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Veröffentlicht am 23.10.2021

Ich habe dieses Gedankenexperiment geliebt

Universum
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„Universum“ ist das neueste Science-Fiction Werk von Phillip P. Peterson. In diesem geht es um ein Raumschiff, dass im Hyperraum verschwindet und einen Weg dort raus finden muss. Erschienenen ist der Roman ...

„Universum“ ist das neueste Science-Fiction Werk von Phillip P. Peterson. In diesem geht es um ein Raumschiff, dass im Hyperraum verschwindet und einen Weg dort raus finden muss. Erschienenen ist der Roman Ende September bei Fischer Tor.

Die Raumfahrt hat sich enorm weiter entwickelt. Im 22. Jahrhundert ist das Reisen zwischen unterschiedlichen Sternen kein Problem mehr und auch die Sicherheit der neuen Antriebe ist sehr hoch.
Christine Dillinger begibt sich mit der Challenger auf ihre letzte Reise. Das Ziel ist der entlegene Planet Omicron 3. Mit an Bord hat sie weitere Siedler, Geschäftsleute und Soldaten. Alles sieht nach einem ruhigen Flug aus, doch dann versagt der Antrieb im Überlichtflug und die Challenger samt ihrer Passagiere ist im Hyperraum gefangen. Gibt es einen Weg aus dem Hyperraum raus? Und wenn ja, wo ist die Challenger dann gelandet?

Ich habe schon lange kein Buch mehr innerhalb von 24 Stunden gelesen, aber „Universum“ von Phillip P. Peterson hat es geschafft und das obwohl ich mir anfangs gar nicht sicher war, ob mir das Thema des Buches mit dem verschollenen Raumschiff im Hyperraum liegt.
Am Schreibstil kann ich kaum etwas auszusetzen haben, wenn ich innerhalb von 24 Stunden durch eine 450 Seiten starkes Buch rase. Der Autor versteht es wissenschaftliche Zusammenhänge so zu erklären, dass man sich das auch als Laie gut vorstellen kann und wir bekommen hier einige Theorien geboten. Es ist alles wirklich sehr hypothetisch, aber das hat mir nicht den Spaß am Vorstellen des Ganzen genommen.
Es hat mich persönlich ein bisschen an meine Kindheit erinnert. Habt ihr euch auch mal Gedanken dazu gemacht, wie unser Universum beschaffen sein könnte und was nach unserem Universum kommt? So ungefähr ist dieses Buch. Es bietet genau dafür ein Gedankenspiel an und das mit echten wissenschaftlichen Theorien, wie es sein könnte. Es gibt natürlich unterschiedliche Theorien und einige widersprechen sich, doch in diesem Buch hat der Autor ein rundum stimmiges Bild geschaffen und ich liebe es.
Dabei fängt die Geschichte recht unspektakulär an. Wir lernen erstmal die Crew, das Schiff und die Passagiere kennen und erfahren etwas über die Beweggründe diese Reise anzutreten. Doch spätestens beim Überlichtsprung ist es mit der Langeweile vorbei. Ab da hat sich für mich ein WTF-Moment an den nächsten gereiht und das obwohl ich die ein oder andere Konsequenz schon geahnt habe. Durch die sehr heterogene Gruppe wurde es teilweise etwas komplizierter als es hätte sein müssen, aber im Endeffekt ist das wahrscheinlich wieder realistisch. Besonders das Ende dieser Geschichte hat mir sehr gefallen. Ich werde hierzu natürlich keine Details verraten, aber für mich war das einfach nur wow und ich habe mir den Ausgang von allem gerne so vorgestellt.
Ich habe mit allen Menschen an Bord mitgefiebert. Am Rande wurden gesellschaftliche Themen gestreift. Alle müssen hier zusammenwachsen, wenn eine Chance auf Überleben bestehen soll. Jeder muss sein Talente einbringen ungeachtet seines Hintergrundes oder man muss über sich und sein Können hinauswachsen. Christine Dillinger zum Beispiel ist der Captain des Schiffes, dennoch versteht sie nicht wirklich was von Menschen, was nicht unbedingt die besten Voraussetzungen sind so eine Ausnahmesituation zu meistern. Mike Warnock ist zusammen mit seiner Familie an Bord. Er flieht vor der Ausgrenzung, die ihm überall aufgrund seines Einsatzes als Bomberpilot in einem Krieg, begegnet. Doch Ausgrenzung kann man sich nicht leisten, wenn diese Person wichtiges Wissen zum Meistern dieser Ausnahmesituation hat.
Zusatzmaterial wird hier keines geboten, was ich fast schon etwas schade finde. Ein Nachwort hätte mir durchaus gut gefallen. Im Endeffekt wurde alles während der Geschichte ausreichend erläutert und jedem sollte klar sein, dass es sich hier nur um Theorien handelt, wie es sein könnte. Zwar durchaus berechtigte Theorien, nichtsdestotrotz lässt das natürlich gewisse Freiheiten in der Ausgestaltung. Wer bereits den ein oder anderen Roman des Autors gelesen hat, wird unter Umständen das ein oder andere aus anderen Büchern wiedererkennen.

