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Veröffentlicht am 09.03.2022

Zurück in die Urzeit

DinoRox
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Science Fiction meets Dinos: in einer Zukunft, in der es nicht mehr genug Nahrung gibt, finden die Menschen ein Portal in die Urzeit - und bauen dort riesige Agrarzentren auf, mitten zwischen Dinosaurieren. ...

Science Fiction meets Dinos: in einer Zukunft, in der es nicht mehr genug Nahrung gibt, finden die Menschen ein Portal in die Urzeit - und bauen dort riesige Agrarzentren auf, mitten zwischen Dinosaurieren. Dinofan Remo zieht mit seinen Eltern, die dort arbeiten, nach 'Dinorox', einer kuppelförmigen Siedlung, umgeben von einer riesigen Mauer zum Schutz vor den Urzeitechsen. Und auch wenn in Dinorox alles ganz anders ist, ist eigentlich auch alles sehr normal: Remo muss zur Schule gehen, wo er erst einmal auf den fiesen Bully Sligo trifft. Doch zum Glück sind da noch Patty und Toby, mit denen Remo sich anfreundet. Als die Klasse einen Ausflug ins Dinogebiet vor der Kuppel macht, ist Remo überglücklich, endlich Dinos hautnah zu sehen. Doch dann geht der Bus kaputt und der Lehrer hat einen Unfall. Jetzt ist es an Remo, Patty und Toby, die Klasse sicher wieder nach Hause zu bringen...
Das Buch macht alles richtig: am Anfang lernt man die Hauptfiguren anhand kurzer Steckbriefe kennen. Es gibt ansprechende Illustrationen und natürlich sind die Seiten, auf denen Nacht herrscht, weiss auf schwarz gedruckt - ein einfacher, aber wirkungsvoller Effekt. Vor allem wenn aus dem Dunkeln leuchtende Augen hervor blitzen oder eine Taschenlampe nur einen kleinen Ausschnitt beleuchtet. Zudem gibt es Fußnoten, um Begriffe wie KI kindgerecht zu erklären - das gefällt mir wesentlich besser als oft übliche Glossare, da man so direkt 'an Ort und Stelle' eine Erklärung bekommt und nicht erst hinten nachschlagen muss. Mit Remo kann man sich sofort identifizieren - auch wenn man vielleicht nicht so ein unglaubliches Wissen über Dinos besitzt wie er. Da können sicher auch echte Dinofans noch ein paar interessante Details erfahren. Mit Carly, dem Roboter von Patty, gibt es außerdem einen witzigen und hilfreichen Begleiter, den sicher jedes Kind gerne selbst zu hause hätte. Ganz kurz werden hier ökologische Themen gestreift - die ausschlaggebende Nahrungsknappheit auf der Erde, in der Urzeit möglichst nichts zu zerstören - aber sie liefern nur die Bühne für diesen spannenden Auftakt einer neuen Serie, die in der Zukunft spielt, aber zurück in die Vergangenheit führt. Ähnliche Bücher gibt es zwar auch schon, aber der futuristische Ansatz macht Dinorox zu einer besonderen Buchreihe.

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Zwei starke Frauen in einer männderdominierten Welt

Die Vertraute
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Ein weiterer bildgewaltiger historischer Roman von Stacey Halls, in dem das Schicksal der Frauen in der damaligen von Männern beherrschten Welt im Mittelpunkt steht. In einer Zeit, in der Mätressen als ...

