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Veröffentlicht am 05.01.2021

Ungezähmt

Ungezähmt
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Ich musste wirklich sehr sehr lange über "Ungezähmt" nachdenken, weshalb ich mir auch sehr viel Zeit für diese Rezension genommen habe. Nachdem ich das Buch final zugeklappt hatte war ich wirklich positiv ...

Ich musste wirklich sehr sehr lange über "Ungezähmt" nachdenken, weshalb ich mir auch sehr viel Zeit für diese Rezension genommen habe. Nachdem ich das Buch final zugeklappt hatte war ich wirklich positiv gestimmt. Klar, es gab ein paar Dinge die mich gestört habe bzw. bin ich an der einen oder anderen Stelle auch mit anderen Erwartungen an das Buch heran getreten, doch alles in allem war ich positiv gestimmt.
Zwar ist das Buch an der einen oder anderen Stelle auch über das Ziel hinausgeschossen, doch waren andere Ausführungen dafür umso spannender und inspirierender. Gerade Glennon Doyles´ Trennung und Outing fand ich unglaublich kraftgebend und Mut zusprechend, auch wenn ich selbst nicht betroffen bin.

Zu erst einmal: absolut lebensverändert und unheimlich bewegend finde ich es nicht. Man kann dieses Buch lesen, sollte jedoch wissen, wie die beschriebenen Dinge einzuordnen sind und daraus seine Lehren ziehen. Für mich ist die Autorin interessant. Ich finde es spannend über ihr Erlebnisse zu lesen und sie kennenzulernen. Um so offen über ihr alte Alkoholsucht zu sprechen, ihre Trennung mit dem Ehemann, die Liebe zu einer Frau zu finden und auch Gott - um so zu sprechen, dafür gehört einiges dazu. Dennoch finde ich, dass sie sehr festgefahren wirkt.

Ihre Erziehung, ihre Bindung zu Gott, ihr Umgang mit anderen und ihre Arbeit. All diese Punkte lassen den Eindruck entstehen, dass nur ihre Art des Umgangs der Richtige sei und alle anderen etwas falsch machen würden, dies finde ich sehr schade. Ich finde es toll, dass Glennon Doyle zu sich gefunden hat, eins mit sich selbst ist und im Leben angekommen scheint, jedoch finde ich sie in ihren Ansichten etwas radikal. Vielleicht ist das auch die amerikanische Sicht der Ding und ich als Deutsche und Europäerin kann dies somit nicht nachvollziehen, doch für mich war dieses Buch ein Reinfall.
Auch die zum Teil sehr Gott lastigen Kapitel und Passagen wirkten auf mich etwas too much, mögen jemand andren jedoch gut gefallen.

Ich war davon überrascht, dass dieses Buch als eine Art Ansammlung langer und kurzer Essays geschrieben wurde und nicht als lange durchgehende Geschichte bzw. mehr als eine Biografie.
Dennoch, diese Art war interessant und so hat man als Leser auch viel erfahren.

Was also bleibt? Es bleibt ein Buch mit einem hübschen Cover und einem Inhalt, über den man streiten kann. Für mich ist dieses Buch, nach langer Überlegung, nichts ganzes und auch nichts halbes, weshalb es an dieser Stelle drei gutgemeinte Sterne von mir gibt.

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Veröffentlicht am 17.12.2020

Die Unschärfe der Welt

Die Unschärfe der Welt
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Langezeit habe ich mich gefragt, wo "Die Unschärfe der Welt" eigentlich ansetzt, mittlerweile habe ich es herausgefunden. Das Buch beginnt in Rumänien, genauer in der Region Banat am Ende der sechziger ...

Langezeit habe ich mich gefragt, wo "Die Unschärfe der Welt" eigentlich ansetzt, mittlerweile habe ich es herausgefunden. Das Buch beginnt in Rumänien, genauer in der Region Banat am Ende der sechziger Jahre. Den Beginn bildet die Geschichte mit Florentine und Hannes die gerade nach Marosch gezogen sind. Florentine ist hochschwanger und eine Zeitlang ist es ungewiss, ob sie ihr Kind behalten wird. Die meiste Zeit spielt sich die Geschichte auf dem Pfarrhof ab, Hannes ist Pfarrer und wird durch die Erzählungen, die besondere Landschaft, aber auch die politische Lage der Region geprägt. In jedem Kapitel wandert die Geschichte weiter. Von Person zu Person und auch bis nach Deutschland. Schon nach dem zweiten Kapitel wird klar, diese Geschichte und die in ihr vorkommenden Personen hängen zusammen, jeder spielt im Leben des anderen eine große und wichtige Rolle und ohne den anderen würde diese Geschichte nicht funktionieren. So wird, über vier Generationen hinweg, ein Faden gesponnen der wunderschön ist. Er fängt die Probleme, politischen Spannungen und Momente voller Freude ein und schafft es so einen Roman mit tiefer Persönlichkeit zu schaffen.
Iris Wolff überzeugt dabei vor allem durch ihre sehr bildhafte und poetische Sprache, zieht jeden Lesenden in den Bann der Geschichte und lässt den Leser auch danach nicht wieder los.

