihrer Welt, das Ertragen und Wegducken, die Aufgabe, die Hingabe und die Pflichten der Mutterschaft; all dies wurde mir aufgezeigt und oft war ich empört, mitfühlend, traurig, lachend, mitleidig oder wütend über Situationen, die mir erschienen wie Geschichten aus einer anderen Welt. Wie verwoben alles miteinander war, wie tragisch, wenn über mehrere Generationen hinaus etwas weitergetragen wird, das sich irgendwann entlädt und mit einer Wucht freigelassen wird, die alles übertrifft.

Dieses Buch war traurig und schön, es hat mir die Last und die Bürde der Mutterschaft, aber auch ihre Hingabe und Schönheit, die Hoffnung und Liebe vor die Augen geführt. Jede der Frauen hatte recht und lag gleichzeitig falsch, ich konnte sie verstehen, waren sie doch beide das Ergebnis ihrer Kindheit und das Produkt ihrer Zeit. Mit Sympathie hat das nichts zu tun, aber mit dem Menschsein. Eine wunderbare Geschichte über die Macht der Familie. Ein großartiges Debüt, das mir Lust auf weitere Werke von der Autorin macht. Lesenswert!

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Veröffentlicht am 29.12.2022

Sagenhafte Mythen

Penelope und die zwölf Mägde
1

Um Odysseus, einen der Helden der griechischen Mythologie, drehen sich zahlreiche Sagen und Erzählungen. Sein Einsatz im Trojanischen Krieg und die anschließende Irrfahrt auf der Heimreise zur Odyssee ...

Um Odysseus, einen der Helden der griechischen Mythologie, drehen sich zahlreiche Sagen und Erzählungen. Sein Einsatz im Trojanischen Krieg und die anschließende Irrfahrt auf der Heimreise zur Odyssee ergaben Stoff für viele Bücher und Filme. Die kanadische Schriftstellerin und Dichterin Margaret Eleanor Atwood widmet sich im vorliegenden Buch allerdings nicht Odysseus, sondern Penelope, seiner blutjungen Braut und Ehefrau, die jahrzehntelang treu ergeben auf ihren Mann gewartet hat, belagert von vielen Freiern, die in Anbetracht der Länge der Abwesenheit des Helden an dessen Tod glaubten.

Bekanntlich tötete Odysseus mit Hilfe einer List die Freier und viele Bedienstete, die abtrünnig geworden sind. Dazu gehörten auch zwölf Mägde, die sich mit den Eindringlingen einließen. Margaret Atwood gibt Penelope eine Stimme, lässt sie aus ihrer Sicht erzählen, wie es war, und erstellt ein Szenario, das so oder so ähnlich passiert sein könnte. Die Grundidee fand ich faszinierend, allerdings konnte die Umsetzung mich nicht überzeugen. Penelope blieb blass, schwach und zurückhaltend, ich sah hier keine starke Frau, die stoisch auf ihren Mann wartet und überlebt, sondern eine ängstliche und unterwürfige Person, die auf Rettung hofft. Das hatte ich so nicht erwartet.

Dennoch hat das Buch mich gut unterhalten, der Humor und manche moderne Entgleisung der Sprache waren erfrischend anders und spannend zu lesen. Bei dieser Gelegenheit konnte ich mein Wissen zur Odyssee ein wenig auffrischen und dies erinnerte mich daran, wie gerne ich griechische Mythologie eigentlich mag. Ein interessanter Ausflug in die Welt der Mythen und Sagen, der mir Spaß gemacht hat.

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Veröffentlicht am 27.12.2022

Gewohnt meisterlich

Die Heimkehr
1

John Grisham ist ein meisterlicher Geschichtenerzähler, seine Romane begleiten mich seit Jahrzehnten und selten hat mich eines seiner Bücher enttäuscht. Dennoch war ich erst ein wenig skeptisch, als ich ...

John Grisham ist ein meisterlicher Geschichtenerzähler, seine Romane begleiten mich seit Jahrzehnten und selten hat mich eines seiner Bücher enttäuscht. Dennoch war ich erst ein wenig skeptisch, als ich das vorliegende Buch mit drei Kurzgeschichten in den Händen hielt, weil seine Erzählungen bisher doch ziemlich viel Raum eingenommen haben und Kurzgeschichten bekanntlich, nun ja, einfach kurz sind. Meine Befürchtungen wurden jedoch nicht erfüllt, im Gegenteil wurden meine Erwartungen bei weitem übertroffen.

Alle drei Geschichten behandeln verschiedene Themen, wobei sich die erste und die dritte mit menschlichen Abgründen befassen, nämlich Veruntreuung, Reue, Vergebung und Gier. In der ersten Story kommt ein Mann nach Hause und erhofft Vergebung, nachdem er sich vor Jahren klammheimlich aus dem Staub gemacht hat. Dies gestaltet sich schwieriger als erwartet. In der dritten Story glauben die zwei Söhne eines Straftäters, dass sie ein Anrecht auf dessen Vermögen haben und verzetteln sich in ihrer eigenen Gier. Der feine Humor, der sich durch die Erzählungen zieht, hat mich schmunzeln lassen und wie so oft sah ich mich mit der Frage konfrontiert, wie ich entscheiden würde, was oft gar nicht klar war, denn einfach machte es mir der Autor dabei nicht.