Ein weiterer bildgewaltiger historischer Roman von Stacey Halls, in dem das Schicksal der Frauen in der damaligen von Männern beherrschten Welt im Mittelpunkt steht. In einer Zeit, in der Mätressen als normal angesehen und weise Frauen als Hexen verurteilt wurden, freunden sich zwei Frauen an, die unterschiedlicher nicht sein könnten: die junge Edelfrau Fleetwood ist schwanger, doch zu oft schon hat sie ihr Kind bereits vor der Geburt verloren. Da begegnet sie Alice, einer Hebamme aus ärmlichen Verhältnissen. Ist Alice der Schlüssel zu Fleetwoods Mutterglück? Seit sie da ist geht es Fleetwood endlich besser, und zum ersten Mal wagt sie zu hoffen. Doch der König macht Jagd auf angebliche Hexen, und schon bald steht auch Alice im Visier machtgieriger Männer. Um Alice, aber auch ihr eigenes Kind zu retten, setzt Fleetwood alles daran ihre Vertraute zu retten.
In prächtigen, aber auch schrecklichen Bildern malt die Autorin das Porträt einer düsteren Zeit, in der Frauen keinerlei Rechte hatten. Umso beeindruckender ist die Geschichte von Fleetwood, die ihre anfängliche Naivität und Ängstlichkeit schon bald überwindet und sich in eine willensstarke Frau verwandelt, die alles daran setzt ihre Ziele zu erreichen. Ebenso faszinierend ist Alice, die alles für das Wohl ihrer Patientinnen riskiert und sich dabei in große Gefahr begibt. Die Männer hingegen werden als unnachgiebige und rechthaberische Tyrannen gezeichnet. Einzig Fleetwoods Mann zeigt ab und zu ein wenig Mitgefühl. Er wirkt allerdings eher wie ein Fähnchen im Wind, das zwischen gesellschaftlichem Ansehen und Liebe zu seiner Frau hin- und her flattert, und konnte mir mit seinem Verhalten keine Sympathien entlocken. Besessen vom Verlangen nach einem Erben begeht er einen großen Verrat an Fleetwood und so kann man das Ende wenn nicht gutheißen, so doch akzeptieren, wenn man die Umstände der damaligen Zeit berücksichtigt,
Erneut hat mich die Autorin mit Leichtigkeit in den Bann ihrer Geschichte gezogen und eine längst vergangene Zeit sehr anschaulich zum Leben erweckt.

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Veröffentlicht am 02.03.2022

Subtile Schockwirkung

Der fürsorgliche Mr Cave
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Und wieder ein neues Buch von Matt Haig, an dem ich nicht vorbeigehen konnte, zu verlockend klang die Beschreibung - und der Name des Autors spricht natürlich für sich. Diesmal die Geschichte eines Vaters, ...

Und wieder ein neues Buch von Matt Haig, an dem ich nicht vorbeigehen konnte, zu verlockend klang die Beschreibung - und der Name des Autors spricht natürlich für sich. Diesmal die Geschichte eines Vaters, der nach dem Verlust seiner Frau und jetzt auch noch seines Sohnes alles daransetzt, dass seiner Tochter nichts geschieht. Dabei greift er zu immer drastischeren Mitteln und merkt nicht, wie sich seine Liebe und Fürsorge in Besessenheit wandeln, die letztendlich alles nur schlimmer machen. Schritt für Schritt bewegt sich Terence auf den Abgrund zu, immer mehr verliert er sich in seinen Wahnvorstellungen, die ihn zu unglaublichen Taten zwingen. Dabei entgleitet ihm seine Tochter immer mehr und in dem verzweifelten Versuch sie festzuhalten hat er sie schon längst verloren.

Die Geschichte wird unsäglich, fast schon unerträglich, langsam aufgebaut und lebt vor allem von den vielen kleinen Momentan, alltäglichen Geschehnissen, die urplötzlich kippen und dabei fast schon surreale Züge annehmen. Eine gekonnte Mischung aus subtiler Spannungssteigerung und drastischen Höhepunkten treibt das Geschehen auf ein unausweichliches Ende zu. Es ist ein zumeist in leisen Tönen erzähltes Buch, das aber immer wieder auch Schmerz und Trauer über den Verlust - und die Angst vor Verlust - hinaus brüllt. Am Ende steht die Leserschaft fassungslos, wenn auch nicht so überrascht wie Terence, vor den tragischen Folgen seines obsessiven Handelns.

