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Veröffentlicht am 01.05.2024

Spitzer Humor und wichtige Themen, aber ich fand es nur durchschnittlich gut

Spitzenreiterinnen
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Jovana Reisinger begleitet in "Spitzenreiterinnen" mehrere Frauen, die sie nach typischen "Frauenzeitschriften" benennt. Dabei bearbeitet sie sehr wichtige Themen wie Abhängigkeit in der Ehe/Beziehung, ...

Jovana Reisinger begleitet in "Spitzenreiterinnen" mehrere Frauen, die sie nach typischen "Frauenzeitschriften" benennt. Dabei bearbeitet sie sehr wichtige Themen wie Abhängigkeit in der Ehe/Beziehung, Einsamkeit und Konkurrenzdruck. Für andere Themen hätte ich mir ausdrücklich eine Inhaltswarnung gewünscht, zumal sie schon wirklich recht explizit behandelt werden (CN: häusliche Gewalt, Fehlgeburt).

Ich bin hin- und hergerissen in meiner Bewertung. Das Buch ist kurz gehalten, bei einem deutlich höheren Seitenumfang hätte ich wahrscheinlich nicht durchgehalten. Denn so spannend die Themen auch sind, die Figurenzeichnung und der verwendete Ton sind schon Gewöhnungssache. Sarkastische Texte mag ich durchaus, hier war es mir an einigen Stellen etwas zu viel bzw. konnte ich die Figuren dadurch nicht wirklich in der Tiefe greifen. Andererseits wurde durch die sarkastische und überspitzte Darstellung der Gedanken in meinen Augen sehr gut herausgestellt, wie absurd ein Leben im Patriarchat sein kann und wie unbegreiflich manche Schutzmechanismen von Betroffenen sind (ohne das kritisieren zu wollen).

Die jeweiligen Enden der Geschichten sind eher offen, das mag ich schlicht nicht so. Allerdings: Feministischer Fortschritt ist auch noch nicht an seinem Ziel angelangt, von daher halte ich es für ein sinnvoll gewähltes Stilmittel. Ich mochte, dass die Figuren um verschiedene Ecken miteinander in Verbindung standen und dass die Männer nie namentlich genannt werden, hätte mir aber eine stärkere Solidarität unter den Frauen gewünscht.

Wer kein Problem mit Sarkasmus hat und etwas Kurzweiliges sucht, bei dem mensch trotzdem ab und zu um die Ecke denken muss, kann dem Buch ruhig eine Chance geben.

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Ein Buch für Liebhaber*innen von Essaysammlungen mit philosophischem Anspruch

Die Kranichfrau
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Ich denke, das Buch hat mich schlicht zum falschen Zeitpunkt gefunden. Die ersten 2/4 habe ich mich sehr schwer getan, das letzte Viertel fand ich mit etwas zeitlicher Distanz dann auf einmal super. Die ...

Ich denke, das Buch hat mich schlicht zum falschen Zeitpunkt gefunden. Die ersten 2/4 habe ich mich sehr schwer getan, das letzte Viertel fand ich mit etwas zeitlicher Distanz dann auf einmal super. Die Geschichten sind etwas chaotisch, dadurch aber auch lebensnah geschrieben. Und sie vermitteln manchmal subtil, manchmal sehr offensiv Philosophien zum Leben, die mich bereichert haben. Zu einem anderen Moment im Leben wären sie wahrscheinlich leichter zu mir gekommen. Ich möchte das Buch daher nicht abwerten und finde insgesamt, dass es eine sehr angenehme Essay-Sammlung ist.

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Tolle Fortsetzung!

Wie Melodien im Wind
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Schöne Fortsetzung der Reihe! Ich fand es toll, mehr über Toni zu erfahren und mochte, dass Mental Health sowie der Erwartungsdruck für junge Menschen aufgegriffen wurden. Das sind wichtige Themen, die ...

Schöne Fortsetzung der Reihe! Ich fand es toll, mehr über Toni zu erfahren und mochte, dass Mental Health sowie der Erwartungsdruck für junge Menschen aufgegriffen wurden. Das sind wichtige Themen, die unbedingt in Jugendbücher gehören. Auch die Schwierigkeiten bei Klassenunterschieden innerhalb einer Beziehung wurden thematisiert.
In die Geschichte bin ich schlechter reingekommen als im ersten Teil, fand die Hauptbeziehung etwas zäh. Wie schon beim Vorgänger ist es eine eher sanfte Geschichte, ohne Drama, dafür mit liebevollen Freund*innenschaften und realistischen Themen. Eher für jüngere Menschen geschrieben, aber auch ältere können hier eine schöne, unkomplizierte Lesezeit haben.

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Ambivalente Gefühle zu den verschiedenen Geschichten

Kleine Kratzer
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Nicht zu allen Geschichten hatte ich einen guten Zugang und die Ausgänge haben mich oft mit einem beklemmenden Gefühl zurückgelassen. Trotz allem finde ich es großartig, dass die eigenen Bilder von alten ...

Nicht zu allen Geschichten hatte ich einen guten Zugang und die Ausgänge haben mich oft mit einem beklemmenden Gefühl zurückgelassen. Trotz allem finde ich es großartig, dass die eigenen Bilder von alten Menschen bzw. konkret Frauen hiermit ordentlich herausgefordert werden. Jane Campbell schreibt direkt, philosophisch und mit einer gewissen Vulgarität. Es geht genauso um Leidenschaft und Alleinsein, wie um den gesellschaftlichen Umgang mit älteren Menschen (teilweise in der Zukunft). Gezeigt haben mir ihre Geschichten außerdem, dass Kinder nicht zwangsläufig bedeuten, dass mensch im Alter nicht trotzdem allein sein kann.
„Um allein zu sein, musste man einen anderen Menschen, der abwesend war, brauchen. Entscheidend war das Bedürfnis, die Zusammengehörigkeit.“

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Herausfordernd & ambivalent

Yellowface
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Bislang habe ich mich mit noch keiner Rezension so schwer getan wie mit der zu „Yellowface“. Meine Erwartungen waren durch starkes Marketing und den Erfolg der Original-Ausgabe enorm hoch. Und weil ich ...

Bislang habe ich mich mit noch keiner Rezension so schwer getan wie mit der zu „Yellowface“. Meine Erwartungen waren durch starkes Marketing und den Erfolg der Original-Ausgabe enorm hoch. Und weil ich davon ausging, dass es ein Easy-Read mit moralischer Dimension wird, waren diese Erwartungen zum Scheitern verurteilt. (Abgesehen von der Umschlagsgestaltung, wie genial ist die bitte?! 🤩)

Denn wenn „Yellowface“ eins nicht ist, dann einfach. Das liegt nicht an der Sprache, sondern an der Wucht an Ambivalenz. Die weiße Protagonistin June stiehlt nach dem Tod ihrer wesentlich erfolgreicheren, chinesisch-amerikanischen Freundin Athena deren Manuskript, schreibt es um und veröffentlicht es. Es wird ein Bestseller, aber auf den Erfolg folgen die ersten Kritiken, Zweifel und Drohungen. Die Handlung ist immer wieder von thrillerartigen Elementen durchzogen. Das Ende fanden einige Menschen wohl vorhersehbar, ich nicht und mich hat es persönlich auch nicht ganz zufriedengestellt.

Nicht nur die Protagonistin ist ziemlich unsympathisch, auch die anderen Charaktere lassen sich nicht wirklich moralisch klar einordnen. Und das macht das Buch nicht nur zu einer Kritik am Literaturbetrieb, an kultureller Aneignung und Cancel Culture, sondern in meinen Augen vor allem zu einem Werk stetiger Hinterfragung der eigenen moralischen Wertung und des persönlichen Verständnisses. Was ist Satire, was ist reale Ambivalenz? An welchen Stellen manipuliert June unser Urteil, wo ist Mitgefühl vielleicht angebracht? Ich bin davon überzeugt, dass alle Lesenden zu einer (leicht) unterschiedlichen Bewertung kommen. „Yellowface“ fand ich wirklich herausfordernd bis anstrengend und dennoch wichtig zu lesen. Sich mit anderen dazu auszutauschen ist wahrscheinlich sehr zu empfehlen. 😉

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