Profilbild von nessabo

nessabo

Lesejury Star
offline

nessabo ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit nessabo über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.11.2024

Eine Geschichte, mit der ich nicht wirklich warm wurde

Exklusiv nicht zusammen
0

Zum Hörbuch: Die beiden Sprecher waren nicht so ganz mein Fall. Vor allem bei dem, der Finn verkörpert hat, hat mich die Vertonung der Nebencharaktere ziemlich genervt. Ganz besonders meine ich damit weibliche ...

Zum Hörbuch: Die beiden Sprecher waren nicht so ganz mein Fall. Vor allem bei dem, der Finn verkörpert hat, hat mich die Vertonung der Nebencharaktere ziemlich genervt. Ganz besonders meine ich damit weibliche Figuren, die ich als affektiert hoch gesprochen empfunden habe. Ich erkenne an, dass sich beide sehr viel Mühe gegeben haben, die einzelnen Charaktere voneinander abzugrenzen. In meinen Augen ist das aber nicht für alle sonderlich authentisch gelungen. Toll dagegen fand ich bestimmte Soundeffekte, z. B. eine doppelte Tonspur, wenn zwei Figuren gleichzeitig sprechen. Auch die Kapitelübergänge waren sehr klar und damit leicht einzuordnen.

Zum Buch selbst: Ich mag queere Romance sehr, irgendwie konnte mich "Exklusiv nicht zusammen" aber leider nicht wirklich überzeugen und ich weiß nicht so richtig, ob das mehr an der Umsetzung des Hörbuches lag oder an der Story selbst.

Grundlegend finde ich es total lieb, dass Finn und Anton schon so lange befreundet sind. Und auch, dass Finn seinem besten Freund schon körperlich nah gekommen ist und damit kein Problem hat, mochte ich gern. Toxische Männer, die sich nach so etwas unbedingt von Homo- oder Bisexualität abgrenzen müssen, gibt es schließlich auch in der Literaturwelt genug. 🥴

Aber irgendwie konnte ich nicht so richtig warm werden mit den beiden. Obwohl Emotionen ja auch angesprochen wurden, kamen sie bei mir nicht gut genug an. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass es eine eher oberflächliche Beziehung ist, obwohl sie ja beste Freunde und auch Lover darstellen sollen. Die spicy Szenen fand ich gut geschrieben, aber Vieles außerhalb davon habe ich als eher hart empfunden und ich mag softe Geschichten lieber. Es gab ein paar Szenen, in denen geschrien wurde oder die sehr angespannt waren und die beiden Sprecher haben das gut umgesetzt, aber das machte das Hörerleben für mich eben auch wirklich anstrengend.

Der Epilog war auch nicht so richtig rund für mich, weil er so weit in der Zukunft liegt, dort aber Unsicherheiten zur Sprache kommen, die mir für diesen Zeitpunkt einer Beziehung eher unglaubwürdig erscheinen.

Insgesamt fand ich das Buch nur okay, weil mir charakterlich doch die Tiefe gefehlt hat bzw. ich die Figuren nicht gut genug greifen konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.11.2024

Perfekt für eine kurzweilige Lektüre voller Lacher

Die dicke Prinzessin Petronia
0

Mich hat das Cover im Stil des kleinen Prinzen direkt angesprochen und ich hatte eine ausgesprochen gute Lesezeit mit dieser Graphic Novel. 🫶🏻

Petronia begegnet der absoluten Langeweile und Trostlosigkeit ...

Mich hat das Cover im Stil des kleinen Prinzen direkt angesprochen und ich hatte eine ausgesprochen gute Lesezeit mit dieser Graphic Novel. 🫶🏻

Petronia begegnet der absoluten Langeweile und Trostlosigkeit ihres Lebens auf Planet W857 mit einer wundervoll patzigen Attitüde. Bei den Dingen, die sie während ihrer Reisen zu anderen Planeten (ebenso trostlos) oder auf dem eigenen Planeten erlebt, bleibt sie auf ihre ganz eigene Art liebenswert. Dank Multifunktionswurm Mirco ist sie bald nicht mehr komplett allein und trotz aller Widrigkeiten haben die beiden ein schönes Verhältnis zueinander.

