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Veröffentlicht am 10.03.2023

eine faszinierende Kulisse aber leider zu wirr und nicht spannend

Tod in Siebenbürgen
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Lioba Werrelmanns Krimi ‚Tod in Siebenbürgen‘ klingt vielversprechend mit einem angekündigten spektakulären Mord vor der exotischen Kulisse des Dracula-Schlosses Bran in Siebenbürgen.
Der Investigativ-Journalist ...

Lioba Werrelmanns Krimi ‚Tod in Siebenbürgen‘ klingt vielversprechend mit einem angekündigten spektakulären Mord vor der exotischen Kulisse des Dracula-Schlosses Bran in Siebenbürgen.
Der Investigativ-Journalist Paul Schwartzmüller war 14 Jahre alt, als er Rumänien vor 35 Jahren gemeinsam mit seinem Vater verlassen hat. Nun erhält er unerwartet die Nachricht, seine Tante Zinzi habe ihm ihren alten Bauernhof vererbt. Paul glaubt seine Tante seit Jahren als verstorben und beschließt, den Ort, an dem er die Sommer seiner Kindheit verbracht hat, aufzusuchen um die Angelegenheit zu regeln. Paul wird von Erinnerungen überwältigt, allerdings zeigt nur sein alter Freund Sorin Begeisterung bei seiner Ankunft. Als kurz darauf auf Schloss Bran ein Toter aufgefunden wird und Sorin als Verdächtiger festgenommen wird, setzt er seine Hoffnungen darauf, dass Paul als erfolgreicher Journalist den wahren Schuldigen ausmacht.
Paul findet jedoch keinen Zugang zu den Anwohnern des Ortes, er wirkt schon bei seiner Anreise naiv und planlos, er lässt sich mehrfach übertölpeln, wirkt ständig benebelt nicht nur von Alkohol-Konsum sondern auch von den Mythen und Aberglauben aus seiner Kindheit.
Mich hat in erster Linie die Schönheit der Landschaft und des nahe gelegenen Ortes Hermannstadt fasziniert, hier liegt eine Stärke des Romans, der ansonsten sehr anstrengend überzogen wirkt.
Es gibt interessante und informative Elemente zu der Geschichte Siebenbürgens, den kulinarischen Spezialitäten der Gegend bis hin zu aktuellen politischen Skandalen.
Mir hat es jedoch an Spannung gefehlt, Paul ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt und agiert derart dilettantisch in dem Versuch, den Mord aufzuklären, dass es schwer fällt, in ihm einen erfolgreichen Journalisten zu sehen oder ihn sympathisch zu finden. Man hat nicht wirklich den Eindruck, das Schicksal seines Freundes liege ihm am Herzen. Pauls Schlafwandeln und der ‚Spuk‘, den ihn umgibt, wirken zu aufgesetzt und sorgen ebenfalls nicht für einen Spannungsaufbau.
Das Thema und der Schauplatz der Handlung bieten viel Potential, man spürt die Begeisterung der Autorin für die Region, mit der Krimigeschichte konnte sie mich nicht fesseln oder mein Interesse an einer Fortsetzung wecken.

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Veröffentlicht am 09.03.2023

stimmungsvoll aber kein Thriller

Brandmal
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Elina Backman wird mit ihrem Debüt „Brandmal“ als neue Skandinavische Krimikönigin gehypt, das weckt Erwartungen, die die Geschichte nicht erfüllen kann, eine Thriller-Sensation habe ich nicht gefunden.
Im ...

Elina Backman wird mit ihrem Debüt „Brandmal“ als neue Skandinavische Krimikönigin gehypt, das weckt Erwartungen, die die Geschichte nicht erfüllen kann, eine Thriller-Sensation habe ich nicht gefunden.
Im Jahr 1989 wird die 15-Jähre Helena in Hartola ertrunken im Fluss aufgefunden, 30 Jahre später führt eine Serie grausamer Morde die Ermittler aus Helsinki in die kleine Gemeinde, die sich selbst als „Finnlands einziges Königreich“ bezeichnet.
Nach ihrer Kündigung verbringt die Journalistin Saana Havas den Sommer wie in ihrer Kindheit bei ihrer Tante in Hartola. Dort hört sie von der Geschichte Helenas, deren Tod nie vollständig aufgeklärt wurde. Nicht alle glauben an einen Unfall oder einen Selbstmord, Saana beginnt über den Fall zu recherchieren und weckt damit den Unmut einiger Bewohner.
Kurz darauf wird in Hartola die Leiche eines Mannes entdeckt, der mit dem selben Brandmal gezeichnet ist, das bereits ein paar Tage zuvor bei einer Leiche in Helsinki aufgetaucht ist. Diese Parallele führt Kommissar Jan Leino nach Hartola, und die Suche nach Zusammenhängen zwischen den Fällen bringt auch Verbindungen zu Helena zu Tage.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, insbesondere den Privatleben von Saana, Jan und dessen Kollegin Heidi wird viel Raum gegeben. In diesem ersten Band einer geplanten Reihe ist es sinnvoll, die Hauptfiguren näher kennenzulernen, doch kommt dadurch wenig Spannung auf, ich hatte eher den Eindruck einen Roman zu lesen, aber keinen Thriller.
Insbesondere die Rückblenden aus Helenas Sicht sind stimmungsvoll und vermitteln gut ihre wechselnden Gefühle und zeitweises Unbehagen, in der Gegenwart habe ich die mystischen Elemente als zu gewollt und aufgesetzt empfunden.
insgesamt wirkt die Geschichte auf mich zu konstruiert, es gibt ein paar Zufälle zu viel, darunter leidet die Glaubwürdigkeit.
Für mich ist „Brandmal“ ein netter und stimmungsvoller Krimi aber nicht mehr. Die Charaktere sind interessant, so wirklich warm werden konnte ich mit keinem von ihnen, Jan Leino ist sehr verschlossen, Saana wirkt eher selbstsüchtig und naiv, Heidi ertränkt ihren Frust in Alkohol.
Kann daraus eine reizvolle Krimireihe werden? Potential ist da, wenn die Charaktere den negativen privaten Ballast abwerfen und freier agieren können.

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Veröffentlicht am 06.03.2023

spannender 2.Band

Die Klinik
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„Die Klinik“ von Hubertus Borck ist eine spannende Fortsetzung der Reihe um die Hamburger Ermittler Franka Erdmann und Alpay Eloğlu.
In diesem Band bekommt Franka Erdmann die Aufgabe, einen auffälligen ...

„Die Klinik“ von Hubertus Borck ist eine spannende Fortsetzung der Reihe um die Hamburger Ermittler Franka Erdmann und Alpay Eloğlu.
In diesem Band bekommt Franka Erdmann die Aufgabe, einen auffälligen Todesfall in einer Hamburger Klinik zu untersuchen. Ein junger Familienvater ist nach einem Sturz mit dem Fahrrad schwer am Kopf verletzt, nach zwei Wochen aus dem Koma aufgewacht schwebt er nicht mehr in Lebensgefahr und verstirbt dennoch unerwartet. Seine Witwe ist überzeugt davon, dass ihr Mann ermordet wurde, im Krankenhaus schenkt man ihr keinen Glauben, die rechtsmedizinische Untersuchung bestätigt jedoch ihren Verdacht. Auch Franka und Alpay finden in der Klinik wenig Unterstützung, die Leitung weißt jeden Vorwurf von sich, doch Franka lässt sich nicht abwimmeln und findet bald weitere Unregelmäßigkeiten bei früheren Todesfällen auf der Station.
Der Thriller ist spannend und temporeich erzählt, viele kleine Szenenwechseln innerhalb der Kapitel und verschiedene Erzählperspektiven sogen dafür, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag.
Die Geschichte wird nicht nur aus der Sicht der Ermittler erzählt, es gibt auch Abschnitte aus der Sicht der Witwe sowie der Krankenschwester Mecki, die als eine Art „Todesengel“ während ihrer Arbeit als Krankenschwester schwerkranke Patienten von ihren Leiden erlöst.
Hier nimmt sich der Thriller des vielschichtigen Themas Sterbehilfe an und zeigt, wie schwierig es sein kann, Beweggründe zu verstehen und zu bewerten.
Insbesondere die Szenen aus der Sicht Meckis, deren Geschichte auch in Rückblenden erzählt wird, sind aufgrund ihrer obsessiv wirkenden Einstellung und Handlungsweise oft verstörend, während sie in anderen Momenten nachdenklich stimmen.
Auch in diesem Band hat der Autor es wieder geschafft, eine spannende Geschichte mit interessantem Hintergrund zu erzählen, dass dabei Alpay persönlich von den Entwicklungen betroffen ist, erhöht den Nervenkitzel. Die Charaktere wirken authentisch, die Hintergründe erscheinen plausibel und gut recherchiert, man erfährt das eine oder andere über die Ermittler und ihre Eigenheiten, ohne dass ihr Privatleben zu sehr in den Vordergrund rückt.

Veröffentlicht am 23.02.2023

spannender Auftakt einer neuen Krimireihe im Großraum Berlin

Die Schuld, die uns verfolgt
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Kann man sagen, dass einem die Lektüre eines Krimis Spaß gemacht hat? Zumindest war das mein erster spontaner Gedanke, nachdem ich „Die Schuld, die uns verfolgt“ von Alexander Oetker und Thi Linh Nguyen ...

