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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.10.2023

sehr persönlich und berührend

Aenne und ihre Brüder
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Wenn man in seine eigene Familienchronik zurückblickt, dann wird wahrscheinlich fast jeder eine Geschichte finden, ähnlich der, die hier erzählt wird. Hier heißen die Darsteller Alfons, Hans, Franz und ...

Wenn man in seine eigene Familienchronik zurückblickt, dann wird wahrscheinlich fast jeder eine Geschichte finden, ähnlich der, die hier erzählt wird. Hier heißen die Darsteller Alfons, Hans, Franz und Willi und deren Schwester Aenne. In meiner Familie waren es Alex und seine sechs Brüder. Mein Urgroßvater war der einzige Sohn, der den Krieg überlebte, weil er als Kleinster zuhause geblieben war. Alle anderen fielen im Krieg. So erging es auch den Brüdern von Reinhold Beckmann. Alle vier wurden Soldaten - der eine freiwillig, die anderen wurden eingezogen. Und keiner kehrte von der Front zurück. Zurück blieb nur die Schwester, die ohne Eltern und ohne Geschwister versuchte sich durchzukämpfen nach dem Krieg.

Beckmann schreibt emotional und sehr persönlich. Als Grundlage für die Recherche und das Buch dienten die Briefe der verstorbenen Onkel und die langen Gespräche mit der Mutter über ihre Brüder. Besonders hat mir gefallen, dass Aenne sie nie vergessen hat und diese Erinnerung dadurch in ihrer Familie bestand hat und ihr Sohn Reinhold dem kurzen tragischen Leben der vier Brüder ein Denkmal setzt. Und ein bisschen war es wie ein Denkmal auch für die Gefallenen in meiner Familie. Das hat mich berührt. Das finde ich wichtig.

Veröffentlicht am 06.10.2023

Listenschreiber Lars

Kleine Probleme
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Lars weiß, er hat Probleme. Kleine Probleme. Probleme mit der Motivation halt. Solche, wie jeder sie kennt. Den Hintern hochkriegen und mal was anpacken. Oder lieber drüber nachdenken, wie man es denn ...

Lars weiß, er hat Probleme. Kleine Probleme. Probleme mit der Motivation halt. Solche, wie jeder sie kennt. Den Hintern hochkriegen und mal was anpacken. Oder lieber drüber nachdenken, wie man es denn richtig anpacken sollte. Ist doch wichtig, dass es am Ende gelingt. Das man sich nicht verzettelt. Alles gut organisiert hat. Ein Plan muss her. Eine Liste auf jeden Fall. Mit dem was es braucht, dem was man weglassen kann. Eine To-do-Liste, das kann auf keinen Fall schaden. Dann wird sich alles lösen. Dann werde ich alles schaffen, wenn ich es erst mal anpacke.

So ist er, der gute Lars. Er hat den kleinen inneren Schweinehund riesengroß werden lassen und da ist es nicht verwunderlich, dass ihm kurz vor Silvester alles auf die Füße fällt. Die Steuer, die Freundin, die Familie, ein Buchprojekt. Er beschließt, alles an einem Tag abzuarbeiten. Mit der ultimativen Liste.

Lest selber, ob ihm das gelingt. Das Büchlein ist schmal und schnell gelesen. Und das ein oder andere Mal fühlt man sich etwas ertappt in eigenen Ausreden. Auch wenn man nicht der weltgrößte Bedenkenträger ist, so wie Lars.

Veröffentlicht am 06.10.2023

Der Sperling

Ich, Sperling
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Dass James Hynes mit "Ich, Sperling" keine leichte Kost für mich bereit hält, das war mir schnell klar.
„Ich, Jakob, Sohn von niemandem, Vater von niemandem, geliebt von niemandem, Sklave, Hure, ein Cineadus, ...

Dass James Hynes mit "Ich, Sperling" keine leichte Kost für mich bereit hält, das war mir schnell klar.
„Ich, Jakob, Sohn von niemandem, Vater von niemandem, geliebt von niemandem, Sklave, Hure, ein Cineadus, Eunuch, Nilschlamm, Arbeiter, Aufseher, Krüppel, Schwindsüchtiger, herrenloses Gut…“
So beschreibt sich der Hauptdarsteller am Anfang seiner Geschichte - am Ende seines Lebens. Und dieser Einleitung wird er im Laufe des Buches mehr als gerecht.