Zur Hörbuchfassung: die mir bislang noch unbekannte Erzählstimme konnte diesmal leider überhaupt nicht überzeugen - zu leise und gleichtönig, um nicht zu sagen langweilig, brachte sie die Geschichte vor. Für mein Gehör vermochte sie es nicht die feinen Spannungsschwankungen und -spitzen ausreichend zu betonen, so dass dramatische Momente allein aus den Worten, nicht aber deren Klang, heraus zu hören waren.

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Veröffentlicht am 28.02.2022

Plätscherte leider an mir vorbei

Bone Music
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Zwar konnte ich die Poesie und die Naturverbundenheit der Geschichte erahnen, mich aber nie wirklich ganz darin verlieren oder hinein versetzen. Die Protagonistin blieb mir bis zum Ende seltsam fremd, ...

Zwar konnte ich die Poesie und die Naturverbundenheit der Geschichte erahnen, mich aber nie wirklich ganz darin verlieren oder hinein versetzen. Die Protagonistin blieb mir bis zum Ende seltsam fremd, so dass ich das Geschehen zwar beobachten, aber nicht miterleben konnte. Teilweise war auch der Schreibstil nicht meins - manchmal zu repetitiv, manchmal zu schlicht, manchmal regelrecht nervig. Auch das Ende, das dem Erwachen aus einem unwirklichen Traum ähnelte, konnte mich in seiner allzu vorhersehbaren Klischeehaftigkeit leider nicht überzeugen. Lediglich die Sequenzen, in denen Sylvia auf ein frühzeitliches Ich (möglicherweise) trifft haben mein Interesse ansatzweise wecken können, jedoch nicht genug um den langen Rest drum herum wieder wett zu machen. Dieses Buch hat mich leider in keiner Weise packen können.

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Veröffentlicht am 21.02.2022

Erfrischend und liebenswert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar
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Nachdem ich zuletzt zwei leider sehr enttäuschende Cosy Mysteries gelesen habe, habe ich mit leichtem Unbehagen am ersten Treffen von Mrs Potts' Mordclub teilgenommen. Aber wie heißt es so schön: "Aller ...

Nachdem ich zuletzt zwei leider sehr enttäuschende Cosy Mysteries gelesen habe, habe ich mit leichtem Unbehagen am ersten Treffen von Mrs Potts' Mordclub teilgenommen. Aber wie heißt es so schön: "Aller guten Dinge sind drei". Und so konnte mich dieses witzige und überraschende Buch glücklicherweise wieder mit den Genre versöhnen...

Mrs Potts ist eine schrullige (auf liebenswerte Art) Frau, die gerne Rätsel löst. Und so kann sie gar nicht anders, als sich nach dem Tod ihres Nachbarn, der jede Menge Ungereimtheiten aufwirft, in die Ermittlungen einzumischen, der ihrer Meinung nach von der Polizei nicht gründlich genug untersucht wird. Bald schon gesellen sich die handfeste Hundesitterin Lucie und die Pfarrersfrau Becks dazu. Das ist DS Tanika Malik anfangs gar nicht recht, aber das soll sich im Laufe der Geschichte noch ändern.

Das Buch lebt von den außergewöhnlichen Charakteren, die den kleinen Ort Marlowe bevölkern, und so gerät der Mord zwar nicht zur Nebensache, ist aber auch nicht länger Hauptgrund die Geschichte weiter lesen zu wollen. Während sich das Verbrechen letztendlich als bekanntes Schema entpuppt, ist es doch ziemlich ausgeklügelt aufgebaut und nicht so einfach zu durchschauen. Zudem macht es mordsmäßig Spaß mit Mrs Potts den Hinweisen nachzugehen, dabei ein ums andere Mal ins Fettnäpfchen zu treten und sich dabei auch selbst in Gefahr zu begeben.

Das ungleichliche Damen-Trio hat mich schwer begeistert und ich bin schon mächtig auf seinen nächsten Fall im vielleicht doch nicht so beschaulichen Marlowe gespannt...

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