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Veröffentlicht am 04.03.2024

Wiedersehen mit Holly

Holly
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Privatermittlerin Holly Gibney erhält von Penny Dahl den Auftrag, deren Tochter Bonnie zu suchen, die seit drei Wochen verschwunden ist. Obwohl Hollys Partner Pete Huntley an Corona erkrankt ist und ihr ...

Privatermittlerin Holly Gibney erhält von Penny Dahl den Auftrag, deren Tochter Bonnie zu suchen, die seit drei Wochen verschwunden ist. Obwohl Hollys Partner Pete Huntley an Corona erkrankt ist und ihr davon abrät, einen neuen Fall anzunehmen, verbeißt sich Holly in die Ermittlungen und hat bald eine erste Spur. Hilfe bekommt sie von dem Geschwisterpaar Barbara und Jerome Robinson, die allerdings durch verschiedene Umstände abgelenkt sind, sodass die Lösung des Falles sich verzögert, was aus diversen Gründen dramatische Folgen haben wird.

Auf verschiedenen Zeitebenen erzählt King die Geschichte, springt zwischen Personen und Orten, gibt erst langsam etwas preis. Meine Befürchtung, dass es zu mystisch werden könnte, weil Holly involviert ist, hat sich zum Glück nicht bestätigt, und obwohl ich skeptisch war, weil sie nicht zu meinen Lieblingsfiguren zählt, bin ich nun ein glühender Fan dieser außergewöhnlichen, nicht mehr ganz so jungen Frau. Ihre Marotten und Zwänge finde ich entzückend, schließlich tun diese niemandem weh. Wer die früheren Abenteuer von Holly noch genießen möchte, sollte nicht unbedingt mit dem vorliegenden Buch beginnen, denn viele Hinweise auf frühere Werke könnten etwas verraten, was man noch nicht wissen will. Allen anderen empfehle ich aber zum Einstieg gerne dieses Buch.

Erst allmählich verstehe ich, um was es eigentlich geht, und als es dann endgültig Klick macht, bin ich angewidert angesichts der absolut widerwärtigen Aufklärung. Dazu aber total euphorisch, denn es folgt tatsächlich eine grandiose Story, die großartigen Horror im wahrsten Sinne des Wortes verspricht. Die Ermittlung von Holly, die Umstände, die dazu führen, dass oft vieles schief läuft, was eigentlich selbstverständlich ist, die tollen Wendungen und Einfälle sowie auch der gut platzierte, feine Humor führen zu einem unvergesslichen Erlebnis. Das letzte Drittel ist so unglaublich spannend und nervenaufreibend, dass ich mich nur mit großer Mühe davon abhalten kann, vorzublättern, um zu überprüfen, dass es meinem Sinn entsprechend weitergeht. Dieses Gefühl ist so euphorisierend, dass ich das Gefühl habe, neben mir zu stehen. Was für ein grandioser Thrill!

Wie bei Stephen King üblich, verliert er sich permanent in Ausschweifungen, wiederholt sich oft, wenn auch mit anderen Worten. Wer diese Art der Erzählung nicht mag, wird unzufrieden sein, denn diese zieht sich durch das gesamte Buch. Hätte das Buch gekürzt einen Sinn ergeben? Ja! Wäre ich damit glücklicher gewesen? Definitiv nein, denn ich liebe die Art und Weise, wie King eine Geschichte erzählt, könnte ihm stundenlang über die Schulter schauen und würde doch nicht genug bekommen. Hinzu kommt, und mich persönlich störte dies nicht, dass die Geschichte vollständig während der Corona Pandemie spielt. Diese ist allgegenwärtig, ob Maske, Impfung oder Desinfektion, das Virus und seine Folgen ziehen sich durch das Buch. Wer dies nicht möchte, bedenkt dies bitte vorher.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass dies ein großartiger Roman eines meiner absoluten Lieblingsschriftsteller geworden ist. Ich wäre bereit für ein weiteres Abenteuer mit Holly und bedanke mich für spannende und gruselige Unterhaltung. Volle Punktzahl gibt es dafür von mir und eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 29.02.2024

Am Scheideweg

Close to Home
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Sean torkelt ziellos durchs Leben, er hält sich mit Aushilfsjobs über Wasser, lässt keine Gelegenheit aus, um sich zu betrinken und Drogen zu nehmen. Als der Zweiundzwanzigjährige eines Abends einen anderen ...

Sean torkelt ziellos durchs Leben, er hält sich mit Aushilfsjobs über Wasser, lässt keine Gelegenheit aus, um sich zu betrinken und Drogen zu nehmen. Als der Zweiundzwanzigjährige eines Abends einen anderen Mann niederschlägt, kommt er nicht so glimpflich davon. Der Richter verhängt Sozialstunden und eine empfindliche Geldstrafe, Sean verliert erst Job und dann seine Wohnung. Langsam wird ihm klar, dass er so nicht weitermachen kann, er fängt an zu begreifen, dass nur er selbst etwas daran ändern kann.

