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Veröffentlicht am 20.03.2017

Ein spannender aber auch sehr schonungsloser Thriller

Ragdoll - Dein letzter Tag (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 1)
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„Ragdoll – Dein letzter Tag“ von Daniel Cole ist ein spannender aber auch brutaler Thriller. Derart gewalttätige Geschichten sind eigentlich nicht mein Fall, der durchweg hohe Spannungsbogen und die Psychothriller-Elemente ...

„Ragdoll – Dein letzter Tag“ von Daniel Cole ist ein spannender aber auch brutaler Thriller. Derart gewalttätige Geschichten sind eigentlich nicht mein Fall, der durchweg hohe Spannungsbogen und die Psychothriller-Elemente haben mich jedoch so gefesselt, dass ich dabei geblieben bin.
Schon im Prolog gibt es eine heftige Szene, als während einer Gerichtsverhandlung der Ermittler Detective Layton-Fawkes, genannt Wolf, den Angeklagten brutal niederschlägt.
Die eigentliche Handlung setzt dann gut 4 Jahre später ein, Detective Wolf ist nach einiger Zeit in psychiatrischer Betreuung rehabilitiert und in seinen Job bei der Londoner Polizei zurück gekehrt, als er zu einem grausigen Tatort gerufen wird. Fixiert von hunderten feiner Fäden hängt eine Leiche von der Decke. Und auch der Leichnam selbst ist alles andere als gewöhnlich, denn er wurde aus den Leichenteilen 6 verschiedener Toter grob zusammengenäht. Noch dazu scheint diese Leiche auf Wolfs Wohnung zu zeigen, die in einem Block gegenüber liegt, und seine Exfrau, die als Journalistin bei einem Nachrichtensender arbeitet, erhält eine Liste mit den Namen und Todesdaten von sechs weiteren Opfern, Wolf selbst ist der letzte auf der Liste.
Dieser Fall stellt die Londoner Polizei vor einige Herausforderungen nicht nur aufgrund der emotionalen Betroffenheit der Ermittler. Der Täter ist intelligent und scheint der Polizei immer einen Schritt voraus zu sein.
Der Autor schont seine Charaktere nicht, er offenbart ihre Schwächen ebenso wie ihre Stärken. Die Sprache ist oft sehr direkt und schockt den Leser so manches Mal mit grausamen Details. Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, mal aus Sicht von Wolf, mal aus der seiner Exfrau oder auch der Kollegen Baxter und Edmunds. Dann wieder werden die Geschehnisse von einer Art Erzähler zusammengefasst, was mich an einigen Stellen vom Stil an das Kino-Genre Film-Noir erinnert hat. Die Charaktere sind überzeugend und polarisierend, er entlarvt Schwächen und auch Stärken der Figuren, nimmt gleichzeitig aber auch die Reaktion der Bevölkerung und vor allem der Medien aufs Korn. Das Ende und die Auflösung konnten mich nicht ganz überzeugen, dazu ist für meinen Geschmack die ganze Geschichte zu realitätsfern, insgesamt ist dies aber ein spannender Einstig in eine neue Thriller-Reihe.

Veröffentlicht am 20.03.2017

interessanter Auftakt, es fehlt aber etwas an Spannung

Der Turm der toten Seelen
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“Der Turm der toten Seelen“ ist der Auftakt einer Krimireihe um den Stockholmer Polizisten Leo Junker, verfasst von dem damals erst 27-jährigen Autor Christoffer Carlsson. Der Autor wird hoch gelobt und ...