Als ausgesetztes Kind ohne Vergangenheit in einem Bordell. Was für eine Zukunft soll das werden, welches Leben kann da kommen. Dank der Hure Euterpe ist es zumindest in den ersten Jahren von einer betreuenden Hand geführt. Die Frau versucht dem Jungen jedes bisschen Wärme und Bildung zu geben, dass sie geben kann. So bekommt er ein Rüstzeug, als sein Sklavenleben härter wird.

Für LeserINNen, die empfindsam sind, bräuchte das Buch sicher jede Menge Triggerwarnungen, denn es es voller Härte, Grausamkeiten, Gewalt. Es ist auch keine Story, die gute Laune verbreitet. Man wird durchgerüttelt, auch mal abgestoßen und erschüttert. Dass man dennoch nicht komplett scheitert an der Geschichte liegt an der klugen Erzählweise des Autors, an deren literarischem Tiefgang man sich entlanghangeln kann.

Ein sehr gehaltvolles und tiefgründiges Buch. Sicher keine leichte Kost.

Veröffentlicht am 06.10.2023

Noch viel Luft nach oben

This is Our Time
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"This is our time" war mein erstes Buch von Kathinka Engel. Die Aufmachung ist bombastisch. In die war ich gleich schwer verliebt. Auch der Schreibstil ist sehr angenehm und man kommt gut rein.

Zum Plot: ...

"This is our time" war mein erstes Buch von Kathinka Engel. Die Aufmachung ist bombastisch. In die war ich gleich schwer verliebt. Auch der Schreibstil ist sehr angenehm und man kommt gut rein.

Zum Plot: Der ist natürlich etwas ausgenudelt. Junge Nobody verliebt sich in Big-Jung-Star. Das ist weder besonders neu noch besonders anspruchsvoll. Aber das hatte ich auch nicht vorausgesetzt. Über weite Strecken ist die Geschichte leider sehr vorhersehbar und läuft ohne große Volten nach Schema F.

Zu den Darstellern: Ferne ist für mich als weibliche Hauptdarstellerin sehr sympathisch und ich fand, dass sie gut und realistisch beschrieben wurde. Ein normales Mädchen mit einer normalen Familie und stinknormalen Plänen für ein normal-glückliches Leben. Auf die neue Karriere und die neue Liebe reagiert sie nahbar und nachvollziehbar. Passt. Rio ist so ein typischer männlicher Protagonist. Erst mal überheblich und arrogant und eher dumm. Das er innerhalb kürzester Zeit zum Nice-Guy mutiert, der über beide Ohren in die unscheinbare unspektakuläre Ferne verliebt ist, fand ich nicht ganz nachvollziehbar erzählt. Das ging holter di polter und passte auch gar nicht zu seinem unreifen Gesamtprofil.

Und sonst so: Die Dialoge waren gut, die Sprache angenehm. Warum allerdings so viele Klischees sein mussten, weiß ich nicht. Fand ich schade, denn die Story hatte doch eingewisses Potential. Aber warum musste der Regisseur so ein Idiot sein? Warum war Rio so ein Weichei in vielem? Warum war die Liebe gleich so überhöht und dann dieses Ende.

Fazit: Hab es schnell und trotz der Kritikpunkte gern gelesen. Und Teil 2 muss ich auch lesen, weil ich jetzt wissen will, wie es weitergeht mit den beiden. Aber da war schon noch einiges an Luft nach oben.

Veröffentlicht am 16.07.2023

Volltreffer

Malibu Rising
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In "Malibu Rising" spielt die Autorin Taylor Jenkins wieder alle Trümpfe aus. Im Mittelpunkt steht eine amerikanische Familie, vor allem die vier Geschwister. Die verschiedenen Charaktere werden wunderbar ...

In "Malibu Rising" spielt die Autorin Taylor Jenkins wieder alle Trümpfe aus. Im Mittelpunkt steht eine amerikanische Familie, vor allem die vier Geschwister. Die verschiedenen Charaktere werden wunderbar in Szene gesetzt. Man erhält Zeit alle Hauptdarsteller und ihre Vergangenheit kennen zu lernen. Das feine Beziehungsgespinst, dass es ja in allen Familien gibt, wird aufgedröselt und man ist mitten drin im Geschehen, als die Geschwister eine große Party planen. Auf dieser großartigen Feier werden die Karten nochmal neu gemischt, einige Familiengeheimnisse kommen auf den Tisch, die Gefühle kochen hoch und der Leser ist mitten drin und auch meine Gefühle sind beim Lesen einmal durchgewirbelt worden.

Ich bin restlos begeistert und kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen. Ich bin begeistert, wie klug die Autorin diese Familiengeschichte erzählt. Nichts wie los und die anderen Bücher von ihr auch lesen.