Mit viel Wortwitz und Sarkasmus hat mich diese wirklich sehr lebhaft und vielfältig gestaltete Graphic Novel wiederholt zum Lachen gebracht. Die einzelnen Kapitel sind, wahrscheinlich ihrer ursprünglichen Erscheinungsform als Magazinbeitrag geschuldet, sehr kurz und beschränken sich fast immer auf eine Doppelseite. Auch, wenn die einzelnen Comics aneinander anschließen, war mir das doch zu kurz und ich hätte Petronia gern etwas länger innerhalb einer Handlung begleitet.

So bleibt es aber ein extrem kurzweiliges Werk, das viel Humor und auch den ein oder anderen gesellschaftskritischen Gedanken in sich trägt. Die einzelnen Episoden konnten mich unterschiedlich stark abholen, manche waren eher banal, andere dafür berührend. Insgesamt dürfte also für alle etwas dabei sein. Wichtig ist, dass nicht mit der Erwartung an die Lektüre gegangen wird, eine Figur in ihrer Entwicklung zu begleiten. Stattdessen begleiten wir Petronia in einigen voneinander oft losgelösten Episoden ihres Lebens - ohne konkretes Ziel.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.11.2024

Reflektiert, universalistisch und pragmatisch - ein menschliches Sachbuch

Empathie und Widerstand
0

Disclaimer: Gerade gibt es Kritik an Lunz bzw. ihrer Organisation CFFP, in der ihr White Feminism vorgeworfen wird. Ich habe das nur am Rand mitbekommen und sie scheint sich auf ein Panel Ende Oktober ...

Disclaimer: Gerade gibt es Kritik an Lunz bzw. ihrer Organisation CFFP, in der ihr White Feminism vorgeworfen wird. Ich habe das nur am Rand mitbekommen und sie scheint sich auf ein Panel Ende Oktober zu beziehen. Obwohl das Buch vorher geschrieben wurde, geht Lunz auf diese grundlegende Kritik an ihrer Arbeit auch im Text ein, ohne sie zu negieren. Anhand allem, was sie im Buch schreibt, sehe ich zumindest hier keinen Grund, ihr White Feminism vorzuwerfen, wenngleich ich den Kritisierenden ihren Eindruck nicht absprechen werde.

……..

Ein Buch, von dem ich nicht wusste, dass ich es brauche. Und ich bin skeptisch in die Lektüre gegangen, weil Kristina Lunz in meiner Blase auch immer mal für einen neoliberalen Feminismus kritisiert wird. Doch die Autorin konnte mich mit ihrer Reflektiertheit sehr schnell überzeugen.

Den Einstieg findet sie über ihre Vergangenheit bzw. ihren Karriereweg. Sie listet ihre aktivistischen Errungenschaften selbstbewusst auf und ich musste mich selbst fragen, warum ich da widerständige Gefühle hatte. Sie hat viel feministische Arbeit geleistet und tut es noch - warum sollte sie das nicht teilen dürfen? Hier wurde ich mit meiner internalisierten Misogynie konfrontiert, die Frauen als bescheiden und leise klassifizieren will.

Lunz widmet sich dann den beiden Komponenten, auf denen sie guten Aktivismus begründet sieht. Empathie sei dabei wichtig, muss aber regelmäßig geprüft werden. Empathie wird sich ungesteuert nämlich immer vor allem auf unsere In-Group richten und damit selektiv sein. Als Basis dessen sollten wir Menschen offen und vorurteilsfrei begegnen, auch oder gerade wenn sie eine andere Meinung vertreten und mit Methoden des Peacebuildings Brücken schlagen. Genau diese daraus entstehenden Allianzen sind es schließlich, die der linken Bewegung inhärent sein sollte - und es leider immer weniger sind.

Empathie sollte aber dort ihre Grenze haben, wo das Gegenüber grundlegende Werte missachtet. Wo diese Grenze liegt, muss jeder Mensch für sich herausfinden und stetig neu überprüfen. Wie schwierig es ist, diese Balance zu halten - sich weder vorzumachen, alles zu wissen, noch sich von unmenschlichen Ideen korrumpieren zu lassen - beschreibt Lunz sehr greifbar. Sie unterscheidet in ihrem Vorgehen auch hinsichtlich der Macht, die eine Person hält. Ein mächtiger Minister bekommt weniger Empathie, wenn er wichtige Gesetzesänderungen blockiert, als ein Privatmensch, der durch eine Veränderung Nachteile befürchtet. Diesen Ansatz finde ich so herausfordernd wie schön.

Beim Lesen habe ich mich mehrfach selbst ertappt. Ich neige zu schneller Meinungsbildung und befeuere somit selbst Lagerdenken. Statt immer nur zu dekonstruieren, so Lunz, sollte der anschließende Schritt immer die Konstruktion einer besseren Alternative sein. Einzelpersonen, z. B. erfolgreiche Autoren, für ihren Erfolg anzugreifen, trifft oft die falsche Stelle. Konstruktive Kritik ist angemessen, Schuldzuschreibung für die Wirkweisen eines jahrtausendealten Systems eher nicht.

Kristina Lunz schreibt auf eine extrem reflektierte Weise, thematisiert Kritik an ihrer Form des Aktivismus (von innen heraus verändern) und respektiert sie, ohne den anderen Ansatz zu diffamieren. Sie meidet hochkomplexe Themen nicht und schreibt so wiederholt über die Situation in Nahost seit dem 7. Oktober 2023, besonders über den Stellvertreterkrīeg hier bei uns. Ihre Forderungen sind dabei so klar, dass sich mir nicht erschließt, wie ihr vorgeworfen werden kann, sie würde sich nicht an die Seite der Palästinenser*innen stellen. Ich bewundere ihre Fähigkeit, Grenzen zu setzen, ohne in Dogmatismus und vereinfachte Dichotomien zu verfallen. Und das kann ich, obwohl ich ihren gewählten aktivistischen Weg nicht unbedingt teile.

Der letzte Abschnitt, welcher aktivistische Frauen porträtiert, kam mir an manchen Stellen etwas zu gewollt vor. Es sollte hier gezeigt werden, wie diese Empathie und Widerstand in ihrem Aktivismus praktizieren, doch dafür waren mir die Texte zu kurz. Daher ziehe ich einen halben Stern ab, bewerte das Buch aber noch immer sehr gut.

Ich habe mich von diesem Werk in meinem Universalismus bestärkt gefühlt und gleichzeitig gemerkt, wie herausfordernd es ist, nicht einem ideologischen Denken zu verfallen, das uns vorgaukelt, wir hätten die einzige Wahrheit für uns gepachtet. Damit hat „Empathie und Widerstand“ es geschafft, dass ich mich weiter im Aushalten verschiedener Perspektiven üben möchte (Stichwort: Ambiguitätstoleranz), ohne dabei meinen Widerstand gegen Unmenschlichkeit aufzugeben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.11.2024

Toller Humor, gute Charakterentwicklung, bisschen Spice - alle Erwartungen erfüllt

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
0

Wer Emily Henry liest, bekommt Emily Henry. Das ist auch bei „Book Lovers“ der Fall und ich fand es einfach nur toll.

Die Autorin hat ein Händchen für flüssige Geschichten mit Spice und einem Humor, den ...

Wer Emily Henry liest, bekommt Emily Henry. Das ist auch bei „Book Lovers“ der Fall und ich fand es einfach nur toll.

Die Autorin hat ein Händchen für flüssige Geschichten mit Spice und einem Humor, den ich sehr mag. Und auch während dieser Lektüre musste ich einige Male laut auflachen. 😅

Ganz besonders toll fand ich hier die Meta-Ebene der Story. Als Literaturagentin benennt Protagonistin Nora nämlich so einige RomCom-Tropes - um sie dann später aber trotzdem irgendwie selbst zu leben. Henry hat wirklich einen außerordentlich zugänglichen Weg gefunden, die Klischees der Romance-Welt liebevoll auf die Schippe zu nehmen. 🫶🏻

Richtig gut gefallen hat mir außerdem, dass die Beziehung von Nora zu ihrer Schwester Libby viel Raum einnimmt und sich entwickeln darf. Auch bei Romance finde ich es lobenswert, wenn es nicht nur um romantische Liebe geht und das Band zwischen den beiden Schwestern ist spürbar eng.

Spice kommt natürlich auch in „Book Lovers“ nicht zu kurz, auch wenn er etwas sanfter ausfällt als in anderen Büchern der Autorin. Bei der Beschreibung des Protagonisten Charlie wird auch wieder auf ein paar klassische Klischees zurückgegriffen und ich fand andere männliche Hauptfiguren noch besser ausgereift, aber er ist trotzdem ein gut gezeichneter, sympathischer Charakter.