Wer sich fallen lassen möchte, der sollte sich fallen lassen. Es geht um Familie, um Zugehörigkeit und Fremd sein, um Flucht und Zusammenhalt, Trauer und Hoffnung. Das Buch ist kurz, doch ändert das nichts daran, dass es intensiv und berührend ist und für mich zu den Highlights in 2020 dazu gehört.

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Veröffentlicht am 09.12.2020

Der erste Tote - der lieber tot geblieben wäre

Der erste Tote
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Carlos und Andrew sind Freunde, Journalisten und am wichtigsten sie sind ein Paar. Carlos schießt die Fotos, Andrew schreibt. Eines Tages, nachdem sie aus Poza Rica zurück nach Mexico City wollen, finden ...

Carlos und Andrew sind Freunde, Journalisten und am wichtigsten sie sind ein Paar. Carlos schießt die Fotos, Andrew schreibt. Eines Tages, nachdem sie aus Poza Rica zurück nach Mexico City wollen, finden sie am Straßenrand die Leiche eines toten Aktivisten. Von diesem Moment an wird sich für beide alles ändern. Sie finden sich in den schwarzen und gefährlichen Abgründen der Öl- und Fracking-Industrie wieder und müssen Tod und Furcht in kauf nehmen. Als Carlos dann ermordet wird, beginnt Andrew sich in die Machenschaften der Industrie hineinzubegeben und Carlos zu rächen.

Was als Hochspannend beschrieben wird, enttäuscht bereits nach etwa 20 Seiten. Die Story kommt nicht in fahrt, es gibt unlogische Sprünge und auch die Spannung fehlt.
Dieser angebliche Thriller wollte viel, konnte jedoch nur wenig. Es passiert nichts überraschendes, es gibt Beziehungen die jeglicher Grundlage entbehren und auch für den Sinn der Geschichte nicht beitragen. Der Spannungsbogen ist schwach und sorgte dafür, dass ich dieses Buch einfach nur noch hinter mich bringen wollte. Auch das Ende passt nicht wirklich. Es endet kurz und abrupt, sorgt für noch mehr Verwirrung und war für mich unlogisch. Ich weiß, dass diese Geschichte noch weitergehen soll, doch werde ich dies nicht mehr weiterverfolgen.
Ich finde es sehr schade, da die Geschichte doch vielversprechend klang.

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Alte Sorten

Alte Sorten
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Sally ist abgehauen, nicht zum ersten Mal und auch nicht zum letzten Mal. Sie hat es satt, dass niemand ihr zuhört und alle so scheiße sind. Also verlässt sie die psychiatrische Klink in der sie eigentlich ...

Sally ist abgehauen, nicht zum ersten Mal und auch nicht zum letzten Mal. Sie hat es satt, dass niemand ihr zuhört und alle so scheiße sind. Also verlässt sie die psychiatrische Klink in der sie eigentlich Patientin und lässt alles hinter sich. Auf ihrem Weg trifft sie auf Liss. Liss, ist Bäuerin und bietet Sally ein Zimmer für eine Nacht an. Sally nimmt an, doch bleibt sie viel länger als nur eine Nacht.

Ich hatte das Buch bereits ein paar mal gesehen und war durch das schöne Buchcover neugierig geworden, doch niemals hätte ich mit so einer schönen und berührenden Geschichte gerechnet. "Alte Sorten" ist wütend, herzbrechend, freundschaftlich, lehrreich, auffangend, ehrlich, aufwühlend und noch so unglaublich viel mehr. Es ist Mut machen und wenn man sich auf die Geschichte einlässt auch Balsam für die Seele.