Fazit: Spätestens jetzt zählt Phillip P. Peterson zu meinen Lieblingsautoren im Science-Fiction Genre. Trotz des ruhigen Startes habe ich alles an diesem Buch geliebt. Dieses Gedankenexperiment war für mich persönlich einfach grandios. Wer WTF-Momente liebt und gerne wissenschaftliche Theorien schriftstellerisch umgesetzt erleben möchte, der ist hier genau richtig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.10.2021

Ein Mittelalterschmöker zum Eintauchen ins 12. Jahrhundert

Krone des Himmels
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„Krone des Himmels“ ist der Debütroman von Juliane Stadler. In diesem geht es um den dritten Kreuzzug und die Belagerung Akkons. Erschienen ist der Roman im September 2021 bei Piper.

Anno Domini 1189: ...

„Krone des Himmels“ ist der Debütroman von Juliane Stadler. In diesem geht es um den dritten Kreuzzug und die Belagerung Akkons. Erschienen ist der Roman im September 2021 bei Piper.

Anno Domini 1189: Die Christenheit macht sich auf zum Dritten Kreuzzug, um die Stadt Jerusalem für die Christen zurückzugewinnen. Unter ihnen ist die junge Handwerkerstochter Aveline, die große Schuld auf sich geladen hat und am Grab Jesu Christi Erlösung finden möchte. Das Schicksal hat entschieden es ihr nicht leicht zu machen und so ist sie gezwungen, sich als Mann zu verkleiden und als Bogenschütze in Barbarossas Heer zu dienen. Auch mit dem jungen Etienne meinte es das Leben nicht immer gut. Geboren mit einem deformierten linken Fuß und verachtet von seinem Vater, beschließt er von zu Hause abzuhauen und sein Leben selber in die Hand zu nehmen. Auf seinem Weg begegnet er dem Wundarzt Caspar und gelangt gemeinsam mit ihm ins Heilige Land.

