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Veröffentlicht am 03.03.2020

Großartige Fabulierkunst

Die Dunkelheit der Drachen
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Die Erwähnung des Rattenfängers von Hameln, auf dessen Geschichte 'Die Dunkelheit der Drachen' lose aufbaut, hat mich letztendlich überzeugt das Buch zu lesen. Der Autor verwebt historische und fantastische ...

Die Erwähnung des Rattenfängers von Hameln, auf dessen Geschichte 'Die Dunkelheit der Drachen' lose aufbaut, hat mich letztendlich überzeugt das Buch zu lesen. Der Autor verwebt historische und fantastische Elemente gekonnt zu einer Bühne für ein spannendes Abenteuer voller magischer Momente. In vergleichbarer Manier ist mir solch großartige Fabulierkunst bisher nur von Kai Meyer untergekommen.

Hier gibt es eine Pfeifergilde, und mit ihren kraftvollen Liedern helfen die Pfeifer den Menschen und sorgen für Sicherheit. Doch dann entführt der Rattenfänger von Hameln nicht nur die vielen Kinder, sondern auch jede Menge Drachenkinder, was den fragilen Frieden zwischen Menschen und Drachen endgültig beendet. Die Helden des Buches sind der abtrünnige Pfeiferlehrling Flick Klarwasser, die in eine Ratte verzauberte Rena und der Drachengreif Barver. Gemeinsam wollen sie ihr jeweiliges Schicksal verändern und enthüllen dabei eine gewaltige Intrige, die die ganze Welt bedroht.

Abgesehen von der sagenhaften Action in diesem Buch beeindruckt der unbezwingbare Kampfgeist der drei ungleichen Freunde und ihre bedingungslose Loyalität. Egal wie ausweglos die Situation auch scheinen mag, sie halten zusammen und geben nicht auf.

Das Ende lässt viele lose Fäden hängen und macht eine Fortsetzung daher unabdingbar - ich hoffe der Autor lässt uns nicht zu lange darauf warten.

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Veröffentlicht am 27.02.2020

Keine leichte, aber sehr lohnenswerte Krimikost

Darktown (Darktown 1)
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1948 wird in Atlanta die erste farbige Polizeieinheit gegründet, die in 'Darktown', dem Viertel der farbigen Einwohner, für Ruhe und Ordnung sorgen soll. Doch die Polizisten haben längst nicht dieselben ...

1948 wird in Atlanta die erste farbige Polizeieinheit gegründet, die in 'Darktown', dem Viertel der farbigen Einwohner, für Ruhe und Ordnung sorgen soll. Doch die Polizisten haben längst nicht dieselben Rechte wie ihre weißen Kollegen, sie dürfen nicht ins Hauptquartier, keine weißen Verdächtigen festnehmen, keinen Streifenwagen fahren. Zudem begegnen ihnen ihre farbigen Mitbürger mit Misstrauen und Ablehnung, so dass die Truppe zwischen allen Stühlen sitzt.
Als eine Frau ermordet aufgefunden wird, die kurz davor noch im Wagen eines weißen Mannes gesehen wurde, beginnen Lucius Boggs und Tommy Smith mit den Ermittlungen. Dabei stoßen sie auf Widerstand, vor allem aus den Reihen der Polizei, die den Fall so schnell wie möglich abhaken will. Doch die beiden geben nicht auf, ermitteln im Geheimen weiter, und bekommen unerwartete Hilfe.

Neben der kriminalistischen Handlung liefert das Buch einen beeindruckenden, bedrückenden Einblick in eins der dunkelsten Kapitel amerikanischer Geschichte, in dem der Hass regiert und Menschen in ständiger Angst leben müssen, weil sie der Willkür der anderen ausgesetzt sind. Das Buch ist ungemein spannend, gleichzeitig sehr schockierend und vor allem deprimierend. Keine leichte Krimikost, aber sehr lohnenswert.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Genial verrückt!

Der Hund, der die Welt rettet
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Dieses Buch war Neuland für mich: ich hatte keine Ahnung was mich erwartet. Das quietschbunte Cover, das sofort an einen Comic erinnert, und die kurze Zusammenfassung suggerieren eine fantastisch überdrehte, ...

Dieses Buch war Neuland für mich: ich hatte keine Ahnung was mich erwartet. Das quietschbunte Cover, das sofort an einen Comic erinnert, und die kurze Zusammenfassung suggerieren eine fantastisch überdrehte, chaotische Geschichte. Hoffentlich nicht zu albern, nicht zu kitschig, nicht zu unglaubwürdig. Experiment geglückt: das Buch hat mich überzeugt, dass es sich lohnt, auch mal etwas Neues auszuprobieren. Anfangs hatte ich so meine Schwierigkeiten mit der Erzählweise und musste mich erst in die Gedankenwelt der erzählenden elfjährigen Georgie hineinfinden, aber dann wurde es mächtig spannend und die Seiten flogen nur so dahin.

Die Geschichte ist so verrückt wie genial und wer alles fein logisch aufdröseln muss wird vielleicht keine große Freude daran haben, denn manche Ereignisse sind wirklich haarsträubend und mehr als fragwürdig, bieten aber auch viele interessante Was-Wäre-Wenn Momente und Zukunftsspinnereien, die zum Nachdenken anregen. Die Charaktere sind merkwürdig und skurril, aber gleichzeitig, trotzdem oder gerade deswegen äußerst liebenswert. Wobei mir die Georgie, die Hauptperson, in ihrer dem Alter zwar entsprechenden, aber trotzdem manchmal nervigen Ich-bezogenen naiven Sicht der Welt weitaus weniger gefiel als ihr absolut loyaler, erfindungsreicher und abenteuerlustiger Freund Ramzy. Immer wenn die Handlung ernstere Töne anzuschlagen droht, passiert etwas völlig unvorhergesehenes, das die Stimmung wieder hebt. Obwohl Armut und eine tödliche Seuche durchaus bildlich thematisiert werden, strahlt das ganze Buch ein unerschütterliches Am-Ende-wird-alles-gut Gefühl aus. Die Frage ist lediglich, was auf der Reise dorthin alles passieren wird, und das ist wirklich einiges: riskante Entführungsmanöver, rasante Verfolgungsjagden, gefährliche VR-Experimente - dieses Buch steckt voller Überraschungen.