Rundum genau das, was ich erwartet habe und ein absoluter Easy-Read mit Spaß und Coziness.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.10.2024

Ein interessanter Ausgangspunkt, aber definitiv keine Nebenbei-Lektüre

Lieben
0

[Disclaimer: Ich distanziere mich ausdrücklich von den antisemitischen Positionen, welche die Autorin seit dem 7. Oktober 2023 in der Öffentlichkeit recht präsent einnimmt. In diesem Essay bekommen sie ...

[Disclaimer: Ich distanziere mich ausdrücklich von den antisemitischen Positionen, welche die Autorin seit dem 7. Oktober 2023 in der Öffentlichkeit recht präsent einnimmt. In diesem Essay bekommen sie keinen Raum, deshalb beeinflussen sie meine Rezension nicht. Ich glaube aber, dass zu "Lieben" auch dazugehört, Handlungen von Menschen (hier konkret Regierungen) zu kritisieren, ohne in eine einseitige Dämonisierung abzugleiten.]

Ich habe bereits Emilia Roigs Buch "Das Ende der Ehe" gelesen und gemocht, weshalb mir einige der Gedankengänge dieses Essays bereits bekannt waren. Gerade mit einer gewissen antikapitalistischen/antirassistischen/feministischen Vorprägung sind viele Ausführungen nichts Neues und bilden so vielmehr einen Ausgangspunkt für eine tiefergehende Beschäftigung mit einzelnen Themenbereichen.

Der Essay ist zwar an vielen Stellen anekdotisch, blieb für mich aber emotional doch eher an der Oberfläche und wurde vor allem zu Beginn von recht vielen Referenzen begleitet - da hätten es für mich ein paar weniger sein dürfen. Die Gedanken der Autorin rund um die Hierarchisierung verschiedener Beziehungsformen und damit verschiedener Arten zu lieben waren mir größtenteils bekannt, aber trotzdem interessant. Vor allem das recht umfängliche Kapitel zu Freund*innenschaften hat mir sehr gut gefallen, da es hier auch konkrete Beispiele freundschaftlicher Verbindung gab, die auf mich immer sehr heilsam wirken. Romantische Liebe bekommt weniger Raum, was für mich aber angesichts des Übermaßes an Literatur in diesem Feld völlig gerechtfertigt war.

Die zweite Buchhälfte widmet sich einem viel größeren Thema, nämlich der Positionierung des Menschen innerhalb der Natur und des Kosmos. Die Gedanken zu Speziesismus fand ich sehr gut und unbedingt notwendig in einem Buch über das Lieben. Denn ich glaube fest daran, dass wir einen großen liebenden Teil in uns wegsperren, wenn wir nicht-menschliche Tiere und die Natur beherrschen und ausbeuten wollen. Manche Schilderungen, wie etwa ihre Reiterfahrung, passen in eine antispeziesistische Betrachtung der Welt allerdings nur bedingt. Das letzte Kapitel ist ziemlich spirituell, womit ich persönlich nicht viel anfangen kann. Doch die Autorin hat hier einen Ton getroffen, der mich den Abschnitt hat wertfrei lesen lassen - es ist ein Teil ihrer Lebenserfahrung und auch nicht mehr als das. Ich muss es nicht nachvollziehen können, um es zu respektieren.

Die Verbindungen zum übergeordneten Thema "Lieben" fiel schon manchmal recht abstrakt aus. Ich habe es nicht so extrem mit einer Erwartung gelesen, kann eine gewisse Enttäuschung an der Stelle aber nachvollziehen. Für mich war nicht viel neu, einiges trotzdem heilsam und manches zu fern, als dass ich dazu großartige Empfindungen hätte haben können. Eventuell ist das Thema für ein 120 Seiten langes Essay schlicht ein wenig zu komplex und die Autorin schien einen hohen Anspruch an die Vielfalt der angesprochenen Bereiche gehabt zu haben, was das Buch auch nicht unbedingt zu einer leichten Lektüre macht.

Ich empfehle es eher als anspruchsvollen Anstoß für Menschen, die sich in den Bereichen Antikapitalismus, Antikolonialismus und Feminismus trotzdem schon etwas auskennen. Für mich nicht überragend, aber auch nicht schlecht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere