Profilbild von mrs-lucky

mrs-lucky

Lesejury Star
offline

mrs-lucky ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mrs-lucky über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2020

ist das ein ernstgemeinter Thriller oder schon Satire?

Die Rückkehr des Würfelmörders (Ein Fabian-Risk-Krimi 5)
0

Der Titel deutet es schon an, dass es sich bei dem aktuellen Thriller Stefan Ahnhems um eine Fortsetzung handelt. Zur besseren Zuordnung wurde der Vorgängerband „10 Stunden tot“ vom Ullstein Verlag noch ...

Der Titel deutet es schon an, dass es sich bei dem aktuellen Thriller Stefan Ahnhems um eine Fortsetzung handelt. Zur besseren Zuordnung wurde der Vorgängerband „10 Stunden tot“ vom Ullstein Verlag noch einmal unter dem Titel „Der Würfelmörder“ veröffentlicht. Dieser treibt in diesem Band weiterhin sein Unwesen und damit das Ermittlerteam um Fabian Risk an seine Belastungsgrenze, zumal die meisten von ihnen nebenbei selbst noch das eine oder andere Problem mit sich herumtragen.
Es wird jedoch nicht nur die Geschichte um den Würfelmörder fortgesponnen, der mit seinen gut geplanten Aktionen und vom Zufall ausgesuchten Opfern es der Polizei schwer macht. Hier laufen einige Handlungsstränge zusammen, die sich aus den bisherigen Bänden und Vorgeschichten ergeben. Mir hat der komplexe Aufbau der Thriller Stefan Ahnhems bisher immer gut gefallen, hier führt er die Geschichte jedoch ad absurdum und schießt meines Erachtens über das Ziel hinaus.
Ich habe mich beim Lesen mitunter gefragt, wer hier eigentlich der größte Psychopath ist. Ist es der Würfelmörder, der mit einer nicht nachvollziehbaren Besessenheit den Fortgang seines Lebens von Würfeln bestimmen lässt und dabei gnadenlos anderen Menschen das Leben raubt? Oder ist es der dänische Polizist, dessen Leben aus Rachsucht aus dem Ruder läuft, und der in seiner Besessenheit jede Regel des Polizeidienstes untergräbt? Ist es Fabian Risk, der seine Arbeit über alles andere stellt, dabei nicht nur sein Leben, sondern bisweilen auch das seiner Familie aufs Spiel setzt und den Bezug zur Realität immer weiter verliert? Oder ist es der Polizist mit dem Doppelleben, der der Faszination der anderen Seite des Verbrechens erlegen ist, und sich in der optimalen Position befindet seine Taten zu vertuschen?
Ich denke, man muss alle Bände kennen, um in diesen sehr verworrenen Handlungssträngen den roten Faden nicht zu verlieren und die Zusammenhänge zu begreifen. Die Komplexität ist faszinierend, der Schreibstil überwiegend beeindruckend, viele Szenen wirken bedrückend, spannend oder hinterlassen eine Gänsehaut.
Dennoch drängt sich der Eindruck auf, der Autor habe sich hier in einen Rausch geschrieben und seinen Hauptcharakteren dabei eine Portion Wahnsinn zu viel auferlegt. Die Handlungen sind am Ende wenig nachvollziehbar, die Motivation hinter den Taten und Verhaltensweisen insbesondere auf Seiten der Polizei belieben im Dunkeln und sind so weit von der Realität entfernt, dass sie unglaubhaft werden. Ermittlungsarbeit findet bei all dem Durcheinander nur am Rande statt, und das dann oft auf fragwürdige Art und Weise. Die Interaktion zwischen schwedischer und dänischer Polizei beispielsweise ist geradezu grotesk, wenn persönliche Differenzen über Professionalität gestellt werden und Polizisten mit gezückter Pistole herumspringen.
Schade, muss ich sagen, da mir bisher die Thriller gut gefallen hatten. Auch wenn hier am Ende wieder ein paar Fragen offenbleiben, ist für mich der Reiz dieser Reihe erloschen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.08.2020

spannend und atmosphärisch, leider in Teilen etwas unrealistisch

Geburtstagskind (Ewert Grens ermittelt 1)
0

Vor 17 Jahren wurde der Stockholmer Ermittler Ewert Grens zu einem besonders grausamen Tatort gerufen. Ein kleines Mädchen hüpft fröhlich „Happy Birthday“ singend durch die Wohnung, doch ihre Familie kann ...

Vor 17 Jahren wurde der Stockholmer Ermittler Ewert Grens zu einem besonders grausamen Tatort gerufen. Ein kleines Mädchen hüpft fröhlich „Happy Birthday“ singend durch die Wohnung, doch ihre Familie kann nicht mehr mit ihr feiern, sie wurde ausgerechnet an Zanas 5. Geburtstag ermordet, die Geburtstagstorte steht seit Tagen unberührt auf dem Küchentisch.
Als nun genau aus dieser Wohnung ein Einbruch gemeldet wird, muss Grens fürchten, dass Zanas Verfolger nach knapp 20 Jahren ihre Spur aufgenommen haben und sie sich in Gefahr befindet. Weitere Indizien bestärken diesen Verdacht. Zeitgleich werden der ehemalige Undercover-Agent Piet Hoffmann und seine Familie von einer Gruppe skrupelloser Waffenhändler bedroht, in beiden Handlungssträngen beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.
Die Geschichte ist temporeich mit einem durchgehend hohen Spannungsbogen, es hat mir sehr gut gefallen, wie dicht man beim Lesen an den Gedanken aber auch Zweifeln der Hauptcharaktere teilhat, ihre innere Unruhe wirkt oft greifbar. Insbesondere die Figur Ewert Grens’ habe ich als sehr authentisch und glaubhaft empfunden.
Mit Piet Hoffmann habe ich mich da deutlich schwerer getan, er ist zu sehr Superheld, die Story um ihn wirkt oft sehr konstruiert. Was er zum Teil in wenigen Stunden erledigt und auf die Beine stellt, ist selbst bei einem Mann mit seinem Hintergrund unrealistisch und erinnert zu sehr an Actionfilme, die sich selbst nicht ganz ernst nehmen. Weniger wäre in diesem Fall mehr gewesen und hätte der Spannung nicht geschadet.
Insgesamt haben mir der Schreibstil und die Atmosphäre sehr gut gefallen, ich habe mich selbst gefragt, wieso zwar schon länger ein paar Bände der Reihen um Ewert Grens und Piet Hoffmann auf meiner Merkliste stehen, ich aber bislang keinen davon gelesen habe. Während Anders Roslund die vorherigen Bände gemeinsam mit Börge Hellström verfasst hat, erscheint dieser Krimi nur unter seinem Namen und vereint die Geschichten den beiden Hauptfiguren. Als Neueinsteiger hatte ich jedoch nie den Eindruck, mir würde Hintergrundwissen fehlen, und trotz einiger Anspielungen auf die Vorgeschichten ist mein Interesse geweckt, mehr aus der Reihe zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.08.2020

spannende und lebendig erzählte Fortsetzung

Hagebuttenblut
0

Lisa Bengtsdotter schickt in ihrem neuen Krimi „Hagebuttenblut“ die Stockholmer Ermittlerin Charlie Lager zurück in ihren Heimatort Gullspång. Die Ereignisse und sehr persönlichen Erkenntnisse aus dem ...