“Der Turm der toten Seelen“ ist der Auftakt einer Krimireihe um den Stockholmer Polizisten Leo Junker, verfasst von dem damals erst 27-jährigen Autor Christoffer Carlsson. Der Autor wird hoch gelobt und als würdiger Nachfolger von Henning Mankell oder Stieg Larsson angepriesen, was mir allerdings nach dem Hören des Hörbuchs des ersten Bandes etwas hochgegriffen erscheint.
Hauptfigur Leo Junker ist Polizist in Stockholm, wurde jedoch vom Dienst suspendiert, nachdem er bei einem Einsatz versehentlich einen Kollegen erschossen hat. Nach diesem Ereignis ist Leo physisch und psychisch stark angeschlagen, der Leser erfährt im Verlauf der Geschichte, dass dies nicht der erste Schicksalsschlag war, den Leo verkraften muss.
Durch den Mord an einer jungen Frau in seinem Wohnhaus wird er aus seiner Lethargie aufgeschreckt und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Ein Detail des Falls erinnert ihn an seine Jugend in Salem, einem kleinen Ort in der Nähe Stockholms, an die dort vorherrschende Gewalt, seine erste Liebe und seinen damaligen besten Freund John Grimberg. Tragische Ereignisse haben die Freundschaft damals zerstört, und obwohl Leo Johns Rache fürchtet, stellt dieser ein wichtiges Bindeglied zu dem aktuellen Mordfall dar.
Dieser Thriller ist sehr eng mit Leos Geschichte verknüpft. In vielen Rückblenden wird von den Ereignissen aus Leos Jugend erzählt, aber auch von den Umständen, die zu seiner Suspendierung geführt haben. Die Erzählung springt zwischen den Zeitebenen, ich brauchte ab und an einen Moment um zuzuordnen, wann das Geschehen gerade angesiedelt ist. Die Stimmung ist analog zu Leos Gemütsverfassung oft düster, wie sein durch Medikamente getrübter Geist, wirken die Schilderungen teils nicht nur schwermütig sondern auch schwerfällig, was dem Thriller leider an Spannung nimmt. Die Einblendungen der an Leo gerichteten Briefe machen zwar zunächst neugierig, sind aber dann doch zu schnell durchschaubar. Lediglich gegen Ende des Buches nimmt die Geschichte mit ein paar spannenden Wendungen Fahrt auf.
Die Schilderungen sind interessant trotz der oft kurzen Sätze, die Atmosphäre ist stimmig. Leo ist als Hauptfigur nicht immer sympathisch aber deutlich vielschichtiger als der Thriller insgesamt. Im Vergleich zu den Büchern von Stieg Larsson fehlt mir die Komplexität, und die Geschichte ist zu vorhersehbar. Gerade gegen Ende der Geschichte zeigt Leo Junker jedoch, was in ihm steckt, so dass ich dennoch neugierig bin, ob die Folgebände eine Steigerung darstellen.
Die Übersetzung des Titels ist wie so oft eher abschreckend, „Der unsichtbare Mann aus Salem“ trifft es deutlich besser.

Veröffentlicht am 20.03.2017

eine zauberhafte Geschichte über die späte Liebe

Und jetzt lass uns tanzen
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Der Roman „Und jetzt lass uns tanzen“ der belgischen Autorin Karine Lambert erzählt auf berührende Weise von der zauberhaften Geschichte einer späten Liebe.
Marguerite und Marcel sind 78 und 73 Jahre alt, ...

Der Roman „Und jetzt lass uns tanzen“ der belgischen Autorin Karine Lambert erzählt auf berührende Weise von der zauberhaften Geschichte einer späten Liebe.
Marguerite und Marcel sind 78 und 73 Jahre alt, als sie sich zufällig während einer Thermalkur in den französischen Bergen begegnen. Beide sind seit wenigen Monaten verwitwet und von diesem Verlust auf ganz unterschiedliche Weise betroffen. Während Marcel nach dem tragischen Unfalltod seiner geliebten Ehefrau mit dem Alleinsein kämpft, wurde Margerite in ihrer Ehe jahrelang von ihrem Ehemann dominiert und muss erst schrittweise lernen, mit ihrer ungewohnten Freiheit und Selbstständigkeit umzugehen. Als Notargattin hat sie zwar ein komfortables aber fremd bestimmtes Leben geführt und nie wirkliche Liebe erlebt. Umso mehr faszinieren sie die Aufmerksamkeit und die sensible Art Marcels. Entgegen der Ressentiments ihres Umfelds und trotz einiger Hindernisse wagen die beiden einen Neuanfang.
Der Roman erzählt abwechselnd aus der Sicht der beiden Hauptcharaktere und beschreibt auf einfühlsame und behutsame Weise von ihren Gefühlen und Vorbehalten ohne ins Kitschige abzurutschen. Mir hat die manchmal einfach erscheinende aber auch prägnante Sprache gut gefallen, die Raum für das Kopfkino lässt. Marcel und Margerite kommen aus ganz verschiedenen Verhältnissen und sind ganz unterschiedliche Charaktere. Ihre Schicksale berühren ebenso wie ihr offener und herzlicher Umgang miteinander. Trotz ihres Alters wirken sie manchmal wie zwei frisch verliebte Teenager. Ihre Geschichte macht Mut, auch nach dem Verlust eines geliebten Menschen nicht die Hoffnung zu verlieren und sich zum „alten Eisen“ abstempeln zu lassen.
Ein wenig gestört hat mich die Gebrechlichkeit, mit denen Marguerite und Marcel zum Teil beschrieben wurden. Gerade mit dem sozialen Hintergrund der beiden sind 73 und 78 Jahre kein Alter, mit dem heutzutage als gebrechlich oder senil gelten muss.
Ansonsten hat mir diese herzerwärmende Geschichte sehr gut gefallen, Iris Berben findet für das Hörbuch den richtigen Ton, so dass es sehr angenehm ist, die Geschichte auf diesem Weg erzählt zu bekommen.

Veröffentlicht am 17.03.2017

urkomisch und bewegend zugleich

Die Schwangerschaft des Max Leif
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Die sieben Tode des Max Leif haben sich glücklicherweise nicht bewahrheitet, das Leben geht weiter und hat für Max so einige Überraschungen parat. Seine Hypochondrie glaubte er im Griff zu haben, als plötzlich ...

Die sieben Tode des Max Leif haben sich glücklicherweise nicht bewahrheitet, das Leben geht weiter und hat für Max so einige Überraschungen parat. Seine Hypochondrie glaubte er im Griff zu haben, als plötzlich Maja krank wird. Zum Glück stecken keine fremdartigen Parasiten oder gefährlichen Krankheiten hinter ihren seltsamen Symptomen, sie ist einfach „nur“ schwanger - und das auch noch doppelt! 
Das stürzt Max erst einmal in eine Krise und türmt einen Haufen Sorgen vor ihm auf. Was kann in einer Schwangerschaft nicht alles passieren?! Mit Übereifer macht Max sich daran, alle möglichen Stolpersteine während der Schwangerschaft zu ergründen und zu umgehen, was nicht nur Majas und Dr. Bärbeißers Geduld so manches Mal strapaziert, sondern wie schon im ersten Band zu einigen urkomischen Szenen führt.
Es gibt aber auch immer wieder nachdenkliche und auch sehr berührende Momente, wenn Max sich beispielsweise an seinen verstorbenen Freund Max erinnert, der auch jetzt noch großen Einfluss auf sein Leben besitzt.
In neun Kapiteln analog zu neun Schwangerschaftsmonaten kann der Leser an Max und Majas Leben in Form vieler kleiner Anekdoten teilhaben und sich an einem Wiedersehen mit wunderbaren Charakteren wie Jekaterina Poljakow oder dem eher nervigen Machete erfreuen. Aber auch neue Figuren bereichern und beeinflussen die Geschichte.
Es hat mich beim Lesen wieder einmal begeistert, wie lebendig und lebensnah die Figuren wirken. Im ersten Band fand ich Max stellenweise sehr anstrengend, inzwischen wirkt er im Leben mehr angekommen, so dass ich ihn mir noch eher als einen Kumpel von Nebenan vorstellen könnte.
Max Leif hat seine Ängste seit dem ersten Band ein gutes Stück bändigen können und wird sowohl durch seine Beziehung zu Maja als auch seien stabilere Lebenssituation geerdet. Entsprechend schwanken auch seine Stimmungen nicht mehr so ins Extreme wie im ersten Band, was der Fortsetzung ein klein wenig von dem Charme des Vorgängers nimmt, so dass ich diesmal 4 von 5 Sternen vergebe.

Veröffentlicht am 04.03.2017

beindruckender Psychothriller und Familiendrama

Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit
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Im Winter ereignet sich nach einer Party ein tragischer Unfall, bei dem drei Jugendliche uns Leben kommen. Am Steuer sitzt die erst 14-jährige Zoe Guerin. Dieses Ereignis erschüttert Zoes Leben zutiefst, ...

Im Winter ereignet sich nach einer Party ein tragischer Unfall, bei dem drei Jugendliche uns Leben kommen. Am Steuer sitzt die erst 14-jährige Zoe Guerin. Dieses Ereignis erschüttert Zoes Leben zutiefst, auch die Ehe ihrer Eltern zerbricht daran. Nach ihrer Zeit im Jugendarrest, zieht Zoe mit ihrer Mutter Maria nach Bristol, wo deren Schwester Tess lebt. Dort beginnt ihr 2.Leben mit Marias 2. Ehe und einer neuen Familie. Auf einem gemeinsamen Klavierkonzert mit ihrem Stiefbruder kommt es jedoch zu einem Eklat, Zoes Geheimnis droht ans Licht zu kommen, und am nächsten Morgen ist Zoes Muttet tot.
In diesem Thriller wird das Geschehen in kurzen Kapiteln aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Dabei wird schnell klar, dass in dieser Familie hinter der glänzenden Fassade einige Geheimnisse lauern. Aufgrund der sehr persönlichen Schilderungen ist der Leser sehr nah dran an der Handlung. Dieser Thriller ist etwas besonderes, denn er dreht sich nicht um besonders psychopathische oder grausame Taten, sondern spielt raffiniert nicht nur mit den Gefühlen der Charaktere sondern auch mit denen der Leser. Wonach bemisst sich Schuld? Wäre ich selber fähig zu vergeben? Wiesehr lassen wir und von Vorurteilen und oberflächlichen Eindrücken leiten? Abgesehen von den Rückblenden findet das Geschehen in einer sehr kurzen Zeitspanne und einem sehr eingeschränkten Raum statt und erinnert damit ein wenig an ein Kammerspiel. Umso intensiver sind die Erlebnisse für einzelnen Personen und die zum Teil dramatischen Folgen für ihre weitere Zukunft. Das Buch hat mich inhaltlich und sprachlich sehr beeindruckt, der Spannungsbogen ist durchgehend hoch, ich mochte das Buch kaum aus der Hand legen. Dies wird ganz sicher nicht mein letztes Buch von Gilly Macmillan gewesen sein.