Dieser historische Roman war sehr wichtig für mich. Ich habe schon lange nicht mehr so viel Freude beim Lesen eines historischen Romanes empfunden und das obwohl ich über Friedrich Barbarossa, Richard Löwenherz und das 12. Jahrhundert schon einiges gelesen habe.
Der Schreibstil hat mich sofort in eine andere Zeit versetzt und war das gesamte Buch über gut und flüssig zu lesen. Die Autorin hat eine gute Mischung gefunden. Es gibt einige mittelalterliche Begriffe, die am Ende des Buches in einem Glossar erklärt werden. Gut gefallen haben mir die Zeitangaben nach dem muslimischen Kalender in den Kapiteln, in denen wir uns beispielsweise bei der muslimischen Garnison in Akkon befinden.
Den Aufbau der Geschichte finde ich gelungen. Wir sind beim Auslöser des dritten Kreuzzuges dabei, lernen etwas über die unterschiedlichen Routen ins Heilige Land und die Strapazen, die die Pilger erdulden mussten und sind bei der Belagerung Akkons sowie beim Weg gen Jerusalem dabei. Der Fokus liegt definitiv auf dem Kreuzfahrerheer und weniger bei der Sicht der Muslime und Sarazenen auf diese Ereignisse. Dennoch bekommen wir auch zu letzterem zumindest einen kleinen Einblick.
Wichtig zu erwähnen finde ich in diesem Zusammenhang, dass dennoch für keine Seite in diesem Kampf Partei ergriffen wird. Wir sind bei den Ereignissen dabei, bekommen durch unterschiedliche Personen Einblick in die Entscheidungsfindung oder Gedanken über diesen Konflikt und können uns so letztendlich eine eigene Meinung bilden.
Zu jeder Zeit hatte ich das Gefühl einen gut recherchierten Roman zu lesen. Bei jedem historischen Roman ist die Darstellung der historischen Personen ein wenig anders. Ich habe hier dennoch viel wieder erkannt, von dem was mir schon bekannt war. Man könnte denken, dass es dadurch vielleicht ein wenig langweilig wird, aber das war es überhaupt nicht. Es gibt immer neue Details oder Dinge, die mit der Zeit in Vergessenheit geraten sind und so finde ich es toll, dass ich mein Wissen über diese Zeit auffrischen konnte.
Da ich schon viele Romane dieser Art gelesen habe, war einiges für mich vorhersehbar und es werden auch einige typische Klischees dieses Genres bedient. Das hat mich dennoch nicht groß gestört und ich finde aus manchen Klischees hat die Autorin dennoch etwas Gutes herausgeholt. Wir haben hier die Frau, die sich als Mann verkleidet, den Behinderten, der schikaniert und in seiner Naivität ausgenutzt wird und den gelehrten Führer der islamischen Welt, der Schach spielt um nur einige kleine Beispiele zu nennen. Die Autorin belässt es aber nicht dabei und macht den Behinderten zum Beispiel zum Protagonisten ihres Buches, der es im Verlaufe der Geschichte zu etwas bringt und dessen Behinderung nicht Hauptmerkmal seiner Person ist. Auch die Verkleidung als Mann empfand ich in diesem Buch als recht stimmig und nicht nervig.
Ich habe den Weg der Protagonisten gerne mitverfolgt. Ich hätte mir manchmal vielleicht noch ein bisschen mehr mitfiebern gewünscht. Ava und Étienne waren mir sympathisch, aber so dieses letzte Fünkchen hat mir gefehlt. Coltaire de Greville war mir ein wenig zu sehr der typische Antagonist. Da hätte ich mir ein wenig mehr Grautöne gewünscht. Wahrscheinlich wird mir der Wundarzt Caspar am meisten in Erinnerung bleiben, der manchmal etwas ruppig ist und sein Lob nur spärlich verteilt, der dennoch das Herz am rechten Fleck hat und sich traut auch unangenehme Wahrheiten auszusprechen. An sich hat mir die Dymanik der Gruppe rund um Casper und Étienne sehr gut gefallen.
Zusatzmaterial gibt es in diesem Roman reichlich. Es gibt Karten zu den Routen der Kreuzzügler und Akkon, ein Nachwort, Personenverzeichnis, Glossar und eine Gegenüberstellung der historischen Ortsnamen mit der heutigen Entsprechung. Das Nachwort hat mir sehr gut gefallen, da es die Grenzen des historischen Romanes ehrlich aufgreift. Der historische Rahmen wird erklärt und Fiktion wird von Wahrheit getrennt. Ich bin vollkommen zufrieden damit und mein Gefühl der guten Recherche wurde bestätigt.

Fazit: Ein rundum gelungener historischer Mittelalterroman, der durchaus einige typische Klischees dieses Genres bedient und dennoch zu überzeugen weiß. Für den nächsten Roman hätte ich vielleicht nur den Wunsch ein Thema zu wählen, dass noch nicht so viel im historischen Genre bearbeitet wurde. Empfehlenswert für alle, die Mittelalterschmöker mit all ihren Höhen und Tiefen lieben. Ich bin mir sicher hier können wir in Zukunft noch einige tolle Geschichten erwarten.

Veröffentlicht am 09.10.2021

Ein durchschnittlicher Thriller mit sehr aktuellem Thema

Dürre
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„Dürre“ ist der neueste Roman von Uwe Laub, in dem es diesmal um den Klimawandel und staatliche Überwachung des CO2-Abdruckes aller Bürger geht. Erschienen ist der Roman im September 2021 bei Heyne.

Der ...