Lisa Bengtsdotter schickt in ihrem neuen Krimi „Hagebuttenblut“ die Stockholmer Ermittlerin Charlie Lager zurück in ihren Heimatort Gullspång. Die Ereignisse und sehr persönlichen Erkenntnisse aus dem ersten Band „Löwenzahnkind“ setzen Charlie auch ein halbes Jahr später noch zu. Dennoch ist ihr Interesse geweckt, als sie von dem Fall der sechzehnjährigen Francesca hört, die vor 30 Jahren aus Gullspång verschwunden ist. Als ihr Vorgesetzter ihr anrät Urlaub zu nehmen und ihre alte Schulfreundin Susanne sie um Hilfe bittet, kehrt Charlie kurzentschlossen doch in ihrem Heimatort zurück, um Francescas Spuren zu verfolgen.
Bei ihren Nachforschungen muss Charlie schnell feststellen, dass die Bewohner Gullspångs wenig Bereitschaft zeigen, die damaligen Ereignisse zu kommentieren, ihre Einmischung in die Vergangenheit wird mit Schweigen oder Gegenwehr begegnet.
Beim Aufsuchen der damaligen Schauplätze werden bei Charlie längst vergessene Erinnerungen szenenartig auf und werfen neue Fragen auf zu ihrer und Bettys Geschichte.
Analog zu Charlies wiederkehrenden Erinnerungsfetzen erfährt der Leser aus Aufzeichnungen Francescas nach und nach mehr über die tatsächlichen damaligen Ereignisse, über Francescas schwieriges Verhältnis zu ihren Eltern und ihrer Schwester, oder auch die fragwürdigen Umstände des Todes ihres Freundes Paul. Dass Francesca nach Auffassung vieler dazu neigt, die Wahrheit nach ihren eigenen Interessen auszulegen, schafft Zweifel an dem Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen und lässt auch beim Lesen Raum für Spekulationen. Ist Francesca etwas zugestoßen, oder ist sie vielleicht noch am Leben und hat ihre Familie freiwillig verlassen?
Mich überzeugt auch in diesem Band wieder die Atmosphäre des Buchs, die Szenen wirken sehr lebendig. Der Leser weiß nur wenig mehr als Charlie und Johan, die zu den damaligen Ereignissen recherchieren, es tauchen einige potentielle Verdächtige auf, gleichzeitig wird die persönliche Geschichte Charlies aus dem ersten Band vertieft, es tauchen weitere rätselhafte Details zu ihrem und dem Leben ihrer Mutter auf.
Das Ende dieser Geschichte kam für mich dann insbesondere nach verzweigten und vielfältigen Ermittlungen sehr schnell und unerwartet, es lässt einige Fragen offen und wirkt dadurch abgeschnitten, ein Cliffhanger für den Folgeband, der im schwedischen Original bereits veröffentlicht wurde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.08.2020

düsterer Thriller über die Schattenseiten von Mallorcas Partyleben

Verschollen in Palma
0

Tim Blanck hat sich von seiner 16-jährigen Tochter Emme dazu überreden lassen, ihr einen Urlaub auf Mallorca mit ihren beiden besten Freundinnen zu erlauben. Diese Entscheidung muss er bitter bereuen, ...

Tim Blanck hat sich von seiner 16-jährigen Tochter Emme dazu überreden lassen, ihr einen Urlaub auf Mallorca mit ihren beiden besten Freundinnen zu erlauben. Diese Entscheidung muss er bitter bereuen, als Emme nach einer Partynacht in Magaluf spurlos verschwindet. Tims Ehe mit seiner Frau Rebecka zerbricht, er kann den Gedanken nicht ertragen, dass Emme etwas zugestoßen sein könnte, und gibt seinen Job als Versicherungsdetektiv in Stockholm auf, um auf Mallorca nach seiner Tochter zu suchen. 3 Jahre sind inzwischen vergangen, Tim hält sich mit Aufträgen als Privatdetektiv über Wasser. Bei einem Auftrag zur Beschattung einer untreuen Ehefrau gerät er nicht nur in ein Mordkomplott und auf die Spur von üblen Machenschaften, Gewalt und Korruption innerhalb Mallorcas höchster Kreise. Plötzlich stößt er auch auf neue Hinweise zu Emme und und ermittelt trotz deutlicher Warnungen auf eigene Faust weiter.
„Verschollen in Palma“ ist nicht mein erstes Buch von Mons Kallentoft, ich habe bereits die meisten Bände der Zack-Herry-Reihe gelesen und kenne seinen teils düsteren und temporeichen Stil. Hier entfaltet die Geschichte nach einem ruhigen Beginn, auf den die Hitze Mallorcas eine trügerische Trägheit zu legen scheint, eine sogartige Wirkung, Uppsala Nya Tidning findet eine treffende Bezeichnung, wenn die von einem „fiebrigen Sound“ spricht. Als Urlauber lernt man in erster Linie die sonnige und strahlende Seite der Urlaubsinsel kennen, Mons Kallentoft zeigt die düstere Welt hinter der touristischen Fassade mit dem teils beschwerlichen Leben der Mallorquiner, dem politischen Sumpf und den Schattenseiten des Partylebens. Vielleicht bin zu Naiv, aber auch in diesem Krimi habe ich den Eindruck, dass Kallentoft zum Zweck der Abschreckung die Exzesse in Drogen, Sex und Alkohol überzeichnet. Kann das Leben dort tatsächlich so abschreckend sein?
Die Geschichte wird nicht nur aus der Sicht Tims erzählt, auch Rebeckas Eindrücke finden Platz, ebenso Erinnerungen Emmes an ihren letzten Abend auf Mallorca, die wie Flashbacks in die Geschichte eingestreut sind.
Das Buch ist nicht einfach zu lesen aufgrund der kurzen, teils stakkatoartigen Sätze und der Sprünge in Zeiten und Perspektiven. Der Stil passt zu der Geschichte und sorgt für eine manchmal schon zu erdrückende Stimmung. Insbesondere im ersten Teil fehlte es mir an Spannung, Tims Wahrnehmungen und Stimmungen stehen deutlich im Vordergrund vor der Krimigeschichte. Sprachlich ist das Buch wieder einmal beeindruckend, inhaltlich konnte es mich nicht ganz überzeugen. Das Ende habe ich nach den vorangehenden Ereignissen als sehr unwahrscheinlich empfunden und Tims Verhalten als unnatürlich und unglaubwürdig. Mein ebook endet mitten in einem Satz, was einerseits zu dem Buch passt mich aber dennoch rätseln lässt, ob das gewollt ist oder ein Fehler des ebooks.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.08.2020