Jeder von uns wünscht sich ein gutes Leben, wie aber erreicht man dieses, wenn die äußeren Umstände scheinbar immer gegen einen sind? So ergeht es Sean im Buch. Aufgewachsen in Armut, schafft er als einziger der drei Brüder zumindest einen Universitätsabschluss, mit dem er letztendlich nichts anfangen kann. Die Nachwirkungen der Nordirland-Konflikte sind noch zu spüren, die Arbeitslosigkeit nach der Rezession hoch, da ist es einfacher, sich wegzudröhnen, um zu vergessen, als die Kraft aufzubringen, sich täglich dem Alltag zu stellen.

Sean dabei zuzusehen, wie er kämpfte, scheiterte, sich hochrappelte, fiel und wieder aufstand, verlangte mir einiges ab. Anfangs gab er sich selbst gegenüber nicht mal zu, woran es lag, dass so vieles fürchterlich schief gelaufen war. Mir gefiel, dass er reflektierte, sich wiederholt fragte, woran das lag. So manches Mal hätte ich ihn gerne geschüttelt, ihm zugerufen, er soll etwas lassen oder gefragt, was er da eigentlich macht. Ein großartiges Debüt über die Möglichkeiten, wie man doch noch etwas aus seinem Leben macht, wie man vielleicht den Absprung schafft. Volle Punktzahl und eine Leseempfehlung gibt es dafür von mir.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Zwischen zwei Stühlen

sverweis (#Bezug!)
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Kalea ist ein Zahlenmensch, bereits mit 28 Jahren ist sie die Karriereleiter hochgeklettert und liebt ihren Job. Gleichzeitig liebt sie auch ihren Arbeitskollegen Tim, der ebenfalls große Gefühle für sie ...

Kalea ist ein Zahlenmensch, bereits mit 28 Jahren ist sie die Karriereleiter hochgeklettert und liebt ihren Job. Gleichzeitig liebt sie auch ihren Arbeitskollegen Tim, der ebenfalls große Gefühle für sie hegt, diese aber, genauso wie Kalea, weder sich selbst noch ihr gegenüber zugeben will. Dann ist da plötzlich ein neuer Chef, der mit einem gefährlichen Funkeln in seinen blauen Augen und dem markanten Gesicht Kaleas Gefühlswelt ganz schön durcheinander bringt. Hinzukommt ein Trauma aus der Vergangenheit, da Kalea bereits mit sechs Jahren ihre Mutter verloren und dadurch unter anderem Probleme damit hat, zu vertrauen.

Ich bin mit falschen Voraussetzungen an das Buch herangegangen, da ich davon ausgegangen bin, dass es sich bei dem vorliegenden ersten Teil einer Trilogie um ein Familiendrama handelt. Man kann sich also gut vorstellen, dass es ein kleiner Schock für mich war, als ich feststellen musste, in eine Liebesgeschichte geraten zu sein, die leider gar nicht zu meinem bevorzugten Genre gehört. Glücklicherweise hat es mir die Autorin mit ihrem angenehmen Schreibstil und dem tollen Humor sehr leicht gemacht, ihr Buch trotzdem zu genießen. Manchmal war es mir persönlich zwar zu viel Gefühlsduselei, ich könnte mir aber vorstellen, dass Leser und Leserinnen dieses Genre hier sehr angetan sein würden von der Geschichte über die schöne Frau zwischen zwei tollen Männern.

Wie bei einer Trilogie zu erwarten, gab es zum Ende hin nicht nur eine dramatische Enthüllung, die einiges im persönlichen Bereich von Kalea erklärt, sondern auch einen kleinen Cliffhanger, der neugierig auf die Fortsetzung machen soll. Die turbulente Reise geht weiter, freut euch drauf!

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Veröffentlicht am 26.02.2024

Mein Freund, der Feind

Blinde Tunnel
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Sonja und Daniel erfüllen sich einen Traum und kaufen ein altes Weingut in Tschechien. Das schwedische Ehepaar hofft, dort ihre in Schieflage geratene Beziehung wieder kitten zu können. Bei Aufräumarbeiten ...

Sonja und Daniel erfüllen sich einen Traum und kaufen ein altes Weingut in Tschechien. Das schwedische Ehepaar hofft, dort ihre in Schieflage geratene Beziehung wieder kitten zu können. Bei Aufräumarbeiten entdecken sie im Keller Wein aus den Kriegsjahren sowie die mumifizierte Leiche eines Kindes, das eine weiße Armbinde trägt. Der Polizei liegt nichts an einer Aufklärung, einzig Anna Jones, eine Anwältin, die Sonja im Gasthaus des Ortes kennengelernt hat, will dem Paar helfen. Bevor es dazu kommt, wird Anna ermordet und Daniel wegen Mordes verhaftet. Sonja fängt an, in der Vergangenheit des Weingutes zu graben, und fördert Ungeheuerliches zutage.