Dies war für mich das erste Buch eines bis dato unbekannten Autors, umso überraschter war ich zu sehen dass er bereits einige andere Titel veröffentlicht hat, die allerdings bisher spurlos an mir vorüber gegangen sind - das muss ich jetzt auf jeden Fall ändern. Den 'Hund der die Welt rettet' kann ich jedenfalls nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 28.01.2020

Unbeschreiblich - gut!

Der Korndämon
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Dieses Buch hat mich völlig überrumpelt - ich bin echt sprachlos! Erwartet hatte ich einen gemütlichen, routinierten Krimi mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit, den man idealerweise im Urlaub lesen ...

Dieses Buch hat mich völlig überrumpelt - ich bin echt sprachlos! Erwartet hatte ich einen gemütlichen, routinierten Krimi mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit, den man idealerweise im Urlaub lesen würde, am Strand vielleicht, dabei immer wieder weg dösen, Sonne und Meer genießen... Und teilweise stimmt das vielleicht auch. Aber aus mir immer noch unbekannten Gründen hat mich die abenteuerliche Geschichte des versoffenen Richard Dreifürst dermaßen gepackt, dass ich mit dem Lesen gar nicht schnell genug nach kam und das Buch wirklich nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Richard Dreifürst fristet sein Rentnerdasein mit jeder Menge Bier und Schnaps, doch als er eines Tages in einem vorbeifahrenden Auto einen zu Tode verängstigten Jungen sieht, muss er handeln. Natürlich glaubt ihm, dem Trunkenbold des Ortes, niemand, und zwischendurch hegt er sogar selbst Zweifel an seiner Wahrnehmung. Doch Richard gibt so leicht nicht auf und ermittelt auf eigene Faust, was ihn mehr als einmal in haarsträubende und gefährliche Situationen bringt - nicht zuletzt weil er es einfach nicht schafft dem Dämon Alkohol abzuschwören (in diesem Sinne ein sehr passender doppeldeutiger Titel übrigens!). Unterstützt wird Richard auf seiner Mission von seiner ihm entfremdeten Tochter, die er jahrelang nicht gesehen hat, die aber als einzige wirklich an ihn glaubt.

Dass die Handlung dabei immer wieder völlig abstruse Züge annimmt, über die man eigentlich nur ungläubig den Kopf schütteln kann, trägt einmal mehr zum verdrehten Charme dieser wahnwitzigen Geschichte bei. 'Der Korndämon' ist sicherlich extreme Geschmackssache und wird die Leserschaft spalten. Mich jedenfalls hat er vollauf in seinen Bann gezogen.

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Veröffentlicht am 16.01.2020

Dunkle Abgründe tun sich auf

1794
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Die Fortsetzung des herausragenden ersten Teils '1793' steht seinem Vorgänger in nichts nach und die Geschichte geht genauso düster und beklemmend weiter. Der Tod von Cecil Winge setzt Jean Michael Cardell ...

Die Fortsetzung des herausragenden ersten Teils '1793' steht seinem Vorgänger in nichts nach und die Geschichte geht genauso düster und beklemmend weiter. Der Tod von Cecil Winge setzt Jean Michael Cardell schwer zu, und er scheint all seinen Lebensmut verloren zu haben. Doch zwei Ereignisse rütteln ihn auf: es gibt einen neuen Fall, und Emil Winge, der Bruder Cecils, taucht bei ihm auf. Im ersten Moment glaubt Cardell aufgrund der Ähnlichkeit der Brüder einen Geist zu sehen, doch Emil entpuppt sich schnell als Taugenichts, der von schrecklichen Visionen geplagt wird und diese im Suff zu ertränken sucht. Nachdem Cardell Emil ausgenüchtert hat, raufen sich die beiden jedoch zusammen, um den Fall eines Mädchens zu untersuchen, das in der Hochzeitsnacht brutal ermordet wurde. Dabei stoßen sie erneut in die finstersten Abgründe Stockholms vor, die hinter der Fassade der feinen Gesellschaft lauern. Dort decken sie eine Intrige ungeahnten Ausmaßes auf, die sie am Ende vor eine Gewissensfrage stellt. Auch Anna Stina, die im ersten Band aus dem Spinnhaus entkommen konnte, kreuzt erneut den Weg von Cardell.

Wieder halten sich fesselnder Thriller und historischer Roman die Waage, und die unglaublich plastische Darstellung der damals herrschenden Verhältnisse hat mich wieder besonders beeindruckt und erschüttert. Wieder schafft es der Autor, eine komplexe Handlung zu entwerfen, die einen ein ums andere Mal in die Irre führt und mit völlig unerwarteten Wendungen überrascht. Von der ersten bis zur letzten Seite hofft und bangt man mit, doch auch dieses Mal bleibt man nicht verschont und die Geschichte verlangt nicht nur ihren Charakteren alles ab, sondern auch den Lesern. Nichts für schwache Nerven, aber dieses Buch muss man gelesen haben.

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