ein tiefgründiger Agententhriller

American Spy
0

m Jahr 1992 lebt Marie Mitchell als alleinerziehende Mutter mit ihren 4-jährigen Zwillingen in Conneticut. Eines Abends dringt ein fremder Mann in ihre Wohnung ein mit der Absicht, sie zu töten, doch Marie, ...

m Jahr 1992 lebt Marie Mitchell als alleinerziehende Mutter mit ihren 4-jährigen Zwillingen in Conneticut. Eines Abends dringt ein fremder Mann in ihre Wohnung ein mit der Absicht, sie zu töten, doch Marie, die seit Jahren mit einem derartigen Angriff rechnet, ist wachsam und kann den Mann überwältigen. Aus Angst um ihr Leben und das ihrer Söhne verlässt Marie Amerika und reist zu ihrer Mutter nach Martinique, um dort zur Ruhe zu kommen und sich Gedanken über ihre Zukunft zu machen. Falls ihr doch etwas zustoßen sollte, möchte sie ihren Söhnen etwas hinterlassen und ihre Vergangenheit erklären, so dass sie beginnt in einer Art Tagebuch ihre Geschichte und die ihrer Familie zu erzählen. Indem sie sich dabei an die beiden Jungs wendet und aus der Ich-Perspektive erzählt, fühlt man sich auch als Leser direkt angesprochen von diesen Eindrücken aus den Zeiten des kalten Krieges, die so ganz anderes sind, als es der verklärte Schein vieler Agententhriller mit „weißen“ männlichen Helden suggeriert.
Im Jahr 1987 ist Marie als Frau und als Farbige gleich in doppelter Hinsicht eine Ausnahme in der Männerwelt des FBI, statt ihre Fähigkeiten einsetzen zu können muss sie sich mit Papierkram herumschlagen. Doch dann bekommt sie die Gelegenheit an einer Geheimmission in Afrika teilzunehmen, die jedoch nicht nur ihre Sicht auf den amerikanischen Geheimdienst sondern auch ihr folgendes Leben grundlegend ändert.
Der Roman ist facettenreich und politisch sowohl in Hinblick auf Maries Herkunft und Kindheit als auch in Bezug auf die Arbeit der Geheimdienste zu Zeiten des kalten Krieges. Er verklärt nicht sondern zeigt auch die Schattenseiten der politischen Einmischung der großen Mächte, in diesem Fall insbesondere am Beispiel der Geschichte Burkina Fasos, über die ich zugegebenermaßen bislang nur wenig wusste.
Mir hat es gut gefallen, wie die Autorin Maries Familiengeschichte mit den Ereignissen der Weltgeschichte verknüpft hat. Gleichzeitig legt sie sehr subtil dar, wie Menschen aufgrund ihrer Herkunft sehr vorschnell mit Vorurteilen abgestempelt werden, bei genauerem Blick die Wertung über Gut und Böse aber ganz anders ausfallen kann. Interessant sind auch Maries Erfahrungen als farbige Amerikanerin in Afrika. Auch wenn der Roman in Zeiten spielt, die schon einige Jahre zurück liegen, sind viele Aspekte auch auf die aktuelle Situation übertragbar.
Dieses Buch ist viel mehr als ein bloßer Agententhriller und aus meiner Sicht empfehlenswert, wenn man sich die Zeit nimmt, sich auf die Geschichte einzulassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere