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Veröffentlicht am 30.08.2023

eine sehr persönliche Geschichte

Terafik
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Terafik ist eine Geschichte, die ich erst einmal ein wenig sich setzen lassen musste, bevor ich eine Rezension dazu schreiben konnte.
Die Autorin erzählt von sehr persönlichen Erlebnissen und Eindrücken ...

Terafik ist eine Geschichte, die ich erst einmal ein wenig sich setzen lassen musste, bevor ich eine Rezension dazu schreiben konnte.
Die Autorin erzählt von sehr persönlichen Erlebnissen und Eindrücken aus ihrer Kindheit sowie über eine Reise in den Iran zu ihrem Vater und dessen zahlreichen Familienangehörigen. Nilufar ist Tochter einer deutschen Mutter und eines aus dem Iran stammenden Vaters, der Ender der 80er Jahre vor dem Regime dort geflohen und zum Studium nach Deutschland gekommen ist. Als Nilufar im Teenageralter ist, trennen sich die Eltern und ihr Vater kehrt in den Iran zurück.
Der Roman spielt sich auf verschiedenen Zeitebenen ab, am meisten hat mich der Teil der Reise in den Iran berührt, in dem sich einerseits die Distanz zwischen Vater und Tochter aufgrund der unterschiedlichen Kulturen manifestiert, in denen sie leben und aufgewachsen sind. Andererseits ist hier, endlich muss man sagen, eine gewisse Annäherung der beiden möglich.
Die Rückblicke in die Vergangenheit aus Sicht Nilufars aber auch aus der ihres Vaters während seiner Zeit in Deutschland, habe ich als schwierig nachvollziehbar empfunden. Vermutlich ist es so gewollt, dass die Empfindungen vage und schwammig bleiben, zumindest ist es mein Eidruck, dass für Nilufar weder die Beziehung ihrer Eltern greifbar war, noch dass sie als Kind eine enge Bindung zu ihrem Vater aufbauen konnte. Sie wächst damit auf, als Ausländerkind ausgegrenzt zu werden, ohne Zugang zu der Kultur ihres Vaters zu erhalten.
Zwischen Nilufar und ihrem Vater bleibt vieles unausgesprochen, sie verständigen sich auch ohne Worte, als Leser fühle ich mich Außen vor, es war für mich nicht wirklich greifbar, weshalb ihr Vater sich zu dem Menschen entwickelt hat, den sie auf ihrer Reise im Iran trifft.
Insbesondere in den Schilderungen aus dem Iran habe ich viel Neues über das Land und das Leben der Menschen dort gelernt, über unterschiedliche Traditionen und Wertvorstellungen, die schnell zu Vorurteilen und Missverständnissen führen können.
Terafik ist kein einfacher Roman, er erzählt teils eine bewegende Geschichte, teils bleibt er zu vage, um alle Umstände wirklich nachvollziehen zu können.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

spannende Fortsetzung mit überraschenden Entwicklungen

Verlogen
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In einem Lavafeld auf Island wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Maríanna war seit 7 Monaten verschwunden, aufgrund einer Notiz, die sie ihrer 15-jährigen Tochter Hekla hinterlassen hatte, ging ...

In einem Lavafeld auf Island wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Maríanna war seit 7 Monaten verschwunden, aufgrund einer Notiz, die sie ihrer 15-jährigen Tochter Hekla hinterlassen hatte, ging die Polizei in Asker von einem Selbstmord aus, doch nun wird klar, dass Maríanna ermordet wurde. Elma und ihr Kollege Sævar stehen vor einer schweren Aufgabe, denn nach der langen Zeit sind kaum noch Spuren zu finden, die Erinnerungen möglicher Zeugen sind verblasst. Sie forschen in Maríannas Vergangenheit, sie war erst 16 Jahre alt, als sie Mutter wurde und sich ohne Unterstützung ihrer Familie um ihre Tochter kümmern musste. Was ist passiert, dass Hekla schon früh zeitweise bei einer Pflegefamilie gelebt hat, und auch später von dieser betreut wurde? Weshalb ist der Kontakt Maríannas zu ihren Eltern abgerissen?
Ein zweiter Handlungsstrang setzt 15 Jahre zuvor an: eine junge Frau bringt eine Tochter zur Welt, zieht sie allein auf und erzählt aus der Ich-Perspektive von ihren Schwierigkeiten, zu ihrer Tochter eine Beziehung aufzubauen. Das kleine Mädchen verstört sie und stellt sie immer wieder vor kaum lösbare Herausforderungen.
Auch in diesem 2.Band aus der isländischen Krimi-Reihe um Elma und Sævar gefällt mir, wie geschickt die Autorin in dieser komplexen Geschichte mit dem spielt, was der Leser in das hinein interpretiert, was ungesagt bleibt. Das Ermittlerteam tappt lange im Dunkeln, je mehr sie herausfinden, um so mehr neue Fragen tauchen auf, einige Ermittlungsansätze verlaufen im Sande, und auch wenn der Leser über mehr Hintergrundinformationen verfügt, entwirren sich die Fäden erst ganz zum Schluss.
Die Geschichte ist spannend und vielschichtig, insbesondere die Rückblenden wirken zum Teil sehr bedrückend. Die Autorin beschreibt detailliert, hält sich mit Wertungen jedoch zurück und überlässt dem Leser die Deutungen. Im Verlauf haben mich einige Details irritiert, letztendlich ist der Krimi jedoch schlüssig und glaubwürdig.
Auch Elmas private Geschichte entwickelt sich weiter, dieser Teil bringt Lebendigkeit in den Krimi ohne zu dominieren und gibt kleine Einblicke in das Leben auf Island. Mir hat dieser 2. Band wieder sehr gut gefallen und ich freue mich, dass für Anfang nächsten Jahres bereits die Veröffentlichung der Fortsetzung angekündigt wird.

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Veröffentlicht am 17.07.2023

eine spannende und beklemmende Geschichte

Engelsgabe (Ewert Grens ermittelt 3)
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In ‚Engelsgabe“, Anders Roslunds drittem Band um den Stockholmer Kriminalkommissar Ewert Grens, muss dieser erneut in einem Fall ermitteln, der ihn an seine persönlichen Grenzen bringt.
Ewert Grens bekommt ...

In ‚Engelsgabe“, Anders Roslunds drittem Band um den Stockholmer Kriminalkommissar Ewert Grens, muss dieser erneut in einem Fall ermitteln, der ihn an seine persönlichen Grenzen bringt.
Ewert Grens bekommt von einem Kollegen den Tipp zu einem Fall von Menschenhandel und Zwangsprostitution. Er muss schnell handeln und nimmt lediglich seinen Kollegen Sven Sundkvist mit zu diesem kurzfristigen Zugriff. Der vermeintlich einfache Einsatz geht jedoch gründlich schief, der Täter ist bewaffnet und verletzt Sven schwer, er kann mit den beiden jungen Frauen fliehen, die als Zwangsprostituierte ihrem Zuhälter übergeben werden sollten.
Es wird bald offensichtlich, dass dieser Fall mit Ermittlungen ein paar Jahre zuvor zusammen hängt, in denen es auch um illegalen Organhandel ging, und bei dem Ewald Grens einige Entscheidungen treffen musste, die er jetzt zu bereuen beginnt.
Auch in diesem Band ist der Spannungsbogen durchgehend hoch, Anders Roslund schafft mit seiner bildhaften Sprache eine große Nähe zu seinen Protagonisten und lässt den Leser deren zum Teil schmerzhaften Gefühle miterleben. Auch wenn die grausamen Szenen nicht bis ins Detail ausgeweidet werden, sind die Schilderungen bisweilen nur schwer auszuhalten.
Ewald Grens ist als Hauptfigur kein einfacher Charakter, ich mag seine Vielschichtigkeit, seine berufliche Besessenheit, seine innere Verletzlichkeit und seine Loyalität spielen erneut eine große Rolle und sorgen für Authentizität. Der Leser ist den Ermittlern schon früh einen Schritt voraus, dennoch bleibt es spannend, den Entwicklungen und verschiedenen Handlungssträngen zu folgen.
Auch Piet Hoffmann darf in diesem Band nicht fehlen, sorgt für einige spannende Aktionen und kann mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten die Arbeit der Polizei unterstützen.
Mit seinen Themen um Menschen- und Organhandel weckt der Krimi Betroffenheit und zeigt gleichzeitig die Schwierigkeiten und Widrigkeiten auf, denen die Polizei im Kampf gegen das organisierte Verbrechen ausgesetzt ist. Ich hoffe sehr, dass diese Reihe eine Fortsetzung finden wird und bin auf jeden Fall wieder dabei.

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Veröffentlicht am 08.06.2023

spannende Fortsetzung

Die Affäre Alaska Sanders
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In Joël Dickers aktuellem Roman ‚Die Affäre Alaska Sanders‘ gibt es ein Wiedersehen mit dem Schriftsteller Marcus Goldman und Sergeant Perry Gahalowood aus ‚Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert‘.
Zwei ...

In Joël Dickers aktuellem Roman ‚Die Affäre Alaska Sanders‘ gibt es ein Wiedersehen mit dem Schriftsteller Marcus Goldman und Sergeant Perry Gahalowood aus ‚Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert‘.
Zwei Jahre sind vergangen, seit die beiden durch ihre hartnäckigen Recherchen diesen Fall aufdecken konnten, als Perry Gahalowood Hinweise bekommt, dass es bei einer 11 Jahre zurück liegenden Mordermittlung möglicherweise einige Ungereimtheiten gibt. Im Jahr 1999 wurde in dem kleinen Städtchen Mount Pleasant eine junge Frau namens Alaska Sanders ermordet aufgefunden. Indizien führen schnell zu einem Verdächtigen und der Fall scheint nach einem Geständnis gelöst. Nun zweifelt Perry Gahalowood und Marcus Goldman wittert einen Stoff für einen neuen Roman.
Auch diesmal wird die Rahmenhandlung in der Ich-Perspektive aus der Sicht Marcus Goldmans erzählt. Dazu kommen eingeschobene Rückblenden oder auch Protokolle von Befragungen. Die Geschichte springt in den Zeitebenen und Schauplätzen, es hilft zur Bewahrung der Übersicht, dass die Kapitelüberschriften deutlich Ort und Zeit des folgenden Abschnitts benennen.
Mir gefällt die Vielschichtigkeit des Romans ebenso wie bei seinem Vorgänger, die Handlung ist spannend erzählt, nach und nach deckt der Autor auf, dass Vieles nicht so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Auch Perry Gahalowood muss erkennen, dass er damals bei den Ermittlungen nicht genau genug hingesehen und einige Umstände falsch interpretiert hat.
Die Figuren und Schauplätze wirken authentisch, in vielen kleinen Szenen lässt Joel Dicker die Ereignisse lebendig werden, man hat als Leser oft das Gefühl, als Beobachter direkt dabei zu sein.
Das Buch ist nicht ganz so komplex und persönlich wie die Geschichte um Harry Quebert, lässt aber auch Marcus Goldman sich weiterentwickeln. Es bietet erneut eine schöne Mischung aus Krimi, Gesellschaftsroman und einer tragischen Liebesgeschichte.

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Veröffentlicht am 14.05.2023

leider eher nervig als witzig

Die unglaubliche Grace Adams
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Es ist einer der heißesten Tage in London, als Grace Adams in ihrem Leben einen Tiefpunkt erreicht hat. Ihre Tochter Lotte möchte ihre Mutter an ihrem 16.Geburtstag nicht sehen, ihr Mann hat sie vor ein ...

Es ist einer der heißesten Tage in London, als Grace Adams in ihrem Leben einen Tiefpunkt erreicht hat. Ihre Tochter Lotte möchte ihre Mutter an ihrem 16.Geburtstag nicht sehen, ihr Mann hat sie vor ein paar Monaten verlassen, außerdem sorgen die beginnenden Wechseljahre bei ihr für ein emotionales Chaos. Grace hat es sich in den Kopf gesetzt, ihre Tochter mit einer besonderen Motto-Torte zu überraschen und sich damit einen Weg zurück in ihr altes, heiles Leben zu ergattern. Doch der Weg durch die brütende Hitze Londons stellt Grace vor einige Herausforderungen, Erlebnisse und Begegnungen unterwegs lassen Erinnerungen und verdrängte Gefühle aufleben.
Das Cover ist bunt und verheißt in Kombination mit dem Titel ein spritziges, unterhaltsames Lesevergnügen. Im Buch ist davon jedoch wenig zu spüren, Grace verhält sich impulsiv und unkonventionell, ihre Stimmung ist allerdings zunehmend traurig bis depressiv.
Die Geschichte ist in drei Zeitebenen erzählt, die ineinander verwoben sind, so dass der Leser durch Ereignisse im heute, vor ein paar Monaten und vor einigen Jahren Einblicke darin erhält, was die Familie auseinander und Grace an diesen Tiefpunkt gebracht hat. Leider wird viel Potential verspielt, indem die Auflösung erst sehr spät erfolgt, bis dahin ist mir Grace mit ihrer naiven Art und ihrem Hang zur Dramatik schon zu sehr auf die Nerven gegangen. Das Verständnis, das gegen Ende des Buches aufkommt, kann das nicht mehr retten.
Es ist bewundernswert, wie Grace am Ende um ihre Familie kämpft, die Attribute warmherzig und witzig kann ich nur schwer mit ihrer Person in Verbindung bringen.
Das Buch spricht interessante Themen an wie die Herausforderungen im Umgang mit einem Teenager, Loyalität oder Trauerbewältigung, allerdings wird das alles sehr oberflächlich abgehandelt. Obwohl ich vermutlich optimal in die Zielgruppe passe, konnte mich das Buch nicht berühren.

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