Kann man sagen, dass einem die Lektüre eines Krimis Spaß gemacht hat? Zumindest war das mein erster spontaner Gedanke, nachdem ich „Die Schuld, die uns verfolgt“ von Alexander Oetker und Thi Linh Nguyen beiseitegelegt habe.
Analog zu dem gemischten Autorenduo sind es zwei Polizisten, die in diesem Auftakt einer neuen Krimireihe im Mittelpunkt stehen. Adam Schmidt ist Kriminalhauptkommissar bei der Berliner Polizei, seine Frau Linh Polizeioberkommissarin in Rheinsberg. An einem heißen Sommertag werden beide morgens fast zeitgleich zu Einsätzen gerufen. Adam erfährt von der Entführung eines kleinen Mädchens aus einer Kita in Berlin-Wedding, bei Linh entpuppt sich der Alarm aus einer Bankfiliale in einem kleinen Ort in der Nähe von Rheinsberg als ein bewaffneter Banküberfall mit Geiselnahme.
Neben den parallel erzählten Handlungssträngen zu diesen Fällen gibt es Rückblenden zu Linhs Kindheit, die sich mit der Biografie der Autorin decken, und der Leser erfährt nach und nach, wie Adam und Linh sich kennen gelernt haben und welche Schuld die beiden zusammenschweißt.
Die Geschichte ist durch die unterschiedlichen Perspektiven abwechslungsreich, die Fälle sind spannend und bergen beide einige unerwartete Entwicklungen. Es gibt sowohl brutale Szenen als auch Momente mit einem erfrischenden Humor.
Ein paar der Charaktere sind etwas stereotyp, was mich aber nicht gestört hat, sondern zu dem Krimi passt. Adam Schmidt zeigt im Verlauf, dass er mit einigen inneren Dämonen zu kämpfen hat, die ihn im Dienst manchmal im Weg stehen, zu brisanten Szenen führen und ihn in den Augen einiger Kollegen zu einer tickenden Zeitbombe machen.
Das bietet viel Potential für die Fortsetzung der Reihe, und auch wenn die Fälle in diesem Band am Ende abgeschlossen sind, macht es neugierig, wie es für Adam und Linh in der Zukunft weiter geht.

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Veröffentlicht am 07.02.2023

ein starker Roman über die Entwurzelung deutscher Aussiedler

Sibir
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In ihrem aktuellen Roman „Sibir“ verknüpft die Autorin Sabrina Janisch die Geschichten zweier Kindheiten miteinander und macht den Leser aufmerksam auf ein Kapitel deutsch-russischer Geschichte, das nicht ...

In ihrem aktuellen Roman „Sibir“ verknüpft die Autorin Sabrina Janisch die Geschichten zweier Kindheiten miteinander und macht den Leser aufmerksam auf ein Kapitel deutsch-russischer Geschichte, das nicht oft im Fokus steht. Mir war zwar grundsätzlich bekannt, dass im Osten Europas angesiedelte Bevölkerungsgruppen deutscher Herkunft um die Zeit des zweiten Weltkriegs auch nach Russland umgesiedelt wurden, die Tragweise der Schicksale dieser Menschen ist mir erst durch diesen Roman bewusst geworden.
Josef Ambacher ist 10 Jahre alt, als er mit seiner Familie in einen Zug gesteckt und unter unmenschlichen Bedingungen nach Kasachstan gebracht wird, bereits unterwegs stirbt sein jüngerer Bruder, seine Mutter Emma bleibt in einem Schneesturm bei ihrer Ankunft in Sibirien verschollen. Josef lebt dort mit seinen Großeltern und seiner Tante, ist jedoch weitgehend auf sich gestellt. Die Freundschaft zu einem gleichaltrigen Jungen aus dem nahe gelegenen Kasachendorf hilft ihm, in der unwirtlichen Steppe zu überleben.
Mitte der 50er Jahre kehrt die Familie gemeinsam mit aus Sibirien freigelassenen Kriegsgefangenen nach Deutschland zurück und lässt sich in einer Siedlung in der Lüneburger Heide nieder. Die Meschen fühlen sich fremd in Deutschland, sind geprägt durch ihre Erlebnisse, ihre Lebensgewohnheiten unterscheiden sich von den anderen Bewohnern des Ortes.
Josefs Tochter Leila spürt dieses Anderssein auch noch 40 Jahre später als Teenager Anfang der 1990er Jahre.
Die Geschichte springt zwischen Erzählungen aus Josefs Zeit in Sibirien und Leilas Aufwachsen in Niedersachen hin und her. Dabei ergänzen sich die Szenen oftmals; während Josef mit seinem Freund Tawil in der Steppe Vorräte anlegt und eine verlassene Hütte als Unterschlupf wieder aufbaut, sammelt Leila mit ihrem besten Freund Arnold Dinge, die ihnen wichtig sind in wechselnden Verstecken. In beiden Zeitschienen dominiert das Gefühl der Heimatlosigkeit, des Eindrucks, nicht dazu zu gehören, aber auch der Stärke, die aus einer engen Freundschaft entstehen kann.
Vieles steckt hier zwischen den Zeilen, wird von der Autorin nicht direkt ausgesprochen sondern anhand vieler kleiner Anekdoten verdeutlicht, so wie auch in den Familien vieles ungesagt bleibt und zu einigen Missverständnissen führt. Der Roman beeindruckt mit der Art und Weise, wie die Geschichten der beiden Zeitschienen miteinander verflochten sind, sich ergänzen und wie die Vergangenheit auf Leilas Jugend abzufärben scheint.
Für mich war es der erste Roman der Autorin, der Stil und der Inhalt haben mich so beeindruckt, dass mein Interesse auch an ihren anderen Werken geweckt ist.

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