Die mittlere und dritte Story indes war anders, hier gab es wenig Leichtigkeit und der Humor hatte einen bitteren Beigeschmack. Ein Mann sitzt seit vierzehn Jahren in der Todeszelle, in wenigen Stunden soll das Urteil vollstreckt werden, da äußert er einen letzten Wunsch. Die Hintergründe der Tat haben mich entsetzt, aber mehr noch das Alter des Todeskandidaten. Die Rechtsprechung in Amerika ist bekanntlich eine andere als hier und man könnte lange darüber diskutieren, was Recht und was Unrecht ist. Diese Geschichte hat mich erschüttert und emotional sehr bewegt. Auch hier habe ich mir die Frage gestellt, ob ich anders entschieden hätte und bin froh, dass ich ein solches Urteil nicht habe fällen müssen.

Alle drei Geschichten würden genug Stoff für ein eigenes Buch ergeben, wieder hat John Grisham es geschafft, mich wunderbar zu unterhalten und hat mir spannende, amüsante, aber auch sehr emotionale Lesestunden beschert. Volle Punktzahl gibt es dafür von mir und natürlich eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 23.12.2022

Mörderische Weihnacht

Das Mädchen, das den Weihnachtsmann umbrachte
1

Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um eine Sammlung mit zwölf Kurzgeschichten, die sich mal mehr, mal weniger um die Weihnachtszeit drehen, aber immer um Mord oder Totschlag, verbunden mit Schuld, ...

Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um eine Sammlung mit zwölf Kurzgeschichten, die sich mal mehr, mal weniger um die Weihnachtszeit drehen, aber immer um Mord oder Totschlag, verbunden mit Schuld, Rache und anderen Unannehmlichkeiten. Hierbei sind die Storys mal modern und manchmal altmodisch, nur behaglich geht es dabei nicht zu. Wer Friede, Freude, Eierpunsch erwartet, der greift also lieber zu einem anderen Buch. Es gibt in der ein oder anderen Geschichte ein Wiedersehen mit Figuren aus den Büchern der Autorin, wobei die berühmtesten Charaktere wohl Tony Hill und Carol Jordan sind, die ich aus einer meiner Lieblingsbuchreihen kenne. Es wird ermittelt, gerätselt und aufgedeckt, dabei geht es oft auch ein wenig humorvoll zu, wie zum Beispiel in der titelgebenden Story. Mir hat aus dieser Sammlung lediglich eine Geschichte nicht ganz so gut gefallen, aber welche dies war, verrate ich nicht, denn die Geschmäcker sind verschieden und die meisten lieben Sherlock Holmes ;)

Ein Buch zum lesen, verschenken oder um es mit dem schönen Cover nach vorne ins Regal zu stellen. Mir hat es jedenfalls sehr viel Spaß gemacht und somit empfehle ich es sehr gerne weiter. Volle Punktzahl gibt es dafür von mir.

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Veröffentlicht am 21.12.2022

Schau in meine Augen

Mimik
1

Hannah Herbst ist Mimik-Expertin, genauer gesagt Mimikresonanz-Expertin, sie kann also anhand minimaler Veränderungen im Gesicht eines Menschen unter anderem erkennen, ob dieser die Wahrheit sagt oder ...

Hannah Herbst ist Mimik-Expertin, genauer gesagt Mimikresonanz-Expertin, sie kann also anhand minimaler Veränderungen im Gesicht eines Menschen unter anderem erkennen, ob dieser die Wahrheit sagt oder nicht. Dabei arbeitet sie eng mit der Polizei zusammen, kommt so den gefährlichsten Verbrechern zu nahe. Nach einer Operation leidet Hannah am Gedächtnisverlust, als sie ein Video auswerten soll, in dem eine Frau die Morde an ihrer Familie gesteht. Lediglich deren kleiner Sohn Paul hat überlebt, dieser ist verschwunden und nur die Täterin weiß, wo er ist. Der Schock sitzt tief bei Hannah, als sie feststellt, dass die Frau im Video sie selbst ist.

Wie immer schafft der Autor bereits früh eine bedrohliche Atmosphäre, in der nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Er legt falsche Fährten, führt mich immer wieder in die Irre, lässt mich etwas glauben, was er kurze Zeit später revidiert. Dieses Katz- und Maus-Spiel gefällt mir im vorliegenden Buch unglaublich gut, ich fliege durch die Seiten, überlege, rate, verdächtige und scheitere doch immer wieder kläglich. Einige Twists überraschen und verblüffen mich, die Wendung, die die Geschichte irgendwann nimmt, habe ich so nicht erwartet. Erneut ändere ich meine Meinung, was den Tathergang betrifft, und zum wiederholten Male liege ich falsch. Die Auflösung überrascht mich, dieses Ende habe ich nicht erwartet. Eigentlich könnte nun alles so schön sein, wenn da nicht noch eine klitzekleine Enthüllung folgen würde, die mich nicht nur nicht überzeugt, sondern die Freude am Buch insgesamt schmälert. Diese Enthüllung ist für mich nicht stimmig, sie rundet die Story nicht ab, sondern zerstört für mich das Gesamtbild. Warum nur hat der Autor das gemacht, frage ich mich insgeheim und finde keine Antwort. Damit hat das Buch leider ganz knapp das Siegertreppchen verpasst, was ich schade finde. Dennoch gibt es vier Sterne von mir, denn unterhalten wurde ich wirklich gut, sodass ich auch gerne eine Leseempfehlung aussprechen möchte.

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