„Nach und nach begriff ich, dass er von jenem Abend erzählte. Von den Ereignissen auf der Brücke. Ich sollte es nicht Ereignisse nennen, es war so viel schlimmer als das.“ (Seite 274)

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um einen fiktiven Kriminalfall, die Geschichte könnte so oder so ähnlich passiert sein. Ruhig und methodisch erzählte die Ich-Erzählerin Sonja, was ihr und ihrem Mann zugestoßen war, welche Umstände dazu führten, dass Daniel in Untersuchungshaft gelandet und sie in Ostdeutschland gestrandet ist. Ganz und gar nicht fiktiv sind jedoch die historischen Hintergründe, die im Buch geschildert wurden und auf denen der Kriminalfall beruhte, der für mich im Laufe des Buches allerdings immer unwichtiger geworden ist.

„Wie die Welt das habe zulassen können. Der Kommissar sah uns scharf an, als wären wir persönlich dafür verantwortlich, ein Teil der Westmächte, die dieses Land Hitler in die Arme getrieben hatten. München 1938, spuckte er aus.“ (Seite 83)

Es ging um das Sudetenland, das seit Jahrhunderten zum Großteil von Deutschen besiedelt war, seit 1918 allerdings zur Ersten Tschechoslowakischen Republik gehörte. Es war bevölkert von Menschen verschiedener Nationalitäten, die im Frieden zusammenlebten, bis eine folgenreiche Entscheidung dies alles zunichte machte und zuerst dazu führte, dass aus Freunden Feinde wurden mit der bitteren Folge, dass nach dem Krieg Millionen Menschen aus ihrem Zuhause geworfen, ausgelöscht oder vertrieben worden sind. Grausame Taten folgten, ein im Frieden geführter Krieg führte zu unvorstellbaren Leid. Diese historischen Tatsachen baute die Autorin in die Geschichte ein und dies tat sie so unglaublich gut, dass es mir immer noch kalt über den Rücken läuft, wenn ich nur daran denke.

Die Geschichte entfaltete erst langsam ihren Sog, zu Beginn hätte ich nicht ahnen können, wie sehr mich das Buch berühren würde, wie viele Stellen ich markieren und wie oft ich würde pausieren müssen, weil es emotional so aufwühlend geworden ist. Zusätzlich bin ich erstaunt darüber, dass ich über die damaligen Ereignisse noch nie etwas gehört oder gelesen habe, dies ist ein schwarzer Fleck, der dringend ausradiert gehört. Einiges habe ich nachlesen können und bin entsetzt, dass ein solches Unrecht nicht mehr Beachtung bekam in den letzten Jahrzehnten. Dies werde ich zumindest für mich nun ändern. Wer jetzt neugierig geworden ist, dem empfehle ich zum Einstieg diesen Kriminalroman, der großartig recherchiert worden ist. Volle Punktzahl gibt es dafür von mir und eine Leseempfehlung obendrein.

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Veröffentlicht am 24.02.2024

Ein Mensch sein

Das Märchen von der Vernunft
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Ein alter Mann unterbreitet den mächtigsten Staatsoberhäuptern einen Vorschlag, wie man den Frieden auf der Welt sichern könnte. Der Preis dafür betrüge eine Billion Dollar, was die Staatsmänner entrüstet ...

Ein alter Mann unterbreitet den mächtigsten Staatsoberhäuptern einen Vorschlag, wie man den Frieden auf der Welt sichern könnte. Der Preis dafür betrüge eine Billion Dollar, was die Staatsmänner entrüstet abwinken. Die Reaktion des alten Herren darauf ist klug und nicht von der Hand zu weisen.

Der Autor Erich Kästner wurde am 23. Februar 1899 in Dresden geboren, zu seinem 125. Geburtstag hat der Schweizer Atrium Verlag seine mit wunderschönen Illustrationen der Künstlerin Ulrike Möltgen versehene Erzählung von Frieden und Vernunft herausgebracht. Das kleine Büchlein ist zurzeit erschreckend aktuell und deshalb ist es umso wichtiger, seine Botschaft in die Welt zu tragen.

Warum der Atrium Verlag seine Verlagsgründung Erich Kästner zu verdanken hat und welche Untat dazu führte, kann man beim Verlag selbst nachlesen, der das Werk und Vermächtnis des großartigen Schriftstellers herausgibt und in seinem Sinne weiterführt. Erich Kästner starb 1974 in München, seine Bücher aber tragen seine Botschaft weiter. Ich möchte euch dieses wunderbare Buch ans Herz legen.

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