Die Geschichte ist langsam und von Tag zu Tag beschrieben. Wir begleiten Liss und Sally bei ihren Tätigkeiten und haben das Gefühl selbst mit den beiden unterwegs zu sein. Das Buch nimmt einen mit, fesselt einen und lässt nicht mehr los - auch wenn die Geschichte schon lange zu Ende ist. Es ist überraschend und kommt immer wieder mit neuen Impulsen um die Ecke, die das Lesen abwechslungsreich machen. Die Hintergründe zu beiden Charakteren sind aufwühlend und werden auf eine einfühlsame Art und Weise geschildert, durch die die Geschichte ihren wunderschönen Charakter erhält.
Sprachlich lässt sich der Autor auch nicht lumpen. Er springt immer wieder zwischen den beiden Frauen hin und her und gibt ihnen die Möglichkeit sich und ihre Art frei zu entfalten und herauszulassen - das habe ich geliebt!

Ich kann dieses Buch wirklich nur aus tiefsten Herzen empfehlen, da es eine großartige Geschichte ist, die meiner Meinung nach noch viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Auch sollte man dieses Buch am Besten im Spätsommer oder Herbst lesen, da sich dann die Atmosphäre des Buches am Besten entfaltet. Von mir gibt es für diesen Roman fünf von fünf Birnen!

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Veröffentlicht am 30.10.2020

Kreuzberg Blues

Kreuzberg Blues
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Der Wohnungsmarkt, kaum ein Markt ist so umkämpft wie dieser. Hohe, unbezahlbare Mieten, marode Häuser und Wohnungen, viele Interessenten bei zu wenigen Wohnungen.

Um den Wohnungsmarkt und die damit ...

Der Wohnungsmarkt, kaum ein Markt ist so umkämpft wie dieser. Hohe, unbezahlbare Mieten, marode Häuser und Wohnungen, viele Interessenten bei zu wenigen Wohnungen.

Um den Wohnungsmarkt und die damit einhergehenden Probleme geht es im neuen Krimi von Wolfgang Schorlau, "Kreuzberg Blues". Der Privatermittler Georg Dengeler ermittelt in einem wirklich heiklen Fall. Denn in einem Mietshaus wurden Ratten ausgesetzt und ein kleines Mädchen wurde von einer Ratte angefallen und verstümmelt. Dengler begibt sich auf die Suche nach den Auftraggebern und versucht den Hintergrund zu ermitteln, dabei begibt er sich selbst in Gefahr und das obwohl der Verdächtige doch eigentlich schon feststeht. Zudem werden die Ermittlungen durch die aufkommende Corona-Pandemie erschwert, welche ihre ganz eigenen Schatten auf die Geschehnisse wirft.

Mir hat dieser Krimi wirklich gut gefallen. Der Aufbau war schlüssig, die Charaktere sehr sympathisch und von der ersten Seite war man in der Geschichte gefangen.
Es ist für Georg Dengler der zehnte Fall und für mich der Erste und ich muss sagen, dass ich absolut nicht enttäuscht wurde. Ich mag Dengler sowohl als Mensch, aber auch als Ermittler. Er ist interessant, super intelligent und lässt sich nicht so einfach in die Irre führen. Ebenso mag ich seine Partnerin Olga mit der ich wirklich gerne mal einen Kaffee trinken würde. Sie ist scharfsinnig, lustig und lässt sich absolut nicht unter kriegen.

Neben den Charakteren hat mir aber auch besonders gut das Setting und die Handlung gefallen. Der Hauptort ist Berlin, doch spielen im Buch auch Leipzig und Stuttgart eine sehr wichtige Rolle.
Bei der Handlung mochte ich die verschiedenen Handlungsstränge, die wunderbar miteinander verwoben wurden. Das Immobilienmilieu, das Zuhälter- und Rotlichtmillieu, die Jungs fürs Grobe oder eben die aktuelle Corona-Pandemie, dicht gefolgt von der Organisation Fuhrmann.
Der Autor hat es geschafft all diese Punkte miteinander zu verknüpfen und dabei eine Geschichte entstehen zu lassen, der es an Spannung und Nervenkitzel absolut nicht mangelt.

Ein paar Bedenken hatte ich wegen dem Aspekt der Pandemie, doch dieser hat eher eine nebensächliche Rolle gespielt und wurde nicht unnötig aufgebauscht, sondern hat sich gut in die Geschichte eingefügt.
Für meinen Geschmack, hätten manche Ratten-Szenen nicht ganz so detailliert ausgeführt werden müssen, aber das liegt nur daran, dass ich Ratten sehr unangenehm finde, und nach dem Lesen dieses Buches noch mehr...
Das Ende war für mich auch wirklich gut gelungen und endete mit einem fiesen Cliffhänger, ich hoffe hier inständig auf eine Fortsetzung und werde in der Zwischenzeit Denglers andere Fälle nachholen.

Ich kann Georg Dengler und Wolfgang Schorlau nur empfehlen und freue mich auf mehr.

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