„Dürre“ ist der neueste Roman von Uwe Laub, in dem es diesmal um den Klimawandel und staatliche Überwachung des CO2-Abdruckes aller Bürger geht. Erschienen ist der Roman im September 2021 bei Heyne.

Der Klimawandel beschleunigt sich immer deutlicher und Ereignisse wie Dürren und Hungersnöte häufen sich. Die EU sieht sich gezwungen massiv einzugreifen. Dabei helfen soll ihnen die App Aequitas der jungen Programmierer Tom Valcke und Alexander Baumgart. Diese berechnet den CO2-Fußabdruck eines jeden Bürgers genau. Trotz massiver Widerstände wird an der Einführung festgehalten und schon bald wird jeder Bürger genau überwacht. Es gibt Gewinner und Verlierer des Systems und Betrug wird gnadenlos bestraft.

Aktueller können die Themen eines Buches kaum sein und so war ich sofort neugierig als ich von dem Buch erfahren habe. Wie sieht eine Welt aus, in der der CO2-Abdruck jedes Menschen genau gemessen wird? Wie fühlt sich das Leben an in einem Deutschland, das deutlich wärmer geworden ist und in dem die Ernten deutlich geringer ausfallen? Dies waren so die ersten Fragen, die mir in den Sinn kamen.
In die Geschichte bin ich schnell reingekommen, auch wenn ich mir einen etwas spektakuläreren Start gewünscht hätte. Der Schreibstil des Autors lässt sich gut lesen. Die Kapitel sind alle recht kurz gehalten und die Szenen wechseln immer wieder mal. Gerade zum Schluss wird die Geschichte richtig schnell und ein Ereignis reiht sich an das nächste.
Es werden immer wieder Informationen dazu eingestreut, wie sich das Leben durch den beschleunigten Klimawandel geändert hat, aber ich muss gestehen, die Eindringlichkeit, die diese Geschichte eventuell transportieren wollte, ist bei mir nicht angekommen. Das Buch sieht diese drastischen Veränderungen schon für die nächsten 15 Jahre vor und das war für mich gefühlt zu unrealistisch und dieser Eindruck wurde durch das Nachwort nicht entkräftet. Der Fokus war außerdem auf die beiden Extreme arm und reich gerichtet. Wie es einem Durchschnittsbürger mit diesen Neuerungen ergeht, erfährt man hingegen nicht.
Insgesamt wirkte die ganze Geschichte zu konstruiert auf mich. Es gab für meinen Geschmack zu viele Zufälle und es ist zu sehr auf „Es muss jetzt was Heftiges passieren“ getrimmt. Das Wissenschaftliche stand weniger im Vordergrund, dafür viel Action und dramatische Entwicklungen. Für mich persönlich ist es ein Thriller, ohne Umwelt oder Science davor. Dafür hätten diese Themen für meinen Geschmack mehr im Fokus stehen müssen.
Ob mir von den Personen jemand lange im Gedächtnis bleiben wird, kann ich nicht wirklich sagen. Ich habe mit niemanden extrem mitgefiebert. Julian und seine Schwester Leni werden es wohl eher nicht sein. Mit den beiden hat es der Klimawandel nicht gut gemeint. Sie haben einen Bauernhof, der die beiden mehr schlecht als recht ernährt und die ungewollt in die ganze Geschichte hineingezogen werden. Die beiden bleiben dennoch seltsam blass. Ihr Onkel Hektor hingegen ist auf der Gewinnerseite des Klimawandels gelandet. Er ist reich und ein Alkoholiker mit Gewaltproblem und einer gestörten Selbstwahrnehmung. Seine Darstellung war mir irgendwie zu einseitig. Die ACON-Inspektorin war für mich noch am auffälligsten, weil sie keinerlei Skrupel kennt und an sich kein Mensch ist, der sich groß in die Gesellschaft einfügt. Sie ist nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Die beiden App Erfinder Tom Valcke und Alex Baumgart habe ich schon fast wieder vergessen, obwohl diese für das Konstrukt der Geschichte nicht unerheblich sind.
Die Personenanzahl im Roman ist so überschaubar, dass es keines Personenverzeichnisses bedarf. Im Nachwort greift der Autor nochmals die Themen aus dem Buch auf und liefert dazu noch einige Fakten und den Hinweis, dass man auf seiner Webseite noch weiterführende Informationen findet. Im Nachwort kam für mich fast mehr die Dringlichkeit dieser Themen zum Ausdruck als in der eigentlichen Geschichte.

Fazit: Für mich ein durchschnittlicher Thriller, der das Interesse durch die sehr aktuellen Themen wecken konnte, diesen aber für meinen persönlichen Geschmack nicht gerecht wurde. Wer gerne Thriller mit viel Action und dramatischen Entwicklungen liest und auch einer etwas konstruierten Geschichte nicht abgeneigt ist, ist bei diesem Roman an der richtigen Adresse.

Veröffentlicht am 02.10.2021

Science-Fiction wie sie für mich sein soll

Paradox - Am Abgrund der Ewigkeit
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„Paradox“ von Phillip P. Peterson erzählt die Geschichte einer Weltraummission zum Rande unseres Sonnensystems mit ungeahnten Erkenntnissen. Erschienen ist der Roman zunächst einmal im August 2015 im Selfpublishing. ...

„Paradox“ von Phillip P. Peterson erzählt die Geschichte einer Weltraummission zum Rande unseres Sonnensystems mit ungeahnten Erkenntnissen. Erschienen ist der Roman zunächst einmal im August 2015 im Selfpublishing. Nach dem Gewinn des kindle storyteller Awards wurde der Roman im Dezember 2015 erneut veröffentlicht. Diesmal jedoch bei Bastei Lübbe.

Als die dritte Raumsonde in einer Entfernung von 134,3 AE verschwindet, beschließt die Firma Centauri ein bemanntes Raumschiff dorthin zu schicken. Technische Entwicklungen in den letzten Jahren machen es möglich, dass dieser Flug nicht mehrere Jahrzehnte dauern wird. Zu den Mitgliedern der Crew gehört niemand geringerer als Ed Walker, dessen letzte Mission mit dem Verlust der ISS endete. Er und seine Crew konnten sich retten, dennoch rechnete er mit dem Ende seiner Astronautenlaufbahn nach diesem katastrophalen Ereignis. Außerdem fliegt der junge Wissenschaftler David Holmes mit, der das Verschwinden der Raumsonden bisher von der Erde aus untersucht hat. Was wird die Crew dort vorfinden? Und viel wichtiger: Werden sie und die Erde mit diesen Erkenntnissen umgehen können?

Mittlerweile frage ich mich echt, warum ich nicht früher Science-Fiction ausprobiert habe. Umso schöner, dass ich jetzt viele tolle Romane entdecken kann. Mit dem Verschwinden der Raumsonden und einer bemannten Mission genau zu diesem Ort konnte Phillip P. Peterson mein Interesse wecken.
Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen. Ich war schnell in der Geschichte drin und die wissenschaftlichen Hintergründe und Phänomene werden verständlich erklärt. Ich konnte mir alles gut vorstellen. Es ist viel an wissenschaftlichem und technischen Wissen ins Buch eingeflossen. Ich habe das alles mit Freude aufgesogen, könnte mir aber vorstellen, dass das für einige zu viel ist.
Für mich war das Buch durchgehend spannend, obwohl es ziemlich lange braucht, bis man zur eigentlichen Weltraummission kommt. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es sich um den ersten Teil einer Trilogie handelt. Ed Walkers letzter Einsatz auf der ISS ist hier ebenso enthalten sowie das Verschwinden der Raumsonden. Wir erleben mit, was es bedeutet im Weltraum zu sein, sind bei Außeneinsätzen dabei, erleben die Vorbereitung und Planung der bemannten Mission zum interstellaren Raum, lesen von den technischen Entwicklungen, die dies möglich macht und sind zuletzt beim ersten bemannten Flug dabei, bei dem vier Astronauten unglaubliche 20 Milliarden km zurücklegen.
Ich bin so extrem fasziniert von solchen Dingen. Der Weltraum ist einer der lebensfeindlichsten Orte, den wir kennen. Wenn der neuartige Antrieb ausfällt, dann war es das für die Crew mit der Rückkehr zur Erde. In diesem Buch ist es ja nicht so, dass es normal wäre, im Weltraum umherzureisen und das jemand kommen könnte, um die Astronauten zu retten. Trotz dieser Umstände den Mut zu haben, sich auf diese Reise zu begeben, verdient meinen vollen Respekt und ich bin mir sicher, es würden sich in echt Menschen finden, die das wagen. Mir hat dieser Roman einige Dinge erst so richtig bewusst gemacht. Ich hatte zwar das Wissen, aber deren Bedeutung hatte ich bisher nicht so richtig erfasst. Zum Ende hin wird das Buch etwas wild in seinen Theorien und ich wäre gedanklich fast ausgestiegen. Eine kurze Denkpause hat dann allerdings dafür gesorgt, dass ich doch noch so richtig Spaß an dem Gedankenexperiment gefunden habe.
Die Personen in diesem Roman sind etwas klischeehaft, letztendlich habe ich aber mit der vierköpfigen Crew des Raumschiffes mitgefiebert. Hier treffen sehr unterschiedliche Charaktere aufeinander, die im normalen Leben nicht unbedingt so zusammenkommen würden, aber die sich gerade dadurch teilweise positiv beeinflussen. Jeder muss seinen Beitrag zum Erfolg der Mission leisten, über sich hinauswachsen und in gewissen Situationen zur Selbstreflektion bereit sein.
Am Ende des Buches gibt es ein Nachwort, dass Lesetipps beinhaltet, mit denen man sich näher mit den behandelten Themen im Buch beschäftigen kann. Für mich hat es auch nochmal deutlich gemacht, dass wir zwar jetzt noch nicht soweit reisen können, die wissenschaftlichen Theorien, die eine Reise zum interstellaren Raum möglich machen könnten, gibt es allerdings wirklich. Sie müssten nur noch umgesetzt werden, was wiederum nicht so einfach ist.

