Nette Sommerlektüre mit problematischen Mustern und wenig emotionaler Nähe
Ein unendlich kurzer SommerGeschichten rund um schicksalhafte Gemeinschaften lese ich ziemlich gern. Eine solche haben wir hier auf jeden Fall auch, aber so richtig emotional erreichen konnte mich der Roman trotzdem nicht.
Wir ...
Geschichten rund um schicksalhafte Gemeinschaften lese ich ziemlich gern. Eine solche haben wir hier auf jeden Fall auch, aber so richtig emotional erreichen konnte mich der Roman trotzdem nicht.
Wir begleiten fünf Menschen, die den Sommer auf einem kleinen Campingplatz verbringen. Das Setting fand ich gut gewählt und der zu Beginn entstandene Hype inkl. des plötzlich florierenden Tourismus war schon recht amüsant. Ich hatte figurentechnisch aber meine Probleme. Mehrere Perspektiven finde ich toll - hier waren sie aber nicht klar voneinander abgegrenzt und wechselten teils innerhalb eines Kapitels nur durch einen Absatz getrennt. Außerdem finden nur drei Perspektiven direkt Raum, über die verbleibenden beiden Hauptfiguren wird nur durch die anderen drei gesprochen. Dieser Fakt hat mich immer mal wieder verwirrt/unzufrieden zurückgelassen
Was ich ganz besonders kritisiere, sind einige Muster in der Handlung. Einem noch Minderjährigen wird einfach wiederholt von Erwachsenen harter Alkohol und Cannabis verabreicht, sodass dieser in einem völlig betrunkenen/zugedröhnten Zustand zurückbleibt. Kaninchen werden ständig hochgehoben und auf den Schoß verschiedener Personen gesetzt - ein Fluchttier, das nur im äußersten Notfall hochgehoben werden sollte und nein, die finden Kuscheleinheiten in der Regel nicht toll! Das rassistische I-Wort, welches gleich zweimal reproduziert wird. Und ein irgendwie ziemlich überzeichneter, flacher, überflüssiger Ehemann, der am Ende noch einmal einen kurzen Auftritt bekommt.
Besonders die Kritikpunkte, aber auch die für mich allgemein fehlende emotionale Nähe zu den Figuren führen zu meinem Punktabzug in der Bewertung. Der Roman lässt sich trotz allem gut lesen und ist eine nette Sommerlektüre. Ich finde einfach, dass bspw. eine Jasmin Schreiber sehr ähnliche Geschichten deutlich ergreifender und reflektierter geschrieben hat.