Fazit: Ein Science-Fiction Roman genau nach meinem Geschmack. Es gibt viel Fachwissen, tolle wissenschaftliche Theorien und verständliche Erklärungen. Die Grenzen des Vorstellbaren werden wunderbar ausgereizt. Die etwas klischeehaften Figuren haben mich manchmal etwas gestört. Der Faszination für diese Geschichte konnte dies jedoch nichts anhaben. Empfehlenswert für alle, die sich nicht so schnell von Wissen erschlagen fühlen und die der Weltraum genauso fasziniert wie mich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.09.2021

Ein schlechter Actionfilm in Buchform. Zu wenig Science, zu sehr Thriller.

Blood World - Die Zukunft ist in Blut geschrieben
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„Blood World“ ist der neueste Thriller von Chris Mooney, in dem es um eine Verbrecherorganisation geht, die mit Blut handelt, das besondere Fähigkeiten hat. Erschienen ist der Roman im August 2020 bei ...

„Blood World“ ist der neueste Thriller von Chris Mooney, in dem es um eine Verbrecherorganisation geht, die mit Blut handelt, das besondere Fähigkeiten hat. Erschienen ist der Roman im August 2020 bei Berkley. Heyne hat das Buch im Juli 2021 auf deutsch herausgebracht.

Im Blut von einigen Menschen wurde eine besondere DNA Sequenz gefunden, die den Alterungsprozess aufhalten und teilweise sogar rückgängig machen kann. Dies kann mit Hilfe einer Transfusion auch auf Nichtträger dieser Sequenz übertragen werden. Infolgedessen werden immer mehr Träger entführt. Blutkartelle sind entstanden und Elli Bartista, eine Polizistin beim LAPD, hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Praktiken ein Ende zu bereiten. Auch vor einem Undercover-Einsatz schreckt sie nicht zurück und so wird sie bald in eine Fehde hineingezogen, die sie ganz tief in die Welt der Blutkartelle reinzieht.

Als ich das Buch in der Vorschau gesehen habe, war ich sofort angetan von der Idee mit dem Blut und ich hatte direkt viele Ideen im Kopf, was im Buch alles passieren konnte. Auf unterschiedlichen Seiten wurde das Buch als Techno- oder auch Science-Thriller beworben, aber in dieser Hinsicht wurde ich herbe enttäuscht. Die Science wurde in drei Sätzen abgehandelt und der Rest des Buches ist ein normaler Thriller, an denen ich persönlich in der Regel nicht so viel Interesse habe.
Anfangs war ich noch guter Dinge und das Buch beginnt direkt spannend, doch es wurde schnell klar, dass hier eher das Verbrechen im Vordergrund steht und nicht die Wissenschaft hinter dem Blut. Das Buch lässt sich gut und flüssig lesen und auch der verwendete englische Wortschatz ist nicht besonders schwierig.
Das Buch ist in verschiedene Abschnitte eingeteilt, die den Fokus der Geschichte immer etwas anders legen. Nachdem die Ausgangslage geschaffen wurde, wird es erstmal etwas ruhiger, bevor die Situation zum Ende hin dann vollkommen eskaliert. Thematisch beschäftigt sich das Buch mit der Wirkung des Blutes auf die Empfänger, der Organisation, die hinter den Bluttransfusionen steckt und die Arbeit als Undercoveragent.
Wir bekommen auch einen kleinen Einblick, wie sich die Welt durch diese Entdeckung verändert hat und ich persönlich hätte mir den Fokus tatsächlich mehr hierauf gewünscht und ich hätte wahnsinnig gerne mehr zur Wissenschaft hinter dem Blut erfahren.
Dass ich wirklich mit jemandem im Buch mitgefiebert habe, kann ich nicht sagen, aber die LAPD-Polizistin Ellie Bartista hatte bei mir durchaus einige Sympathiepunkte. Sie ist sehr fokussiert darauf ihr Ziel zu erreichen und schreckt nicht davor zurück, alles Nötige dafür zu tun und ist auch bereit die Konsequenzen zu tragen. Das ging mir fast schon etwas zu weit, hat mich aber auch beeindruckt.
Die Antagonisten in diesem Buch haben teilweise eine sehr verquere Vorstellung davon, was denn nun Gut und Böse ist. Es gibt in diesem Buch einen „guten“ Bösen und einen „bösen“ Bösen und das hat mir überhaupt nicht gefallen. Man bekommt teilweise einen sehr detaillierten Einblick in die Denkweise und erlebt mit, was diese Personen bereit sind zu tun. Wahrscheinlich sollte erreicht werden, dass ein gewisses Verständnis aufgebracht wird, aber bei mir hat das nur das Gegenteil ausgelöst. Ich war angeekelt davon, wie man sich noch für den Guten halten kann, bei dem was alles schon an Gräueltaten angesammelt wurde.
Wie bereits vorher erwähnt steht das Verbrechen und das Führen des Blutkartells im Vordergrund dieses Buches. Wir erfahren viel über den Aufbau und die Strukturen innerhalb der Organisation, wie sich diese nach außen hin tarnt, wie ausgedehnt die Organisation ist, welche Ressourcen ihr zur Verfügung stehen. Gewalt und Folter kommen häufig vor und werden als probates Mittel angesehen, Zeugen werden ohne jede Reue aus dem Weg geräumt.
Insgesamt war mir die Geschichte teilweise zu vorhersehbar. Ich habe einige Plottwists schon recht früh geahnt, auch wenn diese nicht ganz genau wie erwartet eingetreten sind. Bei einigen Dingen musste ich die Augen verdrehen. Es war teilweise wie in einem schlechten Actionfilm, wo man schon sagen kann, was im nächsten Moment passiert, weil die Personen durch ihr Verhalten das geradezu herausfordern. Das Finale packt noch mal eine Schippe in Sachen Action und Gewalt drauf, aber ich muss zugeben, dass ich die letzten 20% des Buches nur noch quergelesen haben. Einige Entwicklungen haben mich etwas versöhnlicher gestimmt, bei anderen Entwicklungen war mir wiederum zu viel Glück im Spiel. Trotz des Querlesens habe ich nicht das Gefühl etwas verpasst zu haben, was für ein Buch nicht das beste Zeichen ist.

Fazit: Ein Buch, dass mich auch gemessen an reinen Thriller-Kriterien eher enttäuscht hat. Wenn man einen schlechten Actionfilm in Buchform lesen möchte, dann ist man bei dem Buch genau richtig. Ich hätte mir mehr Wissenschaft und einen deutlich anderen Fokus gewünscht, denn die Idee hat definitiv das Potenzial eine spannende sowie bahnbrechende Geschichte zu erzählen.